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Energie & Management > IT - Nach der Mako-Umstellung ist vor der Mako-Umstellung
Quelle: Pixabay / Pete Linforth
IT

Nach der Mako-Umstellung ist vor der Mako-Umstellung

Die großen Softwarehäuser sehen sich gut aufgestellt für die anstehende AS4-Einführung auf dem Gasmarkt und im Fahrplanmanagement. Auf dem Strommarkt aber gibt es noch Schwierigkeiten.
„AS4 rocken wir“, verspricht Softwarehersteller Wilken auf seiner Homepage und bezieht sich damit nicht mehr nur auf die Übertragung von Nachrichten in der elektronischen Marktkommunikation (Mako) Strom. Hier ist die Nutzung des sicheren Nachrichtenprotokolls AS4 (Applicability Statement 4) bereits seit dem 1. April 2024 verpflichtend vorgeschrieben.

Nun folgt – analog zur Umstellung der Kommunikation im Strommarkt – die Gassparte: Zum 1. Oktober 2024 beginnt die Übergangsphase, in der Gasversorger die Kommunikation per AS4 ermöglichen sollen, ab dem 1. April 2025 ist die bisherige Nutzung von E-Mails ausgeschlossen. Die Kommunikation muss dann ausschließlich per AS4 erfolgen.

Auch im Fahrplanmanagement werden die Kommunikationswege angepasst: Der AS4-Standard zum Fahrplanaustausch wird bei allen deutschen Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) gleichzeitig eingeführt, teilen die Netzbetreiber auf ihrer gemeinsamen Internetseite mit. Der Testzeitraum beginne voraussichtlich am 1. Juli 2024, die Einführung zum 1. Oktober 2024. Vom 1. Dezember 2024 an sollen dann ausschließlich Fahrpläne per AS4 akzeptiert werden.

„Wir haben die anstehende Umstellung bereits vorbereitet“, meldet Wilken, „sodass unsere Kunden schon heute im Rahmen der AS4-Komplettlösung auch die Sparte Gas und das Fahrplanmanagement nutzen können“.

Ähnliches vermelden auch andere große Softwarehäuser: „Die Schleupen SE hat bereits eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut und kann darauf zurückgreifen“, heißt es beispielsweise aus Moers. „Für die Gasversorger wäre die Umstellung in Eigenregie mit einem hohen Aufwand verbunden, der für das einzelne Unternehmen nicht zu vertreten ist. Das gilt insbesondere für die Bereitstellung der geforderten Public-Key-Infrastruktur. Deshalb ist die Auslagerung der AS4-Kommunikation sinnvoll.“
 
 
Die Umstellung, so Schleupen, löse auch einige grundsätzliche Probleme in der Kommunikation auf dem Gasmarkt, wie die mitunter langen Laufzeiten von E-Mails, fehlende Synchronität oder rechtssichere Empfangsquittungen.

Auch die Somentec wirbt schon um Kunden auf dem Gasmarkt: „Die entsprechende Lösung liegt bereits vor und beinhaltet die gleichen bewährten Strukturen wie ihr Schwesterprodukt AS4 Strom.“

Frühzeitige Umstellung wichtig

Die Erfahrungen aus der Sparte Strom hätten gezeigt, wie wichtig es ist, rechtzeitig mit der Umstellung zu starten, so Volker Kruschinski, Vorstandsvorsitzender von Schleupen. Als eines der größten Probleme habe sich dabei die Bereitstellung der Zertifikate für die Public-Key-Infrastruktur erwiesen: „Die Gasversorger sollten schon im Vorfeld klären, ob ihre Lösung mit den nötigen Zertifikaten ausgestattet ist. Das hilft den Unternehmen und dem Markt.“

Im Einführungsprozess auf dem Strommarkt war lange Zeit unklar, ob allen Marktteilnehmern die Umstellung fristgerecht gelingt. Noch Anfang März hatte der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) davor gewarnt, dass etwa 50 Prozent des Marktes zum 1. April noch nicht in der Lage sein werden, über AS4 zu kommunizieren. Auch Energieversorger und Softwareunternehmen zeigten sich skeptisch (wir berichteten).

Auf dem Strommarkt läuft es noch nicht rund

Zum Stichtag 1. April blieben negative Berichte dann zunächst aus. Schleupen gibt an, dass rund 200 Stromversorger in etwa 550 Marktrollen ihre Marktkommunikation mit Schleupen AS4 Connect fristgerecht umgestellt haben.

Auch bei allen Somentec-Kunden, die bis Mitte März die Umstellung beauftragt hatten, sei die Umstellung fristgerecht und reibungslos durchgeführt worden, so die Tochter der Stadtwerke Schwäbisch Hall. In der Summe betreffe das 175 Zertifikatstripel, bestehend aus jeweils TLS-, Signatur- (SIG) und Verschlüsselungszertifikat (ENC), die das Fundament der AS4-Kommunikation bilden.

Ganz reibungslos scheint die Kommunikation allerdings noch nicht zu laufen. Noch immer gebe es immer wieder fehlerhaft ausgestellte Zertifikate auf Seiten der Marktpartner, so Wilhelm Hansen, Projektmanager bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall: „Eine gute Kommunikation funktioniert natürlich nur, wenn beide Seiten dieselbe Sprache sprechen.“

Auch der BDEW zieht rund vier Wochen nach der Einführung noch kein rundum positives Fazit: Der Markt habe weitgehend umgestellt, teilt der Verband auf Anfrage mit. Einige Häuser lägen bei 100 Prozent. „Über den Markt geschaut, scheint es aber immer noch ein Delta von schätzungsweise 10 Prozent zu geben.“

Gravierende Konsequenzen hat das für die säumigen Unternehmen bislang aber wohl nicht: „Im Rahmen pflichtgemäßer Ermessensausübung“, schreibt die Bundesnetzagentur auf Anfrage, habe man noch keine Zwangsgelder als Mittel der Verwaltungsvollstreckung festgesetzt. „Der Erlass von Maßnahmen der Verwaltungsvollstreckung im konkreten Einzelfall bleibt weiterhin vorbehalten“. Die Behörde hatte im Januar angekündigt, dass Marktteilnehmer, die die elektronische Marktkommunikation zum 01.04.2024 nicht funktionsfähig auf AS4 unter Nutzung der Smart Metering PKI umgestellt haben, „nicht mehr am elektronischen Austausch von Nachrichten teilnehmen können.“

Donnerstag, 25.04.2024, 16:17 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > IT - Nach der Mako-Umstellung ist vor der Mako-Umstellung
Quelle: Pixabay / Pete Linforth
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Nach der Mako-Umstellung ist vor der Mako-Umstellung
Die großen Softwarehäuser sehen sich gut aufgestellt für die anstehende AS4-Einführung auf dem Gasmarkt und im Fahrplanmanagement. Auf dem Strommarkt aber gibt es noch Schwierigkeiten.
„AS4 rocken wir“, verspricht Softwarehersteller Wilken auf seiner Homepage und bezieht sich damit nicht mehr nur auf die Übertragung von Nachrichten in der elektronischen Marktkommunikation (Mako) Strom. Hier ist die Nutzung des sicheren Nachrichtenprotokolls AS4 (Applicability Statement 4) bereits seit dem 1. April 2024 verpflichtend vorgeschrieben.

Nun folgt – analog zur Umstellung der Kommunikation im Strommarkt – die Gassparte: Zum 1. Oktober 2024 beginnt die Übergangsphase, in der Gasversorger die Kommunikation per AS4 ermöglichen sollen, ab dem 1. April 2025 ist die bisherige Nutzung von E-Mails ausgeschlossen. Die Kommunikation muss dann ausschließlich per AS4 erfolgen.

Auch im Fahrplanmanagement werden die Kommunikationswege angepasst: Der AS4-Standard zum Fahrplanaustausch wird bei allen deutschen Übertragungsnetzbetreibern (ÜNB) gleichzeitig eingeführt, teilen die Netzbetreiber auf ihrer gemeinsamen Internetseite mit. Der Testzeitraum beginne voraussichtlich am 1. Juli 2024, die Einführung zum 1. Oktober 2024. Vom 1. Dezember 2024 an sollen dann ausschließlich Fahrpläne per AS4 akzeptiert werden.

„Wir haben die anstehende Umstellung bereits vorbereitet“, meldet Wilken, „sodass unsere Kunden schon heute im Rahmen der AS4-Komplettlösung auch die Sparte Gas und das Fahrplanmanagement nutzen können“.

Ähnliches vermelden auch andere große Softwarehäuser: „Die Schleupen SE hat bereits eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut und kann darauf zurückgreifen“, heißt es beispielsweise aus Moers. „Für die Gasversorger wäre die Umstellung in Eigenregie mit einem hohen Aufwand verbunden, der für das einzelne Unternehmen nicht zu vertreten ist. Das gilt insbesondere für die Bereitstellung der geforderten Public-Key-Infrastruktur. Deshalb ist die Auslagerung der AS4-Kommunikation sinnvoll.“
 
 
Die Umstellung, so Schleupen, löse auch einige grundsätzliche Probleme in der Kommunikation auf dem Gasmarkt, wie die mitunter langen Laufzeiten von E-Mails, fehlende Synchronität oder rechtssichere Empfangsquittungen.

Auch die Somentec wirbt schon um Kunden auf dem Gasmarkt: „Die entsprechende Lösung liegt bereits vor und beinhaltet die gleichen bewährten Strukturen wie ihr Schwesterprodukt AS4 Strom.“

Frühzeitige Umstellung wichtig

Die Erfahrungen aus der Sparte Strom hätten gezeigt, wie wichtig es ist, rechtzeitig mit der Umstellung zu starten, so Volker Kruschinski, Vorstandsvorsitzender von Schleupen. Als eines der größten Probleme habe sich dabei die Bereitstellung der Zertifikate für die Public-Key-Infrastruktur erwiesen: „Die Gasversorger sollten schon im Vorfeld klären, ob ihre Lösung mit den nötigen Zertifikaten ausgestattet ist. Das hilft den Unternehmen und dem Markt.“

Im Einführungsprozess auf dem Strommarkt war lange Zeit unklar, ob allen Marktteilnehmern die Umstellung fristgerecht gelingt. Noch Anfang März hatte der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) davor gewarnt, dass etwa 50 Prozent des Marktes zum 1. April noch nicht in der Lage sein werden, über AS4 zu kommunizieren. Auch Energieversorger und Softwareunternehmen zeigten sich skeptisch (wir berichteten).

Auf dem Strommarkt läuft es noch nicht rund

Zum Stichtag 1. April blieben negative Berichte dann zunächst aus. Schleupen gibt an, dass rund 200 Stromversorger in etwa 550 Marktrollen ihre Marktkommunikation mit Schleupen AS4 Connect fristgerecht umgestellt haben.

Auch bei allen Somentec-Kunden, die bis Mitte März die Umstellung beauftragt hatten, sei die Umstellung fristgerecht und reibungslos durchgeführt worden, so die Tochter der Stadtwerke Schwäbisch Hall. In der Summe betreffe das 175 Zertifikatstripel, bestehend aus jeweils TLS-, Signatur- (SIG) und Verschlüsselungszertifikat (ENC), die das Fundament der AS4-Kommunikation bilden.

Ganz reibungslos scheint die Kommunikation allerdings noch nicht zu laufen. Noch immer gebe es immer wieder fehlerhaft ausgestellte Zertifikate auf Seiten der Marktpartner, so Wilhelm Hansen, Projektmanager bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall: „Eine gute Kommunikation funktioniert natürlich nur, wenn beide Seiten dieselbe Sprache sprechen.“

Auch der BDEW zieht rund vier Wochen nach der Einführung noch kein rundum positives Fazit: Der Markt habe weitgehend umgestellt, teilt der Verband auf Anfrage mit. Einige Häuser lägen bei 100 Prozent. „Über den Markt geschaut, scheint es aber immer noch ein Delta von schätzungsweise 10 Prozent zu geben.“

Gravierende Konsequenzen hat das für die säumigen Unternehmen bislang aber wohl nicht: „Im Rahmen pflichtgemäßer Ermessensausübung“, schreibt die Bundesnetzagentur auf Anfrage, habe man noch keine Zwangsgelder als Mittel der Verwaltungsvollstreckung festgesetzt. „Der Erlass von Maßnahmen der Verwaltungsvollstreckung im konkreten Einzelfall bleibt weiterhin vorbehalten“. Die Behörde hatte im Januar angekündigt, dass Marktteilnehmer, die die elektronische Marktkommunikation zum 01.04.2024 nicht funktionsfähig auf AS4 unter Nutzung der Smart Metering PKI umgestellt haben, „nicht mehr am elektronischen Austausch von Nachrichten teilnehmen können.“

Donnerstag, 25.04.2024, 16:17 Uhr
Katia Meyer-Tien

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