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Energie & Management > Vertrieb - Strom-Billiganbieter: Verbände fordern Eingreifen der Politik
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Vertrieb

Strom-Billiganbieter: Verbände fordern Eingreifen der Politik

Vor dem Hintergrund der Einstellung von Strom- und Gaslieferungen durch Energiediscounter haben BDEW und VKU ein Eingreifen der Politik gefordert.
Anlass der Forderung des BDEW ist die am 22. Dezember bekannt gewordene plötzliche Einstellung von Stromlieferungen durch den Anbieter Stromio. Die Weigerung des Unternehmens, weiter Strom zu liefern, offenbare eine "schwerwiegende Regulierungslücke", sagte die Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Marie-Luise Wolff, am 23. Dezember laut einer Mitteilung. 

"Billiganbieter betreiben Geschäftemacherei auf Kosten der Kunden und wälzen das ökonomische Risiko auf die Grundversorger ab." Hier müsse die neue Bundesregierung eingreifen. Vor dem Hintergrund der explodierenden Preise an den Energiemärkten könne es nicht angehen, dass Anbieter in Niedrigpreiszeiten "Reibach" machten und sich bei steigenden Preisen nicht mehr um ihre Kunden kümmerten. 

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, sagte dazu ergänzend: "Die Bundesregierung sollte daher veranlassen, dass Energieversorger unter bestimmten Voraussetzungen bei Bedarf temporär auf zinslose zweckgebundene Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau zurückgreifen können."

Vor allem brauche es dringend eine gesetzliche Absicherung, dass ein Tarif für die Grundversorgung von Neukunden rechtssicher eingeführt werden kann. Es sei nachvollziehbar, dass die Grundversorger, die die Lieferung vor Ort jederzeit sicherstellen, diesen Weg einschlagen müssen, um ihre wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Außerdem müsse die Steuer- und Abgabenlast auf Energie reduziert und einkommensschwache Haushalte über sozialpolitische Instrumente entlastet werden.

Ähnlich äußerte sich Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU): "Die neue Bundesregierung sollte sich Gedanken machen, wie Wettbewerb und das bewährte System der Grundversorgung besser austariert werden können. Dabei sollte im Interesse der Kunden auch eine effizientere Aufsicht der Bundesnetzagentur über unseriöse Anbieter vorgenommen werden."

Verbraucherschützer gehen davon aus, dass es die Beschaffungsstrategie von Discountern war, sich kurzfristig zu günstigen Preisen am Spotmarkt einzudecken. "Das Modell der Discounter hat jahrelang gut funktioniert, jetzt fallen sie damit reihenweise auf die Nase", sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding, der WAZ

Der Stromdiscounter Stromio hatte seine Stromlieferungen mit Ablauf des 21. Dezember eingestellt, wodurch nach Schätzungen aus der Branche mehrere hunderttausend Kunden automatisch in die Ersatzversorgung durch den örtlichen Grundversorger gerutscht sind.

"Die Grundversorger übernehmen Verantwortung für ihre Bestandskunden und garantieren die Belieferung neuer Kunden unkompliziert und unterbrechungsfrei", sagte Wolff weiter. Dies müsse von der Politik honoriert werden. Unseriösen Geschäftsmodellen in der Daseinsvorsorge müsse Einhalt geboten werden. 

Laut Bundesnetzagentur haben in Deutschland im laufenden Jahr bislang 39 Energielieferanten die Beendigung der Belieferung angekündigt oder bereits vollzogen.

Mit Material von dpa

Donnerstag, 23.12.2021, 14:03 Uhr
Peter Koller
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Strom-Billiganbieter: Verbände fordern Eingreifen der Politik
Vor dem Hintergrund der Einstellung von Strom- und Gaslieferungen durch Energiediscounter haben BDEW und VKU ein Eingreifen der Politik gefordert.
Anlass der Forderung des BDEW ist die am 22. Dezember bekannt gewordene plötzliche Einstellung von Stromlieferungen durch den Anbieter Stromio. Die Weigerung des Unternehmens, weiter Strom zu liefern, offenbare eine "schwerwiegende Regulierungslücke", sagte die Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Marie-Luise Wolff, am 23. Dezember laut einer Mitteilung. 

"Billiganbieter betreiben Geschäftemacherei auf Kosten der Kunden und wälzen das ökonomische Risiko auf die Grundversorger ab." Hier müsse die neue Bundesregierung eingreifen. Vor dem Hintergrund der explodierenden Preise an den Energiemärkten könne es nicht angehen, dass Anbieter in Niedrigpreiszeiten "Reibach" machten und sich bei steigenden Preisen nicht mehr um ihre Kunden kümmerten. 

Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, sagte dazu ergänzend: "Die Bundesregierung sollte daher veranlassen, dass Energieversorger unter bestimmten Voraussetzungen bei Bedarf temporär auf zinslose zweckgebundene Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau zurückgreifen können."

Vor allem brauche es dringend eine gesetzliche Absicherung, dass ein Tarif für die Grundversorgung von Neukunden rechtssicher eingeführt werden kann. Es sei nachvollziehbar, dass die Grundversorger, die die Lieferung vor Ort jederzeit sicherstellen, diesen Weg einschlagen müssen, um ihre wirtschaftliche Handlungsfähigkeit zu gewährleisten. Außerdem müsse die Steuer- und Abgabenlast auf Energie reduziert und einkommensschwache Haushalte über sozialpolitische Instrumente entlastet werden.

Ähnlich äußerte sich Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU): "Die neue Bundesregierung sollte sich Gedanken machen, wie Wettbewerb und das bewährte System der Grundversorgung besser austariert werden können. Dabei sollte im Interesse der Kunden auch eine effizientere Aufsicht der Bundesnetzagentur über unseriöse Anbieter vorgenommen werden."

Verbraucherschützer gehen davon aus, dass es die Beschaffungsstrategie von Discountern war, sich kurzfristig zu günstigen Preisen am Spotmarkt einzudecken. "Das Modell der Discounter hat jahrelang gut funktioniert, jetzt fallen sie damit reihenweise auf die Nase", sagte der Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, Udo Sieverding, der WAZ

Der Stromdiscounter Stromio hatte seine Stromlieferungen mit Ablauf des 21. Dezember eingestellt, wodurch nach Schätzungen aus der Branche mehrere hunderttausend Kunden automatisch in die Ersatzversorgung durch den örtlichen Grundversorger gerutscht sind.

"Die Grundversorger übernehmen Verantwortung für ihre Bestandskunden und garantieren die Belieferung neuer Kunden unkompliziert und unterbrechungsfrei", sagte Wolff weiter. Dies müsse von der Politik honoriert werden. Unseriösen Geschäftsmodellen in der Daseinsvorsorge müsse Einhalt geboten werden. 

Laut Bundesnetzagentur haben in Deutschland im laufenden Jahr bislang 39 Energielieferanten die Beendigung der Belieferung angekündigt oder bereits vollzogen.

Mit Material von dpa

Donnerstag, 23.12.2021, 14:03 Uhr
Peter Koller

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