E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Wasserstoff - Wie sich der DWV die Grüngasquote ausmalt
Quelle: Shutterstock / Scharfsinn
Wasserstoff

Wie sich der DWV die Grüngasquote ausmalt

Der Deutsche Wasserstoff-Verband fordert eine Grüngasquote mit „Unterquoten“. Und macht der Bundesregierung Vorschläge zur Senkung der Wasserstoffgestehungskosten.
Die Bundesregierung hat die Grüngasquote im Koalitionsvertrag als „marktgerechtes Instrument“ für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vorgesehen. Wie Schwarz-Rot dieses Instrument ausgestaltet, ist bis dato offen. Und die Idee ist nicht unumstritten. Das Deutsche Institut für Wirtschaft in Köln kam in einer Studie zu dem Schluss, dass die Investitions- und Finanzierungshemmnisse durch eine Grüngasquote nicht wirksam adressiert würden. Der Thinktank Agora Energiewende wies auf die Gefahr von Fehlanreizen hin. Der Deutsche-Wasserstoffverband (DWV) malt sich in einem Positionspapier jetzt aus, wie die Grüngasquote zu einem Element werden kann, das den Wasserstoffhochlauf beschleunigt.

„Entscheidend ist ein ausgewogener Maßnahmenmix insgesamt. Wasserstoff muss günstiger werden, und er muss nachgefragt werden“, wird DWV-Vorständin Friederike Lassen in einer Mitteilung zitiert. Die Quote sei nur „zielführend, wenn die Industrie trotz des Grüngaseinsatzes international konkurrenzfähige Energiekosten hat“. Der DWV stützt in seinem achtseitigen Papier auf die aktuelle Grüngasquoten-Studie von Frontier Economics. Die Studie sieht man als „wertvollen Debattenbeitrag“, doch einige der Prämissen überzeugten nicht und seien „im Kontext des Wasserstoffhochlaufs sogar als potenziell gefährdend zu bewerten“, heißt es.

Vier Punkte für die Politik

Vier Punkte sind es aus Sicht des Verbands, bei denen es für die Bundesregierung gilt, Farbe zu bekennen. Die Organisation spricht sich einmal für eine „Grüngasquote mit Unterquoten für erneuerbaren und CO2-armen Wasserstoff“ aus. Die Anregung in der Frontier-Economics-Studie zu einer „Verpflichtung des Gasvertriebs zur Erfüllung von Quoten für den Vertrieb grüner Gase“, begrüßt man beim DWV.

Die Wasserstoff-Lobby plädiert dafür, die Grüngasquote „auf die Reduktion des CO2-Fußabdrucks der vertriebenen Gasmengen auszurichten“. Eine Mengenquote würde das Risiko bergen, dass der tatsächliche CO2-Fußabdruck keine Rolle spiele. „Hier können wir von den Erfahrungen aus der THG-Quote im Verkehr lernen“, schreibt der DWV. Grundsätzlich sollten in einer ersten Phase neben kohlenstoffarmem und erneuerbarem Wasserstoff auch Biomethan, E-Methan oder sonstige kohlenstoffarme Gase zulässig sein, heißt es weiter. Damit nicht die Nutzungsdauer des konventionellen Erdgasnetzes zu Ungunsten des Aufbaus des Wasserstoffnetzes verlängert werde, sollten ambitionierte Unterquoten, insbesondere für erneuerbaren oder strombasierten Wasserstoff eingeführt werden.

„Bilanzielle Handelbarkeit“ gefordert

Zum zweiten macht sich der Verband für parallele Senkung der Wasserstoffgestehungskosten stark. Erreichbar „etwa durch Reform der Strombezugskriterien und Verlängerung der Netzentgeltbefreiungen“. Die Einführung einer Grüngasquote entfalte erst in Kombination mit der Senkung der Wasserstoffgestehungskosten und der Anreizung der Nachfrage ihre positive Wirkung für den Wasserstoffhochlauf.

Als dritten Punkt nennt er den bilanziellen Handel mit Quoten. Wünschenswert sei „die Handelbarkeit von Zertifikaten mit der grünen Eigenschaft in einem hiervon getrennten Sekundärmarkt über eine Book & Claim-Systematik“. Grüne Eigenschaften und physisches Gas, erklärt der DWV, könnten so, wie im Strom, voneinander getrennt werden. Dabei wäre der Verbrauch in den Wasserstoff- und Gasnetzen aggregiert zu betrachten.

Und nicht zuletzt hält man wirksame Sanktionsmechanismen für erforderlich. Die Einführung einer Grüngasquote sei nur dann sinnvoll, „wenn die Teilnahme für die Verpflichteten bindend ist. Die Nichterfüllung der Quote müsse durch finanzielle Sanktionsmechanismen begleitet werden“.

Fazit des Wasserstoff-Verbands: „Nur wenn regulatorische Rahmenbedingungen, Kostenreduktion und Nachfragepolitik zusammengedacht werden, kann Deutschland beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft vorangehen“, betont Bernd Pitschak, Vorstandsvorsitzender des DWV.

Mit ihrem Vorstoß ist die Organisation nicht allein. Der Maschinenbauerverband VDMA ließ kürzlich durchblicken, dass er sich von der Grüngasquote die Lösung des „Henne-Ei-Problems“ zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wasserstoffmarkt verspricht.

Das Positionspapier „Den Business Case voranbringen: Die Rolle einer Grüngasquote für den Wasserstoffhochlauf“ ist über die Internetseite des DWV downloadbar.

Montag, 24.11.2025, 16:25 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Wasserstoff - Wie sich der DWV die Grüngasquote ausmalt
Quelle: Shutterstock / Scharfsinn
Wasserstoff
Wie sich der DWV die Grüngasquote ausmalt
Der Deutsche Wasserstoff-Verband fordert eine Grüngasquote mit „Unterquoten“. Und macht der Bundesregierung Vorschläge zur Senkung der Wasserstoffgestehungskosten.
Die Bundesregierung hat die Grüngasquote im Koalitionsvertrag als „marktgerechtes Instrument“ für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft vorgesehen. Wie Schwarz-Rot dieses Instrument ausgestaltet, ist bis dato offen. Und die Idee ist nicht unumstritten. Das Deutsche Institut für Wirtschaft in Köln kam in einer Studie zu dem Schluss, dass die Investitions- und Finanzierungshemmnisse durch eine Grüngasquote nicht wirksam adressiert würden. Der Thinktank Agora Energiewende wies auf die Gefahr von Fehlanreizen hin. Der Deutsche-Wasserstoffverband (DWV) malt sich in einem Positionspapier jetzt aus, wie die Grüngasquote zu einem Element werden kann, das den Wasserstoffhochlauf beschleunigt.

„Entscheidend ist ein ausgewogener Maßnahmenmix insgesamt. Wasserstoff muss günstiger werden, und er muss nachgefragt werden“, wird DWV-Vorständin Friederike Lassen in einer Mitteilung zitiert. Die Quote sei nur „zielführend, wenn die Industrie trotz des Grüngaseinsatzes international konkurrenzfähige Energiekosten hat“. Der DWV stützt in seinem achtseitigen Papier auf die aktuelle Grüngasquoten-Studie von Frontier Economics. Die Studie sieht man als „wertvollen Debattenbeitrag“, doch einige der Prämissen überzeugten nicht und seien „im Kontext des Wasserstoffhochlaufs sogar als potenziell gefährdend zu bewerten“, heißt es.

Vier Punkte für die Politik

Vier Punkte sind es aus Sicht des Verbands, bei denen es für die Bundesregierung gilt, Farbe zu bekennen. Die Organisation spricht sich einmal für eine „Grüngasquote mit Unterquoten für erneuerbaren und CO2-armen Wasserstoff“ aus. Die Anregung in der Frontier-Economics-Studie zu einer „Verpflichtung des Gasvertriebs zur Erfüllung von Quoten für den Vertrieb grüner Gase“, begrüßt man beim DWV.

Die Wasserstoff-Lobby plädiert dafür, die Grüngasquote „auf die Reduktion des CO2-Fußabdrucks der vertriebenen Gasmengen auszurichten“. Eine Mengenquote würde das Risiko bergen, dass der tatsächliche CO2-Fußabdruck keine Rolle spiele. „Hier können wir von den Erfahrungen aus der THG-Quote im Verkehr lernen“, schreibt der DWV. Grundsätzlich sollten in einer ersten Phase neben kohlenstoffarmem und erneuerbarem Wasserstoff auch Biomethan, E-Methan oder sonstige kohlenstoffarme Gase zulässig sein, heißt es weiter. Damit nicht die Nutzungsdauer des konventionellen Erdgasnetzes zu Ungunsten des Aufbaus des Wasserstoffnetzes verlängert werde, sollten ambitionierte Unterquoten, insbesondere für erneuerbaren oder strombasierten Wasserstoff eingeführt werden.

„Bilanzielle Handelbarkeit“ gefordert

Zum zweiten macht sich der Verband für parallele Senkung der Wasserstoffgestehungskosten stark. Erreichbar „etwa durch Reform der Strombezugskriterien und Verlängerung der Netzentgeltbefreiungen“. Die Einführung einer Grüngasquote entfalte erst in Kombination mit der Senkung der Wasserstoffgestehungskosten und der Anreizung der Nachfrage ihre positive Wirkung für den Wasserstoffhochlauf.

Als dritten Punkt nennt er den bilanziellen Handel mit Quoten. Wünschenswert sei „die Handelbarkeit von Zertifikaten mit der grünen Eigenschaft in einem hiervon getrennten Sekundärmarkt über eine Book & Claim-Systematik“. Grüne Eigenschaften und physisches Gas, erklärt der DWV, könnten so, wie im Strom, voneinander getrennt werden. Dabei wäre der Verbrauch in den Wasserstoff- und Gasnetzen aggregiert zu betrachten.

Und nicht zuletzt hält man wirksame Sanktionsmechanismen für erforderlich. Die Einführung einer Grüngasquote sei nur dann sinnvoll, „wenn die Teilnahme für die Verpflichteten bindend ist. Die Nichterfüllung der Quote müsse durch finanzielle Sanktionsmechanismen begleitet werden“.

Fazit des Wasserstoff-Verbands: „Nur wenn regulatorische Rahmenbedingungen, Kostenreduktion und Nachfragepolitik zusammengedacht werden, kann Deutschland beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft vorangehen“, betont Bernd Pitschak, Vorstandsvorsitzender des DWV.

Mit ihrem Vorstoß ist die Organisation nicht allein. Der Maschinenbauerverband VDMA ließ kürzlich durchblicken, dass er sich von der Grüngasquote die Lösung des „Henne-Ei-Problems“ zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Wasserstoffmarkt verspricht.

Das Positionspapier „Den Business Case voranbringen: Die Rolle einer Grüngasquote für den Wasserstoffhochlauf“ ist über die Internetseite des DWV downloadbar.

Montag, 24.11.2025, 16:25 Uhr
Manfred Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.