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Energie & Management > Gaskraftwerke - Flexibler Strommarkt soll
Quelle: Fotolia / Ralf Urner
Gaskraftwerke

Flexibler Strommarkt soll "fossilen Lock-in" verhindern

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) fordert die Bundesregierung auf, die aktuelle Kraftwerksstrategie zu einer ganzheitlichen Flexibilitätsstrategie weiterzuentwickeln.
Anlässlich der Ankündigungen des Wirtschaftsministeriums (BMWK) zur geplanten Kraftwerksstrategie hat der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) ein Thesenpapier erarbeitet. Darin empfiehlt er, die Flexibilitätsoptionen im Energiesystem ganzheitlich zu prüfen und bereits vorhandene Potenziale erneuerbarer Energien zu nutzen.

Da die Plattform Klimaneutrales Strommarktdesign (PKNS) noch einige Zeit für ein Ergebnis benötigt, fürchtet der BEE, dass die noch für dieses Jahr angekündigte Kraftwerksstrategie zu Überkapazitäten an Gaskraftwerken und einem "fossilen Lock-in" mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten führt.

Dezentralität und Flexibilität entwickeln

„Der wachsende Anteil an erneuerbaren Energien verändert dauerhaft das Wesen der Energiewirtschaft: Dezentrale Energien wie Photovoltaik und Windenergie sorgen für immer größere Zeitfenster mit preisgünstigem Strom, während in Zeiten niedriger Einspeisung im Stromsystem zunehmend flexible und steuerbare Leistung benötigt wird“, erläuterte BEE-Präsidentin Simone Peter. Sektorenkopplung durch Elektrifizierung erhöhe einerseits den Strombedarf, schaffe jedoch zugleich zusätzliche Optionen zur flexiblen Steuerung und Möglichkeiten, um Grünstrom zu „nutzen statt abzuregeln“.

Der für die Volkswirtschaft positive Effekt der Marktpreissenkung („Merit Order Effekt“) durch die erneuerbaren Energien senke stetig die Erlöse daraus am Strommarkt, so Peter. „Eine schrumpfende wirtschaftliche Grundlage entzieht dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien damit die Grundlage“, fürchtet Peter. Deswegen seien künftig Anreize für eine flexible Bereitstellung von Strom auf der Angebots- und Nachfrageseite zu setzen und die wachsende Systemverantwortung von erneuerbaren Energien zu nutzen.
 
Der BEE fordert eine Flexibilitätsstrategie statt Kraftwerksausbau
Zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken
Quelle: BEE

Daher solle das neue Strommarktsystem Flexibilitäten als Grundpfeiler nutzen. Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung soll die Voraussetzungen für einen neuen Kraftwerkspark schaffen, der wasserstofffähige Gaskraftwerke zukünftig als Back-up einsetzt.

Kommen diese nun zu früh, fürchtet der BEE, dass strukturelle Probleme aus dem alten Stromsystem in die Zukunft übertragen werden, wie zum Beispiel der Redispatch. Stattdessen sollen steuerbare Elemente auf der Erzeuger-, aber auch auf der Verbraucherseite ausgebaut und zudem Sektorenkopplungs-Technologien, Speicher, Lastmanagement oder Netzinfrastruktur aufgebaut werden.

Thesen des BEE für Alternativen zu neuen Gaskraftwerken
  • In einem klimaneutralen Stromsystem ist die Ergänzung dezentraler erneuerbare Energien mit einem möglichst dezentralen statt eines zentralen Back-up-Systems zielführender.
  • Statt neue Überkapazitäten an Gaskraftwerken zu schaffen, solle eine „No-regret-Strategie“ verfolgt werden, nach der nur die zwingend notwendige Anzahl von Gaskraftwerken errichtet werden.
  • Ein alleiniger Fokus auf wasserstofffähige Gaskraftwerke riskiert einen fossilen Lock-in sowie hohe Strompreise aufgrund der zunächst begrenzten Verfügbarkeit von klimafreundlichem Wasserstoff.
  • Statt neuer Gaskraftwerke sollten vorerst vor allem heimische Potenziale der Bioenergie genutzt werden, vor allem durch eine Bewahrung und Flexibilisierung bestehender Biomasse-KWK-Anlagen.
  • Weitere dezentrale Flexibilitätspotenziale, wie Batterien und Speicher, erneuerbare KWK, die Nutzung bivalenter Speicher, gezielte Sektorenkopplung, steuerbare Wasserkraftanlagen und Geothermie sowie kleine, netzdienlich platzierte Elektrolyseure und Power-to-Heat-Anlagen sollten ebenfalls ans Netz kommen.
  • Die Grundlage für den flexiblen Einsatz ist die Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren-Anlagen. Diese muss angesichts fallender Marktwerte, wie sie im bestehenden Strommarktsystem zu beobachten sind, im neuen Strommarktdesign gewährleistet werden.

Dienstag, 25.04.2023, 15:41 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gaskraftwerke - Flexibler Strommarkt soll
Quelle: Fotolia / Ralf Urner
Gaskraftwerke
Flexibler Strommarkt soll "fossilen Lock-in" verhindern
Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) fordert die Bundesregierung auf, die aktuelle Kraftwerksstrategie zu einer ganzheitlichen Flexibilitätsstrategie weiterzuentwickeln.
Anlässlich der Ankündigungen des Wirtschaftsministeriums (BMWK) zur geplanten Kraftwerksstrategie hat der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) ein Thesenpapier erarbeitet. Darin empfiehlt er, die Flexibilitätsoptionen im Energiesystem ganzheitlich zu prüfen und bereits vorhandene Potenziale erneuerbarer Energien zu nutzen.

Da die Plattform Klimaneutrales Strommarktdesign (PKNS) noch einige Zeit für ein Ergebnis benötigt, fürchtet der BEE, dass die noch für dieses Jahr angekündigte Kraftwerksstrategie zu Überkapazitäten an Gaskraftwerken und einem "fossilen Lock-in" mit hohen volkswirtschaftlichen Kosten führt.

Dezentralität und Flexibilität entwickeln

„Der wachsende Anteil an erneuerbaren Energien verändert dauerhaft das Wesen der Energiewirtschaft: Dezentrale Energien wie Photovoltaik und Windenergie sorgen für immer größere Zeitfenster mit preisgünstigem Strom, während in Zeiten niedriger Einspeisung im Stromsystem zunehmend flexible und steuerbare Leistung benötigt wird“, erläuterte BEE-Präsidentin Simone Peter. Sektorenkopplung durch Elektrifizierung erhöhe einerseits den Strombedarf, schaffe jedoch zugleich zusätzliche Optionen zur flexiblen Steuerung und Möglichkeiten, um Grünstrom zu „nutzen statt abzuregeln“.

Der für die Volkswirtschaft positive Effekt der Marktpreissenkung („Merit Order Effekt“) durch die erneuerbaren Energien senke stetig die Erlöse daraus am Strommarkt, so Peter. „Eine schrumpfende wirtschaftliche Grundlage entzieht dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien damit die Grundlage“, fürchtet Peter. Deswegen seien künftig Anreize für eine flexible Bereitstellung von Strom auf der Angebots- und Nachfrageseite zu setzen und die wachsende Systemverantwortung von erneuerbaren Energien zu nutzen.
 
Der BEE fordert eine Flexibilitätsstrategie statt Kraftwerksausbau
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Quelle: BEE

Daher solle das neue Strommarktsystem Flexibilitäten als Grundpfeiler nutzen. Die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung soll die Voraussetzungen für einen neuen Kraftwerkspark schaffen, der wasserstofffähige Gaskraftwerke zukünftig als Back-up einsetzt.

Kommen diese nun zu früh, fürchtet der BEE, dass strukturelle Probleme aus dem alten Stromsystem in die Zukunft übertragen werden, wie zum Beispiel der Redispatch. Stattdessen sollen steuerbare Elemente auf der Erzeuger-, aber auch auf der Verbraucherseite ausgebaut und zudem Sektorenkopplungs-Technologien, Speicher, Lastmanagement oder Netzinfrastruktur aufgebaut werden.

Thesen des BEE für Alternativen zu neuen Gaskraftwerken
  • In einem klimaneutralen Stromsystem ist die Ergänzung dezentraler erneuerbare Energien mit einem möglichst dezentralen statt eines zentralen Back-up-Systems zielführender.
  • Statt neue Überkapazitäten an Gaskraftwerken zu schaffen, solle eine „No-regret-Strategie“ verfolgt werden, nach der nur die zwingend notwendige Anzahl von Gaskraftwerken errichtet werden.
  • Ein alleiniger Fokus auf wasserstofffähige Gaskraftwerke riskiert einen fossilen Lock-in sowie hohe Strompreise aufgrund der zunächst begrenzten Verfügbarkeit von klimafreundlichem Wasserstoff.
  • Statt neuer Gaskraftwerke sollten vorerst vor allem heimische Potenziale der Bioenergie genutzt werden, vor allem durch eine Bewahrung und Flexibilisierung bestehender Biomasse-KWK-Anlagen.
  • Weitere dezentrale Flexibilitätspotenziale, wie Batterien und Speicher, erneuerbare KWK, die Nutzung bivalenter Speicher, gezielte Sektorenkopplung, steuerbare Wasserkraftanlagen und Geothermie sowie kleine, netzdienlich platzierte Elektrolyseure und Power-to-Heat-Anlagen sollten ebenfalls ans Netz kommen.
  • Die Grundlage für den flexiblen Einsatz ist die Wirtschaftlichkeit der Erneuerbaren-Anlagen. Diese muss angesichts fallender Marktwerte, wie sie im bestehenden Strommarktsystem zu beobachten sind, im neuen Strommarktdesign gewährleistet werden.

Dienstag, 25.04.2023, 15:41 Uhr
Susanne Harmsen

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