Die Energiemodule von Orcan Energy nutzen Wärme zur Stromproduktion. Quelle: Orcan Energy
Der Münchner Abwärmespezialist Orcan Energy plant, in Kiel seine Produktionskapazitäten im großen Stil auszubauen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte ein kleines 21-köpfiges Team von
Orcan Energy in Kiel-Friedrichsort auf 2.000
Quadratmetern mit der Produktion der Energiemodule, die Abwärme in Strom umwandeln, begonnen. Nun will das Greentech-Unternehmen seine Produktionskapazitäten vor Ort erheblich ausbauen − in einem ersten Schritt insgesamt um den Faktor 4, wie ein Sprecher gegenüber der Redaktion erklärte. In den nächsten Jahren perspektivisch um den Faktor 10 bis 100.
Das 2008 als eine Ausgründung der Technischen Universität München entstandene Unternehmen hat eigenen Angaben nach bislang 600 Module mit mehr als 7
Millionen Betriebsstunden international vermarktet. Durch den Ausbau des Standortes Kiel können die modularen Anlagen komplett vom Unternehmen gefertigt und anschließend zu den Kunden geliefert werden. Das Unternehmen mit Hauptsitz in München beschäftigt aktuell 60 Mitarbeiter. Durch die Expansion soll perspektivisch eine dreistellige Anzahl an Arbeitsplätzen entstehen. Die
Kieler Nachrichten berichten von 200 neuen Industriejobs in Kiel.
Mit der Erweiterung der Produktionskapazitäten reagieren die Münchner auf das starke Wachstum in den vergangenen Jahren. Im Jahr 2022 etwa erzielte Orcan Energy einen Umsatz in Höhe von 20
Millionen Euro − laut dem Unternehmenssprecher eine Vervierfachung des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr. Der Auftragseingang lag 2022 bei 34
Millionen Euro. Auch für die kommenden Jahre geht das Unternehmen von einem starken Wachstum aus.
CEO Andreas Sichert zu dem Vorhaben: „Die Entscheidung, unsere unternehmenseigenen Produktionskapazitäten in Kiel auszubauen, spiegelt unser Engagement für Wachstum und Innovation in Deutschland wider. Mit Wurzeln in München und globalen Projekten können wir aus Deutschland heraus den nachhaltigen Wandel auf der ganzen Welt befördern.“ Wegen der guten Infrastrukturanbindung sei die Wahl auf Kiel gefallen. Zudem befänden sich bereits wichtige, enge Partner von Orcan Energy in der Wertschöpfungskette in Schleswig-Holstein.
Der Kieler Standort wird unter der Leitung von Hinrich Krey stehen, wie es weiter heißt. Krey habe bereits über Jahre in leitenden Funktionen in Kiel den Lokomotivbau für Vossloh und Voith gemanagt. Der neue Managing Director für Orcan Energy zeigt sich sehr zuversichtlich: „In Kiel haben wir die bestmöglichen Voraussetzungen, effizient zu produzieren und die Kapazitäten sukzessive zu erweitern.“
Die sogenannte ORC (Organic-Rankine-Cycle)-Technologie von Orcan Energy funktioniert wie ein Dampfkraftwerk. Bei der Technik handelt es sich um einen Flüssig-Dampf-Kreislauf, bei dem ein spezielles Fluid im Kreis gepumpt und unter Druckerhöhung aufgeheizt wird, bis es verdampft. Der heiße Dampf wird über eine Turbine geführt, die ihm den Druck und die Temperatur entzieht und Strom erzeugt. Die Technologie nutzt kleine bis mittlere Wärmequellen im Niedertemperaturbereich und erschließt damit Anwendungen in einer Vielzahl von Industrien wie Schifffahrt, Zement, Stahl, Geothermie, Öl und Gas sowie Stromerzeugung. Orcan Energy kann seine Lösungen nach eigenen Angaben überall dort einsetzen, wo Abwärme entsteht: zum Beispiel an Motoren, in industriellen Prozessen oder auf Schiffen.
Donnerstag, 8.02.2024, 11:29 Uhr
© 2024 Energie & Management GmbH
