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Energie & Management > Studien - Nullemissionsziel bis 2045 kostenneutral erreichbar
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Studien

Nullemissionsziel bis 2045 kostenneutral erreichbar

Eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey sieht die Möglichkeiten des Umbaus zu einer klimaneutralen Wirtschaft ohne finanzielle Zusatzkosten für die Volkswirtschaft.
„Meine Botschaft ist, dass es kostenneutral und sozial ausgeglichen möglich ist, Deutschland in eine klimaneutrale Zukunft zu führen“, sagte Stefan Helmcke bei der Online-Präsentation der Studie „Net-Zero Deutschland“. Er ist McKinsey Senior Partner und Co-Autor der Studie. Die Einsparungen durch den Klimaschutz bis 2045 könnten die Ausgaben für die Dekarbonisierung ausgleichen. „Wir können diese Klimawende kostenneutral durchführen, wenn wir jetzt anfangen. Die nächsten zehn Jahre sind entscheidend.“ Ansonsten werde es Jahr für Jahr immer teurer und der Umstieg mit vermehrten Einschnitten für die Beteiligten verbunden sein.

Die Studie legt ihr Augenmerk auf die fünf emissionsstärksten Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft. Sie schlägt dazu zehn Handlungsempfehlungen, genannt Kerninitiativen, vor. Vor allem die Energiewirtschaft sei ein „absoluter Schlüsselsektor“, so Helmcke. Hier sei eine Kerninitiative der Umbau des fossilen Kraftwerksparks hinzu erneuerbare Energien und der Aufbau von zusätzlicher CO2-freier Erzeugungskapazität.

Denn Energiewende heißt auch Elektrifizierung von vielen Anwendungsbereichen. „Wir gehen davon aus, dass sich der Stromverbrauch verdoppelt.“ In der Studie wird beschrieben, dass eine Kapazität von bis zu 650.000 MW an Erneuerbare-Energien-Anlagen notwendig sei, um den Umbau zu schaffen. Allein bis 2030 müsse der jährliche Ausbau der Erzeugungs-Kapazität gegenüber 2020 verdreifacht werden, heißt es dort weiter.

Gasleitung transportiert zehnmal so viel Energie wie Stromleitung

Weiterhin brauche es auch neue Energieträger wie Wasserstoff – vor allem grünen Wasserstoff. Die notwendigen Leitungen seien in Form des dann frei werdenden Erdgasnetzes vorhanden. Helmcke: „Eine Gasleitung kann zehnmal so viel Energie transportieren wie eine Hochspannungsleitung. Sie ist zudem zu einem Zehntel der Kosten umzurüsten.“ Was hierzulande nicht mit erneuerbaren Energien zu leisten sei, könne durch den Import von grünem Wasserstoff ausgeglichen werden.

Ein weiterer notwendiger Punkt sei die Abscheidung von CO2 mit anschließender Lagerung (CCS) oder Weiterverwendung (CCU). Denn es werde auch in Zukunft noch Branchen geben, in denen der Ausstoß von CO2 „einfach unvermeidbar ist“, so der McKinsey-Fachmann.

Um die genannten Ziele zu erreichen, müssten die Energienetze ausgebaut werden, so die zweite Kerninitiative im Energiebereich. Hier ist laut Helmcke eine Erweiterung des Stromnetzes um 25 % erforderlich. Konkret geht es dabei um den Ausbau des Stromnetzes bis 2045 auf über 60.000 Kilometer sowie die Flexibilisierung des Netzes durch mehr Batterien und intelligentes Lastmanagement. Für Wasserstoff müsse das Gasleitungsnetz ertüchtigt werden.

Auch für die anderen vier Sektoren Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft formuliert die Studie je zwei Kerninitiativen. Entscheidend sei bei allen Sektoren, dass sich die bisherige Veränderungsgeschwindigkeit beim Klimaschutz im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren verdreifachen müsse, „in manchen Sektoren sogar verzehnfachen“.

Eine Billion Euro an Zusatzinvest wird ausgeglichen

Dies sei eine Voraussetzung, um den kostenneutralen Umbau zur CO2-neutralen Wirtschaft zu erreichen. Bis 2045 sei dafür 1 Billion Euro an Zusatzinvestitionen in „grüne Sachgüter“ nötig. Hinzu kommen 5 Billionen Euro an Ersatzinvestitionen in bestehende Infrastruktur, die ohnehin anfallen. Durch die Zusatzinvestitionen und die Ersatzinvestitionen in neue Technologien "könnten eine Reihe von operativen Kosten reduziert werden, zum Beispiel Energiekosten von Gebäuden oder Kraftstoff- und Wartungskosten von Fahrzeugen" So würden unterm Strich die Zusatzinvestitionen durch die Einsparungen ausgeglichen. Die CO2-Neutralität mit Kostenneutralität wäre gegeben.
 
Die Studie „Net-Zero Deutschland – Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045“ kann auf der Internetseite von McKinsey heruntergeladen werden.

Freitag, 10.09.2021, 14:17 Uhr
Stefan Sagmeister
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Studien
Nullemissionsziel bis 2045 kostenneutral erreichbar
Eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey sieht die Möglichkeiten des Umbaus zu einer klimaneutralen Wirtschaft ohne finanzielle Zusatzkosten für die Volkswirtschaft.
„Meine Botschaft ist, dass es kostenneutral und sozial ausgeglichen möglich ist, Deutschland in eine klimaneutrale Zukunft zu führen“, sagte Stefan Helmcke bei der Online-Präsentation der Studie „Net-Zero Deutschland“. Er ist McKinsey Senior Partner und Co-Autor der Studie. Die Einsparungen durch den Klimaschutz bis 2045 könnten die Ausgaben für die Dekarbonisierung ausgleichen. „Wir können diese Klimawende kostenneutral durchführen, wenn wir jetzt anfangen. Die nächsten zehn Jahre sind entscheidend.“ Ansonsten werde es Jahr für Jahr immer teurer und der Umstieg mit vermehrten Einschnitten für die Beteiligten verbunden sein.

Die Studie legt ihr Augenmerk auf die fünf emissionsstärksten Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft. Sie schlägt dazu zehn Handlungsempfehlungen, genannt Kerninitiativen, vor. Vor allem die Energiewirtschaft sei ein „absoluter Schlüsselsektor“, so Helmcke. Hier sei eine Kerninitiative der Umbau des fossilen Kraftwerksparks hinzu erneuerbare Energien und der Aufbau von zusätzlicher CO2-freier Erzeugungskapazität.

Denn Energiewende heißt auch Elektrifizierung von vielen Anwendungsbereichen. „Wir gehen davon aus, dass sich der Stromverbrauch verdoppelt.“ In der Studie wird beschrieben, dass eine Kapazität von bis zu 650.000 MW an Erneuerbare-Energien-Anlagen notwendig sei, um den Umbau zu schaffen. Allein bis 2030 müsse der jährliche Ausbau der Erzeugungs-Kapazität gegenüber 2020 verdreifacht werden, heißt es dort weiter.

Gasleitung transportiert zehnmal so viel Energie wie Stromleitung

Weiterhin brauche es auch neue Energieträger wie Wasserstoff – vor allem grünen Wasserstoff. Die notwendigen Leitungen seien in Form des dann frei werdenden Erdgasnetzes vorhanden. Helmcke: „Eine Gasleitung kann zehnmal so viel Energie transportieren wie eine Hochspannungsleitung. Sie ist zudem zu einem Zehntel der Kosten umzurüsten.“ Was hierzulande nicht mit erneuerbaren Energien zu leisten sei, könne durch den Import von grünem Wasserstoff ausgeglichen werden.

Ein weiterer notwendiger Punkt sei die Abscheidung von CO2 mit anschließender Lagerung (CCS) oder Weiterverwendung (CCU). Denn es werde auch in Zukunft noch Branchen geben, in denen der Ausstoß von CO2 „einfach unvermeidbar ist“, so der McKinsey-Fachmann.

Um die genannten Ziele zu erreichen, müssten die Energienetze ausgebaut werden, so die zweite Kerninitiative im Energiebereich. Hier ist laut Helmcke eine Erweiterung des Stromnetzes um 25 % erforderlich. Konkret geht es dabei um den Ausbau des Stromnetzes bis 2045 auf über 60.000 Kilometer sowie die Flexibilisierung des Netzes durch mehr Batterien und intelligentes Lastmanagement. Für Wasserstoff müsse das Gasleitungsnetz ertüchtigt werden.

Auch für die anderen vier Sektoren Industrie, Verkehr, Gebäude und Landwirtschaft formuliert die Studie je zwei Kerninitiativen. Entscheidend sei bei allen Sektoren, dass sich die bisherige Veränderungsgeschwindigkeit beim Klimaschutz im Vergleich zu den vergangenen 30 Jahren verdreifachen müsse, „in manchen Sektoren sogar verzehnfachen“.

Eine Billion Euro an Zusatzinvest wird ausgeglichen

Dies sei eine Voraussetzung, um den kostenneutralen Umbau zur CO2-neutralen Wirtschaft zu erreichen. Bis 2045 sei dafür 1 Billion Euro an Zusatzinvestitionen in „grüne Sachgüter“ nötig. Hinzu kommen 5 Billionen Euro an Ersatzinvestitionen in bestehende Infrastruktur, die ohnehin anfallen. Durch die Zusatzinvestitionen und die Ersatzinvestitionen in neue Technologien "könnten eine Reihe von operativen Kosten reduziert werden, zum Beispiel Energiekosten von Gebäuden oder Kraftstoff- und Wartungskosten von Fahrzeugen" So würden unterm Strich die Zusatzinvestitionen durch die Einsparungen ausgeglichen. Die CO2-Neutralität mit Kostenneutralität wäre gegeben.
 
Die Studie „Net-Zero Deutschland – Chancen und Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045“ kann auf der Internetseite von McKinsey heruntergeladen werden.

Freitag, 10.09.2021, 14:17 Uhr
Stefan Sagmeister

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