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Quelle: E&M / Shutterstock, Mikhail Gnatkovskiy
Christian Nissen und Sabine Gores, Öko-Institut
© 2025 Energie & Management GmbH
Donnerstag, 13.11.2025, 08:16 Uhr
BHKW-Ranking 2025
E&M News
Zwischen starkem Export und offenen Fragen
Die traditionelle BHKW-Umfrage von E&M und dem Öko-Institut zeigt in diesem Jahr: einen deutlichen Rückgang im Inland, starke Exporte und offene Fragen zur H2-Praxis.
Die alljährliche BHKW-Umfrage des Öko-Instituts im Auftrag von Energie & Management zeigt, dass der deutsche Markt für motorische BHKW 2024 einen klaren Dämpfer erlebt hat. Nach einem kurzen Zwischenhoch im Jahr 2023 mit 744 MWel neuer Leistung brach der Inlandsabsatz 2024 um gut ein Drittel auf nur noch 503 MWel ein. Auch die Zahlen aus dem Marktstammdatenregister bestätigen diesen Trend fast punktgenau: Dort werden für 2024 rund 502 MWel ausgewiesen (siehe Grafik 1). Damit ist der Einbruch diesmal in beiden Datenquellen sichtbar. Erste Schätzungen für 2025 liegen mit 648 MW elektrisch zwar wieder höher, werden aber als sehr unsicher angesehen.

Fossil und biogen: Beide rückläufig

Sowohl fossil betriebene als auch biogene Anlagen verzeichneten 2024 ein Absatzminus auf dem deutschen Markt. Bei fossilen BHKW sank der Absatz auf 337 MWel nach 478 MWel im Vorjahr, das ist ein Rückgang um 29 Prozent. Bei den biogenen Anlagen sank er hingegen nur um 25 Prozent von 287 MWel in 2023 auf 214 MWel im Jahr 2024. 
 
Grafik 1: Absatz von Motoren-BHKW Inland Gesamt (in MW elektrisch).
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Quelle: E&M

Ganz anders zeigt sich das Bild im Ausland: Mit 1.562 MWel liegt der Export um 2 Prozent über dem des Vorjahres. Für viele Hersteller ist das Auslandsgeschäft inzwischen der entscheidende Stabilitätsanker (siehe Grafik 2). Auffällig ist jedoch, dass sich diese Struktur nicht bei allen Unternehmen gleichermaßen widerspiegelt.
 
Grafik 2: Absatz von Motoren-BHKW (in MW elektrisch).
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Quelle: E&M

Während einige Anbieter sehr stark auf den Export setzen, bleibt für andere der deutsche Markt weiterhin der wichtigste Absatzkanal. Im Durchschnitt liegt der Exportanteil bei rund zwei Dritteln, allerdings haben viele Unternehmen Quoten von weniger als 50 Prozent. Bei einigen liegt der Anteil sogar unter 10 Prozent. Das deutet darauf hin, dass der deutsche Markt trotz rückläufiger Zahlen für die Mehrheit der Anbieter zentral bleibt.
 
Grafik 3: Absatz biogen betriebener BHKW nach Leistungsklassen Inland (in MW elektrisch).
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Quelle: E&M

Leistungsklassen im Blick

Bei den biogenen Anlagen entfielen 2024 knapp 77 Prozent des Zubaus auf große Projekte mit mehr als 500 kWel. Kleinere Klassen verloren stark. Die Struktur verschiebt sich damit weiter in Richtung größerer Anlagen (siehe Grafik 3).
Bei den fossilen BHKW sind die Bewegungen uneinheitlicher. Das Kleinanlagen-Segment bis 50 kWel schrumpfte erneut und auch große Projekte über 2 MWel brachen deutlich ein. Zulegen konnte allein die mittlere Leistungsklasse zwischen 50 kWel und 2 MWel. Hier liegt inzwischen fast die Hälfte aller neuen fossilen Anlagen (siehe Grafik 4).

 
Grafik 4: Absatz fossil betriebener BHKW nach Leistungsklassen Inland (in MW elektrisch).
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Quelle: E&M

Erwartungen der Branche 2025

Die Prognose der 17 teilnehmenden Anbieter zur Entwicklung des BHKW-Markts zeichnet für 2025 ein gemischtes Bild. Für den Inlandsmarkt erwarten viele BHKW-Unternehmen stabile oder leicht steigende Stückzahlen, während nur wenige Rückgänge prognostizieren. Beim Export ist der Optimismus ausgeprägter, hier rechnen die Unternehmen mit Zuwächsen. Damit bleibt die internationale Nachfrage ein zentraler Faktor für die Branche, auch wenn geopolitische Spannungen, Zollveränderungen und Lieferkettenrisiken den Handlungsspielraum begrenzen.

Ein Schwerpunkt der Umfrage lag auf der künftigen Rolle von Wasserstoff und Biomethan. Die Antworten zeigen eine große Spannbreite: Einige Unternehmen sehen nur einzelne Projekte mit H2-ready-Komponenten, andere ordnen einen erheblichen Teil ihrer Auslieferungen in den Kategorien „50 bis 75 Prozent“ oder „75 bis 100 Prozent“ ein. Das bedeutet allerdings, dass diese Anlagen für den späteren Einsatz mit Wasserstoff vorbereitet sind, aber nicht, dass sie schon heute damit betrieben werden. Der tatsächliche Betrieb bewegt sich weiterhin überwiegend in den unteren Kategorien. Biomethan wird in einzelnen Segmenten berücksichtigt, hat aber insgesamt ein geringeres Gewicht als der genannte Bezug zu Wasserstoff. Die Begründung könnte sein, dass der Einsatz von Biomethan eher bilanziell erfolgt und damit den Anlagenverkäufern nicht bekannt ist. Diese Angaben verdeutlichen eher Tendenzen als exakte Marktanteile.

Politische Rahmenbedingungen

In den Antworten wird deutlich, dass viele Unternehmen die politischen Rahmenbedingungen als entscheidend für ihre Geschäftsentwicklung ansehen. Genannt wird dabei vor allem das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG): Die jüngste Verlängerung sorgt kurzfristig für mehr Planungssicherheit, doch bleibt offen, wie die Förderung danach gestaltet sein wird. Diese Unsicherheit belastet längerfristige Investitionen.

Viele Unternehmen haben in ihren Antworten betont, dass für sie klare und verlässliche politische Rahmenbedingungen entscheidend sind. Immer wieder genannt werden dabei mehr Planungssicherheit und Anreize für flexible Betriebsweisen.

Auffällig ist, dass die Zahl der teilnehmenden Unternehmen verglichen zu den Vorjahren weiter zurückgegangen ist. Einige Anbieter, die früher noch vertreten waren, haben inzwischen keinen relevanten Absatz mehr im BHKW-Bereich oder fokussieren sich auf andere Technologien. So betonte die Geschäftsführung der SES Energiesysteme GmbH: „Wie in weiten Teilen der Branche war auch bei uns im Jahr 2024 ein Rückgang des BHKW-Absatzes zu verzeichnen. Wir haben jedoch frühzeitig auf angrenzende, zukunftsorientierte Technologien gesetzt und unser Portfolio seit 2022 gezielt um Power-to-Heat (PtH) und Wärmepumpenlösungen erweitert. Diese − ebenso wie der sektorübergreifende Anlagenbau − machen inzwischen den überwiegenden Teil unseres Geschäfts aus und sorgen für eine durchgehend gute Auslastung.“

Fazit

2024 war für den Inlandsmarkt ein schwaches Jahr. Der Rückgang betraf fossile wie biogene Projekte gleichermaßen. Nur das Exportgeschäft sorgte für stabile Zahlen. Für 2025 deutet sich zwar eine leichte Erholung an, doch die Erwartungen unterscheiden sich stark zwischen den Unternehmen und hängen entscheidend von den politischen Rahmenbedingungen ab.

Das Klimathema zieht sich dabei wie ein roter Faden durch die Entwicklung des BHKW-Markts. Schon in den vergangenen Jahren stand die Frage im Mittelpunkt, welchen Beitrag die Technologie zur Umsetzung der Klimaziele leisten kann. Blockheizkraftwerke gelten als Effizienztechnologie, die durch gekoppelte Strom- und Wärmeerzeugung eine hohe Brennstoffausnutzung erreicht. Viele Unternehmen betonen zudem die Rolle von BHKW bei der Flexibilisierung des Energiesystems, insbesondere mit Blick auf die Integration erneuerbarer Energien.

In der aktuellen energiepolitischen Diskussion rückt diese Doppelrolle noch stärker in den Fokus. Zum einen muss die Technologie zeigen, dass sie den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien flankieren und die Versorgungssicherheit stützen kann. Zum anderen steht sie unter Druck, ihre Emissionen konsequent zu reduzieren und sich in die nationale Klimastrategie einzufügen. Die Diskussion um das künftige KWKG und das Kraftwerkssicherheitsgesetz zeigt, dass BHKW‑Kapazitäten als Teil des neuen Kraftwerksparks eingeplant werden, gleichzeitig aber Klimavorgaben erfüllen müssen. Ob und in welchem Umfang die Branche ihre Stärken zur Erreichung der Klimaziele einbringen kann, hängt daher maßgeblich davon ab, wie die politischen Leitlinien und Fördermechanismen diese Technologie und deren mit ihr verbundenen Brennstoffeinsatz berücksichtigen werden. 
 
Die Tabellen 1 bis 210 in einer Übersicht.
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Quelle: E&M
Die Teilnehmer der Umfrage
In diesem Jahr nahmen 17 Unternehmen an der BHKW-Umfrage teil, die das Öko-Institut durchgeführt hat. Das Unternehmen Senertec hat wie in den vergangenen Jahren zwar Absatzzahlen übermittelt, die Veröffentlichung beziehungsweise Weitergabe der Daten aber untersagt, daher sind die Zahlen nicht im Ranking enthalten. Zudem haben drei Firmen zurückgemeldet, das sie in diesem Jahr nicht an der Umfrage teilnehmen möchten. Über den Exportmarkt berichtet die Marktübersicht des Öko-Instituts in aggregierter Form. Das Ranking zeigt nur die im Inland abgesetzten Module.

Hintergrund der BHKW-Umfrage
Bereits seit mehr als 20 Jahren führt das Öko-Institut eine Umfrage unter den in Deutschland tätigen BHKW-Unternehmen durch. So wurden auch in diesem Jahr der Absatz für das vergangene sowie eine Prognose für das aktuelle Kalenderjahr abgefragt. Das Ziel der Absatzumfrage ist es, die aktuellen Entwicklungen auf dem BHKW-Markt für die in Deutschland verkauften und die für den Export bestimmten Anlagen abzubilden. Das ist insbesondere wichtig, um die Bewegungen im Energiesektor in diesem Segment darzustellen. In diesem Jahr wurde wieder ein Vergleich der Umfrageergebnisse mit den Daten des Marktstammdatenregisters (MaStR) durchgeführt. Neben der quantitativen Umfrage wurden die Hersteller zu ihrer Sicht auf bestimmte Entwicklungen am Markt befragt. Ein zentrales Thema war der potenzielle Einsatz von Wasserstoff als Brennstoff.