Das neue Veolia-Gaskraftwerk in Posen. Quelle: Susanne Harmsen
Der Versorger Veolia nahm in Posen (Polen) zwei neue Gasturbinen in Betrieb, die das Fernwärmenetz der 500.000-Einwohnerstadt effizienter machen. E&M war bei der Eröffnung mit dabei.
Der französische Umwelt- und Energiedienstleister Veolia hat am 25. November in Posen zwei moderne Gasturbinen in Betrieb genommen. Sie ersetzen ein Kohleheizwerk und senken die CO2-Emissionen deutlich. Durch neue Technik mit höher Effizienz, Rauchwärmerückgewinnung und flexibler Fahrweise sollen 25 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt werden. Der Wirkungsgrad betrage durch KWK 92 Prozent und spare laut Unternehmen bis zu 260.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein.
Luiz Hanania, Generaldirektor von Veolia Polen, sagte im Rahmen einer Pressefahrt, das Unternehmen modernisiere seine Wärmenetze Schritt für Schritt und nutze zunehmend lokale Wärmequellen. Veolia betreibt nach eigenen Angaben 4.500 Kilometer Wärmenetz im Land und gilt als größter privater Betreiber von Fernwärme in Europa. Hanania erklärte, dass Polen die Kohle aufgrund sinkender Verfügbarkeit und Kosten zunehmend ersetze.
Veolia vernetzt seine GeschäftsbereicheIn Posen integriere Veolia zudem die flexible Nutzung von Überschussstrom über Wärmespeicher und bereite ein 60-MW-Projekt für Geothermie vor. Diese Technologie sichere langfristig stabile Wärmepreise und weniger Abhängigkeit von Brennstoffmärkten. Hanania betonte, dass Veolia seine Geschäftsbereiche Energie, Wasser und Abfall stärker verknüpfen wolle.
In Warschau erschließt das Unternehmen bereits Wärme aus Abwasser, in Posen soll eine Wärmepumpe künftig bis zu 30 MW liefern. Die politische Lage in Polen erschwere erneuerbare Projekte zwar, sagte Hanania, aber kurzfristige Entscheidungen dürften den notwendigen Umbau nicht behindern. „Behörden müssen Genehmigungen schneller erteilen, denn technisch sind die Lösungen seit Jahrzehnten erprobt“, wünscht sich der Manager.
Sichere Versorgung für die StadtAuch Vertreter der Stadt Posen lobten das Vorhaben. Bürgermeister Jacek Jaskowicz erklärte: „Dank unserer Zusammenarbeit mit Veolia schaffen wir das Fernwärmesystem der Zukunft, das Versorgungssicherheit, Preisstabilität und saubere Luft gewährleistet.“ Nach dem Ausfall russischer Brennstofflieferungen sei die Diversifizierung der Wärmequellen wichtig geworden.
Durch lokale Energie erhalte die Stadt zudem Wertschöpfung vor Ort. Die Anlage sei Teil der Kohleausstiegsstrategie der Stadt, die bis 2030 ein komplett kohlefreies Fernwärmenetz unter Nutzung von Biomethan, Wasserstoff und lokalen Energiequellen wie Abwärme und Geothermie aufbauen will, sagte Jaskowicz.
Veolia-Finanzvorständin Emmanuelle Menning sagte, die Investitionen seien trotz staatlich regulierter Wärmepreise möglich. Veolia halte seine Netze im eigenen Besitz und schließe langfristige Lieferverträge ab. Laut Menning erreichten Energieprojekte Margen zwischen 10 und 14 Prozent für die Investoren, was durch hohe Effizienz in Erzeugung und Verteilung möglich sei.
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Bei der Inbetriebnahme des Gaskraftwerks in Posen: (v.li.) Luiz Hanania, Generaldirektor Veolia in Polen, Veolia-CEO Estelle Brachlianoff und der Bürgermeister von Posen, Jacek Jaskowicz Quelle: Susanne Harmsen |
Europäische Wärmewende im BlickIn vielen europäischen Ländern sind ähnliche Entwicklungen im Gang, sagte Eloi Piel, Director of Markets von Euroheat & Power. Der in Brüssel ansässige Wärmeverband hat 160 Mitglieder. Piel verwies auf das große Potenzial in Abwärme, Abfallverwertung und erneuerbaren Quellen. Länder wie Dänemark zeigten, wie ein konsequenter Ausbau von Wärmenetzen den Umbau erleichtere.
Deutschland sei in der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) führend, doch zwischen politischen Zielen und Maßnahmen bestehe weiter eine Lücke. Wärmeplanungen wie in Deutschland könnten diese schließen. Laut Piel eignen sich Wärmenetze besonders gut für den Übergang zu klimafreundlicher Erzeugung, da sie leichter zu dekarbonisieren seien als einzelne Gebäude.
Mehr Energiedienstleistungen geplantDie Vorsitzende des Veolia-Konzerns, Estelle Brachlianoff, erklärte, ein Viertel des Konzernumsatzes stamme bereits aus Energiedienstleistungen. Das Unternehmen setze auf dezentrale Lösungen und wolle die Effizienz in Städten erhöhen. In Polen habe Veolia nach eigenen Angaben bereits 700 Millionen Euro investiert. Die Wärmeerzeugung erreiche durch KWK und Abwärmenutzung 88 Prozent Effizienz, der europäische Durchschnitt liege bei 75 Prozent.
Weitere europäische Projekte von Veolia, etwa im deutsch-polnischen Grenzgebiet Görlitz/Zgorzelec, nutzten künftig Geothermie und andere Quellen, um Kohle zu ersetzen. Für kleinere Städte biete Veolia das Konzept „Ecothermal Grid“ an, das den Umbau von Wärmenetzen mit geringem Eingriff ermöglichen soll. Bis 2030 will der Konzern nach eigenen Angaben größter Wärmelieferant in Europa sein.
Mittwoch, 26.11.2025, 13:55 Uhr
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