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Energie & Management > Studien - BDEW mahnt mehr Energiewendeinvestitionen an
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Studien

BDEW mahnt mehr Energiewendeinvestitionen an

Der BDEW sieht in seinem aktuellen „Fortschrittsmonitor Energiewende“ Deutschland auf einem guten Kurs. Es seien aber deutlich mehr Investitionen notwendig und ökonomisch sinnvoll.
721 Milliarden Euro Investitionen sind allein bis 2030 notwendig, um die Ziele der Energiewende zu erreichen, heißt es im aktuellen „Fortschrittsmonitor Energiewende“ von BDEW und EY. Investitionen, die „in erheblichem Umfang Wachstum und regionale Wertschöpfung generieren können“, sagt Metin Fidan, Partner bei EY. Denn die Investitionen würden für eine erhebliche Wertschöpfung bei den Herstellern der Investitionsgüter sorgen, beispielsweise von Windturbinen, Solarpanelen oder bei Herstellern von Prozessanlagen für Elektrolyse.
 
Die Studie geht von einer Bruttowertschöpfung von etwa 52 Milliarden Euro pro Jahr und damit 1,5 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland aus, die durch diese Energiewende-Investitionen generiert werden kann. Realisiert worden ist davon allerdings bislang nur ein Bruchteil. Die im Jahr 2023 tatsächlich ausgelöste Bruttowertschöpfung schätzen die Autoren auf etwa 28 Milliarden Euro. Damit konnten nur 54 Prozent des jährlichen Potenzials verwirklicht werden.

Im Bereich Stromerzeugung wurden 2023 statt 27 Milliarden (Potenzial) tatsächlich nur Wertschöpfungseffekte von 16,4 Milliarden Euro erzielt. Bei den Verteil- und Transportnetzen sieht das Verhältnis mit 9,7 von 11,6 Milliarden Euro zwar um einiges besser, aber auch noch nicht sehr gut aus.

„Wir sehen, dass das jährliche Wertschöpfungspotenzial noch bei weitem nicht vollständig realisiert werden kann“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Um die Potenziale voll zu nutzen, ist vor allem eine weitere Steigerung der Investitionen in den Bereichen EE-Stromerzeugung und Netzausbau erforderlich.“ Weitere Impulse seien durch den Ausbau der Fernwärme, des H2-Kernnetzes sowie der Energiespeicher nötig.

Energiewende auf Kurs

Grundsätzlich aber sieht die Studie Deutschland in der Energiewende auf einem guten Kurs. Planungs- und Genehmigungsverfahren seien vereinfacht worden, und erstmals sei im Jahr 2023 der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf mehr als 50 Prozent gestiegen. Für die Photovoltaik war 2023 ein Rekordjahr: Mit einem Zubau von 13.600 MW habe sich der Zubau im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt und liege über dem Zielpfad von 9.000 MW. Ein bisschen Wasser schütten die Autoren hier allerdings doch in den Wein: Für das Erreichen der Ausbauziele der Bundesregierung sei ab 2026 ein jährlicher Zubau von über 20.000 MW und damit noch einmal deutlich mehr erforderlich. 

Auch der Ausbau der Windenergie hat an Fahrt gewonnen: Im Jahr 2023 wurde die Windenergie an Land um etwa 3.300 MW ausgebaut − so stark wie seit 2017 nicht mehr und dennoch unter der Zielmarke von 5.500 MW. Die Windenergie auf See legte um etwa 300 MW zu. Um das Ausbauziel zu erreichen, so die Autoren, müsse der Ausbau der Windenergie an Land um den Faktor 1,7 und der Ausbau der Windenergie auf See sogar um den Faktor 9 gesteigert werden.

PV- und Windenergieausbau sind allerdings nicht die einzigen Baustellen der Energiewende. Vor allem in Bezug auf die Wärme- und Mobilitätswende bleibt noch viel zu tun: Der EE-Anteil am Endenergieverbrauch lag 2023 bei Wärme bei 18 Prozent und der EE-Anteil in der Mobilität bei 7 Prozent. Vor allem bei der Wärmewende gab es 2023 Rückschläge: Trotz eines Anstiegs des Absatzes von Wärmepumpen um etwa 50 Prozent im Jahr 2023 sind gasbasierte Wärmeerzeuger immer noch die meistverkauften Geräte, was die Autoren auch auf die Unsicherheiten und Diskussionen rund um das Gebäudeenergiegesetz zurückführen. Hinzu kämen Engpässe aufgrund von Fachkräftemangel, die voraussichtlich eine weitere Verzögerung des Wärmepumpenausbaus verursachen werden.

Ein positives Zeugnis stellt die Studie der Netzwirtschaft in Deutschland aus. Seit 2006 sei die Dauer der Strom-Versorgungsunterbrechungen in etwa halbiert worden. Auch vor dem Hintergrund des steigenden Anteils der erneuerbaren Energien im System sei „das hohe Niveau in der Versorgungssicherheit nicht nur gehalten, sondern verbessert“ worden. Mit einer Versorgungsunterbrechung von 12,2 Minuten pro Letztverbraucher lag der Wert in 2022 weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 14,76 Minuten. Das ist im internationalen Vergleich ein Spitzenwert. 

Der Fortschrittsmonitor Energiewende ist im Internet auf den Seiten des BDEW abrufbar.

Dienstag, 30.04.2024, 16:45 Uhr
Katia Meyer-Tien
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Studien
BDEW mahnt mehr Energiewendeinvestitionen an
Der BDEW sieht in seinem aktuellen „Fortschrittsmonitor Energiewende“ Deutschland auf einem guten Kurs. Es seien aber deutlich mehr Investitionen notwendig und ökonomisch sinnvoll.
721 Milliarden Euro Investitionen sind allein bis 2030 notwendig, um die Ziele der Energiewende zu erreichen, heißt es im aktuellen „Fortschrittsmonitor Energiewende“ von BDEW und EY. Investitionen, die „in erheblichem Umfang Wachstum und regionale Wertschöpfung generieren können“, sagt Metin Fidan, Partner bei EY. Denn die Investitionen würden für eine erhebliche Wertschöpfung bei den Herstellern der Investitionsgüter sorgen, beispielsweise von Windturbinen, Solarpanelen oder bei Herstellern von Prozessanlagen für Elektrolyse.
 
Die Studie geht von einer Bruttowertschöpfung von etwa 52 Milliarden Euro pro Jahr und damit 1,5 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in Deutschland aus, die durch diese Energiewende-Investitionen generiert werden kann. Realisiert worden ist davon allerdings bislang nur ein Bruchteil. Die im Jahr 2023 tatsächlich ausgelöste Bruttowertschöpfung schätzen die Autoren auf etwa 28 Milliarden Euro. Damit konnten nur 54 Prozent des jährlichen Potenzials verwirklicht werden.

Im Bereich Stromerzeugung wurden 2023 statt 27 Milliarden (Potenzial) tatsächlich nur Wertschöpfungseffekte von 16,4 Milliarden Euro erzielt. Bei den Verteil- und Transportnetzen sieht das Verhältnis mit 9,7 von 11,6 Milliarden Euro zwar um einiges besser, aber auch noch nicht sehr gut aus.

„Wir sehen, dass das jährliche Wertschöpfungspotenzial noch bei weitem nicht vollständig realisiert werden kann“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Um die Potenziale voll zu nutzen, ist vor allem eine weitere Steigerung der Investitionen in den Bereichen EE-Stromerzeugung und Netzausbau erforderlich.“ Weitere Impulse seien durch den Ausbau der Fernwärme, des H2-Kernnetzes sowie der Energiespeicher nötig.

Energiewende auf Kurs

Grundsätzlich aber sieht die Studie Deutschland in der Energiewende auf einem guten Kurs. Planungs- und Genehmigungsverfahren seien vereinfacht worden, und erstmals sei im Jahr 2023 der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch auf mehr als 50 Prozent gestiegen. Für die Photovoltaik war 2023 ein Rekordjahr: Mit einem Zubau von 13.600 MW habe sich der Zubau im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt und liege über dem Zielpfad von 9.000 MW. Ein bisschen Wasser schütten die Autoren hier allerdings doch in den Wein: Für das Erreichen der Ausbauziele der Bundesregierung sei ab 2026 ein jährlicher Zubau von über 20.000 MW und damit noch einmal deutlich mehr erforderlich. 

Auch der Ausbau der Windenergie hat an Fahrt gewonnen: Im Jahr 2023 wurde die Windenergie an Land um etwa 3.300 MW ausgebaut − so stark wie seit 2017 nicht mehr und dennoch unter der Zielmarke von 5.500 MW. Die Windenergie auf See legte um etwa 300 MW zu. Um das Ausbauziel zu erreichen, so die Autoren, müsse der Ausbau der Windenergie an Land um den Faktor 1,7 und der Ausbau der Windenergie auf See sogar um den Faktor 9 gesteigert werden.

PV- und Windenergieausbau sind allerdings nicht die einzigen Baustellen der Energiewende. Vor allem in Bezug auf die Wärme- und Mobilitätswende bleibt noch viel zu tun: Der EE-Anteil am Endenergieverbrauch lag 2023 bei Wärme bei 18 Prozent und der EE-Anteil in der Mobilität bei 7 Prozent. Vor allem bei der Wärmewende gab es 2023 Rückschläge: Trotz eines Anstiegs des Absatzes von Wärmepumpen um etwa 50 Prozent im Jahr 2023 sind gasbasierte Wärmeerzeuger immer noch die meistverkauften Geräte, was die Autoren auch auf die Unsicherheiten und Diskussionen rund um das Gebäudeenergiegesetz zurückführen. Hinzu kämen Engpässe aufgrund von Fachkräftemangel, die voraussichtlich eine weitere Verzögerung des Wärmepumpenausbaus verursachen werden.

Ein positives Zeugnis stellt die Studie der Netzwirtschaft in Deutschland aus. Seit 2006 sei die Dauer der Strom-Versorgungsunterbrechungen in etwa halbiert worden. Auch vor dem Hintergrund des steigenden Anteils der erneuerbaren Energien im System sei „das hohe Niveau in der Versorgungssicherheit nicht nur gehalten, sondern verbessert“ worden. Mit einer Versorgungsunterbrechung von 12,2 Minuten pro Letztverbraucher lag der Wert in 2022 weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt von 14,76 Minuten. Das ist im internationalen Vergleich ein Spitzenwert. 

Der Fortschrittsmonitor Energiewende ist im Internet auf den Seiten des BDEW abrufbar.

Dienstag, 30.04.2024, 16:45 Uhr
Katia Meyer-Tien

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