E&M Home > E&M Marktplatz > E&M Nachrichten
Quelle: Fotolia / JiSIGN
Günter Drewnitzky
© 2024 Energie & Management GmbH
Montag, 27.03.2023, 13:50 Uhr
Elektrofahrzeuge
E&M News
Wenn das Auto den Batteriespeicher ersetzt
Ein Pilotprojekt hat gezeigt, dass für Besitzer von Solaranlage und E-Auto ein Autarkiegrad von bis zu 51 Prozent möglich ist: Dann, wenn sie das Auto auch als Stromquelle nutzen.
Das Projekt „Bi-ClEVer“ hat gezeigt, dass sich der Autarkiegrad von Solaranlagenbesitzern mit E-Auto durch bidirektionales Laden mehr als verdoppeln kann. Das geht aus einer Mitteilung des Eon-Konzerns hervor, der gemeinsam mit Partnern diese Technik, bei der der Strom nicht nur in Richtung des E-Autos fließt, sondern bei Bedarf auch aus dem Akku ins Haus oder ins Stromnetz geleitet werden kann.

Die Analyse hat ergeben: Mit einer PV-Anlage und einem E-Auto mit 42-kWh-Akku als Zwischenspeicher sind bis zu 51 Prozent Autarkiegrad im Jahresdurchschnitt möglich, wobei Winter, bewölkte Tage und Nächte eingerechnet sind. Neben der Energie, die für den Haushalt benötigt wird, wurde auch der Fahrstrom berücksichtigt. Um dieses Autarkie-Level zu erreichen, werden die Ladezeiten des E-Fahrzeugs intelligent gesteuert, sodass der Akku möglichst nur mit selbst erzeugten Sonnenstrom geladen wird.

Ebenfalls untersucht wurde, wie sich ein zusätzlicher stationärer Batteriespeicher auswirkt: Damit, so heißt es von Eon, lässt sich der Autarkiegrad der Pilotanwender sogar auf bis zu 59 Prozent erhöhen. Abhängig von individuellen Faktoren wie Verbrauch, Nutzungsverhalten oder Größe von PV-Anlage und Speicher kann der jeweilige Autarkie-Wert sogar noch höher liegen. Würde man hingegen mit dem E-Auto auf alle Speichermöglichkeiten und optimiertes Laden verzichten, läge der Autarkiegrad durch die Erzeugung von Solarstrom nur bei rund einem Viertel.

Schlüsselrolle für die Energiewende

„Bidirektionales Laden wird eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende und den Klimaschutz sein“, erklärte Benjamin Jambor, Geschäftsführer Future Energy Home bei Eon Deutschland. Damit lasse sich auch ohne Batteriespeicher im Haus viel CO2 einsparen.

Und so funktioniert Bi-Ciever: Das energetische und finanzielle Optimum für die jeweiligen Kundinnen und Kunden wird von einem Algorithmus automatisch herausgearbeitet und dann von der Steuereinheit, dem sogenannten „Home Energy Management System“ umgesetzt. Damit erfolgen die Lade- und Entladevorgänge komplett automatisiert. Anwender können mittels App Vorgaben machen, wie einen gewünschten Ladezustand des Fahrzeugs zu einer bestimmten Uhrzeit, einen immer geltenden Mindestladezustand oder ausschließlich solares Laden. Die Erhöhung der eigenen Solarstromnutzung durch bidirektionales Laden ist nach Angaben von Eon besonders attraktiv für diejenigen, die eine PV-Anlage und ein E-Auto, jedoch keinen Batteriespeicher haben, da der ohnehin vorhandene Akku des E-Autos als Speicher genutzt werden kann.

In einer nächsten Phase des Pilotprojekts sollen weitere Optimierungsmöglichkeiten erprobt werden, etwa die Einbeziehung von Wettervorhersagen. Getestet werden auch die Nutzung zeitvariabler Stromtarife und der Handel mit Strom. Auch könnten die Speicher von E-Autos als eine Art Schwarmbatterie fungieren, die mit ihrer Flexibilität das Verteilnetz entlasten kann.

Als wissenschaftlicher Partner begleitet ein Team der EBZ Business School das Projekt durch kontinuierliche Datenauswertungen. Außerdem ist Bi-Ciever angelehnt an das „Bidirektionales Lademanagement“-Projekt (BDL), an dem Bayernwerk, BMW und weitere Partner beteiligt waren.