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Davina Spohn
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Montag, 01.12.2025, 12:26 Uhr
Wasserstoff
E&M News
Rat fordert stärkeren Fokus auf Schwerlastverkehr
Wasserstoff gewinnt im Schwerlastverkehr an Bedeutung, da die rein batterieelektrische Technik Grenzen zeigt. Der Wasserstoffrat verdeutlicht, welche Schritte jetzt nötig sind.
Der Nationale Wasserstoffrat − kurz NWR − berät die Bundesregierung zum Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft. In seiner Stellungnahme vom 1. Dezember beschreibt das Gremium den Wasserstoff als wichtigen Baustein, um den Schwerlastverkehr klimaneutral auszurichten. Der Rat betont, dass Deutschland und Europa nur dann im weltweiten Wettbewerb bestehen könnten, wenn der Einsatz wasserstoffbasierter Technik rasch zunimmt. Die Experten verweisen darauf, dass asiatische Staaten bereits umfangreich in emissionsfreie Lkw investieren und sich damit entscheidende Marktanteile sichern können.

Der Rat sieht insbesondere beim Verkehr über 16 Tonnen großen Handlungsdruck, da dieser Bereich einen wesentlichen Teil der CO2-Emissionen verursacht. Während Pkw zunehmend elektrisch fahren, beginne die Transformation im schweren Güterverkehr erst. Der Rat hebt hervor, dass batterieelektrische Lkw eine wichtige Rolle einnehmen. Wasserstoff biete jedoch Vorteile, wenn hohe Reichweiten, kurze Betankungszeiten und fehlende Ladeinfrastruktur den Einsatz batterieelektrischer Technik erschweren.
 
Stellungnahme „Die Bedeutung des Wasserstoffs für die Dekarbonisierung“
(zum Öffnen bitte auf das PDF klicken)
Quelle: NWR

Nach Angaben des Rats eignen sich Brennstoffzellenantriebe für lange Distanzen besonders. Kurzfristig können auch Verbrennungsmotoren, die Wasserstoff nutzen, den Hochlauf unterstützen. Die Experten gehen davon aus, dass Wasserstoff langfristig die Resilienz im Verkehrssektor erhöht und industrielle Wertschöpfung schafft. Voraussetzung dafür seien jedoch niedrigere Kosten für Fahrzeuge, Infrastruktur und Energieträger.

Mindestens 100 H2-Tankstellen in Deutschland gefordert

Der Rat fordert eine nationale Strategie für Wasserstofftankstellen, die schwere Nutzfahrzeuge bedienen können. Mindestens 100 geeignete Standorte in Deutschland sollten entstehen, europaweit mehr als 600 entlang der TEN-T-Korridore. Dies sind die wichtigsten europäischen Verkehrsachsen. Sie gehören zum „Trans-European Transport Network“, einem EU-weiten Infrastrukturprogramm, das Straßen-, Schienen- und Wasserwege verbindet, um den Güter- und Personenverkehr in Europa zu verbessern.

Der NWR empfiehlt eine enge Abstimmung innerhalb Europas, damit Standards und Betankungsprotokolle einheitlich bleiben. Zudem soll die Logistik für Transport, Verflüssigung und Verteilung des Wasserstoffs gefördert werden. Im Rat gibt es unterschiedliche Einschätzungen zur Frage, ob Elektrolyseure gezielt für den Mobilitätssektor priorisiert werden sollten. Eine Mehrheit spricht sich dafür aus, um internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Eine Minderheit lehnt dies ab, weil eine sektorale Priorisierung als nicht zweckmäßig betrachtet wird.

Wirtschaftlicher Rahmen entscheidend

Laut dem Rat sei der wirtschaftliche Rahmen entscheidend für den Einsatz wasserstoffbetriebener Lkw. Laut Stellungnahme fehlen Förderprogramme, die mit denen für batterieelektrische Fahrzeuge vergleichbar sind. Die Experten fordern daher Zuschüsse für Fahrzeuge und Tankstellen sowie eine vereinfachte Förderung, die Besonderheiten der Wasserstofftechnik berücksichtigt. Bestehende Programme sollen sich stärker auf Nutzfahrzeuge über 16 Tonnen konzentrieren.

Zusätzlich empfiehlt der Rat regulatorische Anpassungen. Dazu zählt eine Weiterentwicklung der Treibhausgasquote bis 2040. Vorgesehen ist auch eine Unterquote für synthetische, nicht biogene Kraftstoffe von 2,7 Prozent, die dreifach angerechnet werden soll. Dies entspricht netto 0,9 Prozent und soll sicherstellen, dass geplante Projekte für klimaneutralen Wasserstoff im Raffineriebereich nicht ins Stocken geraten.

Die fünfseitige Stellungnahme „Die Bedeutung des Wasserstoffs für die Dekarbonisierung“ ist über die Internetseite des NWR downloadbar.