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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - „Haupttreiber bleibt das Erdgas“
Quelle: Fotolia / vencav
Aus Der Aktuellen Zeitung

„Haupttreiber bleibt das Erdgas“

Die Zeiten waren nicht einfach für Energiehändler in den vergangenen Monaten. Doch zumindest die Gaskrise ist nun gefühlt vorbei, sagt Mike Kutzner von Baywa Re.
E&M: Herr Kutzner, die Großhandelspreise für Strom und Gas, man kann es so sagen, sind mittlerweile im Keller. Haben Sie damit gerechnet?

Kutzner: Die Beobachtung ist richtig. Die Großhandelspreise sind wieder auf dem Niveau von Ende 2021, Anfang 2022. Damals stiegen die Preise stark und arbeiteten sich auf einen absoluten Peak im Sommer 2022 hoch. Auslöser war bekanntermaßen die Situation in der Ukraine. Dass die Preise jetzt so gefallen sind, damit haben die wenigsten gerechnet. Ich persönlich habe auch gedacht, dass es im Winter 2022/23 oder im vergangenen Winter noch mal zu einer Gegenbewegung kommen würde und wir steigende Preise sehen. Das war nicht der Fall.

E&M: Was hatte in der Vergangenheit mehr Einfluss auf die Energiekrise? Das Regulativ des Marktes oder das Eingreifen des Staates?

Kutzner: Im Handel ist vieles getrieben von Sicherheit, besser gesagt, von Unsicherheit. Der starke Preisanstieg war dabei von absoluter Unsicherheit getrieben, vor allem was die Gasversorgung im Winter anging. Die Frage stand im Raum, inwieweit sind Unternehmen oder die Wärmeversorgung davon betroffen? Da hat die Schnelligkeit der Politik bei der Versorgung mit LNG für Entspannung gesorgt. Die Gasversorgung ist gut und die Gasspeicher sind außerordentlich gut gefüllt. Von daher ist diese Unsicherheit raus, was man ganz klar an den Preisen merkt.

E&M: Gibt es noch andere Faktoren?

Kutzner: Die schwächelnde Konjunktur. Die drückt auf die Preise, weil weniger Energie verbraucht wird. Auch wurden 2023 mehr erneuerbare Energien eingespeist − Wind hat Kohle abgelöst −, das ist dann auch an den Preisen abzulesen.
 
Mike Kutzner ist Head of Key Account Management bei der Baywa Re Energy Trading
Quelle: Baywa Re

E&M: Was beeinflusst die Energiepreise aktuell am meisten?

Kutzner: Haupttreiber bleibt das Erdgas. Die Strompreise sind synchron mit den Erdgaspreisen nach unten gegangen. Das preisbestimmende Kraftwerk am Großhandelsmarkt ist immer noch das Gaskraftwerk. Die Gasversorgung ist gut in Europa und in Deutschland. Das ist der Hauptgrund, warum die Energiepreise auf dem derzeitigen Niveau sind.

E&M: Ohne direktes russisches Pipelinegas haben wir den zweiten Winter ohne wesentliche Einschränkungen hinter uns gebracht. Hätten Sie das vorher geglaubt?

Kutzner: Nein. Die Unsicherheit war schon groß, ob das Gas reicht. Es hat auch gezeigt, dass die Politik schnell sein kann. Ich bin positiv überrascht, dass sich das so schnell wieder normalisiert hat.

E&M: Ist die Gaskrise vorbei?

Kutzner: Gefühlt ist die Gaskrise vorbei. Ein klarer Indikator ist die Entwicklung am Terminmarkt für Strom und Gas mit den rückläufigen Preisen.

E&M: Kommen wir zum Strompreis. Ist beim Strom der Boden erreicht?

Kutzner: Preise können immer kurzfristig steigen und wieder fallen. Spannend wird es sein, auf welchem Niveau sich die Strompreise mittel- bis langfristig einpendeln. Unsere Händler gehen aktuell von einem Niveau von 70 bis 80 Euro die Megawattstunde für eine Bandlieferung für das Jahr 2025 aus.

E&M: Der Preis für die Jahresbänder 2026 und 2027 liegt unter dem von 2025. Das bedeutet, die Marktteilnehmer gehen von einer gesicherten Stromversorgung in den Folgejahren aus. Gibt es 2026 und 2027 keine Unsicherheit mehr?

Unsicherheit ist nach wie vor vorhanden

Kutzner: Unsicherheit ist nach wie vor vorhanden. So kommt immer noch eine Menge LNG wie auch Pipelinegas aus Russland nach Europa. Auch LNG aus den USA ist ein Thema. So hat sich Donald Trump kritisch über LNG-Lieferungen nach Europa geäußert. Störungen könnten hier Auswirkungen auf die Gas- und damit einhergehend auf die Strompreise haben. Der Optimismus bei den Strompreisen überrascht dabei schon ein bisschen. Allerdings kann es sein, dass die Marktteilnehmer von einer schwachen Konjunktur und einer eher schwachen Nachfrage nach Strom ausgehen.

E&M: Kommen wir von der Zukunft zum Tagesgeschäft. Die Volatilitäten beim Strompreis an der Börse vor allem im Day-Ahead-Bereich sind hoch. Glauben Sie, dass die von der Politik angekündigten Gaskraftwerke die Strompreise dort beruhigen werden?

Kutzner: Wir sind Stromhändler und Händler leben von Preisspreads. Die Preisunterschiede fördern den Handel, deshalb haben wir nichts gegen volatile Preise im Kurzfristhandel. Die angekündigten Gaskraftwerke werden sicher einen Einfluss haben. Wie dieser genau aussieht, wage ich aktuell nicht zu beurteilen. Allerdings haben wir in den vergangenen Monaten am Regelenergiemarkt keinen so großen Rückgang bei den Preisen gesehen wie im regulären Großhandel. Ich sehe diese Volatilitäten eher als Chance, vor allem für Betreiber von flexiblen Batteriespeichern oder Biogasanlagen.

E&M: Die Baywa Re hatte nach der jüngsten E&M-Direktvermarktungsumfrage zum Jahreswechsel 6.350 Megawatt unter Vertrag und steht damit auf Rang fünf der größten Unternehmen in dem Bereich. Zufrieden?

Zufrieden mit dem PPA-Portfolio

Kutzner: Zufrieden sind wir auf alle Fälle. Zufrieden deswegen, weil wir wieder ein schönes, durchmischtes Direktvermarktungsportfolio aus Wind, Solar und Biomasse hinbekommen haben. Das hat den Vorteil, dass sich die verschiedenen Positionen ausgleichen. Und wir sind zufrieden, weil wir es wieder geschafft haben, ein wirtschaftliches Direktvermarktungsportfolio auf die Beine zu stellen. Wir schließen keine Verträge ab, bei denen wir Geld drauflegen, um Menge zu bekommen.

E&M: Wo will die Baywa Re beim Thema Direktvermarktung hin?

Kutzner: Wichtig ist für uns gar nicht so sehr, wie viel Megawatt wir im Portfolio haben. Es gibt eine Untergrenze, die wir nicht unterschreiten wollen, weil das Auswirkungen auf den Handel hätte. Nach oben sind wir offen, solange das wirtschaftlich ist und die Kunden den Weg mit uns gehen. Aber im Fokus steht ganz klar: Es muss sich für uns rechnen.

E&M: Die Baywa Re bietet eine White-Label-Lösung für die Direktvermarktung für Dritte, in erster Linie Stadtwerke, an. Warum?

Kutzner: Wir hoffen dadurch an Leistungen, Mengen, Anlagen zu kommen, zu denen wir eigentlich keinen Zugang haben. Stadtwerke haben durch ihre regionale Nähe einen ganz anderen Kontakt zu den Betreibern von Erneuerbaren-Anlagen, oft sind sie daran beteiligt. Viele Unternehmen sind aber nicht in der Lage, solche Geschäfte zur Direktvermarktung darzustellen und die Risiken daraus zu übernehmen. Uns hingegen entlastet das im Vertriebsgeschäft und wir bekommen trotzdem Leistung ins Portfolio. Das ist für uns der Hintergrund von White-Label-Lösungen.

E&M: Contracts for Difference, kurz CfD, werden immer wieder diskutiert und von einigen Anlagenbetreibern und Vermarktern gefordert. Wie sehen Sie diese neue Art der Verträge bei der Vermarktung von Ökostrom?

Gleitende Marktprämie hat sich in Deutschland bewährt

Kutzner: Die Diskussion um CfD kam ja unter anderem von der EU, die es aber den Mitgliedsländern überlässt, entsprechende Modelle einzuführen oder weiterzuentwickeln. Die gleitende Marktprämie hat sich in meinen Augen in Deutschland bewährt und bietet für die Anlagenbetreiber und Projektentwickler eine hohe Sicherheit. Die Einführung von CfD könnte zu einer gewissen Unsicherheit führen, die letztendlich den Ausbau erneuerbarer Energien verlangsamen und verteuern könnte. Zu dem Ergebnis kam auch der Energieverband BEE in seiner Stellungnahme vom Oktober 2023, an der wir als Baywa Re beteiligt waren.

E&M: Die Baywa Re ist auch im PPA-Markt unterwegs. Wo wollen Sie da hin?

Kutzner: Wir haben in Deutschland über 800 Megawatt an PPA im Portfolio und durchaus ambitionierte Ziele. Der Markt für PPA ist allerdings aktuell überschaubar. Zurzeit kommen bei Neuanlagen eigentlich nur PV-Anlagen in Frage, die aufgrund ihrer Größe keine EEG-Vergütung bekommen. Bei den aktuell niedrigen Terminmarktpreisen − und die Terminmarktpreise sind maßgeblich für so ein Angebot − ergeben sich Werte, bei denen Projektierer, aber auch Banken sagen, dass es schwierig bis unmöglich wird, Projekte zu realisieren.

E&M: Die Preise am Großhandelsmarkt müssten höher sein?

Kutzner: Bei den aktuellen Preisen am Großhandelsmarkt ist ein PPA beispielsweise für einen Windpark sehr herausfordernd. Die Preise für die Windkraftanlagen sind gestiegen, genauso wie die Zinsen. Das Umfeld ist nicht gerade einfach. Die Finanzierung von Windenergieanlagen über ein PPA mit einer Laufzeit von zehn Jahren ist aktuell kein Thema. Auch für PV-Projekte wird das schwieriger.

Donnerstag, 4.04.2024, 18:19 Uhr
Stefan Sagmeister
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - „Haupttreiber bleibt das Erdgas“
Quelle: Fotolia / vencav
Aus Der Aktuellen Zeitung
„Haupttreiber bleibt das Erdgas“
Die Zeiten waren nicht einfach für Energiehändler in den vergangenen Monaten. Doch zumindest die Gaskrise ist nun gefühlt vorbei, sagt Mike Kutzner von Baywa Re.
E&M: Herr Kutzner, die Großhandelspreise für Strom und Gas, man kann es so sagen, sind mittlerweile im Keller. Haben Sie damit gerechnet?

Kutzner: Die Beobachtung ist richtig. Die Großhandelspreise sind wieder auf dem Niveau von Ende 2021, Anfang 2022. Damals stiegen die Preise stark und arbeiteten sich auf einen absoluten Peak im Sommer 2022 hoch. Auslöser war bekanntermaßen die Situation in der Ukraine. Dass die Preise jetzt so gefallen sind, damit haben die wenigsten gerechnet. Ich persönlich habe auch gedacht, dass es im Winter 2022/23 oder im vergangenen Winter noch mal zu einer Gegenbewegung kommen würde und wir steigende Preise sehen. Das war nicht der Fall.

E&M: Was hatte in der Vergangenheit mehr Einfluss auf die Energiekrise? Das Regulativ des Marktes oder das Eingreifen des Staates?

Kutzner: Im Handel ist vieles getrieben von Sicherheit, besser gesagt, von Unsicherheit. Der starke Preisanstieg war dabei von absoluter Unsicherheit getrieben, vor allem was die Gasversorgung im Winter anging. Die Frage stand im Raum, inwieweit sind Unternehmen oder die Wärmeversorgung davon betroffen? Da hat die Schnelligkeit der Politik bei der Versorgung mit LNG für Entspannung gesorgt. Die Gasversorgung ist gut und die Gasspeicher sind außerordentlich gut gefüllt. Von daher ist diese Unsicherheit raus, was man ganz klar an den Preisen merkt.

E&M: Gibt es noch andere Faktoren?

Kutzner: Die schwächelnde Konjunktur. Die drückt auf die Preise, weil weniger Energie verbraucht wird. Auch wurden 2023 mehr erneuerbare Energien eingespeist − Wind hat Kohle abgelöst −, das ist dann auch an den Preisen abzulesen.
 
Mike Kutzner ist Head of Key Account Management bei der Baywa Re Energy Trading
Quelle: Baywa Re

E&M: Was beeinflusst die Energiepreise aktuell am meisten?

Kutzner: Haupttreiber bleibt das Erdgas. Die Strompreise sind synchron mit den Erdgaspreisen nach unten gegangen. Das preisbestimmende Kraftwerk am Großhandelsmarkt ist immer noch das Gaskraftwerk. Die Gasversorgung ist gut in Europa und in Deutschland. Das ist der Hauptgrund, warum die Energiepreise auf dem derzeitigen Niveau sind.

E&M: Ohne direktes russisches Pipelinegas haben wir den zweiten Winter ohne wesentliche Einschränkungen hinter uns gebracht. Hätten Sie das vorher geglaubt?

Kutzner: Nein. Die Unsicherheit war schon groß, ob das Gas reicht. Es hat auch gezeigt, dass die Politik schnell sein kann. Ich bin positiv überrascht, dass sich das so schnell wieder normalisiert hat.

E&M: Ist die Gaskrise vorbei?

Kutzner: Gefühlt ist die Gaskrise vorbei. Ein klarer Indikator ist die Entwicklung am Terminmarkt für Strom und Gas mit den rückläufigen Preisen.

E&M: Kommen wir zum Strompreis. Ist beim Strom der Boden erreicht?

Kutzner: Preise können immer kurzfristig steigen und wieder fallen. Spannend wird es sein, auf welchem Niveau sich die Strompreise mittel- bis langfristig einpendeln. Unsere Händler gehen aktuell von einem Niveau von 70 bis 80 Euro die Megawattstunde für eine Bandlieferung für das Jahr 2025 aus.

E&M: Der Preis für die Jahresbänder 2026 und 2027 liegt unter dem von 2025. Das bedeutet, die Marktteilnehmer gehen von einer gesicherten Stromversorgung in den Folgejahren aus. Gibt es 2026 und 2027 keine Unsicherheit mehr?

Unsicherheit ist nach wie vor vorhanden

Kutzner: Unsicherheit ist nach wie vor vorhanden. So kommt immer noch eine Menge LNG wie auch Pipelinegas aus Russland nach Europa. Auch LNG aus den USA ist ein Thema. So hat sich Donald Trump kritisch über LNG-Lieferungen nach Europa geäußert. Störungen könnten hier Auswirkungen auf die Gas- und damit einhergehend auf die Strompreise haben. Der Optimismus bei den Strompreisen überrascht dabei schon ein bisschen. Allerdings kann es sein, dass die Marktteilnehmer von einer schwachen Konjunktur und einer eher schwachen Nachfrage nach Strom ausgehen.

E&M: Kommen wir von der Zukunft zum Tagesgeschäft. Die Volatilitäten beim Strompreis an der Börse vor allem im Day-Ahead-Bereich sind hoch. Glauben Sie, dass die von der Politik angekündigten Gaskraftwerke die Strompreise dort beruhigen werden?

Kutzner: Wir sind Stromhändler und Händler leben von Preisspreads. Die Preisunterschiede fördern den Handel, deshalb haben wir nichts gegen volatile Preise im Kurzfristhandel. Die angekündigten Gaskraftwerke werden sicher einen Einfluss haben. Wie dieser genau aussieht, wage ich aktuell nicht zu beurteilen. Allerdings haben wir in den vergangenen Monaten am Regelenergiemarkt keinen so großen Rückgang bei den Preisen gesehen wie im regulären Großhandel. Ich sehe diese Volatilitäten eher als Chance, vor allem für Betreiber von flexiblen Batteriespeichern oder Biogasanlagen.

E&M: Die Baywa Re hatte nach der jüngsten E&M-Direktvermarktungsumfrage zum Jahreswechsel 6.350 Megawatt unter Vertrag und steht damit auf Rang fünf der größten Unternehmen in dem Bereich. Zufrieden?

Zufrieden mit dem PPA-Portfolio

Kutzner: Zufrieden sind wir auf alle Fälle. Zufrieden deswegen, weil wir wieder ein schönes, durchmischtes Direktvermarktungsportfolio aus Wind, Solar und Biomasse hinbekommen haben. Das hat den Vorteil, dass sich die verschiedenen Positionen ausgleichen. Und wir sind zufrieden, weil wir es wieder geschafft haben, ein wirtschaftliches Direktvermarktungsportfolio auf die Beine zu stellen. Wir schließen keine Verträge ab, bei denen wir Geld drauflegen, um Menge zu bekommen.

E&M: Wo will die Baywa Re beim Thema Direktvermarktung hin?

Kutzner: Wichtig ist für uns gar nicht so sehr, wie viel Megawatt wir im Portfolio haben. Es gibt eine Untergrenze, die wir nicht unterschreiten wollen, weil das Auswirkungen auf den Handel hätte. Nach oben sind wir offen, solange das wirtschaftlich ist und die Kunden den Weg mit uns gehen. Aber im Fokus steht ganz klar: Es muss sich für uns rechnen.

E&M: Die Baywa Re bietet eine White-Label-Lösung für die Direktvermarktung für Dritte, in erster Linie Stadtwerke, an. Warum?

Kutzner: Wir hoffen dadurch an Leistungen, Mengen, Anlagen zu kommen, zu denen wir eigentlich keinen Zugang haben. Stadtwerke haben durch ihre regionale Nähe einen ganz anderen Kontakt zu den Betreibern von Erneuerbaren-Anlagen, oft sind sie daran beteiligt. Viele Unternehmen sind aber nicht in der Lage, solche Geschäfte zur Direktvermarktung darzustellen und die Risiken daraus zu übernehmen. Uns hingegen entlastet das im Vertriebsgeschäft und wir bekommen trotzdem Leistung ins Portfolio. Das ist für uns der Hintergrund von White-Label-Lösungen.

E&M: Contracts for Difference, kurz CfD, werden immer wieder diskutiert und von einigen Anlagenbetreibern und Vermarktern gefordert. Wie sehen Sie diese neue Art der Verträge bei der Vermarktung von Ökostrom?

Gleitende Marktprämie hat sich in Deutschland bewährt

Kutzner: Die Diskussion um CfD kam ja unter anderem von der EU, die es aber den Mitgliedsländern überlässt, entsprechende Modelle einzuführen oder weiterzuentwickeln. Die gleitende Marktprämie hat sich in meinen Augen in Deutschland bewährt und bietet für die Anlagenbetreiber und Projektentwickler eine hohe Sicherheit. Die Einführung von CfD könnte zu einer gewissen Unsicherheit führen, die letztendlich den Ausbau erneuerbarer Energien verlangsamen und verteuern könnte. Zu dem Ergebnis kam auch der Energieverband BEE in seiner Stellungnahme vom Oktober 2023, an der wir als Baywa Re beteiligt waren.

E&M: Die Baywa Re ist auch im PPA-Markt unterwegs. Wo wollen Sie da hin?

Kutzner: Wir haben in Deutschland über 800 Megawatt an PPA im Portfolio und durchaus ambitionierte Ziele. Der Markt für PPA ist allerdings aktuell überschaubar. Zurzeit kommen bei Neuanlagen eigentlich nur PV-Anlagen in Frage, die aufgrund ihrer Größe keine EEG-Vergütung bekommen. Bei den aktuell niedrigen Terminmarktpreisen − und die Terminmarktpreise sind maßgeblich für so ein Angebot − ergeben sich Werte, bei denen Projektierer, aber auch Banken sagen, dass es schwierig bis unmöglich wird, Projekte zu realisieren.

E&M: Die Preise am Großhandelsmarkt müssten höher sein?

Kutzner: Bei den aktuellen Preisen am Großhandelsmarkt ist ein PPA beispielsweise für einen Windpark sehr herausfordernd. Die Preise für die Windkraftanlagen sind gestiegen, genauso wie die Zinsen. Das Umfeld ist nicht gerade einfach. Die Finanzierung von Windenergieanlagen über ein PPA mit einer Laufzeit von zehn Jahren ist aktuell kein Thema. Auch für PV-Projekte wird das schwieriger.

Donnerstag, 4.04.2024, 18:19 Uhr
Stefan Sagmeister

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