E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Österreich - E-Wirtschaft kritisiert Netzinfrastrukturplan
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

E-Wirtschaft kritisiert Netzinfrastrukturplan

Insbesondere der vorgesehene Ausbau der Photovoltaik lässt sich kaum bewerkstelligen und netztechnisch nicht bewältigen, warnt der Branchenverband Oesterreichs Energie.
Nach gründlicher Analyse des am 8. April veröffentlichten Österreichischen Netzinfrastrukturplans (ÖNIP) hat der Elektrizitätswirtschaftverband Oesterreichs Energie Zweifel an dessen Umsetzbarkeit. Das berichteten die Generalsekretärin des Verbands, Barbara Schmidt, und dessen Spartensprecher Netze, Franz Strempfl, am 24. April in Wien. Strempfl ist hauptberuflich Geschäftsführer der Energienetze Steiermark GmbH, die im Bundesland Steiermark die wichtigsten Verteilleitungen für Strom und Erdgas betreibt.

Problematisch am ÖNIP ist laut Schmidt nicht zuletzt dessen starke Betonung des Ausbaus der Photovoltaik. Die installierte Leistung soll von derzeit rund 2.000 MW bis 2030 auf etwa 21.000 MW steigen, bis 2040 sogar auf 41.000 MW. Ebenso soll sich die Stromerzeugung mit PV-Anlagen bis 2030 von zwei auf 21 Milliarden kWh und bis 2040 auf 41 Milliarden kWh erhöhen. Nach Einschätzung der E-Wirtschaft ist zumindest der bis 2030 geplante Zubau grundsätzlich möglich, aber mit nicht zu unterschätzenden Herausforderungen verbunden. Den bis 2040 geplanten Ausbau erachtet die E-Wirtschaft dagegen als unrealistisch. Und netztechnisch lasse er sich „unter den aktuellen Bedingungen“ schlechterdings nicht bewältigen, hieß es in einer Unterlage.

Strempfl erläuterte, die E-Wirtschaft habe nichts gegen die Photovoltaik und sei gerne bereit, ihre Netze auszubauen. Aber das dauere seine Zeit und koste Geld. Gestützt auf Berechnungen des Austrian Institute of Technology (AIT) wiederholte Strempfl die Zahlen, die der Geschäftsführer der Netz Oberösterreich, Manfred Hofer, am 18. April bei der Energiekonferenz Epcon genannt hatte. Wie berichtet, dürfte sich der Aufwand für die Ertüchtigung und Erweiterung der Verteilnetze bis 2030 auf 24,2 Milliarden Euro belaufen, bis 2040 sogar auf 44,4 Milliarden Euro.

Laut Strempfl und Schmidt ist dies gerade auch der zu einseitigen Fokussierung auf die Photovoltaik geschuldet. Besser wäre ihnen zufolge, einen „ausgewogenen Mix“ aus PV- und Windkraftanlagen anzustreben. Die PV habe den Schwerpunkt ihrer Stromerzeugung im Sommer, die Windkraft den ihren dagegen im Winter. Somit könnten die beiden Technologien einander gut ergänzen. Auf diese Weise ließen sich die Kosten für das System zur Stromversorgung insgesamt aller Wahrscheinlichkeit nach optimieren. Oesterreichs Energie arbeitet zurzeit an einem diesbezüglichen Szenario. Dieses soll beim Kongress von Oesterreichs Energie veröffentlicht werden, der am 18. und 19. September in Villach im Bundesland Kärnten stattfindet.

Etliche Verbesserungen

Ausdrücklich betonte Schmidt, die Endversion des ÖNIP enthalte etliche Verbesserungen gegenüber dem im Frühjahr 2023 publizierten Entwurf. So sei etwa der nötige Ausbau der Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke besser berücksichtigt, ebenso wie der Bedarf an – auf längere Sicht mit „grünen“ Gasen betriebenen – Gaskraftwerken. Überdies werde die „weiterhin zentrale Bedeutung“ der Wasserkraft anerkannt.

„Es ist gut, dass das Energieministerium im ÖNIP den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energienetze gemeinsam betrachtet“, stellte Schmidt fest. Jedoch könne der Plan in seiner derzeitigen Form „nur einen Anfang“ darstellen. Er müsse laufend evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden. Schmidt räumte der Redaktion gegenüber ein, dass dies ohnehin vorgesehen ist: Laut geltendem Recht hat das Energieministerium den ÖNIP alle fünf Jahre zu aktualisieren.

Die Endversion des ÖNIP ist auf der Internetseite des Energieministeriums verfügbar.

Mittwoch, 24.04.2024, 14:11 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - E-Wirtschaft kritisiert Netzinfrastrukturplan
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich
E-Wirtschaft kritisiert Netzinfrastrukturplan
Insbesondere der vorgesehene Ausbau der Photovoltaik lässt sich kaum bewerkstelligen und netztechnisch nicht bewältigen, warnt der Branchenverband Oesterreichs Energie.
Nach gründlicher Analyse des am 8. April veröffentlichten Österreichischen Netzinfrastrukturplans (ÖNIP) hat der Elektrizitätswirtschaftverband Oesterreichs Energie Zweifel an dessen Umsetzbarkeit. Das berichteten die Generalsekretärin des Verbands, Barbara Schmidt, und dessen Spartensprecher Netze, Franz Strempfl, am 24. April in Wien. Strempfl ist hauptberuflich Geschäftsführer der Energienetze Steiermark GmbH, die im Bundesland Steiermark die wichtigsten Verteilleitungen für Strom und Erdgas betreibt.

Problematisch am ÖNIP ist laut Schmidt nicht zuletzt dessen starke Betonung des Ausbaus der Photovoltaik. Die installierte Leistung soll von derzeit rund 2.000 MW bis 2030 auf etwa 21.000 MW steigen, bis 2040 sogar auf 41.000 MW. Ebenso soll sich die Stromerzeugung mit PV-Anlagen bis 2030 von zwei auf 21 Milliarden kWh und bis 2040 auf 41 Milliarden kWh erhöhen. Nach Einschätzung der E-Wirtschaft ist zumindest der bis 2030 geplante Zubau grundsätzlich möglich, aber mit nicht zu unterschätzenden Herausforderungen verbunden. Den bis 2040 geplanten Ausbau erachtet die E-Wirtschaft dagegen als unrealistisch. Und netztechnisch lasse er sich „unter den aktuellen Bedingungen“ schlechterdings nicht bewältigen, hieß es in einer Unterlage.

Strempfl erläuterte, die E-Wirtschaft habe nichts gegen die Photovoltaik und sei gerne bereit, ihre Netze auszubauen. Aber das dauere seine Zeit und koste Geld. Gestützt auf Berechnungen des Austrian Institute of Technology (AIT) wiederholte Strempfl die Zahlen, die der Geschäftsführer der Netz Oberösterreich, Manfred Hofer, am 18. April bei der Energiekonferenz Epcon genannt hatte. Wie berichtet, dürfte sich der Aufwand für die Ertüchtigung und Erweiterung der Verteilnetze bis 2030 auf 24,2 Milliarden Euro belaufen, bis 2040 sogar auf 44,4 Milliarden Euro.

Laut Strempfl und Schmidt ist dies gerade auch der zu einseitigen Fokussierung auf die Photovoltaik geschuldet. Besser wäre ihnen zufolge, einen „ausgewogenen Mix“ aus PV- und Windkraftanlagen anzustreben. Die PV habe den Schwerpunkt ihrer Stromerzeugung im Sommer, die Windkraft den ihren dagegen im Winter. Somit könnten die beiden Technologien einander gut ergänzen. Auf diese Weise ließen sich die Kosten für das System zur Stromversorgung insgesamt aller Wahrscheinlichkeit nach optimieren. Oesterreichs Energie arbeitet zurzeit an einem diesbezüglichen Szenario. Dieses soll beim Kongress von Oesterreichs Energie veröffentlicht werden, der am 18. und 19. September in Villach im Bundesland Kärnten stattfindet.

Etliche Verbesserungen

Ausdrücklich betonte Schmidt, die Endversion des ÖNIP enthalte etliche Verbesserungen gegenüber dem im Frühjahr 2023 publizierten Entwurf. So sei etwa der nötige Ausbau der Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke besser berücksichtigt, ebenso wie der Bedarf an – auf längere Sicht mit „grünen“ Gasen betriebenen – Gaskraftwerken. Überdies werde die „weiterhin zentrale Bedeutung“ der Wasserkraft anerkannt.

„Es ist gut, dass das Energieministerium im ÖNIP den Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energienetze gemeinsam betrachtet“, stellte Schmidt fest. Jedoch könne der Plan in seiner derzeitigen Form „nur einen Anfang“ darstellen. Er müsse laufend evaluiert und gegebenenfalls angepasst werden. Schmidt räumte der Redaktion gegenüber ein, dass dies ohnehin vorgesehen ist: Laut geltendem Recht hat das Energieministerium den ÖNIP alle fünf Jahre zu aktualisieren.

Die Endversion des ÖNIP ist auf der Internetseite des Energieministeriums verfügbar.

Mittwoch, 24.04.2024, 14:11 Uhr
Klaus Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.