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Energie & Management > Windkraft Offshore - Anbindungssystem: Fast zwei Jahre für vollständige Unterlagen
So soll die Konverterplattform Borwin delta aussehen (Werkszeichnung). Quelle: Amprion
Windkraft Offshore

Anbindungssystem: Fast zwei Jahre für vollständige Unterlagen

Für die Anbindungsleitung Borwin 4 beginnt jetzt das Planfeststellungsverfahren. Borwin 4 soll 2028 den Atomstrom aus dem KKW Emsland mit Offshore-Windstrom ersetzen helfen.
Fast zwei Jahre nach Einreichung der Genehmigungsunterlagen für das Offshore-Stromanbindungssystem Borwin 4 hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) deren Vollständigkeit erklärt und das Planfeststellungsverfahren eröffnet. Das teilte der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Amprion mit, der das Vorhaben plant.

Borwin 4 soll angesichts der erweiterten deutschen Offshore-Ziele schon 2028 und damit ein Jahr früher, als bisher vorgesehen, Ökostrom aus künftigen Nordsee-Windparks unter der Insel Norderney hindurch an Land bringen und bis zum alten Kernkraftwerks-Standort Emsland ableiten. Dort beginnt das bisherige Transportnetz von Amprion, das den Strom bis nach Süddeutschland weitertransportiert.

Warum es trotzdem seit Frühjahr 2021 bis zur Vollständigkeitserklärung gedauert hat, vermochte Amprion auf Anfrage nicht zu sagen. Ein Projektsprecher räumte ein, dass das BSH in dem Zeitraum Unterlagen nachforderte. Dies sei aber ein normaler Vorgang. Das BSH hat ebenfalls eine Antwort in Aussicht gestellt.

​In Küstennähe schon länger Baurecht

Zum Vergleich: Das BSH ist nur für die Genehmigung des Borwin-4-Abschnittes in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zuständig, im Küstenmeer innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone dagegen die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Und obwohl für das Borwin-4-Kabel dort drei Sommer lang unter Norderney und unter den Deichen an der Küste gebohrt und das ökologisch sensible Wattenmeer gequert werden muss, gibt es für diesen Abschnitt bereits seit Anfang 2022 einen Planfeststellungsbeschluss.
 
Die Offshore-Anbindungsleitungen und Konverterstationen DolWin4 und BorWin4 auf der Landkarte (Nummer 2 = Flächen N-3.5 und 3.6 nördlich von "Nordsee One", zusammen 900 MW; Nummer 6 = Flächen N-6.6 und N-6.7, zusammen 900 MW rund um "Bard Offshore 1", "Veja Mate" und "Deutsche Bucht")
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Quelle: Amprion

Das heißt, Amprion hat in Küstennähe Baurecht. Der ÜNB plant, diesen Sommer die Bohrungen von der Inselmitte bis zum Südufer Norderneys fortzusetzen und zunächst Leerrohre zu verlegen. Der Projektsprecher betonte aber, dass die Unterlagen hierfür wegen der absehbaren Komplexität und der auf die Sommer beschränkten Baufenster "besonders früh" eingereicht wurden.

Dolwin 4 ist auch schon weiter

Borwin 4 verläuft darüber hinaus weitgehend parallel zum Anbindungssystem Dolwin 4, das schon immer 2028 fertig werden sollte. Borwin 4 reicht lediglich zu weiter entfernten Windpark-Projekten. In der AWZ sind das allein 90 Kilometer Seekabel. Und für Dolwin 4 läuft auf hoher See seit April 2022 das Planfeststellungsverfahren. Amprion hatte die Unterlagen laut dem Sprecher gleichzeitig mit jenen für Borwin 4 eingereicht.

Dolwin 4 und Borwin 4 bestehen aus Konverterstationen, 60 Kilometer beziehungsweise 125 Kilometer langen Seekabeln, die Norderney queren und bei Hilgenriedersiel anlanden, sowie einer 155 Kilometer langen Erdleitung bis zum Koppelpunkt Hanekenfähr. Dort sollen sie von 2028 an die Stromeinspeisung durch das Kernkraftwerk Emsland ersetzen. Emsland bei Lingen soll als eines der letzten drei Atomkraftwerke Deutschlands am 15. April 2023 vom Netz gehen.

Amprion hat weder die Vollständigkeitserklärung noch den Planfeststellungsbeschluss für Borwin 4 abgewartet und bereits 2022 die wesentlichen Aufträge auf hoher See vergeben:
  • Die Konverterplattform wird von Siemens Energy und Dragados Offshore geliefert,
  • die Seekabel kommen vom süditalienischen Hersteller Prysmian Powerlink.
Der weitere Zeitplan (Auswahl)

So soll es nun weitergehen mit Borwin 4:
  • Im Planfeststellungsverfahren hört das BSH die Öffentlichkeit sowie andere Behörden an und wägt ab, inwieweit das System mit der Sicherheit des Schiffs- und Luftverkehrs sowie dem Schutz der Meeresumwelt vereinbar ist. Amprion hofft auf einen Planfeststellungsbeschluss bis spätestens Anfang 2024.
  • Dem folgt − eine Besonderheit der AWZ − ein mehrstufiges Freigabeverfahren, in dem Amprion dem BSH die Einhaltung von Auflagen aus dem Planfeststellungsbeschluss nachweisen muss.
  • Im Sommer 2024 wird unterm Deich an der niedersächsischen Küste gebohrt und Leerrohr verlegt.
  • Die Seekabel von Borwin 4 und Dolwin 4 sollen von 2027 an verlegt werden, und zwar unter Norderney und küstennah in die Leerrohre.
  • 2028 soll Borwin 4 vorzeitig in Betrieb gehen, zusammen mit Dolwin 4, mit dem das System auf bis zu 1.800 MW kommt. Diese Gesamtleistung entspricht jener der an Dolwin 4 anzuschließenden und noch zu vergebenden Flächen N-3.5 sowie N-3.6 und der an Borwin 4 anzuschließenden und zu vergebenden N-6.6 und N-6.7 (siehe auch Landkarte).

Montag, 6.03.2023, 16:51 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Offshore - Anbindungssystem: Fast zwei Jahre für vollständige Unterlagen
So soll die Konverterplattform Borwin delta aussehen (Werkszeichnung). Quelle: Amprion
Windkraft Offshore
Anbindungssystem: Fast zwei Jahre für vollständige Unterlagen
Für die Anbindungsleitung Borwin 4 beginnt jetzt das Planfeststellungsverfahren. Borwin 4 soll 2028 den Atomstrom aus dem KKW Emsland mit Offshore-Windstrom ersetzen helfen.
Fast zwei Jahre nach Einreichung der Genehmigungsunterlagen für das Offshore-Stromanbindungssystem Borwin 4 hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) deren Vollständigkeit erklärt und das Planfeststellungsverfahren eröffnet. Das teilte der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Amprion mit, der das Vorhaben plant.

Borwin 4 soll angesichts der erweiterten deutschen Offshore-Ziele schon 2028 und damit ein Jahr früher, als bisher vorgesehen, Ökostrom aus künftigen Nordsee-Windparks unter der Insel Norderney hindurch an Land bringen und bis zum alten Kernkraftwerks-Standort Emsland ableiten. Dort beginnt das bisherige Transportnetz von Amprion, das den Strom bis nach Süddeutschland weitertransportiert.

Warum es trotzdem seit Frühjahr 2021 bis zur Vollständigkeitserklärung gedauert hat, vermochte Amprion auf Anfrage nicht zu sagen. Ein Projektsprecher räumte ein, dass das BSH in dem Zeitraum Unterlagen nachforderte. Dies sei aber ein normaler Vorgang. Das BSH hat ebenfalls eine Antwort in Aussicht gestellt.

​In Küstennähe schon länger Baurecht

Zum Vergleich: Das BSH ist nur für die Genehmigung des Borwin-4-Abschnittes in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) zuständig, im Küstenmeer innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone dagegen die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Und obwohl für das Borwin-4-Kabel dort drei Sommer lang unter Norderney und unter den Deichen an der Küste gebohrt und das ökologisch sensible Wattenmeer gequert werden muss, gibt es für diesen Abschnitt bereits seit Anfang 2022 einen Planfeststellungsbeschluss.
 
Die Offshore-Anbindungsleitungen und Konverterstationen DolWin4 und BorWin4 auf der Landkarte (Nummer 2 = Flächen N-3.5 und 3.6 nördlich von "Nordsee One", zusammen 900 MW; Nummer 6 = Flächen N-6.6 und N-6.7, zusammen 900 MW rund um "Bard Offshore 1", "Veja Mate" und "Deutsche Bucht")
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Quelle: Amprion

Das heißt, Amprion hat in Küstennähe Baurecht. Der ÜNB plant, diesen Sommer die Bohrungen von der Inselmitte bis zum Südufer Norderneys fortzusetzen und zunächst Leerrohre zu verlegen. Der Projektsprecher betonte aber, dass die Unterlagen hierfür wegen der absehbaren Komplexität und der auf die Sommer beschränkten Baufenster "besonders früh" eingereicht wurden.

Dolwin 4 ist auch schon weiter

Borwin 4 verläuft darüber hinaus weitgehend parallel zum Anbindungssystem Dolwin 4, das schon immer 2028 fertig werden sollte. Borwin 4 reicht lediglich zu weiter entfernten Windpark-Projekten. In der AWZ sind das allein 90 Kilometer Seekabel. Und für Dolwin 4 läuft auf hoher See seit April 2022 das Planfeststellungsverfahren. Amprion hatte die Unterlagen laut dem Sprecher gleichzeitig mit jenen für Borwin 4 eingereicht.

Dolwin 4 und Borwin 4 bestehen aus Konverterstationen, 60 Kilometer beziehungsweise 125 Kilometer langen Seekabeln, die Norderney queren und bei Hilgenriedersiel anlanden, sowie einer 155 Kilometer langen Erdleitung bis zum Koppelpunkt Hanekenfähr. Dort sollen sie von 2028 an die Stromeinspeisung durch das Kernkraftwerk Emsland ersetzen. Emsland bei Lingen soll als eines der letzten drei Atomkraftwerke Deutschlands am 15. April 2023 vom Netz gehen.

Amprion hat weder die Vollständigkeitserklärung noch den Planfeststellungsbeschluss für Borwin 4 abgewartet und bereits 2022 die wesentlichen Aufträge auf hoher See vergeben:
  • Die Konverterplattform wird von Siemens Energy und Dragados Offshore geliefert,
  • die Seekabel kommen vom süditalienischen Hersteller Prysmian Powerlink.
Der weitere Zeitplan (Auswahl)

So soll es nun weitergehen mit Borwin 4:
  • Im Planfeststellungsverfahren hört das BSH die Öffentlichkeit sowie andere Behörden an und wägt ab, inwieweit das System mit der Sicherheit des Schiffs- und Luftverkehrs sowie dem Schutz der Meeresumwelt vereinbar ist. Amprion hofft auf einen Planfeststellungsbeschluss bis spätestens Anfang 2024.
  • Dem folgt − eine Besonderheit der AWZ − ein mehrstufiges Freigabeverfahren, in dem Amprion dem BSH die Einhaltung von Auflagen aus dem Planfeststellungsbeschluss nachweisen muss.
  • Im Sommer 2024 wird unterm Deich an der niedersächsischen Küste gebohrt und Leerrohr verlegt.
  • Die Seekabel von Borwin 4 und Dolwin 4 sollen von 2027 an verlegt werden, und zwar unter Norderney und küstennah in die Leerrohre.
  • 2028 soll Borwin 4 vorzeitig in Betrieb gehen, zusammen mit Dolwin 4, mit dem das System auf bis zu 1.800 MW kommt. Diese Gesamtleistung entspricht jener der an Dolwin 4 anzuschließenden und noch zu vergebenden Flächen N-3.5 sowie N-3.6 und der an Borwin 4 anzuschließenden und zu vergebenden N-6.6 und N-6.7 (siehe auch Landkarte).

Montag, 6.03.2023, 16:51 Uhr
Georg Eble

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