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Energie & Management > Strom - Industrie will mehr Speicher statt abschaltbarer Lasten
Bild: Shutterstock, Lehrer
Strom

Industrie will mehr Speicher statt abschaltbarer Lasten

Auf dem Handelsblatt-Energiegipfel plädierten Industrievertreter für mehr Speicher. Sie wollen nicht als Dienstleister für die Stabilisierung der Netze fungieren, was Schäden auslöst.
Aufgrund von Störungen in Osteuropa kam es am 8. Januar zu einem Absinken der Frequenz im europäischen Stromverbundnetz bis unter die Marke von 49,75 Hertz. Dies war Thema einer Diskussion auf dem Handelsblatt-Energiegipfel 2021. "Das System hat sich in seiner Resilienz bewährt", resümierte Hans-Jürgen Brick, CEO des Übertragungsnetzbetreibers Amprion, der die Aufgabe des europäischen Frequenzkoordinators wahrnimmt. "Wir konnten keine Ausfälle feststellen", sagte er.

Auf dem Kongress diskutierten Netzbetreiber mit der Industrie, wie die Versorgungssicherheit angesichts zunehmender Volatilität durch die Einspeisung von erneuerbaren Energien ins Stromnetz gewährleistet werden kann. Die Übertragungsnetzbetreiber gaben sich durchweg optimistisch. Brick etwa sieht sich "sehr gut vorbereitet" für die Zeit, in der immer mehr Grundlastkraftwerke vom Netz gehen und durch Wind und Solarkraftwerke ersetzt werden. Die Systeme würden "robust entwickelt", so Brick.

Abschaltbare Lasten können teuer werden

"Unsere Netzentwicklungsplanungen finden in jährlichem Turnus statt, und wir bereiten uns durch regelmäßige Trainings auf Sonderfälle vor. Wir betreiben Bedarfsanalysen und verfügen über ausreichend Reserven, um Volatilitäten aufzufangen", erläuterte Brick. Amprion habe zudem einen Großteil der europäischen Grundstoffindustrie an seinem Netz angeschlossen. Somit bestehe die Möglichkeit, bei starken Einbrüchen der Netzstabilität in Notfällen stromintensive Prozesse in der Industrie zu stoppen, gedeckt über die Verordnung über abschaltbare Lasten.

Hier widersprach Volker Backs, Geschäftsführer von Hydro Aluminium Deutschland. Er betonte zwar, dass er "die Ökologisierung des Strommixes" begrüße, die Verordnung über abschaltbare Lasten aber sei ein Wermutstropfen. Die Abschaltung von Industrieprozessen zur Entlastung von Netzschwankungen greife nicht nur empfindlich in die Betriebsabläufe ein, sondern könne auch sehr teuer werden. Sie sei nicht nur eine Störung des betrieblichen Ablaufs, sondern habe das Potenzial, Zerstörungen zu verursachen.

Stromspeicher als Absicherung favorisiert

"Der Schaden an Maschinen oder Werkstücken kann immens sein, wenn ein Prozess mitten in der Bearbeitung gestoppt werden muss", so Backs. Er fordert stattdessen, stärker auf Stromspeicher zu setzen, um Schwankungen im Stromnetz aufzufangen: "Die Industrie ist nicht dafür gemacht, Dienstleistungen zur Stabilisierung des Netzes bereitzustellen." Unterstützung erhielt Backs von Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender des Nürnberger Netzbetreibers und Energieversorgers N-Energie.

N-Energie habe bereits einen Pilotversuch mit Elektrolyseuren als Puffersystem im Netz absolviert. Hasler bekräftigte die Forderung nach einem verstärkten Einsatz von Stromspeichern, Power-to-X-Lösungen und Wasserstoff. Trotz der Abschaltung von Grundlastkraftwerken in den nächsten beiden Jahren gehe er davon aus, dass die Netze aufgrund des technischen Fortschritts schneller intelligenter und flexibler werden. Sein Fazit: "Obwohl immer mehr erneuerbare Energien zugeschaltet werden, wird die Versorgungssicherheit jedes Jahr besser."

Freitag, 15.01.2021, 15:01 Uhr
Mirko Heinemann
Energie & Management > Strom - Industrie will mehr Speicher statt abschaltbarer Lasten
Bild: Shutterstock, Lehrer
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Industrie will mehr Speicher statt abschaltbarer Lasten
Auf dem Handelsblatt-Energiegipfel plädierten Industrievertreter für mehr Speicher. Sie wollen nicht als Dienstleister für die Stabilisierung der Netze fungieren, was Schäden auslöst.
Aufgrund von Störungen in Osteuropa kam es am 8. Januar zu einem Absinken der Frequenz im europäischen Stromverbundnetz bis unter die Marke von 49,75 Hertz. Dies war Thema einer Diskussion auf dem Handelsblatt-Energiegipfel 2021. "Das System hat sich in seiner Resilienz bewährt", resümierte Hans-Jürgen Brick, CEO des Übertragungsnetzbetreibers Amprion, der die Aufgabe des europäischen Frequenzkoordinators wahrnimmt. "Wir konnten keine Ausfälle feststellen", sagte er.

Auf dem Kongress diskutierten Netzbetreiber mit der Industrie, wie die Versorgungssicherheit angesichts zunehmender Volatilität durch die Einspeisung von erneuerbaren Energien ins Stromnetz gewährleistet werden kann. Die Übertragungsnetzbetreiber gaben sich durchweg optimistisch. Brick etwa sieht sich "sehr gut vorbereitet" für die Zeit, in der immer mehr Grundlastkraftwerke vom Netz gehen und durch Wind und Solarkraftwerke ersetzt werden. Die Systeme würden "robust entwickelt", so Brick.

Abschaltbare Lasten können teuer werden

"Unsere Netzentwicklungsplanungen finden in jährlichem Turnus statt, und wir bereiten uns durch regelmäßige Trainings auf Sonderfälle vor. Wir betreiben Bedarfsanalysen und verfügen über ausreichend Reserven, um Volatilitäten aufzufangen", erläuterte Brick. Amprion habe zudem einen Großteil der europäischen Grundstoffindustrie an seinem Netz angeschlossen. Somit bestehe die Möglichkeit, bei starken Einbrüchen der Netzstabilität in Notfällen stromintensive Prozesse in der Industrie zu stoppen, gedeckt über die Verordnung über abschaltbare Lasten.

Hier widersprach Volker Backs, Geschäftsführer von Hydro Aluminium Deutschland. Er betonte zwar, dass er "die Ökologisierung des Strommixes" begrüße, die Verordnung über abschaltbare Lasten aber sei ein Wermutstropfen. Die Abschaltung von Industrieprozessen zur Entlastung von Netzschwankungen greife nicht nur empfindlich in die Betriebsabläufe ein, sondern könne auch sehr teuer werden. Sie sei nicht nur eine Störung des betrieblichen Ablaufs, sondern habe das Potenzial, Zerstörungen zu verursachen.

Stromspeicher als Absicherung favorisiert

"Der Schaden an Maschinen oder Werkstücken kann immens sein, wenn ein Prozess mitten in der Bearbeitung gestoppt werden muss", so Backs. Er fordert stattdessen, stärker auf Stromspeicher zu setzen, um Schwankungen im Stromnetz aufzufangen: "Die Industrie ist nicht dafür gemacht, Dienstleistungen zur Stabilisierung des Netzes bereitzustellen." Unterstützung erhielt Backs von Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender des Nürnberger Netzbetreibers und Energieversorgers N-Energie.

N-Energie habe bereits einen Pilotversuch mit Elektrolyseuren als Puffersystem im Netz absolviert. Hasler bekräftigte die Forderung nach einem verstärkten Einsatz von Stromspeichern, Power-to-X-Lösungen und Wasserstoff. Trotz der Abschaltung von Grundlastkraftwerken in den nächsten beiden Jahren gehe er davon aus, dass die Netze aufgrund des technischen Fortschritts schneller intelligenter und flexibler werden. Sein Fazit: "Obwohl immer mehr erneuerbare Energien zugeschaltet werden, wird die Versorgungssicherheit jedes Jahr besser."

Freitag, 15.01.2021, 15:01 Uhr
Mirko Heinemann

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