Chaos bei Abrechnungen, finanzielle Schieflage: Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Schwäbisch Gmünd hat den bisherigen Geschäftsführer abberufen und ein Krisenteam eingesetzt.
Die Stadtverwaltung spricht von einem „Neustart bei den Gmünder Stadtwerken“. Nach andauernden Problemen mit Kundenabrechnung und einem Finanzloch, das auf 30 Millionen Euro angewachsen ist, hat der Aufsichtsrat des kommunalen Unternehmens personelle Konsequenzen gezogen. „Der bisherige Geschäftsführer Peter Ernst wurde freigestellt und abberufen“, teilt die Kommune mit. Ein „Feuerwehrteam“ kümmere sich jetzt um die Klärung der Situation. Interimsweise übernimmt der Chef der Vereinigten Gmünder Wohnungsbaugesellschaft, Celestino Piazza, die Geschäftsführung der Stadtwerke.
Piazza soll gemeinsam mit Fachleuten aus dem Haus und externer Expertise den Versorger wieder aufs Gleis setzen, wie es heißt. Parallel werde die Geschäftsführerstelle bei den Stadtwerken neu ausgeschrieben. „Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit“ gegenüber der Belegschaft und nach außen hin müsse wiederhergestellt werden, kommentierte der Gmünder Oberbürgermeister, Richard Arnold (CDU), den personellen Schnitt.
Probleme bei der Umstellung der IT
In den vergangenen Monaten machten viele Kunden ihrem Unmut über das Unternehmen Luft. Die Stadt geht nach eigener Aussage derzeit davon aus, dass noch rund 8.000 Abrechnungen für das Jahr 2024 nicht gestellt wurden. Außerdem gebe es zahlreiche „Klärfälle“. Hinzu kämen fehlende Abrechnungen im Netzentgelt-Bereich mit größeren gewerblichen Unternehmen.
Als Grund für die offenen Abrechnungen sieht der Aufsichtsrat „vor allem große Reibungspunkte und Schwierigkeiten bei der Umstellung vom bisherigen Datensystem auf den neuen Anbieter“.
Die Probleme bei Abrechnungen und „weitere noch nicht geklärten Faktoren“ haben die Stadt in finanzielle Schieflage gebracht. Das Finanzloch sorgte im „Cashpool“ der Kommune für eine Inanspruchnahme in Höhe von 30 Millionen Euro, schreibt die Stadtverwaltung. Das Krisenteam unter Führung von Piazza soll umgehend dafür sorgen, dass belastbare Zahlen auf dem Tisch liegen.
Alle 170 Arbeitsplätze gesichert
Dank der Cashpool-Absicherung und mit Blick auf die ersten Zahlen seien zumindest alle 170 Arbeitsplätze bei den Stadtwerken gesichert, sagte dieser Tage Aufsichtsratsvorsitzender Richard Arnold auf einer Betriebsversammlung. Das oberste Ziel des Teams bestehe nun darin, die Handlungsfähigkeit und Liquidität wiederherzustellen, so Arnold. Interimsgeschäftsführer Piazza nennt als zweites Ziel die Wiedergewinnung des bei Kunden verloren gegangenen Vertrauens.
Peter Ernst (61) war im März 2019 zum Geschäftsführer der Gmünder Stadtwerke berufen worden. Co-Geschäftsführer Jochen Schmidt (57) war nach einem Jahr Tätigkeit im November 2024 aus dem Unternehmen ausgeschieden. Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschafteten die Stadtwerke Umsatzerlöse in Höhe von 119 Millionen Euro, das Ergebnis vor Steuern betrug 4,4 Millionen Euro.