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Energie & Management > Bilanz - Trianel verdreifacht Jahresüberschuss
Quelle: Trianel
Bilanz

Trianel verdreifacht Jahresüberschuss

Trianel schließt das Jahr 2022 mit einem Gewinn von mehr als 66 Millionen Euro ab. Im Liefer- und Bilanzkreismanagement verzeichnet die Stadtwerke-Kooperation Kundenzulauf.
Die Kapriolen an den Energiemärkten im vergangenen Jahr hat man in Aachen als "Test" erlebt. 2022 sei ein Jahr gewesen, das ein besonderes Risikomanagement erforderte und ein gutes „energiewirtschaftliches Gespür für die Chancen und Risiken, die mit diesen Volatilitäten verbunden sind“, sagte Trianel-Geschäftsführer Sven Becker bei einer Online-Vorstellung der jüngsten Geschäftszahlen. „Wir haben insofern dieses Jahr als Stresstest für unsere Systeme und Prozesse verstanden.“ Das Ergebnis nannte er „herausragend“.

Vor Steuern verbucht die Stadtwerke-Kooperation für 2022 einen Gewinn in Höhe von 66,3 Millionen Euro. Das sind 51,8 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Geplant hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben mit 7,8 Millionen Euro. Man habe sich „als ein wirklich sicherer Hafen für unsere Stadtwerke-Partner positionieren können“, sagte Becker. Der Jahresüberschuss beträgt 27,6 Millionen Euro – nach 8,9 Millionen Euro im Jahr davor – und fließt als Ausschüttung an die Gesellschafter.

Flexibilität immer wertvoller

Becker wies darauf auf drei „Kerntrends“ hin, auf die sich Trianel frühzeitig eingestellt habe: zunehmende Volatilität, Ausbau von Erneuerbaren und Flexibilität der Einspeisung. Die Marktintegration der Erneuerbaren bezeichnete er als „zentrale Herausforderung“. Durch den kontinuierlichen Ausbau der erneuerbaren Energien, den graduellen Rückgang gesicherter Leistung entstehe eine Energiewelt, „in der Preise immer volatiler sein werden und in der Flexibilität immer mehr Wert gewinnen wird“, so der Sprecher der Geschäftsführung.

Als Umsatz stehen 14 Milliarden Euro zu Buche, mehr als doppelt so viel wie 2021. Das Plus rührt nur zum Teil von Preissteigerungen her. Ausschlaggebend sei zudem die Ausweitung auf internationale Energiemärkte, Trianel sei inzwischen auch im Vereinigten Königreich und in Italien aktiv. Darüber hinaus wachse das Dienstleistungsgeschäft. Im Liefer- und Bilanzkreismanagement habe es einen Zulauf von Kunden gegeben, berichtete Becker. Hintergrund: Vollversorger haben in der Krise die Verträge mit Stadtwerken nicht mehr verlängert und dieses Vertragsmodell aufgegeben.
 
Co-Geschäftsführer Oliver Runte erinnerte an die eingeschränkte Liquidität an den Beschaffungsmärkten im vergangenen Jahr und daran, dass viele Handelspartner „gesperrt“ werden mussten. Trianel habe seine Risikokapitalbasis und Liquiditätsbasis sehr zeitig an die Gegebenheiten anpassen können. „Wir waren in der Lage, fast an jedem Tag im letzten Jahr am Markt Strom- und Gasmenge zu beschaffen“, so Runte.

Die Kurzfrist- und Intradayvermarktung habe erheblich an Bedeutung gewonnen, betonte der Energiemanager. Trianel trage dem etwa mit der Automatisierung des Handels und neue IT-Dienstleistungen via Cloud Rechnung. „Wir haben stark in Prognose-Prozesse investiert. Wir nutzen künstliche Intelligenz und neuronale Netze“, sagte Runte. 

Wachstum bei der Projektentwicklung

Auf Wachstumskurs befindet auch die Projektentwicklung. 2022 habe man 118 MW in den Markt gebracht, davon 58 MW Photovoltaik und 60 MW Windkraft. Zum Vergleich: In den zurückliegenden sechs Jahren seien es insgesamt 300 MW gewesen, sagte Runte. Das Volumen in der Projektpipeline für den deutschen Markt bezifferte er auf 2000 MW.

Was die Erneuerbaren-Einspeisung anbelangt, hält Trianel-Chef Sven Becker eine politische Nachjustierung für dringend nötig. Es brauche einen Ordnungsrahmen in dem Flexibilität und gesicherte Leistung einen Wert und damit auch einen Preis erhalten. „Aber wir bewegen uns weiter im Energy-only-Markt“, sagte er.

Kohle über 2030 hinaus?

Nach dem Abschalttermin zum Trianel-Kohlekraftwerk in Lünen gefragt, äußerte sich Becker kritisch zu den Vorgaben der Politik. Als Energiewirtschaftler sei er skeptisch, ob es schon 2030 möglich sei, aus der Kohle auszusteigen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

„Ob es uns gelingt, innerhalb von jetzt gerade noch sieben Jahren diese massiven Investitionen zu stemmen – da bin ich ehrlich gesagt skeptisch.“ Seine Skepsis begründet sich in einem erheblichen Finanzierungsvolumen, den Anlagenbaukapazitäten und am Ende des Tages "auf die Hände, die das alles bauen sollen – und das alles in einem unsicheren ordnungspolitische Rahmen“, sagte er. 

Für das laufende Jahr rechnet Trianel wieder mit einem „sehr guten Ergebnis“, aber eher nicht mit einem neuen Rekord. „Es wird sehr schwer, das außergewöhnliche Jahr 2022 zu toppen“, so Oliver Runte.
 
Geschäftsentwicklung Trianel
Kennzahlen20222021
Umsatz (Mrd. Euro)14,04 6,45
Ergebnis vor Steuern (Mio. Euro)66,314,5
Jahresüberschuss (Mio. Euro)27,68,9
Eigenkapital (Mio. Euro)117,198,3
Quelle: Trianel

Freitag, 23.06.2023, 16:21 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Bilanz - Trianel verdreifacht Jahresüberschuss
Quelle: Trianel
Bilanz
Trianel verdreifacht Jahresüberschuss
Trianel schließt das Jahr 2022 mit einem Gewinn von mehr als 66 Millionen Euro ab. Im Liefer- und Bilanzkreismanagement verzeichnet die Stadtwerke-Kooperation Kundenzulauf.
Die Kapriolen an den Energiemärkten im vergangenen Jahr hat man in Aachen als "Test" erlebt. 2022 sei ein Jahr gewesen, das ein besonderes Risikomanagement erforderte und ein gutes „energiewirtschaftliches Gespür für die Chancen und Risiken, die mit diesen Volatilitäten verbunden sind“, sagte Trianel-Geschäftsführer Sven Becker bei einer Online-Vorstellung der jüngsten Geschäftszahlen. „Wir haben insofern dieses Jahr als Stresstest für unsere Systeme und Prozesse verstanden.“ Das Ergebnis nannte er „herausragend“.

Vor Steuern verbucht die Stadtwerke-Kooperation für 2022 einen Gewinn in Höhe von 66,3 Millionen Euro. Das sind 51,8 Millionen Euro mehr als im Jahr davor. Geplant hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben mit 7,8 Millionen Euro. Man habe sich „als ein wirklich sicherer Hafen für unsere Stadtwerke-Partner positionieren können“, sagte Becker. Der Jahresüberschuss beträgt 27,6 Millionen Euro – nach 8,9 Millionen Euro im Jahr davor – und fließt als Ausschüttung an die Gesellschafter.

Flexibilität immer wertvoller

Becker wies darauf auf drei „Kerntrends“ hin, auf die sich Trianel frühzeitig eingestellt habe: zunehmende Volatilität, Ausbau von Erneuerbaren und Flexibilität der Einspeisung. Die Marktintegration der Erneuerbaren bezeichnete er als „zentrale Herausforderung“. Durch den kontinuierlichen Ausbau der erneuerbaren Energien, den graduellen Rückgang gesicherter Leistung entstehe eine Energiewelt, „in der Preise immer volatiler sein werden und in der Flexibilität immer mehr Wert gewinnen wird“, so der Sprecher der Geschäftsführung.

Als Umsatz stehen 14 Milliarden Euro zu Buche, mehr als doppelt so viel wie 2021. Das Plus rührt nur zum Teil von Preissteigerungen her. Ausschlaggebend sei zudem die Ausweitung auf internationale Energiemärkte, Trianel sei inzwischen auch im Vereinigten Königreich und in Italien aktiv. Darüber hinaus wachse das Dienstleistungsgeschäft. Im Liefer- und Bilanzkreismanagement habe es einen Zulauf von Kunden gegeben, berichtete Becker. Hintergrund: Vollversorger haben in der Krise die Verträge mit Stadtwerken nicht mehr verlängert und dieses Vertragsmodell aufgegeben.
 
Co-Geschäftsführer Oliver Runte erinnerte an die eingeschränkte Liquidität an den Beschaffungsmärkten im vergangenen Jahr und daran, dass viele Handelspartner „gesperrt“ werden mussten. Trianel habe seine Risikokapitalbasis und Liquiditätsbasis sehr zeitig an die Gegebenheiten anpassen können. „Wir waren in der Lage, fast an jedem Tag im letzten Jahr am Markt Strom- und Gasmenge zu beschaffen“, so Runte.

Die Kurzfrist- und Intradayvermarktung habe erheblich an Bedeutung gewonnen, betonte der Energiemanager. Trianel trage dem etwa mit der Automatisierung des Handels und neue IT-Dienstleistungen via Cloud Rechnung. „Wir haben stark in Prognose-Prozesse investiert. Wir nutzen künstliche Intelligenz und neuronale Netze“, sagte Runte. 

Wachstum bei der Projektentwicklung

Auf Wachstumskurs befindet auch die Projektentwicklung. 2022 habe man 118 MW in den Markt gebracht, davon 58 MW Photovoltaik und 60 MW Windkraft. Zum Vergleich: In den zurückliegenden sechs Jahren seien es insgesamt 300 MW gewesen, sagte Runte. Das Volumen in der Projektpipeline für den deutschen Markt bezifferte er auf 2000 MW.

Was die Erneuerbaren-Einspeisung anbelangt, hält Trianel-Chef Sven Becker eine politische Nachjustierung für dringend nötig. Es brauche einen Ordnungsrahmen in dem Flexibilität und gesicherte Leistung einen Wert und damit auch einen Preis erhalten. „Aber wir bewegen uns weiter im Energy-only-Markt“, sagte er.

Kohle über 2030 hinaus?

Nach dem Abschalttermin zum Trianel-Kohlekraftwerk in Lünen gefragt, äußerte sich Becker kritisch zu den Vorgaben der Politik. Als Energiewirtschaftler sei er skeptisch, ob es schon 2030 möglich sei, aus der Kohle auszusteigen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

„Ob es uns gelingt, innerhalb von jetzt gerade noch sieben Jahren diese massiven Investitionen zu stemmen – da bin ich ehrlich gesagt skeptisch.“ Seine Skepsis begründet sich in einem erheblichen Finanzierungsvolumen, den Anlagenbaukapazitäten und am Ende des Tages "auf die Hände, die das alles bauen sollen – und das alles in einem unsicheren ordnungspolitische Rahmen“, sagte er. 

Für das laufende Jahr rechnet Trianel wieder mit einem „sehr guten Ergebnis“, aber eher nicht mit einem neuen Rekord. „Es wird sehr schwer, das außergewöhnliche Jahr 2022 zu toppen“, so Oliver Runte.
 
Geschäftsentwicklung Trianel
Kennzahlen20222021
Umsatz (Mrd. Euro)14,04 6,45
Ergebnis vor Steuern (Mio. Euro)66,314,5
Jahresüberschuss (Mio. Euro)27,68,9
Eigenkapital (Mio. Euro)117,198,3
Quelle: Trianel

Freitag, 23.06.2023, 16:21 Uhr
Manfred Fischer

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