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Das Palasseum in Berlin. Quelle: Gasag
Susanne Harmsen
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Dienstag, 02.12.2025, 14:26 Uhr
Wärme
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Rechenzentrum heizt Wohnungen in Berlin
Gewobag und Gasag Solution Plus haben in Berlin-Schöneberg eine neue Wärmeversorgung für das Pallasseum in Betrieb genommen, die Abwärme eines Telekom-Rechenzentrums nutzt.
Das landeseigene Wohnungsunternehmen Gewobag und der Energiedienstleister Gasag Solution Plus haben am 2. Dezember die neue Wärmeversorgung des Pallasseums offiziell gestartet. Im Dachgeschoss führten Fachleute der beteiligten Unternehmen durch die Übernahmestelle und die neue Heizzentrale. Der Gebäudekomplex erhielt seinen Namen, weil er an der Pallasstraße in Berlin-Schöneberg liegt. 

Laut den beteiligten Unternehmen basiert das Konzept auf Abwärme aus einem benachbarten Rechenzentrum der Deutschen Telekom, betrieben durch die Power and Air Condition Solution Management (PASM) mit Sitz in Bonn. Die Partner sehen darin ein Beispiel für eine klimafreundliche Modernisierung von denkmalgeschützten Beständen, ohne zusätzliche finanzielle Belastung der Mietenden.

65 Prozent erneuerbare Energien

Nach Angaben der Projektbeteiligten liefert eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe die Grundlage für die Wärmeversorgung. Sie hebt die im Rechenzentrum anfallende Niedertemperatur-Abwärme von unter 30 Grad Celsius auf bis zu 75 Grad Celsius an. Über eine rund 140 Meter lange Wärmetrasse gelangt die Energie in die Heizzentrale des Wohnkomplexes, der aus den 1970er-Jahren stammt und unter Denkmalschutz steht. 

Dort versorgt die Anlage etwa 500 Wohnungen. Ein Gaskessel deckt nur die Spitzenlasten ab. Laut Gasag Solution Plus sollen bis zu 65 Prozent des jährlichen Wärmebedarfs über die Abwärme gedeckt werden. Die Unternehmen rechnen mit einer jährlichen Einsparung von 833 Tonnen CO2. Die beteiligten Akteure bewerten das Projekt als wichtigen Impuls für die Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes. 

Wärmelösung trotz Denkmalschutz

Jochen Lang von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sagte zur Inbetriebnahme, das Beispiel zeige, dass Denkmalschutz und Klimaschutz vereinbar bleiben. Markus Terboven, kaufmännischer Vorstand der Gewobag, stellte den sozialen Anspruch des Unternehmens heraus und betonte, dass die Modernisierung ohne Mehrkosten für die Bewohner erfolge. Für die Gasag verwies Vertriebsvorstand Matthias Trunk auf das Potenzial, Abwärmequellen stärker in bestehende Quartiere einzubinden.

Auch die PASM sieht in dem Vorgehen einen Beitrag zur effizienteren Nutzung kritischer digitaler Infrastruktur. Laut Christopher Mathea, verantwortlich für Technology Development bei PASM, arbeitet das Unternehmen daran, Abwärme an weiteren Standorten nutzbar zu machen. Die Telekom-Tochter ist Energiedienstleister für den Konzern und verantwortet unter anderem die Versorgung von Rechenzentren.
 
Auf dem Dach des Pallasseums (v.li.): Matthias Trunk (Gasag), Markus Terboven (Gewobag) und Jochen Lang (Berliner Senat)
Quelle: Gasag

Beispiel für weitere Projekte

Das Konzept erhielt bereits 2024 den Real Green Award in der Kategorie sozialverträgliche Dekarbonisierung. Die Projektpartner verweisen darauf, dass die Modernisierung im Pallasseum ohne Eingriffe in die Gebäudefassade auskommt. Gerade bei denkmalgeschützten Wohnbauten gilt die fehlende Möglichkeit zur Dämmung als Herausforderung.

Die Verantwortlichen betrachten das Projekt daher als Vorbild für ähnliche Vorhaben in anderen Städten. Es erhielt Fördermittel des Bundes. Die Gewobag verwaltet mehr als 74.000 Wohnungen und plant, den Bestand bis 2030 um rund 10.000 Neubauwohnungen zu erweitern.