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Energie & Management > Gas - Beginn der Bauarbeiten für LNG-Terminal in Wilhelmshaven
Quelle: Qatargas
Gas

Beginn der Bauarbeiten für LNG-Terminal in Wilhelmshaven

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besuchte am 5. Mai den ersten Rammschlag für den Anleger des geplanten schwimmenden Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven.
Bereits Ende dieses Jahres soll in Wilhelmshaven über eine schwimmende Entladestation Flüssigerdgas per Tankschiff nach Deutschland gelangen können. Angesichts des Krieges in der Ukraine muss Deutschland andere Erdgasquellen erschließen, da Russland die Belieferung einstellen könnte oder die EU ein Embargo verhängt. Das bei rund minus 160 Grad Celsius transportierte Flüssigerdgas (LNG) wird auf Spezialschiffen durch Erwärmung wieder zu Gas und ins Netz eingespeist. Auch in Stade und Brunsbüttel sind LNG-Terminals geplant.

Eine beschleunigte Energiewende sei „das A und O“ für eine günstige, unabhängige und sichere Energieversorgung, so betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei seinem Besuch in Wilhelmshaven. Bis dahin sei übergangsweise Erdgas nötig, um die deutsche Industrieproduktion und die Wärmeversorgung abzusichern. Für den Import per Schiff werde die Infrastruktur der LNG-Terminals benötigt, betonte der Minister. Den ersten Rammschlag für die 150 Stützpfähle des 370 Meter langen Anlegers beobachteten auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU).

Vier schwimmende LNG-Terminals geordert

Deutschland habe es geschafft, auf dem Weltmarkt vier Spezialschiffe (Floating Storage and Regasification Units - FSRU) zu reservieren, die ab Ende des Jahres LNG von Tankern übernehmen können, sagte Habeck. Bis dahin müsse die Infrastruktur zum Landanschluss bereitstehen. Dafür wären die Planungs- und Bauzeiten extrem zu beschleunigen, wofür ein Gesetz in Arbeit sei. Zugleich appellierte er, keine Klagen gegen die Infrastruktur zu führen, um die Versorgungssicherheit mit Erdgas nicht zu gefährden.

Zuvor hatten der Bund und das Land Niedersachsen eine Absichtserklärung zum Ausbau der Importinfrastruktur für LNG und andere Gase unterzeichnet. Ausdrücklich sollen die Anlagen auch für künftige Lieferungen von erneuerbaren Energieträgern nutzbar sein. Habeck sagte, er freue sich, „dass im Land Niedersachsen so zahlreiche Projekte zum Ausbau der Erneuerbaren und dem Import von Wasserstoff entwickelt werden“.

RWE und Uniper als Betreiber

Die Bundesregierung hat über die Unternehmen RWE und Uniper die vier schwimmenden LNG-Terminals optioniert dafür stehen Haushaltsmittel der Bundesregierung in Höhe von 2,94 Mrd. Euro zur Verfügung. Damit könnten jeweils 5-7 Mrd. Kubikmeter LNG pro Jahr wieder zu Gas gemacht und ins Netz eingespeist werden. Der deutsche Erdgasbedarf pro Jahr beträgt rund 95 Mrd. Kubikmeter. Der Betrieb der FSRU erfolge durch RWE und Uniper, mit denen der Bund jeweils Dienstleistungsverträge schließt, so das Ministerium. Uniper werde als Errichter und Betreiber des Terminals in Wilhelmshaven rund 65 Mio. Euro investieren.

Die Anbindung Wilhelmshavens an das 28 Kilometer entfernte Erdgasleitungsnetz und damit auch an den Erdgasspeicher Etzel werde gleichzeitig von der Open Grid Europe (OGE) realisiert und soll so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Dann könnten rund 8,5 % des deutschen Erdgasbedarfs in Wilhelmshaven angelandet werden. Weitere Standorte sollen Brunsbüttel und eventuell Stade, Rostock, Hamburg-Moorburg oder Eemshaven in den Niederlanden werden. Deutschland verfügt in der EU aktuell über kein LNG-Terminal. Kapazitäten in anderen EU-Ländern genügten nicht, um eine ausreichende Versorgung in Deutschland zu sichern.

Lob von der Branche aber auch Kritik

Künftig soll in Wilhelmshaven eine dauerhafte Entlade- und Umschlagmöglichkeit für Energieträger aus erneuerbaren Quellen, wie Wasserstoff oder Ammoniak entstehen, unter dem Titel „Green Wilhelmshaven". Das Ammoniak könne entweder über die Schiene direkt abtransportiert oder über sogenannte Cracker vor Ort in Wasserstoff zurückverwandelt werden, teilte Uniper mit. Klaus-Dieter Maubach, CEO von Uniper sagte: „Mittel- und langfristig entwickeln wir Wilhelmshaven zur Energiedrehscheibe der Zukunft, mit Fokus auf Wasserstoff und grüne Gase."

„Weder Landesregierungen noch die Bundesregierung sollten in blinden Aktionismus verfallen, sondern Sorgfalt walten lassen“, mahnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der Baustart des LNG-Terminals in Wilhelmshaven erfolge, ohne das eigentliche Genehmigungsverfahren abzuwarten. „Mit dem geplanten LNG-Beschleunigungsgesetz verweist die Bundesregierung hohe gesetzliche Standards zum Umwelt- und Naturschutz in die zweite Reihe“, kritisierte BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock.

Für den Branchenverband „Zukunft Gas“ begrüßte Geschäftsführer Timm Kehler die Einrichtung der LNG-Terminals. „Mit den konsequenten und zügigen Maßnahmen zur Diversifizierung seiner Gasquellen zeigt Deutschland klar, dass es innerhalb kürzester Zeit den Gasumstieg anpackt und ein wichtiger Abnehmer von LNG wird“, sagte er. Dies gebe den internationalen Anbietern Sicherheit und dem zurzeit sehr angespannten und volatilen Gasmarkt Stabilität, hofft Kehler.

Donnerstag, 5.05.2022, 16:18 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Gas - Beginn der Bauarbeiten für LNG-Terminal in Wilhelmshaven
Quelle: Qatargas
Gas
Beginn der Bauarbeiten für LNG-Terminal in Wilhelmshaven
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besuchte am 5. Mai den ersten Rammschlag für den Anleger des geplanten schwimmenden Flüssigerdgas-Terminals in Wilhelmshaven.
Bereits Ende dieses Jahres soll in Wilhelmshaven über eine schwimmende Entladestation Flüssigerdgas per Tankschiff nach Deutschland gelangen können. Angesichts des Krieges in der Ukraine muss Deutschland andere Erdgasquellen erschließen, da Russland die Belieferung einstellen könnte oder die EU ein Embargo verhängt. Das bei rund minus 160 Grad Celsius transportierte Flüssigerdgas (LNG) wird auf Spezialschiffen durch Erwärmung wieder zu Gas und ins Netz eingespeist. Auch in Stade und Brunsbüttel sind LNG-Terminals geplant.

Eine beschleunigte Energiewende sei „das A und O“ für eine günstige, unabhängige und sichere Energieversorgung, so betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei seinem Besuch in Wilhelmshaven. Bis dahin sei übergangsweise Erdgas nötig, um die deutsche Industrieproduktion und die Wärmeversorgung abzusichern. Für den Import per Schiff werde die Infrastruktur der LNG-Terminals benötigt, betonte der Minister. Den ersten Rammschlag für die 150 Stützpfähle des 370 Meter langen Anlegers beobachteten auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU).

Vier schwimmende LNG-Terminals geordert

Deutschland habe es geschafft, auf dem Weltmarkt vier Spezialschiffe (Floating Storage and Regasification Units - FSRU) zu reservieren, die ab Ende des Jahres LNG von Tankern übernehmen können, sagte Habeck. Bis dahin müsse die Infrastruktur zum Landanschluss bereitstehen. Dafür wären die Planungs- und Bauzeiten extrem zu beschleunigen, wofür ein Gesetz in Arbeit sei. Zugleich appellierte er, keine Klagen gegen die Infrastruktur zu führen, um die Versorgungssicherheit mit Erdgas nicht zu gefährden.

Zuvor hatten der Bund und das Land Niedersachsen eine Absichtserklärung zum Ausbau der Importinfrastruktur für LNG und andere Gase unterzeichnet. Ausdrücklich sollen die Anlagen auch für künftige Lieferungen von erneuerbaren Energieträgern nutzbar sein. Habeck sagte, er freue sich, „dass im Land Niedersachsen so zahlreiche Projekte zum Ausbau der Erneuerbaren und dem Import von Wasserstoff entwickelt werden“.

RWE und Uniper als Betreiber

Die Bundesregierung hat über die Unternehmen RWE und Uniper die vier schwimmenden LNG-Terminals optioniert dafür stehen Haushaltsmittel der Bundesregierung in Höhe von 2,94 Mrd. Euro zur Verfügung. Damit könnten jeweils 5-7 Mrd. Kubikmeter LNG pro Jahr wieder zu Gas gemacht und ins Netz eingespeist werden. Der deutsche Erdgasbedarf pro Jahr beträgt rund 95 Mrd. Kubikmeter. Der Betrieb der FSRU erfolge durch RWE und Uniper, mit denen der Bund jeweils Dienstleistungsverträge schließt, so das Ministerium. Uniper werde als Errichter und Betreiber des Terminals in Wilhelmshaven rund 65 Mio. Euro investieren.

Die Anbindung Wilhelmshavens an das 28 Kilometer entfernte Erdgasleitungsnetz und damit auch an den Erdgasspeicher Etzel werde gleichzeitig von der Open Grid Europe (OGE) realisiert und soll so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Dann könnten rund 8,5 % des deutschen Erdgasbedarfs in Wilhelmshaven angelandet werden. Weitere Standorte sollen Brunsbüttel und eventuell Stade, Rostock, Hamburg-Moorburg oder Eemshaven in den Niederlanden werden. Deutschland verfügt in der EU aktuell über kein LNG-Terminal. Kapazitäten in anderen EU-Ländern genügten nicht, um eine ausreichende Versorgung in Deutschland zu sichern.

Lob von der Branche aber auch Kritik

Künftig soll in Wilhelmshaven eine dauerhafte Entlade- und Umschlagmöglichkeit für Energieträger aus erneuerbaren Quellen, wie Wasserstoff oder Ammoniak entstehen, unter dem Titel „Green Wilhelmshaven". Das Ammoniak könne entweder über die Schiene direkt abtransportiert oder über sogenannte Cracker vor Ort in Wasserstoff zurückverwandelt werden, teilte Uniper mit. Klaus-Dieter Maubach, CEO von Uniper sagte: „Mittel- und langfristig entwickeln wir Wilhelmshaven zur Energiedrehscheibe der Zukunft, mit Fokus auf Wasserstoff und grüne Gase."

„Weder Landesregierungen noch die Bundesregierung sollten in blinden Aktionismus verfallen, sondern Sorgfalt walten lassen“, mahnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der Baustart des LNG-Terminals in Wilhelmshaven erfolge, ohne das eigentliche Genehmigungsverfahren abzuwarten. „Mit dem geplanten LNG-Beschleunigungsgesetz verweist die Bundesregierung hohe gesetzliche Standards zum Umwelt- und Naturschutz in die zweite Reihe“, kritisierte BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock.

Für den Branchenverband „Zukunft Gas“ begrüßte Geschäftsführer Timm Kehler die Einrichtung der LNG-Terminals. „Mit den konsequenten und zügigen Maßnahmen zur Diversifizierung seiner Gasquellen zeigt Deutschland klar, dass es innerhalb kürzester Zeit den Gasumstieg anpackt und ein wichtiger Abnehmer von LNG wird“, sagte er. Dies gebe den internationalen Anbietern Sicherheit und dem zurzeit sehr angespannten und volatilen Gasmarkt Stabilität, hofft Kehler.

Donnerstag, 5.05.2022, 16:18 Uhr
Susanne Harmsen

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