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Der niederösterreichische Energiekonzern plant eine verstärkte Konzentration auf das Kerngeschäft mit Energie und trennt sich von seiner Umwelttechnik-Tochter WTE Wassertechnik.
Der niederösterreichische Energiekonzern EVN will seine für das internationale Umwelttechnik-Geschäft zuständige Tochtergesellschaft WTE Wassertechnik mit Sitz in Essen (Nordrhein-Westfalen) verkaufen. Diese steht zu 100 Prozent in seinem Eigentum. Als Grund für den Verkauf bezeichnete die EVN am 18. September ihre geplante verstärkte Konzentration „auf das Kerngeschäft im Energiebereich“. Laut einer Aussendung erfolgt die Trennung von der WTE im Zuge eines „strukturierten Verkaufsprozesses“. Einen Zeitplan dafür nannte die EVN nicht. Der Verkauf bedarf neben der Genehmigungen seitens der Behörden und des Aufsichtsrats sowie des Vorstands der EVN der Billigung durch die Partner, mit denen die WTE zurzeit Projekte abwickelt.
Laut dem am 24. August veröffentlichten Quartalsbericht der EVN plante diese bis vor kurzem offenbar noch „einen Ausbau ihrer Marktposition in der Planung und der schlüsselfertigen Errichtung von Klärschlammverbrennungsanlagen sowie eine Erweiterung und Attraktiverung ihres Produktportfolios für Umweltinfrastrukturprojekte im internationalen Projektgeschäft.“ Dem diente unter anderem der zu Jahresbeginn erfolgte vollständige Erwerb der Sludge2energy, die im April 2022 eine derartige Anlage in Halle-Lochau in Betrieb genommen hatte und die zurzeit eine weitere solche Anlage für einen nicht genannten Kunden in Deutschland errichtet.
Kritische Stimmen
Zum Engagement der EVN im Umwelttechnikbereich gab es immer wieder kritische Stimmen. So verlangte etwa der Hedgefonds Petrus Advisers des österreichischen Investors Klaus Umek mehrfach deren Abspaltung, weil er das Umwelttechnikgeschäft als „zu risikoreich“ erachtete. Im Geschäftsjahr 2021/22, das am 30. September 2022 endete, musste die EVN im Umwelttechnikbereich einen Verlust von 34,9 Millionen Euro hinnehmen. Der Grund waren laut dem Geschäftsbericht nicht zuletzt „Abschreibungen inklusive der Effekte aus Werthaltigkeitsprüfungen“ von insgesamt 91,4 Millionen Euro. Sie betrafen unter anderen eine „gestiegene Länderrisikoprämie für Russland“ aufgrund des Kriegs in der Ukraine.
Dem EVN-Geschäftsbericht zufolge engagiert sich die WTE in Projekten für die „Trinkwasserver- und die Abwasserentsorgung sowie die thermische Abfall- und Klärschlammverwertung in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Zypern, Bahrain und Kuwait.“ Mit etwa 500 Beschäftigten erwirtschaftete sie zuletzt einen Jahresumsatz von etwa 70 Millionen Euro sowie einen Gewinn von rund 33 Millionen Euro.
Im EVN-Vorstand ist Franz Mittermayer für das Umwelttechnikgeschäft verantwortlich. Er geht, wie berichtet, mit Ende März 2024 in den Ruhestand. Angesichts des geplanten WTE-Verkaufs könnte dies mit einer Umstrukturierung der EVN verbunden sein. Diese gehört zu 51,0 Prozent dem Bundesland Niederösterreich sowie zu 28,4 Prozent den Wiener Stadtwerken. Etwa 19,7 Prozent sind im Streubesitz. Die verbleibenden 0,9 Prozent besitzen die EVN selbst sowie Beschäftigte mit Anspruch auf jährliche Sonderzahlungen. Diese konnten sie sich bis 5. Juli in Aktien abgelten lassen.
Montag, 18.09.2023, 15:30 Uhr
Klaus Fischer
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