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Energie & Management > Europa - Deutschlands Stromversorgung EU-weit am zuverlässigsten
Quelle: Fotolia / koya979
Europa

Deutschlands Stromversorgung EU-weit am zuverlässigsten

Die Regulierer der EU und der Energiecharta haben ihren siebten Bericht über die Qualität der Strom- und Gasversorgung vorgelegt. Sie hat sich in den meisten Ländern leicht verbessert.
Für jedes Land und jeden Gas- und Strommarkt haben der Rat der europäischen Regulierungsbehörden (CEER) und der Energiechartastaaten (ECRB) drei Indikatoren ausgewählt: die Kontinuität der Versorgung, die Qualität der angebotenen Leistung und den Service. Untersucht wurden 39 Länder, neben den EU-Mitgliedsstaaten auch die Mitglieder der Energiecharta. Die Datenlage sei jedoch sehr unterschiedlich, heißt es in dem Bericht, so dass die Vergleichbarkeit nicht immer gegeben sei. Der jetzt vorgelegte Bericht deckt den Zeitraum von 2010 bis 2018 ab. Die Kontinuität der Versorgung (CoS) betrifft vor allem geplante und ungeplante Lieferunterbrechungen.

Von besonderen Umständen abgesehen sei es den meisten Ländern gelungen, Zahl und Länge der ungeplanten Unterbrechungen in der Stromversorgung stabil zu halten oder zu reduzieren. Allerdings gibt es große Unterschiede. Pro Verbraucher waren es zwischen 0,2 und 55,3 Fälle ungeplanter Lieferunterbrechungen. Ihre kumulierte Dauer reichte von 9 bis 4.982 Minuten. In Deutschland bewegten sich die Lieferunterbrechungen im Untersuchungszeitraum zwischen 12,28 und 15,91 Minuten pro Kunde, 2018 waren es 13,91 Minuten. Die deutsche Stromversorgung ist damit am zuverlässigsten in der EU. Zum Vergleich: Französische Stromkunden mussten im gleichen Jahr fast 51 Minuten ungeplant auf Strom verzichten.

Große Unterschiede gebe es auch bei der Stabilität der Spannung (voltage quality, VQ) in den Stromnetzen. Allerdings sei die Datenlage hier besonders dünn. Zum einen, weil die Versorger nicht in allen Ländern verpflichtet seien, Daten zur VQ zu erheben. Zum anderen, weil es dafür keinen einheitlichen Standard gebe. Die Regulierer empfehlen deswegen, die Versorger zu verpflichten, die Verbraucher über die VQ zu informieren und die Haftung zwischen TSO und DSO zu teilen. Die Regulierer sollten auch dafür sorgen, dass Smart-Meter für die Kontrolle der VQ eingesetzt würden.

Weniger Lieferunterbrechungen auf dem Gasmarkt

Auf dem Gasmarkt (darüber berichten nur 28 Staaten) ist die Zahl der ungeplanten Lieferunterbrechungen deutlich geringer: zwischen Finnland mit 0,07 Minuten pro Kunde und 10,5 Minuten in Serbien. Deutschland liegt hier im Mittelfeld mit 0,49 Minuten. Allerdings seien ungeplante Ausfälle der Gasversorgung wesentlich gravierender und würden deswegen von den Behörden enger kontrolliert. Das gelte auch für Lecks an den Gasleitungen, die ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten. 28 Energiechartastaaten verpflichten die Versorger deswegen im Rahmen ihres Risikomanagements, dem Gas Geruchsstoffe beizumischen.

Insgesamt sei die Regelungsdichte auf dem Gasmarkt allerdings geringer als in der Elektrizitätswirtschaft. So verfügten 2018 nur 19 Energiechartastaaten (davon 14 EU-Staaten) über Gasspeicher und nur in 10 davon gab es dafür eine staatliche Regulierung. Für die Befüllung der Speicher gibt es inzwischen Vorgaben der EU. Ãœber LNG-Terminals verfügen nur zwölf Mitgliedsstaaten und eine Regulierung dafür gibt es nur in zehn von ihnen. Qualitativ unterscheidet sich Erdgas vor allem durch seinen Energiegehalt. Er bewegte sich in Griechenland zwischen 10,2 und 13,7 kWh/Kubikmeter und in Tschechien zwischen 9,0 und 11,1 kWh/Kubikmeter. Deutschland stellte darüber keine Daten zur Verfügung.

Die Zuverlässigkeit und die Transparenz der Angaben über die Gasqualität unterscheiden sich von Land zu Land beträchtlich. Die Parameter Energie und Dichte werden in manchen Ländern (z.B. Belgien oder Irland) kontinuierlich erhoben, in anderen nur einmal am Tag (z.B. Spanien) oder zwei Mal im Monat (Kroatien). In Bulgarien werden die Ergebnisse jede Stunde, in Frankreich gar nicht veröffentlicht.

„Signifikante Unterschiede“ haben die Regulierer auch im Hinblick auf die Dienstleistungen ausgemacht, die mit dem Strom- und Gasgeschäft verbunden sind. Insgesamt gehe der Trend zu einem „garantierten Angebot“. Werden die dort festgelegten Standards nicht erreicht, hat der Kunde Anspruch auf Kompensation. In manchen Ländern muss er diesen Anspruch allerdings ausdrücklich geltend machen, in anderen gibt es einen automatischen Ausgleich. Die Verteilnetzbetreiber sollten nach Ansicht der Regulierer die weiter bestehenden Hürden beseitigen, die es ihren Kunden schwer machten, diese Ansprüche geltend zu machen. Dabei entwickeln die Versorger offenbar einen großen Einfallsreichtum. Manche akzeptiertenzum Beispiel nur schriftliche Anträge, andere nötigten anspruchsberechtigte Vertragspartner entfernt gelegene Kundenzentren aufzusuchen.

Der Bericht ist im Internet abrufbar.

Dienstag, 3.01.2023, 17:13 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Europa - Deutschlands Stromversorgung EU-weit am zuverlässigsten
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Europa
Deutschlands Stromversorgung EU-weit am zuverlässigsten
Die Regulierer der EU und der Energiecharta haben ihren siebten Bericht über die Qualität der Strom- und Gasversorgung vorgelegt. Sie hat sich in den meisten Ländern leicht verbessert.
Für jedes Land und jeden Gas- und Strommarkt haben der Rat der europäischen Regulierungsbehörden (CEER) und der Energiechartastaaten (ECRB) drei Indikatoren ausgewählt: die Kontinuität der Versorgung, die Qualität der angebotenen Leistung und den Service. Untersucht wurden 39 Länder, neben den EU-Mitgliedsstaaten auch die Mitglieder der Energiecharta. Die Datenlage sei jedoch sehr unterschiedlich, heißt es in dem Bericht, so dass die Vergleichbarkeit nicht immer gegeben sei. Der jetzt vorgelegte Bericht deckt den Zeitraum von 2010 bis 2018 ab. Die Kontinuität der Versorgung (CoS) betrifft vor allem geplante und ungeplante Lieferunterbrechungen.

Von besonderen Umständen abgesehen sei es den meisten Ländern gelungen, Zahl und Länge der ungeplanten Unterbrechungen in der Stromversorgung stabil zu halten oder zu reduzieren. Allerdings gibt es große Unterschiede. Pro Verbraucher waren es zwischen 0,2 und 55,3 Fälle ungeplanter Lieferunterbrechungen. Ihre kumulierte Dauer reichte von 9 bis 4.982 Minuten. In Deutschland bewegten sich die Lieferunterbrechungen im Untersuchungszeitraum zwischen 12,28 und 15,91 Minuten pro Kunde, 2018 waren es 13,91 Minuten. Die deutsche Stromversorgung ist damit am zuverlässigsten in der EU. Zum Vergleich: Französische Stromkunden mussten im gleichen Jahr fast 51 Minuten ungeplant auf Strom verzichten.

Große Unterschiede gebe es auch bei der Stabilität der Spannung (voltage quality, VQ) in den Stromnetzen. Allerdings sei die Datenlage hier besonders dünn. Zum einen, weil die Versorger nicht in allen Ländern verpflichtet seien, Daten zur VQ zu erheben. Zum anderen, weil es dafür keinen einheitlichen Standard gebe. Die Regulierer empfehlen deswegen, die Versorger zu verpflichten, die Verbraucher über die VQ zu informieren und die Haftung zwischen TSO und DSO zu teilen. Die Regulierer sollten auch dafür sorgen, dass Smart-Meter für die Kontrolle der VQ eingesetzt würden.

Weniger Lieferunterbrechungen auf dem Gasmarkt

Auf dem Gasmarkt (darüber berichten nur 28 Staaten) ist die Zahl der ungeplanten Lieferunterbrechungen deutlich geringer: zwischen Finnland mit 0,07 Minuten pro Kunde und 10,5 Minuten in Serbien. Deutschland liegt hier im Mittelfeld mit 0,49 Minuten. Allerdings seien ungeplante Ausfälle der Gasversorgung wesentlich gravierender und würden deswegen von den Behörden enger kontrolliert. Das gelte auch für Lecks an den Gasleitungen, die ein Sicherheitsrisiko darstellen könnten. 28 Energiechartastaaten verpflichten die Versorger deswegen im Rahmen ihres Risikomanagements, dem Gas Geruchsstoffe beizumischen.

Insgesamt sei die Regelungsdichte auf dem Gasmarkt allerdings geringer als in der Elektrizitätswirtschaft. So verfügten 2018 nur 19 Energiechartastaaten (davon 14 EU-Staaten) über Gasspeicher und nur in 10 davon gab es dafür eine staatliche Regulierung. Für die Befüllung der Speicher gibt es inzwischen Vorgaben der EU. Ãœber LNG-Terminals verfügen nur zwölf Mitgliedsstaaten und eine Regulierung dafür gibt es nur in zehn von ihnen. Qualitativ unterscheidet sich Erdgas vor allem durch seinen Energiegehalt. Er bewegte sich in Griechenland zwischen 10,2 und 13,7 kWh/Kubikmeter und in Tschechien zwischen 9,0 und 11,1 kWh/Kubikmeter. Deutschland stellte darüber keine Daten zur Verfügung.

Die Zuverlässigkeit und die Transparenz der Angaben über die Gasqualität unterscheiden sich von Land zu Land beträchtlich. Die Parameter Energie und Dichte werden in manchen Ländern (z.B. Belgien oder Irland) kontinuierlich erhoben, in anderen nur einmal am Tag (z.B. Spanien) oder zwei Mal im Monat (Kroatien). In Bulgarien werden die Ergebnisse jede Stunde, in Frankreich gar nicht veröffentlicht.

„Signifikante Unterschiede“ haben die Regulierer auch im Hinblick auf die Dienstleistungen ausgemacht, die mit dem Strom- und Gasgeschäft verbunden sind. Insgesamt gehe der Trend zu einem „garantierten Angebot“. Werden die dort festgelegten Standards nicht erreicht, hat der Kunde Anspruch auf Kompensation. In manchen Ländern muss er diesen Anspruch allerdings ausdrücklich geltend machen, in anderen gibt es einen automatischen Ausgleich. Die Verteilnetzbetreiber sollten nach Ansicht der Regulierer die weiter bestehenden Hürden beseitigen, die es ihren Kunden schwer machten, diese Ansprüche geltend zu machen. Dabei entwickeln die Versorger offenbar einen großen Einfallsreichtum. Manche akzeptiertenzum Beispiel nur schriftliche Anträge, andere nötigten anspruchsberechtigte Vertragspartner entfernt gelegene Kundenzentren aufzusuchen.

Der Bericht ist im Internet abrufbar.

Dienstag, 3.01.2023, 17:13 Uhr
Tom Weingärtner

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