Der Netzkodex Demand Response schafft einheitliche Regeln für Marktteilnahme, Baseline-Methoden und Systemintegration – und eröffnet neue Chancen im europäischen Flexibilitätsmarkt.

Am 7. März 2025 legte die Agentur ACER der Europäischen Kommission einen Vorschlag für einen neuen europaweiten Netzkodex für Demand Response vor. Der Vorschlag ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit Netzbetreibern und eines umfassenden Konsultationsprozesses.

Der Demand Response Network Code (DR NC) schafft einen einheitlichen EU-Rahmen für:

• Förderung der Beteiligung auf der Verbraucherseite (Last, dezentrale Erzeugung, Energiespeicherung) in allen Strommärkten,
• Ermöglichung des marktbasierten Erwerbs lokaler Flexibilitätsdienstleistungen durch ÜNB und DSO,
• Beseitigung regulatorischer Hindernisse für die Aggregation, Vereinfachung der Vorqualifizierungsprozesse und Förderung der digitalen Integration.

Demand Response bezeichnet eine Situation, in der Haushalte oder Industrieunternehmen ihren Stromverbrauch als Reaktion auf die Preisentwicklung am Markt oder auf finanzielle Anreize anpassen – d. h. ihren Verbrauch kurzfristig erhöhen, senken oder auf einen anderen Zeitraum verlagern. Mit dem steigenden Anteil variabler erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung gewinnt Demand Response zunehmend an Bedeutung, da es dazu beiträgt, das Gleichgewicht im Stromnetz aufrechtzuerhalten und die Flexibilität des Marktes zu erhöhen.

Dieser Netzkodex führt einheitliche Regeln in folgenden Bereichen ein:

• Marktzugang: Nichtdiskriminierende Beteiligung aller Dienstleister (einschließlich Aggregatoren) in allen Marktsegmenten und Festlegung von Verfahren für die Vorqualifizierung, Überprüfung und Qualifizierung für Ausgleichsdienste und lokale Dienste.
• Festlegung der Basislinie und Messung: standardisierte Methoden zur Berechnung des Referenzverbrauchs und zur Bewertung der Demand-Response-Leistung.
• Vergabeverfahren für Dienstleistungen: transparente Regeln für den Einkauf von Dienstleistungen von Netzbetreibern, wobei der Schwerpunkt auf marktwirtschaftlichen Methoden mit klar begründeten Ausnahmen liegt.
• Koordination zwischen ÜNB und DSO: gemeinsame Planung, Datenaustausch und einheitliche Vorqualifizierungsprozesse für die Teilnahme am Netz.

Chancen für Softwareanbieter im wachsenden Markt für Flexibilität

Mit der fortschreitenden Energiewende in Europa eröffnen sich für Anbieter von Softwarelösungen neue Möglichkeiten im Bereich der Entwicklung digitaler Plattformen, die flexible Märkte unterstützen. Diese Märkte, die darauf abzielen, Angebot und Nachfrage durch Demand Response und dezentrale Energiequellen (DER) auszugleichen, schaffen einen Bedarf an innovativen Lösungen in den Bereichen Registrierung, Datenflüsse und Systemintegration. Einer der Schlüsselbereiche der Entwicklung ist die Integration von Modulen des sogenannten Flexibility Information System (FIS). Als grundlegende Bausteine profilieren sich zwei Schlüsselmodule: Steuerbares Modul (CU) Modul eines Dienstanbieters (SP).

Das Modul CU sorgt für die Registrierung und die technischen Daten der „steuerbaren Einheiten“ – also der kleinsten aktiven Einheiten auf dem Markt. Es kann sich dabei um einzelne Produktionsquellen, Energiespeichersysteme, Verbrauchsquellen mit der Möglichkeit der Verbrauchssteuerung oder um aggregierte Einheiten handeln, die unter einem technischen Punkt angeschlossen sind. Die Standardisierung von Daten zu Verfügbarkeit, Kapazität und Reaktionsverhalten ermöglicht die Verwendung sowohl einfacher als auch komplexer Aggregationsmodelle und liefert den Netzbetreibern genaue Informationen über die verfügbaren Flexibilitätsressourcen.

Das Modul SP konzentriert sich auf Anbieter von Flexibilitätsdienstleistungen (FSP). Diese Anbieter – häufig Aggregatoren – bündeln steuerbare Einheiten und bieten flexible Dienstleistungen für Betreiber von Übertragungs- und Verteilungsnetzen an. Das Modul SP sorgt für ihre Registrierung, den Vorqualifizierungsprozess und die laufende Leistungsbewertung und schafft so eine zuverlässige Schnittstelle für die Teilnahme am Markt und den Betrieb der Systeme.

Neben diesen Basismodulen ergeben sich auch eine Reihe von Folgeaufträgen für Anbieter digitaler Lösungen:

• Die Tools zur Berechnung und Validierung der Baseline: Algorithmen zur Messung der Demand-Response-Leistung unter Berücksichtigung von Kompensations- und Rebound-Effekten.
• Die Messung und Datenverwaltung: Lösungen für die Verarbeitung, Validierung und den Austausch hochauflösender Daten aus fortschrittlichen Messgeräten.
• Das Monitoring und Überlastungsmanagement: Anwendung zur Erkennung von Netzwerklasten und Aktivierung verteilter Ressourcen in Echtzeit.
• Entwicklung der Schnittstelle: APIs und Adapter, die flexible Dienste mit ÜNB, DSO und Großhandelsmärkten verbinden.
• Die Beratung und Automatisierung der Einhaltung von Vorschriften: Tools und Beratungsdienste zur Unterstützung der Gestaltung von Marktregeln, Qualifizierungsprozessen und nationalen Umsetzungsrahmen.

Mit der Entwicklung flexibler Märkte werden moderne digitale Lösungen zu einer unverzichtbaren Grundlage für ein stabiles und effizientes Energiesystem in ganz Europa.

Unicorn ist in diesem Bereich aktiv und implementiert bereits Lösungen, die die wichtigsten Prozesse flexibler Märkte abdecken, darunter die Crowd Balancing Platform und AFLEX. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website oder kontaktieren Sie uns über das Formular