40 Prozent der Befragten in Deutschland sehen keine Notwendigkeit, noch mehr CO2-Emissionen einzusparen. Schon gar nicht in den eigenen vier Wänden.
Der Anteil in der Bevölkerung, der der Ansicht ist, dass für den Klimaschutz schon genug getan worden ist, ist gestiegen. Nach einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle (BuVEG) sehen 40 Prozent der Befragten sektorübergreifend keinen Handlungsbedarf. Ob Verkehr, Industrie, Gebäude, Energie- oder Landwirtschaft, danach gefragt, in welchen Bereichen bisher zu wenig CO2-Emissionen eingespart worden seien, um die Klimaschutzziele zu erreichen, lautet deren Antwort: in keinem.
Zum Vergleich: Vor fünf Jahren, als die Umfrage zum ersten Mal stattfand, waren nur 16,8 Prozent der Meinung, dass der CO2-Ausstoß bereits ausreichend verringert sei. Im Energiekrisenjahr 2023 war der Wert auf 38,1 Prozent geklettert. Vergangenes Jahr betrug er 36,3 Prozent.
Stark gewandelt hat sich die Sichtweise auf die Industrie. Waren es im Jahr 2021 53,1 Prozent, die sagten, es seien bisher zu wenig CO2-Emissionen in diesem Sektor eingespart worden, liegt deren Anteil jetzt bei nur noch 27,1 Prozent.
Die Industrie rangiert in der öffentlichen Wahrnehmung auf Platz 2 hinter dem Verkehrssektor: Lediglich noch 28,5 Prozent der Befragten meinen, dass das Land bei der Verkehrswende nicht auf Kurs ist.
„im Gebäudesektor viel Porzellan zerschlagen“
Und nur etwa halb so groß ist der Anteil derer, die Nachholbedarf im Gebäudesektor sehen. 15,4 Prozent sagen, es gebe noch Einsparpotenziale. Das sind 0,4 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren und 1,7 Prozentpunkte weniger als 2024.
„Diese Entwicklung ist alarmierend. Was die Zukunftsfähigkeit des Gebäudebestands betrifft, wurde in den vergangenen Jahren leider sehr viel Porzellan zerschlagen“, sagt Verbandsgeschäftsführer Jan Peter Hinrichs. Gerade im Gebäudesektor klaffe das Bewusstsein der Bevölkerung mit dem tatsächlichen Nachholbedarf weit auseinander.
30 Prozent aller Gebäude befinden sich nach Angaben des Verbands nach wie vor in den schlechtesten Energieeffizienzklassen. Sie seien für 40 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich.
Den Handlungsbedarf verdeutlicht die Organisation auch an der jährlichen Sanierungsrate. Die Quote für energetische Sanierungen im deutschen Gebäudebestand lag demnach im Jahr 2024 bei 0,69 Prozent, 2022 aber noch bei 0,88 Prozent. 2023 waren es 0,70 Prozent. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) kam stattdessen in Modellrechnungen im Jahr 2021 zu dem Ergebnis, dass jährlich 1,7 bis 1,9 Prozent der Wohngebäude energetisch saniert werden müssten, damit der Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral wird.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos ermittelte in einer Studie für die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff), dass eine „moderate Steigerung der energetischen Sanierungsrate“ einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von bis zu 3,4 Prozent ermöglichen würde. Die Studienautoren gingen von einer schrittweisen Erhöhung der jährlichen Sanierungsrate auf 1,7 bis 1,9 Prozent aus.
Die Umfrage des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle wurde vom Meinungsforschungsinstitut Civey Anfang November durchgeführt. Befragt wurden nach Angaben des Instituts 5.000 Personen.