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Energie & Management > Strom - 20.000 MW Kapazität an Gaskraftwerken bis 2030 nötig
Bild: Lehrer / Shutterstock
Strom

20.000 MW Kapazität an Gaskraftwerken bis 2030 nötig

Ein Webinar von Zukunft Erdgas nahm die Stromversorgung bei Abschaltung von Kohle- und Kernkraftwerken ins Visier. Gaskraftwerke sollen vor allem im Süden Deutschlands die Lücke füllen.
Heute besteht die regelbare Stromleistung im Süden Deutschlands zu fast 70 % aus Kernkraft und Steinkohle, die in den kommenden zehn Jahren fast komplett aus dem Markt gehen. Auch die Bundesregierung überlegt, wie dennoch wirtschaftliche Versorgungssicherheit zu gewährleisten ist.

Am 1. Oktober hieß es dazu im Bundestag auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion, die Stromversorgung sei sicher. Zum einen sei Deutschland voll in die europäische Versorgung integriert. Zum anderen verfolge man das Ziel, die Flexibilität von Stromnachfrage und Erzeugung besser abzugleichen, so die Antwort.

Gaskraftwerke gegen die Stromlücke

Aufseiten der Stromerzeuger sieht man dennoch die Notwendigkeit, neue Kraftwerke zu errichten. Gundolf Schweppe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Uniper Energy Sales, verwies im Online-Gespräch der Zukunft Erdgas, dass es kein Zufall sei, dass soeben die Gaskraftwerksblöcke Irsching 4 und 5 wieder ans Netz gegangen seien. „Sowohl ein niedriger Gaspreis als auch ein hoher Preis für CO2-Zertifikate haben unser fast sieben Jahre stillstehendes Kraftwerk wieder in den Markt gebracht“, sagte Schweppe.

Als Back-up der erneuerbaren Stromerzeuger und mangels Stromtrassen, die genug Windstrom aus dem Norden transportieren können, werde es mehr Gaskraft geben müssen, forderte Schweppe. Er rechne mit einer zusätzlichen Leistung von 20.000 MW bis 2030, um keine Stromlücke entstehen zu lassen. „Angesichts des deutlich geringeren Treibhausgasausstoßes bei der Erdgasverbrennung ist dies dennoch ein Beitrag zum Klimaschutz“, sagte er.
 
 
Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, unterstützte diese Argumentation. Braunkohleverbrennung erzeuge etwa 1.100 Gramm CO2 je kWh, Steinkohle 850 Gramm/kWh und Erdgas nur 380 Gramm/kWh. „Daher ist es klimapolitisch falsch, wenn heute Gaskraftwerke nur zu 22 % der Zeit ausgelastet werden, Braunkohlekraftwerke aber zu 56 %“, sagte Kehler. Er plädierte daher für eine Anpassung in der Strombepreisung, die auch netzdienliche Leistungen honoriert. Dann könne Gaskraft als Back-up in der Dunkelflaute und für den Schwarzstart dienen.

Kraftwerke nah am Verbraucher errichten

Aurora Energy Research stellte eine von Zukunft Erdgas beauftragte Studie zur aktuellen Lage des Strommarktes in Süddeutschland vor. Demnach wäre es am effektivsten, neue Kraftwerke nahe am Verbraucher zu installieren. Das vermeide Übertragungsverluste und Netzausbau, argumentierte Hanns Koenig, Head of Commissioned Projects Central Europe bei Aurora. Eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) komme sogar zu einer fehlenden Leistung von bis zu 45.000 MW bis 2030.

Daher sollte darüber nachgedacht werden, Strompreiszonen oder Gebiete mit unterschiedlichen Netzentgelten einzurichten, die neue Kraftwerke dort förderten, wo sie am nötigsten sind, sagte Koenig. In Großbritannien sei das erfolgreich. Mit dem Südbonus von 60 Euro/kW sei so etwas im neuen Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG) erstmals vorgesehen, lobte er zugleich die Bundesregierung. Da die regelbare Leistung in Süddeutschland ohne Neubauten bis 2030 voraussichtlich um 56 % zurückgehe, müsse dringend ein Ausgleich her, appellierte Koenig. Ein Teil des benötigten Gases könnte auch aus erneuerbaren Quellen stammen. 
 
Hindernisse für systemdienliche Kraftwerksleistungen. Zur Vollansicht bitte auf das Bild klicken
Bild: Aurora Energy Research, Hanns Koenig

Donnerstag, 1.10.2020, 15:51 Uhr
Susanne Harmsen
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20.000 MW Kapazität an Gaskraftwerken bis 2030 nötig
Ein Webinar von Zukunft Erdgas nahm die Stromversorgung bei Abschaltung von Kohle- und Kernkraftwerken ins Visier. Gaskraftwerke sollen vor allem im Süden Deutschlands die Lücke füllen.
Heute besteht die regelbare Stromleistung im Süden Deutschlands zu fast 70 % aus Kernkraft und Steinkohle, die in den kommenden zehn Jahren fast komplett aus dem Markt gehen. Auch die Bundesregierung überlegt, wie dennoch wirtschaftliche Versorgungssicherheit zu gewährleisten ist.

Am 1. Oktober hieß es dazu im Bundestag auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion, die Stromversorgung sei sicher. Zum einen sei Deutschland voll in die europäische Versorgung integriert. Zum anderen verfolge man das Ziel, die Flexibilität von Stromnachfrage und Erzeugung besser abzugleichen, so die Antwort.

Gaskraftwerke gegen die Stromlücke

Aufseiten der Stromerzeuger sieht man dennoch die Notwendigkeit, neue Kraftwerke zu errichten. Gundolf Schweppe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Uniper Energy Sales, verwies im Online-Gespräch der Zukunft Erdgas, dass es kein Zufall sei, dass soeben die Gaskraftwerksblöcke Irsching 4 und 5 wieder ans Netz gegangen seien. „Sowohl ein niedriger Gaspreis als auch ein hoher Preis für CO2-Zertifikate haben unser fast sieben Jahre stillstehendes Kraftwerk wieder in den Markt gebracht“, sagte Schweppe.

Als Back-up der erneuerbaren Stromerzeuger und mangels Stromtrassen, die genug Windstrom aus dem Norden transportieren können, werde es mehr Gaskraft geben müssen, forderte Schweppe. Er rechne mit einer zusätzlichen Leistung von 20.000 MW bis 2030, um keine Stromlücke entstehen zu lassen. „Angesichts des deutlich geringeren Treibhausgasausstoßes bei der Erdgasverbrennung ist dies dennoch ein Beitrag zum Klimaschutz“, sagte er.
 
 
Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, unterstützte diese Argumentation. Braunkohleverbrennung erzeuge etwa 1.100 Gramm CO2 je kWh, Steinkohle 850 Gramm/kWh und Erdgas nur 380 Gramm/kWh. „Daher ist es klimapolitisch falsch, wenn heute Gaskraftwerke nur zu 22 % der Zeit ausgelastet werden, Braunkohlekraftwerke aber zu 56 %“, sagte Kehler. Er plädierte daher für eine Anpassung in der Strombepreisung, die auch netzdienliche Leistungen honoriert. Dann könne Gaskraft als Back-up in der Dunkelflaute und für den Schwarzstart dienen.

Kraftwerke nah am Verbraucher errichten

Aurora Energy Research stellte eine von Zukunft Erdgas beauftragte Studie zur aktuellen Lage des Strommarktes in Süddeutschland vor. Demnach wäre es am effektivsten, neue Kraftwerke nahe am Verbraucher zu installieren. Das vermeide Übertragungsverluste und Netzausbau, argumentierte Hanns Koenig, Head of Commissioned Projects Central Europe bei Aurora. Eine Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI) komme sogar zu einer fehlenden Leistung von bis zu 45.000 MW bis 2030.

Daher sollte darüber nachgedacht werden, Strompreiszonen oder Gebiete mit unterschiedlichen Netzentgelten einzurichten, die neue Kraftwerke dort förderten, wo sie am nötigsten sind, sagte Koenig. In Großbritannien sei das erfolgreich. Mit dem Südbonus von 60 Euro/kW sei so etwas im neuen Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (KWKG) erstmals vorgesehen, lobte er zugleich die Bundesregierung. Da die regelbare Leistung in Süddeutschland ohne Neubauten bis 2030 voraussichtlich um 56 % zurückgehe, müsse dringend ein Ausgleich her, appellierte Koenig. Ein Teil des benötigten Gases könnte auch aus erneuerbaren Quellen stammen. 
 
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Bild: Aurora Energy Research, Hanns Koenig

Donnerstag, 1.10.2020, 15:51 Uhr
Susanne Harmsen

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