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Energie & Management > Stromnetz - Flaute auf dem Weltstrommarkt
Quelle: Fotolia / Tom Bayer
Stromnetz

Flaute auf dem Weltstrommarkt

Die globale Nachfrage nach Strom wächst nach einem Bericht der Internationalen Energieagentur nur noch wenig, sollte in den nächsten Jahren aber wieder kräftig steigen.
Die schwache Konjunktur in den Industrieländern macht sich auch in der Elektrizitätswirtschaft bemerkbar. In diesem Jahr erwartet die IEA eine Zunahme des weltweiten Stromverbrauchs um weniger als 2 Prozent, nach 2,3 Prozent im vergangenen Jahr. Grund dafür sei vor allem ein kräftiger Rückgang der Nachfrage in den Industrieländern: um 3 Prozent in der EU und Japan, um 2 Prozent in den USA. Nach einem ähnlich großen Rückgang im letzten Jahr erreiche der Stromverbrauch in der EU damit in diesem Jahr wieder das Niveau von 2002.

Die Ursache der Nachfrageschwäche in der EU sieht die IEA darin, dass sich die energieintensive Industrie noch nicht vom Produktionseinbruch des vergangenen Jahres erholt hat. Zwei Drittel des Nachfragerückgangs sei darauf zurückzuführen, dass diese Branchen wegen der hohen Energiepreise nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges ihre Produktion gekürzt hätten. Dieser Trend habe sich auch 2023 fortgesetzt, obwohl die Preise für Energierohstoffe und für Strom deutlich gefallen seien.

In Paris geht man allerdings davon aus, dass der Schwächeanfall der globalen Elektrizitätswirtschaft nur vorübergehend ist. 2024 rechnet die IEA wieder mit einem stärkeren Wachstum, vor allem in wichtigen Schwellenländern wie Indien und China. Das Wachstum der Stromnachfrage könne im nächsten Jahr wieder 3,3 Prozent erreichen, schreiben die Experten der IEA. Dabei spiele auch der Trend zur Elektrifizierung des Energieverbrauchs eine Rolle, mit der viele Länder versuchten, ihre Treibhausgase zu reduzieren. Immer mehr Strom werde angesichts steigender Temperaturen auch von Klimaanlagen verbraucht.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien reiche inzwischen aus, um den zusätzlichen Bedarf an Elektrizität in den nächsten beiden Jahren zu decken. Die installierte Leistung der Windräder, Wasserkraftwerke und PV-Anlagen werde 2024 ein Drittel der weltweit installierten Kraftwerksleistung erreichen. Aus den erneuerbaren Energien könnte dann erstmals weltweit mehr Strom erzeugt werden als aus Kohle – wenn das Wetter mitspiele.
 
"Electricity Market Report Update - Outlook for 2023 and 2024"
(zum Download bitte auf das PDF kllcken)
Quelle: IEA

Umgekehrt werde die Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen sinken, besonders aus Erdöl. Beim Kohlestrom rechnet die IEA nach dem Anstieg um 1,7 Prozent im letzten Jahr, 2023 und 2024 wieder mit einem Rückgang der Erzeugung. In den nächsten Jahren erwartet die IEA ein kräftiges Wachstum der Stromnachfrage. Der zusätzliche, jährliche Bedarf sei ungefähr dreimal so groß wie die Jahresproduktion Deutschlands, heißt es in dem Bericht. Dabei wachse die Bedeutung der erneuerbaren Energien und der Anteil des fossilen Stroms gehe zurück.

Kein Rückgang bei den Emissionen

Das bedeutet aber noch nicht, dass auch die Emissionen zurückgehen. Die Politik und die privaten Unternehmen müssten deswegen jetzt größere Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass auch die Emissionen "nachhaltig zurückgehen". Erste Anzeichen dafür hat die IEA bereits ausgemacht. Während die Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen in der Vergangenheit nur in konjunkturellen Schwächephasen zurückging, stagnierte die fossile Erzeugung in den letzten Jahren auch, wenn mehr Strom nachgefragt wurde.

Das ist laut IEA ein klarer Hinweis dafür, dass sich die Elektrizitätswirtschaft im Umbruch befinde: "Die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen wird global zunehmend ersetzt durch Strom aus sauberen Quellen." Die Preise im Großhandel für Strom sind weltweit wieder zurückgegangen, jedoch deutlich weniger als die Preise für Kohle und Gas.

In Europa kostet Strom nur noch halb so viel wie die höchsten Preise des letzten Jahres, aber immer noch doppelt so viel wie 2019. Lediglich in den USA hätten die Strompreise das Niveau von 2019 fast wieder erreicht. Die Zahl der Stunden, in denen der Strompreis unter null fiel, hat sich dabei deutlich erhöht. In der ersten Hälfte dieses Jahres waren es in Deutschland und den Niederlanden doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt wurde Strom in 1 Prozent der Zeit zu negativen Preisen gehandelt, weil mehr Strom, insbesondere aus Wind und Sonne zur Verfügung stand als nachgefragt wurde. In Australien war das sogar in 20 Prozent der Handelszeiten der Fall.

Die IEA weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass negative Preise ein deutlicher Hinweis auf mangelnde Flexibilität des Systems sind. Notwendig seien höhere Investitionen in flexible Technologien sowie eine Regulierung, die eine bessere Steuerung der Nachfrage und mehr Speicher erlaube. 

Der Bericht "Electricity Market Report Update - Outlook for 2023 and 2024" steht auf der Internetseite der IEA zum Download bereit. 

Mittwoch, 19.07.2023, 09:18 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Stromnetz - Flaute auf dem Weltstrommarkt
Quelle: Fotolia / Tom Bayer
Stromnetz
Flaute auf dem Weltstrommarkt
Die globale Nachfrage nach Strom wächst nach einem Bericht der Internationalen Energieagentur nur noch wenig, sollte in den nächsten Jahren aber wieder kräftig steigen.
Die schwache Konjunktur in den Industrieländern macht sich auch in der Elektrizitätswirtschaft bemerkbar. In diesem Jahr erwartet die IEA eine Zunahme des weltweiten Stromverbrauchs um weniger als 2 Prozent, nach 2,3 Prozent im vergangenen Jahr. Grund dafür sei vor allem ein kräftiger Rückgang der Nachfrage in den Industrieländern: um 3 Prozent in der EU und Japan, um 2 Prozent in den USA. Nach einem ähnlich großen Rückgang im letzten Jahr erreiche der Stromverbrauch in der EU damit in diesem Jahr wieder das Niveau von 2002.

Die Ursache der Nachfrageschwäche in der EU sieht die IEA darin, dass sich die energieintensive Industrie noch nicht vom Produktionseinbruch des vergangenen Jahres erholt hat. Zwei Drittel des Nachfragerückgangs sei darauf zurückzuführen, dass diese Branchen wegen der hohen Energiepreise nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges ihre Produktion gekürzt hätten. Dieser Trend habe sich auch 2023 fortgesetzt, obwohl die Preise für Energierohstoffe und für Strom deutlich gefallen seien.

In Paris geht man allerdings davon aus, dass der Schwächeanfall der globalen Elektrizitätswirtschaft nur vorübergehend ist. 2024 rechnet die IEA wieder mit einem stärkeren Wachstum, vor allem in wichtigen Schwellenländern wie Indien und China. Das Wachstum der Stromnachfrage könne im nächsten Jahr wieder 3,3 Prozent erreichen, schreiben die Experten der IEA. Dabei spiele auch der Trend zur Elektrifizierung des Energieverbrauchs eine Rolle, mit der viele Länder versuchten, ihre Treibhausgase zu reduzieren. Immer mehr Strom werde angesichts steigender Temperaturen auch von Klimaanlagen verbraucht.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien reiche inzwischen aus, um den zusätzlichen Bedarf an Elektrizität in den nächsten beiden Jahren zu decken. Die installierte Leistung der Windräder, Wasserkraftwerke und PV-Anlagen werde 2024 ein Drittel der weltweit installierten Kraftwerksleistung erreichen. Aus den erneuerbaren Energien könnte dann erstmals weltweit mehr Strom erzeugt werden als aus Kohle – wenn das Wetter mitspiele.
 
"Electricity Market Report Update - Outlook for 2023 and 2024"
(zum Download bitte auf das PDF kllcken)
Quelle: IEA

Umgekehrt werde die Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen sinken, besonders aus Erdöl. Beim Kohlestrom rechnet die IEA nach dem Anstieg um 1,7 Prozent im letzten Jahr, 2023 und 2024 wieder mit einem Rückgang der Erzeugung. In den nächsten Jahren erwartet die IEA ein kräftiges Wachstum der Stromnachfrage. Der zusätzliche, jährliche Bedarf sei ungefähr dreimal so groß wie die Jahresproduktion Deutschlands, heißt es in dem Bericht. Dabei wachse die Bedeutung der erneuerbaren Energien und der Anteil des fossilen Stroms gehe zurück.

Kein Rückgang bei den Emissionen

Das bedeutet aber noch nicht, dass auch die Emissionen zurückgehen. Die Politik und die privaten Unternehmen müssten deswegen jetzt größere Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass auch die Emissionen "nachhaltig zurückgehen". Erste Anzeichen dafür hat die IEA bereits ausgemacht. Während die Stromproduktion aus fossilen Brennstoffen in der Vergangenheit nur in konjunkturellen Schwächephasen zurückging, stagnierte die fossile Erzeugung in den letzten Jahren auch, wenn mehr Strom nachgefragt wurde.

Das ist laut IEA ein klarer Hinweis dafür, dass sich die Elektrizitätswirtschaft im Umbruch befinde: "Die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen wird global zunehmend ersetzt durch Strom aus sauberen Quellen." Die Preise im Großhandel für Strom sind weltweit wieder zurückgegangen, jedoch deutlich weniger als die Preise für Kohle und Gas.

In Europa kostet Strom nur noch halb so viel wie die höchsten Preise des letzten Jahres, aber immer noch doppelt so viel wie 2019. Lediglich in den USA hätten die Strompreise das Niveau von 2019 fast wieder erreicht. Die Zahl der Stunden, in denen der Strompreis unter null fiel, hat sich dabei deutlich erhöht. In der ersten Hälfte dieses Jahres waren es in Deutschland und den Niederlanden doppelt so viel wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt wurde Strom in 1 Prozent der Zeit zu negativen Preisen gehandelt, weil mehr Strom, insbesondere aus Wind und Sonne zur Verfügung stand als nachgefragt wurde. In Australien war das sogar in 20 Prozent der Handelszeiten der Fall.

Die IEA weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass negative Preise ein deutlicher Hinweis auf mangelnde Flexibilität des Systems sind. Notwendig seien höhere Investitionen in flexible Technologien sowie eine Regulierung, die eine bessere Steuerung der Nachfrage und mehr Speicher erlaube. 

Der Bericht "Electricity Market Report Update - Outlook for 2023 and 2024" steht auf der Internetseite der IEA zum Download bereit. 

Mittwoch, 19.07.2023, 09:18 Uhr
Tom Weingärtner

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