Beim DGMK/BVEG-Projektetag tauschten sich Branchenvertreter über den Stand der Untertage-Wasserstoffspeicherung aus. Und zogen ein grundsätzlich positives Fazit.
„Da tut sich doch einiges“, fasste Lutger Rademacher seinen Überblick über die Rahmenbedingungen für Wasserstoffspeicherung in Deutschland zusammen. Und relativierte damit den Eindruck, der zu Beginn seines Vortrags beim diesjährigen Projektetag der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe (DGMK) und des BVEG (Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie) in Hamburg entstehen konnte. Denn begonnen hatte Rademacher, Leiter Politik, Recht & Märkte beim BVEG, seinen Überblick mit dem Bericht des Bundesrechnungshofs, der dem deutschen H2-Hochlauf kein gutes Zeugnis ausgestellt hatte: Trotz Milliardenförderung entwickele dieser sich nicht wie erwartet und sei mit enormen Risiken behaftet (wir berichteten).
Auch der im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWE) von EWI und BET vorgelegte Monitoringbericht konstatierte ähnliches. Gleichzeitig bescheinigte der Bericht aber Deutschland eine potenziell zentrale Rolle bei der Wasserstoffspeicherung: Mehr als 40 Prozent der europaweiten Wasserstoffspeicherpotenziale seien in deutschen Salzkavernen verortet.
Positiven Rückenwind erwartet der BVEG vom geplanten Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz, insbesondere von der Einstufung der Projekte als „im überragenden öffentlichen Interesse“. Kritik gibt es allerdings am Gesetzentwurf zur Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG): „Wir haben dieses wunderbare Geschenk aus Europa“, sagte BVEG-Fachgebietsleiter Ingo Forstner und meint damit die Richtlinienvorgabe, nach der erteilte Genehmigungen für den Bau und Betrieb von Erdgasinfrastruktur auch für die Wasserstoffinfrastruktur gelten sollten. Die Pläne der Bundesregierung sehen allerdings nur die Fortgeltung von Betriebsplänen vor – alle anderen rechtlichen Aspekte blieben noch außen vor. „Wir sind dran“, versprach Forstner.
Keine Showstopper in Sicht
Wie sehr die Branche an der Lösung noch bestehender Probleme arbeitet, zeigte sich bei der anschließenden Präsentation einiger aktueller Projekte. So beschäftige sich das DVGW-Projekt H2Optimum mit der Qualität des Wasserstoffs entlang der Wertschöpfungskette und damit auch mit der Frage, welche Qualität volkswirtschaftlich sinnvoll ist, berichtete Udo Lubenau, Prokurist/Fachgebietsleiter bei der DBI-Gruppe. Die Antwort liege irgendwo im Spannungsfeld zwischen den teils enormen Kosten der Aufbereitung – Lubenau spricht von 10 bis 20 Prozent Mehrkosten für eine Aufbereitung des Wasserstoffs auf 99,97 Vol.-Prozent − und den Risiken geringerer Qualität: Für den Betrieb von Gasturbinen beispielsweise sei eine Qualität von nur 98 Vol.-Prozent bereits problematisch.
Sebastian Bruckschlögl, Bearbeiter Abteilung 1, Baustoff- und Betonbautechnik am KIT berichtete über die Fortschritte im Projekt „SAMUH2“. Ziele hier sind die Entwicklung innovativer Nachnutzungskonzepte für Untergrundspeicher und die Qualifizierung horizontaler Bohrungen für die Speichererschließung. Manches sei noch unklar, bei vielen Projekten und Fragestellungen sei eine detaillierte Einzelbetrachtung notwendig, sagte er. Aber „alles ist in einem technisch machbaren Rahmen“.
Technisch machbar ist auch das Projekt „JemgumH2“, das Florian Hatesuer, Head of Hydrogen bei Sefe Storage, vorstellte. Neben dem bestehenden Erdgasspeicher Jemgum will das Unternehmen drei Kavernen für die Wasserstoffspeicherung erschließen. Die Infrastruktur ist weitgehend vorhanden, die Lage im Cluster Nordwest des geplanten Wasserstoffkernnetzes ideal. Sorge bereitet den Projektverantwortlichen allerdings die Politik: Erhoffte Fördergelder aus dem EU-Innovationsfonds flossen in andere Projekte, und die Unsicherheit über die Ausgestaltung des Wasserstoffhochlaufs hat hier handfeste Konsequenzen: Werden die geplanten Gaskraftwerke zu Abnehmern für Wasserstoff oder nicht? Wie hoch wird der Druck im geplanten Wassserstoffkernnetz sein? Alles Fragen, die entscheidend sein können für die Wirtschaftlichkeit des gesamten Projektes. Planungssicherheit, Investitionsanreize und passende Förderprogramme sind grundlegend für den Erfolg des Wasserstoffhochlaufs, machte Hatesuer deutlich.
Beim Blick ein Jahr zurück zog BVEG-Fachgebietsleiter Ingo Forstner aber ein positives Fazit. Viele Forschungsprojekte seien abgeschlossen, die Lücken im Wissen um Risiken und Potenziale der Untertage-Wasserstoffspeicherung füllten sich. Und auch wenn die Mikrobiologie in Teilen noch immer eine Unbekannte und das Thema Gasaufbereitung noch immer ein großes Thema sei: „Showstopper“ seien weiterhin keine in Sicht. „Machbar ist alles“, schließt er: „Ich bin sehr optimistisch, dass wir das hinkriegen“.