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Energie & Management > Interview - „Die All Electric Society wird nicht kommen“
Quelle: E&M / Sophie Kirchner
Interview

„Die All Electric Society wird nicht kommen“

Kerstin Andreae ist Hauptgeschäftsführerin des Energieverbands BDEW. Im E&M-Interview spricht sie über die Herausforderungen der Branche.
Im Hintergrund in ihrem Berliner Büro steht die Skulptur des Künstlers Robert Harbauer. Erhalten hat Kerstin Andreae die vier Bronzeteile, die eine Weltkugel symbolisieren, bei der Verleihung des E&M-Preises „Energiemanagerin des Jahres 2025“ in Berlin im September.

Im Gespräch mit E&M sagte Andreae im Nachgang der Preisverleihung, die Auszeichnung verstehe sie nicht als persönliche Ehrung, sondern als Würdigung des gesamten Verbands. „Der Preis ist für mich ein Ansporn, die Interessen der Branche weiterhin mit Nachdruck zu vertreten.“

Was war bislang das prägendste Erlebnis in ihrer mittlerweile sechsjährigen Amtszeit beim BDEW? „Die größte Herausforderung war eindeutig der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine“, so Andreae. Die Umstellung von Gaslieferketten, der Aufbau neuer Infrastruktur und kurzfristige Maßnahmen wie Preisbremsen hätten den Energiesektor extrem gefordert.

Mit Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), die seit Mai im Amt ist und zuvor langjährig im Energiesektor tätig war, habe sie ein gutes Arbeitsverhältnis. „Uns eint, dass wir Versorgungssicherheit und Kosteneffizienz gemeinsam mit Klimaschutz betrachten.“ Sie finde es richtig, dass die Ministerin mit dem Monitoringbericht eine Bestandsaufnahme durchgeführt habe, bevor neue Gesetze folgten. „Ich hätte diese Reihenfolge auch gewählt.“

Hinsichtlich der schwarz-roten Bundesregierung hebt Andreae positive Initiativen hervor, darunter die Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie sowie neue Beschleunigungsgesetze für Geothermie und Wasserstoff. Gleichzeitig gehe vieles zu langsam. „Beispielsweise rund um die Wärmeversorgung. Die Kommunen wissen nicht, wie es weitergeht“, sagte sie. Das Gebäudeenergiegesetz sei zu kompliziert und müsse entschlackt werden.

Beim Wasserstoff sieht sie Reformbedarf

Bei der Frage nach möglichen Lücken bei der Versorgungssicherheit in den kommenden Jahren verweist Andreae auf den Bericht der Bundesnetzagentur. Der Bericht sieht einen Bedarf von mindestens 22.000 MW neuer Kraftwerksleistung. Entscheidend sei daher ein zügiger Baubeginn, ergänzt durch Speicher, Flexibilitäten und Demand Side Management.

Beim Wasserstoff sieht sie Reformbedarf, da die aktuelle Regulierung die Kosten in die Höhe treibe. Differenzverträge könnten helfen, den Markthochlauf zu beschleunigen. Die Vorstellung einer rein elektrischen Energieversorgung hält sie für unrealistisch: „Die All Electric Society wird nicht kommen.“

Auch der Bürokratieabbau bleibt für sie zentral. Viele Informationspflichten seien entbehrlich. „Hilfreich wäre eine zentrale Abfragestelle für die bereitgestellten Daten der Unternehmen. Einmal melden, mehrfach nutzen − das wäre effizient.“

Für das Ziel der Klimaneutralität 2045 fordert Andreae einen dauerhaften energiepolitischen Konsens: „Ich halte nichts von Zieldebatten, die lähmen. Energiewende heißt auch nicht ‚Immer-wieder-Wende‘. Der Konsens über unser zukünftiges Energiesystem sollte eine Legislaturperiode überdauern. Wir als BDEW können da sehr viel beitragen, denn wir haben ein sehr klares Bild, wie wir das Ziel erreichen können.“

Das gesamte Interview mit Kerstin Andreae erscheint am 1. Dezember im Jahresmagazin von Energie & Management.

Montag, 24.11.2025, 16:55 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Interview - „Die All Electric Society wird nicht kommen“
Quelle: E&M / Sophie Kirchner
Interview
„Die All Electric Society wird nicht kommen“
Kerstin Andreae ist Hauptgeschäftsführerin des Energieverbands BDEW. Im E&M-Interview spricht sie über die Herausforderungen der Branche.
Im Hintergrund in ihrem Berliner Büro steht die Skulptur des Künstlers Robert Harbauer. Erhalten hat Kerstin Andreae die vier Bronzeteile, die eine Weltkugel symbolisieren, bei der Verleihung des E&M-Preises „Energiemanagerin des Jahres 2025“ in Berlin im September.

Im Gespräch mit E&M sagte Andreae im Nachgang der Preisverleihung, die Auszeichnung verstehe sie nicht als persönliche Ehrung, sondern als Würdigung des gesamten Verbands. „Der Preis ist für mich ein Ansporn, die Interessen der Branche weiterhin mit Nachdruck zu vertreten.“

Was war bislang das prägendste Erlebnis in ihrer mittlerweile sechsjährigen Amtszeit beim BDEW? „Die größte Herausforderung war eindeutig der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine“, so Andreae. Die Umstellung von Gaslieferketten, der Aufbau neuer Infrastruktur und kurzfristige Maßnahmen wie Preisbremsen hätten den Energiesektor extrem gefordert.

Mit Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), die seit Mai im Amt ist und zuvor langjährig im Energiesektor tätig war, habe sie ein gutes Arbeitsverhältnis. „Uns eint, dass wir Versorgungssicherheit und Kosteneffizienz gemeinsam mit Klimaschutz betrachten.“ Sie finde es richtig, dass die Ministerin mit dem Monitoringbericht eine Bestandsaufnahme durchgeführt habe, bevor neue Gesetze folgten. „Ich hätte diese Reihenfolge auch gewählt.“

Hinsichtlich der schwarz-roten Bundesregierung hebt Andreae positive Initiativen hervor, darunter die Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie sowie neue Beschleunigungsgesetze für Geothermie und Wasserstoff. Gleichzeitig gehe vieles zu langsam. „Beispielsweise rund um die Wärmeversorgung. Die Kommunen wissen nicht, wie es weitergeht“, sagte sie. Das Gebäudeenergiegesetz sei zu kompliziert und müsse entschlackt werden.

Beim Wasserstoff sieht sie Reformbedarf

Bei der Frage nach möglichen Lücken bei der Versorgungssicherheit in den kommenden Jahren verweist Andreae auf den Bericht der Bundesnetzagentur. Der Bericht sieht einen Bedarf von mindestens 22.000 MW neuer Kraftwerksleistung. Entscheidend sei daher ein zügiger Baubeginn, ergänzt durch Speicher, Flexibilitäten und Demand Side Management.

Beim Wasserstoff sieht sie Reformbedarf, da die aktuelle Regulierung die Kosten in die Höhe treibe. Differenzverträge könnten helfen, den Markthochlauf zu beschleunigen. Die Vorstellung einer rein elektrischen Energieversorgung hält sie für unrealistisch: „Die All Electric Society wird nicht kommen.“

Auch der Bürokratieabbau bleibt für sie zentral. Viele Informationspflichten seien entbehrlich. „Hilfreich wäre eine zentrale Abfragestelle für die bereitgestellten Daten der Unternehmen. Einmal melden, mehrfach nutzen − das wäre effizient.“

Für das Ziel der Klimaneutralität 2045 fordert Andreae einen dauerhaften energiepolitischen Konsens: „Ich halte nichts von Zieldebatten, die lähmen. Energiewende heißt auch nicht ‚Immer-wieder-Wende‘. Der Konsens über unser zukünftiges Energiesystem sollte eine Legislaturperiode überdauern. Wir als BDEW können da sehr viel beitragen, denn wir haben ein sehr klares Bild, wie wir das Ziel erreichen können.“

Das gesamte Interview mit Kerstin Andreae erscheint am 1. Dezember im Jahresmagazin von Energie & Management.

Montag, 24.11.2025, 16:55 Uhr
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