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Der Energieausblick von „Entso-E“ sieht eine weitgehend stabile Versorgungslage für Strom und Gas im kommenden Winter. Die Analyse, wo einzelne Regionen weiterhin Risiken tragen.
Der neue Energieausblick der „European Network of Transmission System Operators for Electricity“ − kurz „Entso-E“ − prophezeit für die angebrochenen Wintermonate 2025/2026 eine weitgehend gesicherte Versorgungslage mit Strom. Laut dem Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber liegt die Nachfrage leicht über dem Vorjahr, während die Reserven aus Wasserkraft und erneuerbaren Energien zunehmen. Auch die verfügbare Gaskapazität stuft Entsoe als ausreichend ein. In Deutschland bleibt die Lage angesichts wachsender Einspeisung aus Wind und Photovoltaik ebenfalls kontrollierbar, auch wenn das Land an windarmen Tagen verstärkt Importe benötigt.
Der Bericht führt aus, dass der europäische Kraftwerkspark im Vergleich zum Vorjahr weiter wächst, vor allem durch neue Photovoltaik- und Windanlagen. Gleichzeitig sinkt die konventionelle Erzeugungskapazität, da ältere Kohle- und Ölanlagen vom Netz gehen. Gasgefeuerte Anlagen spielen daher laut Entsoe eine wichtige Rolle, wenn erneuerbare Energien wetterbedingt kaum einspeisen. Für Deutschland gilt diese Entwicklung in besonderem Maße, weil die thermische Erzeugung bereits jetzt geringer ausfällt als in vielen Nachbarländern.
Regionale Risiken und nicht-marktbasierte ReservenEntsoe weist jedoch auf einzelne Risiken hin. Besonders betroffen sind laut Bericht Zonen ohne oder mit geringen Interkonnektoren, darunter Zypern, Irland und Malta. In diesen Regionen können unvorhergesehene Ausfälle oder Wetterextreme kurzfristige Engpässe verursachen. Staaten wie Irland und Malta setzen nicht-marktbasierte Reservekraftwerke gezielt ein, um Engpässe zu vermeiden. Diese Einheiten springen dann ein, wenn Marktmechanismen allein nicht ausreichen.
Deutschland hat ebenfalls verfügbare Kapazitäten außerhalb des Marktes, die zur Stabilität beitragen können. Der Entsoe-Bericht zeigt, dass einige dieser Anlagen eigentlich für andere Systemdienstleistungen vorgesehen sind, im Bedarfsfall jedoch auch zur Deckung der Nachfrage beitragen.
Gasbedarf im europäischen VergleichBeim Gasbedarf zeigt die Analyse, dass Europa deutlich robuster dasteht als während der Energiekrise. Entsoe betrachtet mehrere Wetterszenarien, um den kritischen Gasverbrauch für die Stromerzeugung zu bestimmen. Die ausgewerteten Daten legen laut dem Verband nahe, dass die Speicherstände und verfügbaren Liefermengen genügen, um selbst einen strengen Winter zu überstehen. Deutschland profitiere dabei von seiner diversifizierten Gasversorgung und der sinkenden Abhängigkeit von gasgeführten Kraftwerken.
Entsoe betont, dass ein Teil der Gasverbräuche vom Preisniveau und der Einsatzreihenfolge der Kraftwerke abhängt. In einem normalen Marktszenario würde der Gasbedarf geringer ausfallen als in den extremen Szenarien, die als Sicherheitspuffer dienen.
Ausblick für das erste Quartal 2026Im Hinblick auf die Versorgungssicherheit im
Stromsektor geht der Bericht davon aus, dass Importe eine wichtige Rolle spielen, wenn Wind und Sonne längere Zeit schwach ausfallen. Deutschland liegt laut Entsoe zwar im europäischen Mittelfeld, erweist sich aber besonders in windschwachen Wochen als Nettoimporteur. Die höheren Füllstände der Wasserkraftspeicher im Alpenraum und in Skandinavien reduzieren jedoch das Risiko großflächiger Engpässe.
Für die baltischen Staaten identifiziert Entsoe nur geringe Risiken, die bei extrem niedrigen Temperaturen und zusätzlichen Ausfällen auftreten könnten. In diesen Fällen helfe die direkte Anbindung an das kontinentaleuropäische Netz, die seit der vollständigen Synchronisation im Februar dieses Jahres besteht.
Die Analyse lässt erkennen, dass Europa insgesamt gut vorbereitet in den Winter startet. Für Deutschland bedeutet dies eine stabile Situation, in der die Entwicklung von Wind, Photovoltaik und Speichern zunehmend darüber entscheidet, wie stark das Land auf Energieimporte angewiesen ist. Damit zeigt der Bericht, wie eng Strom- und Gasmarkt miteinander verknüpft bleiben und welche Rolle flexible Kraftwerke und grenzüberschreitende Kapazitäten für die sichere Versorgung spielen.
Das 33-seitige Papier
„Winter Outlook 2025 - 2026“ ist über die Internetseite von Entsoe downloadbar.
Montag, 24.11.2025, 14:12 Uhr
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