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Energie & Management > Vertrieb - Zwei Grundversorger konkurrieren um fremden Kundenstamm
Quelle: Pixabay / Stefan Schweihofer
Vertrieb

Zwei Grundversorger konkurrieren um fremden Kundenstamm

Erneut gibt ein Strom-Grundversorger auf. Er empfiehlt Kunden eine befreundete Genossenschaft, ein Stadtwerk in der Nähe grätscht hinein. Und: Ein Dritter wird Grundversorger.
Die Elektrizitätsgenossenschaft Hasbergen eG (EGH), Strom-Grundversorger in der gleichnamigen 11.000-Einwohner-Gemeinde südlich von Osnabrück, hat kurz vor dem Kabinettsbeschluss über die Strompreisbremse am 25. November die Einstellung ihres Stromvertriebs zum 28. Februar 2023 angekündigt. Zur Begründung war in einer Mitteilung nur andeutungsweise von den "gegebenen Umständen" die Rede.

An ihre Kunden verschickte die 1931 gegründete EGH ein Angebot für einen Sondertarif der 185 Kilometer weiter nördlich gelegenen Energiegenossenschaft für Wittmund eG, mit der sie befreundet ist. Bis 9. Dezember können die Kunden das Angebot annehmen. Dann werden sie zunächst zum 1. Januar 2023 Sondertarif-Kunde der einen Genossenschaft und am 1. März 2023 automatisch ohne Unterbrechung als Sondertarif-Kunde zur anderen Genossenschaft weitergeleitet.

Vattenfall wird Grundversorger

Tun sie dagegen nichts, wechseln sie also auch nicht zu einem anderen Lieferanten, fallen sie am 1. März 2023 in die Grundversorgung des dann neuen Grundversorgers. Das wird nach Auskunft der EGH Vattenfall Europe Sales GmbH sein. 

Die Elektrizitätsgenossenschaft muss Vattenfall selbst bestimmt haben, denn sie betreibt in Hasbergen das Strom-Verteilnetz. Als Betreiberin muss sie alle fünf Jahre den größten Haushaltskunden-Vertrieb zum Grundversorger erklären. Oder eben außer der Reihe den zweitgrößten Haushaltskunden-Vertrieb, wenn der bisherige Grundversorger ausfällt. Normalerweise geschieht dies im Benehmen mit der Energieaufsicht des Landes, in diesem Fall im Energieministerium Niedersachsen. Es bestätigte auf Anfrage, dass die EGH ihm am 28. Februar die Einstellung der Geschäftstätigkeit als Lieferant und später die Bestimmung der Vattenfall-Vertriebsgesellschaft als neuen Grundversorger mitgeteilt hatte. Man überwache des Prozess gemäß Paragraf 36 Energiewirtschaftsgesetz.

Anlass für Expansionsversuch der Stadtwerke

Die nur 10 Kilometer von Hasbergen entfernten Stadtwerke Lengerich (SWL, NRW) wittern offenbar im absehbaren Lieferstopp des alten Grundversorgers eine Vertriebschance für sich, zumal sie bei Gas schon Hasbergens Grundversorger sind: Sie unterbieten das Angebot der Genossen nicht nur, sondern kündigen eine Akquisekampagne in der Gemeinde Hasbergen vom 5. bis 16. Dezember und ein weiteres Angebot an Gewerbekunden an. Während die Genossenschaften einen Arbeitspreis von 49,8 Cent/kWh vor Verrechnung mit der Strompreisbremse aufrufen, bieten die Lengericher den Hasbergenern knapp 48 Cent/kWh.

Hasbergens Bürgermeister Adrian Schäfer (SPD) verneinte derweil die Frage der Neuen Osnabrücker Zeitung, ob bei ihm ein Loyalitätskonflikt vorliege, weil er sowohl bei der Elektrizitätsgenossenschaft als auch bei den Stadtwerken dem Aufsichtsrat angehört und die SWL aufgefordert hatte, den Genossenschaftskunden ein Angebot zu machen. Da die SWL erst vom 1. März 2023 an Strom in Hasbergen anböten, so Schäfer, träten sie nicht in Konkurrenz zur EGH.
 

Dienstag, 29.11.2022, 16:34 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Vertrieb - Zwei Grundversorger konkurrieren um fremden Kundenstamm
Quelle: Pixabay / Stefan Schweihofer
Vertrieb
Zwei Grundversorger konkurrieren um fremden Kundenstamm
Erneut gibt ein Strom-Grundversorger auf. Er empfiehlt Kunden eine befreundete Genossenschaft, ein Stadtwerk in der Nähe grätscht hinein. Und: Ein Dritter wird Grundversorger.
Die Elektrizitätsgenossenschaft Hasbergen eG (EGH), Strom-Grundversorger in der gleichnamigen 11.000-Einwohner-Gemeinde südlich von Osnabrück, hat kurz vor dem Kabinettsbeschluss über die Strompreisbremse am 25. November die Einstellung ihres Stromvertriebs zum 28. Februar 2023 angekündigt. Zur Begründung war in einer Mitteilung nur andeutungsweise von den "gegebenen Umständen" die Rede.

An ihre Kunden verschickte die 1931 gegründete EGH ein Angebot für einen Sondertarif der 185 Kilometer weiter nördlich gelegenen Energiegenossenschaft für Wittmund eG, mit der sie befreundet ist. Bis 9. Dezember können die Kunden das Angebot annehmen. Dann werden sie zunächst zum 1. Januar 2023 Sondertarif-Kunde der einen Genossenschaft und am 1. März 2023 automatisch ohne Unterbrechung als Sondertarif-Kunde zur anderen Genossenschaft weitergeleitet.

Vattenfall wird Grundversorger

Tun sie dagegen nichts, wechseln sie also auch nicht zu einem anderen Lieferanten, fallen sie am 1. März 2023 in die Grundversorgung des dann neuen Grundversorgers. Das wird nach Auskunft der EGH Vattenfall Europe Sales GmbH sein. 

Die Elektrizitätsgenossenschaft muss Vattenfall selbst bestimmt haben, denn sie betreibt in Hasbergen das Strom-Verteilnetz. Als Betreiberin muss sie alle fünf Jahre den größten Haushaltskunden-Vertrieb zum Grundversorger erklären. Oder eben außer der Reihe den zweitgrößten Haushaltskunden-Vertrieb, wenn der bisherige Grundversorger ausfällt. Normalerweise geschieht dies im Benehmen mit der Energieaufsicht des Landes, in diesem Fall im Energieministerium Niedersachsen. Es bestätigte auf Anfrage, dass die EGH ihm am 28. Februar die Einstellung der Geschäftstätigkeit als Lieferant und später die Bestimmung der Vattenfall-Vertriebsgesellschaft als neuen Grundversorger mitgeteilt hatte. Man überwache des Prozess gemäß Paragraf 36 Energiewirtschaftsgesetz.

Anlass für Expansionsversuch der Stadtwerke

Die nur 10 Kilometer von Hasbergen entfernten Stadtwerke Lengerich (SWL, NRW) wittern offenbar im absehbaren Lieferstopp des alten Grundversorgers eine Vertriebschance für sich, zumal sie bei Gas schon Hasbergens Grundversorger sind: Sie unterbieten das Angebot der Genossen nicht nur, sondern kündigen eine Akquisekampagne in der Gemeinde Hasbergen vom 5. bis 16. Dezember und ein weiteres Angebot an Gewerbekunden an. Während die Genossenschaften einen Arbeitspreis von 49,8 Cent/kWh vor Verrechnung mit der Strompreisbremse aufrufen, bieten die Lengericher den Hasbergenern knapp 48 Cent/kWh.

Hasbergens Bürgermeister Adrian Schäfer (SPD) verneinte derweil die Frage der Neuen Osnabrücker Zeitung, ob bei ihm ein Loyalitätskonflikt vorliege, weil er sowohl bei der Elektrizitätsgenossenschaft als auch bei den Stadtwerken dem Aufsichtsrat angehört und die SWL aufgefordert hatte, den Genossenschaftskunden ein Angebot zu machen. Da die SWL erst vom 1. März 2023 an Strom in Hasbergen anböten, so Schäfer, träten sie nicht in Konkurrenz zur EGH.
 

Dienstag, 29.11.2022, 16:34 Uhr
Georg Eble

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