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Mit sogenannten Vibro-Trucks soll ab März 2026 der Erfurter Untergrund vermessen werden. Quelle: Geofizyka Torun
Katia Meyer-Tien
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Donnerstag, 11.12.2025, 09:43 Uhr
Geothermie
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Vibro-Trucks vermessen Erfurts Untergrund
Ab März sollen 17 Vibrationsfahrzeuge den Untergrund des gesamten Erfurter Stadtgebiets untersuchen. Die Stadtwerke wollen so unterirdische Quellen für die Fernwärmeversorgung finden.  
„Wir folgen einem klaren Fahrplan, treffen keine Entscheidung im Blindflug“, sagt Jörn Grothe, Geschäftsführer der SWE Stadtwerke Energie GmbH bei der Vorstellung des nach Angaben der Erfurter Stadtwerke ersten großflächigen 3D-Seismik-Projektes in Thüringen: „Deswegen wollen wir zuerst genau verstehen, wie der Untergrund unter unseren Füßen aufgebaut ist, bevor wir über Bohrungen sprechen.“

Dafür planen die Stadtwerke die Vermessung des Untergrundes im gesamten Erfurter Stadtgebiet sowie in angrenzenden Gemeinden, ein Gebiet, das das insgesamt 136 Quadratkilometer umfasst. Ziel ist die Potenzialerkundung für die Nutzung von Tiefengeothermie als Quelle für die Fernwärmeversorgung der thüringischen Landeshauptstadt.

Geplant ist eine seismische Messkampagne mit bis zu 700 Kilometer Messstrecke. Dabei sollen 17 Vibrationsfahrzeuge zum Einsatz kommen, die seismische Wellen erzeugen. Rund 19.000 Geophone erfassen die reflektierten Signale, die in einem digitalen Modell des Untergrunds bis in etwa 7.000 Meter Tiefe ausgewertet werden.

Erste Erkundungsbohrung frühestens 2028

Insgesamt sollen ab Mitte März bis zu 70 Fachleute, aufgeteilt auf drei Teams, gleichzeitig vor Ort im Einsatz sein. Gearbeitet wird in der Regel tagsüber, in Ausnahmefällen auch abends oder nachts. Geplant sind, je nach Witterung, 55 bis 65 Arbeitstage.

Die Auswertung der Daten soll dann bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Erst danach entscheiden die Stadtwerke über die nächsten Schritte, einschließlich möglicher Bohransatzpunkte und Technologien zur Wärmegewinnung. Eine erste Erkundungsbohrung könnte frühestens 2028 erfolgen.

Das Projektvolumen liegt bei 5,8 Millionen Euro. Davon übernimmt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) über den Projektträger Jülich 2,4 Millionen Euro. Die restlichen 3,4 Millionen Euro werden aus Eigenmitteln der Stadtwerke finanziert.

Den Auftrag für die seismische Messung hat die polnische Geofizyka Torun S. A. erhalten. Für das sogenannte Permitting – die Abstimmung mit Grundstückseigentümern, Landwirtschaft und Kommunen – ist die GEO-Service K. Bittner GmbH aus Walsrode zuständig. Dieses beginnt bereits im Dezember 2025.