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dpa
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Donnerstag, 08.09.2022, 17:38 Uhr
Kernkraft
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Russland liefert Uran nach Deutschland
Wladimir Putin mag die Gaslieferungen an das "Feindland" Deutschland eingestellt haben. Für Uran gelten indes andere Regeln, selbst kurz vor dem Atomausstieg.
(dpa) − Mehr als sechs Monate nach Beginn des Ukrainekriegs wird im Emsland eine Uranlieferung aus Russland erwartet. Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) bestätigte aktuelle Transporte von Russland in die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen. Grundlage seien Genehmigungen aus dem Jahr 2021, sagte ein BASE-Sprecher. Die maximal zulässige Anzahl von Transporten sei bisher noch nicht ausgeschöpft. "Es sind also bezüglich dieser Genehmigungen weitere Transporte möglich», sagte der Sprecher. Zuletzt wurde auf Grundlage dieser Genehmigungen am 18. Januar Uran aus Russland nach Lingen geliefert, also gut einen Monat vor Kriegsbeginn am 24. Februar.

Nach Angaben des Bündnisses Atomkraftgegner_innen im Emsland (Agiel) befindet sich zurzeit ein Schiff mit angereichertem Uranhexafluorid von Russland auf dem Weg ins niederländische Rotterdam. Dort soll es am 10. September ankommen. Die Atomladung soll anschließend nach Lingen gebracht werden. Das BASE wollte sich am 8. September nicht genauer zum Transport äußern. "Zu Fragen von laufenden Transporten - auch bereits genehmigten - können wir aus Sicherheitsgründen keine Angaben machen", sagte der Sprecher.

Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte, wenn alles technisch in Ordnung sei, müsse das BASE die Transporte genehmigen. "Es gibt kein Uran-Embargo auf EU-Ebene", betonte ein Ministeriumssprecher am 8. September. Hintergrund sei, dass der Versorgungskanal aus Russland für den Betrieb der europäischen Atomkraftwerke offen bleibe.

In Lingen werden seit mehr als 40 Jahren Brennelemente für die nukleare Stromerzeugung in Europa hergestellt. Die Fabrik gehört dem französischen Unternehmen Framatome. Sie beliefert unter anderem AKW in Belgien, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Schweden und Finnland.

​NGO fordert Uran-Embargo gegen Russland und kündigt Demo an

Das Bündnis Agiel forderte den Stopp der Uranlieferungen aus Russland und ein Embargo für Atombrennstoffe. "Unsere Bundesregierung arbeitet angeblich an der Energie-Unabhängigkeit von Russland und predigt harte Sanktionen", sagte Alexander Vent vom Bündnis. Es passiere aber das Gegenteil: "In Russland angereichertes Uran wird nach Deutschland gebracht und spült Putins Staatskonzern Rosatom weiter Geld in die Kriegskasse." Das Bündnis, das auch eine Stilllegung des
Brennelementewerks im Emsland fordert, kündigte eine Demonstration
für den 1. Oktober in Lingen an.