E&M Home > E&M Marktplatz > E&M Nachrichten
Hans-Josef Vogel eröffnet die NRW-Windenergietage 2025. Quelle: Volker Stephan
Volker Stephan
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 20.11.2025, 15:06 Uhr
Windkraft
E&M News
Windkraft-Branche beim NRW-Treff nicht nur in Feierlaune
Der Windenergie-Branche geht es gut. Doch sie sieht dunkle Wolken heraufziehen. Bei den Windenergietagen des LEE NRW mahnte die Chef-Lobbyistin im Bund, sich dem Preisdruck zu stellen.
Nordrhein-Westfalen ist unter den Bundesländern das El Dorado der Windenergie, schon das zweite Jahr in Folge. Die Branche vor Ort möchte, dass dies so bleibt und blickt kritisch auf die künftigen Regelungen zu Kraftwerksstrategie und Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). 

Das jährliche Treffen des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW) nennt sich „Windenergietage“ und findet am 20. und 21. November im ostwestfälischen Bad Driburg statt. Die einleitenden Worte von Hans-Josef Vogel, LEE-Vorsitzender, und Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie (BWE), waren nicht nur von Zufriedenheit gekennzeichnet.

Dabei schickte Hans-Josef Vogel die guten Nachrichten in Zahlen vorweg. NRW bleibe „Windenergie-Land Nummer 1“ in Deutschland, mit bis zu 1.150 MW zusätzlich installierter Leistung von bis zu 230 neuen Turbinen bis Jahresende. Aktuell seien 200 Anlagen mit über 1.000 MW im laufenden Jahr in Betrieb gegangen.
 
BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek sprach als Gastrednerin nach dem LEE-Vorsitzenden Hans-Josef Vogel.
Quelle: Volker Stephan

Der LEE-Vorsitzende ist aber gegenüber der Politik misstrauisch. „Droht ein Rückschritt bei der Energiewende“, fragte er rhetorisch vor etwa 400 Teilnehmenden der Veranstaltung. Der Solarausbau sei eingebrochen, erste Firmen hätten Insolvenz angemeldet. Durch die anstehenden Gesetzesänderungen dürfte die Dynamik des Erneuerbaren-Ausbaus nicht zum Erliegen kommen.

Projektentwickler sollen geringere Pachtzahlungen aushandeln

Auch die BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek erwartet von der Bundesregierung eine intelligente Novelle des EEG, die einen realistischen Finanzierungsrahmen für die Windenergie bringen müsse. „Davon habe ich bis jetzt noch nichts gehört.“ Der Entwurf sei allerdings in den Februar verschoben, habe sie aus Berliner Kreisen erfahren. Es dürfe keine komplette Umstellung der Fördersystematik geben, das würde die kreditgebenden Banken zu langwierigen Prüfprozessen veranlassen.

Die Windkraft an Land stehe seit einiger Zeit unter hohem Preisdruck, so Bärbel Heidebroek. Daran werde sich so schnell nichts ändern, weil viele genehmigte Anlagen in die nächsten Ausschreibungen drängten. Die Folge sei eine erwartbare Überzeichnung. Um auskömmlich wirtschaften zu können, mahnte sie die Branchenvertreter, die Kosten bei den Projekten zu senken.

Die BWE-Präsidentin sieht für das Sparen drei mögliche Stellschrauben. Zum einen hätten die Preise für Windenergieanlagen noch „Luft nach unten“. Das sei mit den Herstellern der Turbinen zu besprechen. Niedrigere Kosten seien auch möglich, ohne der Billigkonkurrenz aus China die Tür zu öffnen.

Punkt zwei bei den Kostensenkungen sei die zu zahlende Pacht für die Turbinen-Standorte. Eine bundeseinheitliche Regelung sei nicht zu erwarten, also müssten Projektentwickler mit niedrigeren Angeboten an die Flächeneigentümer herantreten. Es sei überdies möglich, bestehende Pachten nachzuverhandeln.

Der dritte Punkt sei schließlich ein besseres Ausnutzen bestehender Netzanschlüsse. Der Bau neuer Knoten komme dem Bedarf erwartbar nicht hinterher. Auch der LEE-Vorsitzende Vogel erkennt im lahmenden Netzausbau ein Problem für die Branche. Die vielen Projekte sollten nicht warten müssen, hier seien digitale Verfahren in den Genehmigungsprozessen nötig.

Als anderes großes Problem benannte Vogel bröckelnde Straßen und Brücken in NRW, also die verbesserungswürdige Infrastruktur. Allein in Sauer- und Siegerland sei der Bau von 400 Anlagen wenn nicht gefährdet, so doch verzögert. Bundesautobahnen seien nicht befahrbar, die Situation der Straßen erinnere ihn an „das Ende des 18. Jahrhunderts“. Für den Erfolg der Energiewende „braucht die Windkraft neue Wege zum Bau“.