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Susanne Harmsen
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Dienstag, 02.12.2025, 13:41 Uhr
Europaeische Union
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Kommission fördert Projekte für starke Energienetze
Die EU-Kommission hat 235 Energieprojekte als Vorhaben von gemeinsamem oder gegenseitigem Interesse (PCI/PMI) eingestuft, um grenzüberschreitende Verbindungen in Europa auszubauen.
Die Europäische Kommission in Brüssel hat am 1. Dezember 235 grenzüberschreitende Energieprojekte auf die neue Liste der Vorhaben von gemeinsamem Interesse (PCI) sowie der Vorhaben von gegenseitigem Interesse (PMI) gesetzt. Es handelt sich um die zweite Aufstellung seit Einführung dieses Instruments im Jahr 2023. Mit dem neuen Status erhalten die Projekte Zugang zu Fördermitteln aus dem Fonds „Connecting Europe“ sowie beschleunigte Genehmigungs- und Regulierungsverfahren.

Die Kommission will damit die Energieverbundfähigkeit in Europa und mit Partnerstaaten stärken und die Energieunion weiter voranbringen. Sie verweist auf eine aktuelle interne Studie, nach der sich der Investitionsbedarf für europäische Energieinfrastruktur – einschließlich Netzen für Strom, Wasserstoff und CO2 – von 2024 bis 2040 auf 1,5 Billiarden Euro summieren wird. Die ausgewählten Projekte sollen dazu beitragen, diesen Bedarf zu decken und die dafür nötigen Strukturen aufzubauen.

Strom- und Gasleitungen ausgewählt

Die Liste der neuen PCI und PMI umfasst laut Kommission 113 Strom-, Offshore- und intelligente Stromnetzprojekte. Sie sollen die Integration steigender Anteile erneuerbarer Energien erleichtern. Hinzu kommen 100 Wasserstoff- und Elektrolyseurprojekte, die nach Einschätzung der Behörde für die künftige Systemintegration wichtig sind. Außerdem benennt die Kommission 17 CO2-Transportvorhaben, die den Ausbau von Abscheidung und Speicherung unterstützen sollen, sowie drei Projekte für intelligente Gasnetze zur Modernisierung bestehender Strukturen. 

Viel deutsche Projekte mit EU-Förderstatus

In Deutschland stehen die Stromtrassen A-Nord, Ultralink und Südlink, Südostlink und Rhein-Main-Link auf der Liste. Hinzukommen Interkonnektoren nach Tschechien, in die Niederlande, nach Großbritannien und zur dänischen Insel Bornholm. Auch die zwei Pumpspeicher Riedl und WSK Puls stuft die EU-Kommission als wichtig ein. 

Zu den Wasserstoffprojekten zählen Leitungen wie H2Hercules Südwest, Rhyn und Mosahyc für die Verbindung nach Frankreich, Hercules West, Hyperlink und Delta Rhine Corridor H2 in die Niederlande sowie die Pipeline Aquaductus zu Offshore-Windkraftanlagen. Auch Interkonnektoren für Wasserstoff nach Dänemark und in die Niederlande stehen auf der Liste.

Das Energieunternehmen EWE freut sich, dass drei geplante H2-Speichervorhaben als PCI anerkannt wurden, in Huntorf, Jemgum und Rüdersdorf. EWE hofft auf Vorteile für Planung, Tempo und Umsetzung seiner Projekte, die Schlüssel für die Versorgungssicherheit und Industrie sein sollen. „Die Politik muss nun den Rahmen für den Speicherhochlauf zügig finalisieren“, sagte EWE-CEO Stefan Dohler. Auch H2-Speicher von Gasunie, Uniper, Storengy und RWE wurden von der EU ausgewählt.

Mehr Zuschüsse von EU vorgeschlagen
 

Die Kommission kündigt an, die Umsetzung dieser Projekte intensiver zu begleiten. Dafür will sie sich auf die Taskforce Energieunion sowie auf regionale hochrangige Gruppen stützen, die die Infrastrukturentwicklung in Schlüsselregionen koordinieren. In der Mitteilung betont die Behörde, dass ein gut funktionierendes europäisches Energienetz entscheidend sei, um Energie für Industrie und Haushalte zugänglich und bezahlbar zu halten. Auch die geplante Energieautobahnen-Initiative, die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union angekündigt hat, soll Engpässe bei grenzüberschreitenden Leitungen abbauen.

Als nächsten Schritt legt die Kommission die neue PCI- und PMI-Liste als delegierten Rechtsakt dem Europäischen Parlament und dem Rat vor. Beide Institutionen können die Liste innerhalb von zwei Monaten annehmen oder ablehnen, jedoch nicht verändern. Nach der Annahme will die Kommission die Zusammenarbeit mit den Projektträgern und Mitgliedstaaten vertiefen, um eine zügige Umsetzung sicherzustellen. Die aktuelle Liste ist die zweite Aufstellung unter der überarbeiteten TEN-E-Verordnung, die seit 2022 stärker auf CO2-arme und widerstandsfähige Infrastrukturen ausgerichtet ist. 

Die Listen entstehen im zweijährigen Rhythmus nach Beteiligung von regionalen Gruppen und öffentlichen Konsultationen. Für Leitprojekte hat die EU seit 2014 rund acht Milliarden Euro aus dem Fonds „Connecting Europe“ bereitgestellt. Ein Beispiel ist die baltische Synchronisation, mit der Estland, Lettland und Litauen ihre Netze vollständig in das europäische Stromsystem integriert haben. Für den Finanzrahmen 2028 bis 2034 schlägt die Kommission vor, das Budget für Energienetze deutlich zu erhöhen – von bisher 5,8 Milliarden Euro auf fast 30 Milliarden Euro.

Der EU-Kommissionsbeschluss für PCI- und PMI-Projekte steht in englischer Sprache im Internet bereit.