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Die "Energos Force" im Mai 2024 in Stade. Quelle: Shutterstock / perfectpicturehunter
Katia Meyer-Tien
© 2025 Energie & Management GmbH
Montag, 17.11.2025, 12:14 Uhr
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Einigung über das schwimmende LNG-Terminal Stade
Wohl zu spät für diese Heizperiode, aber immerhin: Nach vielen Monaten Rechtsstreit soll das schwimmende LNG-Terminal in Stade im kommenden Frühjahr in Betrieb gehen. Vielleicht.  
„Das sind gute Nachrichten für Stade und die Energiesicherheit in Deutschland“, kommentiert eine Sprecherin der Hanseatic Energy Hub (HEH) etwas schmallippig die Einigung in dem monatelangen Streit mit der bundeseigenen Deutschen Energy Terminal (DET). Letztere hatte zuvor vermeldet, nunmehr die Fertigstellung der Suprastruktur für das geplante schwimmende LNG-Terminal im niedersächsischen Stade zu übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung mit der HEH, die bislang den Bau der Suprastruktur verantwortet hatte, sei am 14. November getroffen worden. 

Der Einigung vorangegangen war ein in Teilen absurd wirkender Disput um die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Terminals, das 2023 im Energiekrisenmodus mit Hochgeschwindigkeit gestartet war: In Rekordgeschwindigkeit hatte die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports für rund 300 Millionen Euro ein Hafenbecken und einen Anleger gebaut. Die vom Bund gecharterte schwimmende Speicher- und Regasifizierungsanlage (FSRU) „Energos Force“ lief dort auch am 15. März 2024 ein. Dann allerdings passierte nichts mehr. 

Ursache dafür war ein Streit zwischen DET und HEH über den Status der sogenannten Suprastruktur, die die FSRU mit dem Gasnetz verbinden soll. HEH zufolge war die Suprastruktur fertig und, behördlich bestätigt, betriebsbereit. DET bestritt dies, beide Seiten kündigten Anfang 2025 alle geschlossenen Verträge, betonten aber, im Gespräch bleiben zu wollen. Die „Energos Force“ verließ Stade und lag zunächst im dänischen Hafen Skagen auf Reede.

Im Juli 2025 vermeldete das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) schließlich die Subvercharterung der „Energos Force“. Seither speichert und regasifiziert das Schiff – einst als eine von fünf FSRU zur Sicherung der deutschen Gasversorgung gechartert – LNG für die ägyptische Egas. 

„Äußerst komplexe Fragestellungen“

Nun aber der Durchbruch. „Es war kein leichter, im Ergebnis aber zielführender Weg, dass wir als bundeseigene Gesellschaft zur Realisierung des gesamten schwimmenden LNG-Terminals Stade nunmehr die Suprastruktur fertigstellen werden und den wichtigen Beitrag des Standortes Stade für die Versorgungssicherheit sicherstellen dürfen“, lässt sich DET Geschäftsführer Peter Röttgen zitieren. „Äußerst komplexe Fragestellungen“ seien zu klären gewesen. 

Die Vereinbarung räumt der DET Zugang zur Suprastruktur ein, sodass die bundeseigene Gesellschaft umgehend deren Inspektion, Planung und Fertigstellung beginnen kann, heißt es in der Pressemitteilung der DET. DET-Partnergesellschaften könnten fortan für die offenen Arbeiten mobilisiert und mit der Materialbeschaffung beauftragt werden. Im Zentrum der Fertigstellung stünden internationale Sicherheitsstandards, die vollständige Pflichtdokumentation sowie die Einhaltung aller gesetzlichen und behördlichen Anforderungen. 

Vom ursprünglichen Rekordtempo ist dabei nicht mehr viel zu spüren. Nicht vor dem zweiten Quartal 2026 – und damit wohl erst nach dem Ende der diesjährigen Heizperiode – werde das Terminal in Betrieb gehen, heißt es weiter. Eine genauere Terminierung sei nach Abschluss der Inspektionen zu erwarten. Immerhin: Damit bleibt auch genug Zeit, die Energos Force von ihrem Einsatz im Mittelmeer zurückzuholen: Die rechtzeitige Rückkehr der FSRU sei sichergestellt, schreibt die DET. 

Fortschritte beim landbasierten Terminal

Bei der HEH dürfte man in erster Linie erleichtert sein, das Kapitel abgeschlossen zu haben und sich auf ihr eigenes LNG-Projekt fokussieren zu können: 2027 will das Unternehmen in einer ersten Ausbaustufe – ebenfalls in Stade – ein emissionsfreies landbasiertes Terminal für LNG, Bio-LNG und SNG (Synthetic Natural Gas) in Betrieb nehmen. Einen Meilenstein auf dem Weg dorthin feierte die HEH erst kürzlich: Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat Ende Oktober den vorzeitigen Baubeginn für einen Teil der Baumaßnahmen der Gasleitung genehmigt, die das landbasierte Terminal an das Fernleitungsnetz der Gasunie anbinden soll.

Und auch in der Lokalpolitik zeigt man sich froh über die Einigung: „Als das schwimmende LNG-Terminal, die FSRU ,Energos Force', im März vergangenen Jahres Stade erstmals erreichte, waren wir bereits optimistisch, dass wir hier vor Ort unseren Beitrag zur Energiesicherheit Deutschlands leisten können“, schreibt Lars Kolk, Erster Stadtrat der Hansestadt Stade: „Seitdem hat sich die weltpolitische Lage bedauerlicherweise nicht verbessert. Umso mehr hoffen wir, dass nun tatsächlich die letzten Schritte getan werden, damit in Stade flüssiges Erdgas importiert werden kann.“