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Josephine Bollinger-Kanne
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Donnerstag, 20.11.2025, 15:46 Uhr
Gas
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Ukraine baut auf LNG aus den USA
Die Ukraine wird LNG aus den USA über die Ostsee im Norden und aus dem Süden über den Vertikalen Gaskorridor und Griechenland in diesem Winter importieren.
Im Beisein des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und des griechischen Premiers Kyriakos Mitsotakis schlossen die staatlichen Energieunternehmen Depa Commercial und Naftogaz in Athen eine Absichtserklärung zur Erdgaslieferung an die Ukraine im Winter. Wie die Unternehmen mitteilten, soll im Rahmen dieser Vereinbarung LNG aus den USA von Griechenland über den sogenannten Vertikalen Korridor an die Ukraine von Dezember 2025 bis März 2026 transportiert werden. Mengenangaben zu den geplanten Lieferungen machten die Unternehmen nicht.
 
LNG aus dem Süden
 
Der Vertikale Gaskorridor verläuft von Griechenland nach Bulgarien. Von Bulgarien geht es auf der Route der Transbalkan-Pipeline weiter nach Rumänien und Moldawien in die Ukraine. Bis zur Inbetriebnahme der Schwarzmeergasleitung Turkstream Anfang 2020 bezog die Türkei über die Transbalkan-Pipeline Gas aus Russland. Die Transportkapazität von Norden nach Süden beträgt 27 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr.

Ende letzten Jahres importierte die ukrainische DTEK-Gruppe über den Vertikalen Korridor erstmals LNG aus den USA. Da kriegsbedingt keine Direktverschiffung ans Schwarze Meer möglich war, löschte die Gaslog Savannah rund 100 Millionen Kubikmeter Gas aus Louisiana am Revithoussa LNG-Terminal in Griechenland, das zunächst zur Verbindungsgasleitung zwischen Griechenland und Bulgarien ICGB und ab Bulgarien auf der Transbalkan-Route zur Ukraine durchgeleitet wurde. Die ICGB kann im Jahr aktuell 3 Milliarden Kubikmeter Gas von Griechenland nach Bulgarien durchleiten. Geplant ist ein Ausbau auf 5 Milliarden Kubikmeter Gas im Jahr. Erstes Gas aus Aserbaidschan floss ebenfalls bereits von Griechenland in die Ukraine.
 
LNG auf dem Nordkorridor
 
Jüngst lieferte DTEK über seine Handelsparte D. Trading die erste LNG-Fracht aus den USA nach Litauen. Rund 100 Millionen Kubikmeter Gas verschiffte die Gaslog Savannah aus Louisiana zum LNG Terminal Klapeida. Von Klapeida gelangte das Gas über Polen in die Ukraine.

Mit LNG aus den USA will DTEK die Energiesicherheit der Ukraine und ihrer Nachbarländer stärken. Naftogaz vereinbarte indes mit der polnischen Orlen-Gruppe auf der Ratskonferenz der Partnerschaft für transatlantische Energiekooperation in Athen eine Absichtserklärung zur Erdgaslieferung der Ukraine für den Winter. Diese Vereinbarung bilde den Rahmen für künftige Gaslieferverträge, erklärte Robert Soszyński, Vizepräsident des Vorstands von Orlen Anfang November. Im ersten Quartal 2026 sollen 300 Millionen Kubikmeter Gas und bis zum Jahresende 600 Millionen Kubikmeter Gas geliefert werden.
 
Energiebrücke über Ostsee und Mittelmeer
 
DTEK schätzt, dass die Ukraine aufgrund der russischen Angriffe auf ihre Gasförder- und Speicherinfrastruktur in diesem Winter rund 4 Milliarden Kubikmeter Gas importieren muss. Dementsprechend verhandelt das Unternehmen über weitere US-amerikanische LNG-Lieferungen, die sowohl über diesen nördlichen Korridor als auch über den südlichen vertikalen Gaskorridor in die Ukraine und an europäische Nachbarländer gelangen sollen.

„US-amerikanisches LNG ist der Schlüssel zur Energieunabhängigkeit für die Ukraine und Europa“, sagte DTEK-CEO Maxim Timchenko. DTEK könne eine Energiebrücke zwischen US-amerikanischen Produzenten und einer Region etablieren, die nach wie vor zu stark von russischem Gas abhängig ist. „Von unseren Terminals an der Ostsee und im Mittelmeer aus arbeiten wir mit europäischen und US-amerikanischen Partnern an der Entwicklung kosteneffizienter Routen, um mehr Gas in die Ukraine und Nachbarländer zu liefern“, so Timchenko.