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Energie & Management > Gas - LNG-Anleger Brunsbüttel im Bau, Terminal Mukran vor Regelbetrieb
Quelle: Shutterstock / Wojciech Wrzesien
Gas

LNG-Anleger Brunsbüttel im Bau, Terminal Mukran vor Regelbetrieb

Zwei Flüssigerdgas-Infrastruktureinrichtungen in Deutschland machen Fortschritte. In Schleswig-Holstein verläuft der Baubeginn eines Jettys reibungslos, und auf Rügen gibt es Konflikte.
In Brunsbüttel haben die Bauarbeiten am neuen Anleger für das schwimmende Flüssigerdgas-Terminal der Elbehafen Energy Port und Logistics GmbH begonnen. Der Baubeginn der sogenannten „Jetty“, wie der Anleger auch genannt wird, sei für den Verbleib der schwimmenden LNG-Terminals erforderlich und damit auch von Bedeutung für die nationale Versorgungssicherheit mit Erdgas, sagte GmbH-Geschäftsführer Frank Schnabel.

Der derzeitige Liegeplatz des Terminalschiffs „Hoegh Gannet“ am bestehenden Gefahrgutliegeplatz des Elbehafens war nur als Übergangslösung geplant, betonte Schnabel. Damit konnte die Inbetriebnahme des schwimmenden LNG-Terminals seinerzeit umgehend ermöglicht werden. Die „Hoegh Gannet“ liegt seit Januar 2023 im Hafen von Brunsbüttel und soll später an den im Bau befindlichen Anleger verlegt werden. 

Mit dem Baubeginn werde Brunsbüttel zum zentralen Energie-Hotspot für die Industrie des Nordens, erklärte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU).

Derweil will die Deutsche Regas nach der behördlichen Genehmigung des Flüssigerdgas-Terminals in Mukran auf Rügen (wir berichteten) spätestens am 15. Mai mit dem Regelbetrieb beginnen und bis zum Sommer die volle Leistungsfähigkeit erreichen. Die Inbetriebnahme der Anlandestation für tiefgekühltes Erdgas (LNG) sei für die Energieversorgung Ost- und Süddeutschlands sowie der Nachbarstaaten von großer Bedeutung, sagte Aufsichtsratschef Stephan Knabe am 10. April in Schwerin. Gemeinsam mit Regas-Geschäftsführer Ingo Wagner nahm er von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) die Genehmigungsunterlagen entgegen. 

Im Hafen von Mukran liegt bereits das Spezialschiff „Energos Power“, das seit Anfang März im Probebetrieb läuft. Künftig sollen zwei sogenannte Regasifizierungsschiffe Flüssigerdgas aufnehmen, umwandeln und über eine etwa 50 Kilometer lange Pipeline in der Ostsee zum Einspeisepunkt in Lubmin bei Greifswald leiten. Die Gesamtkapazität bezifferte Knabe mit 13,5 Milliarden Kubikmetern pro Jahr, was in etwa 15 Prozent des deutschen Jahresverbrauchs entspräche. Die Investitionskosten beliefen sich nach seinen Angaben auf 200 Millionen Euro. 

Backhaus wiederholte bei dem Ortstermin, dass er - wie die gesamte Landesregierung - dem Terminal skeptisch gegenüberstehe und in der Nutzung von Flüssigerdgas keine Zukunftstechnologie sehe. Doch sei nach Einschätzung der Bundesregierung und der Bundesnetzagentur die Gefahr einer Gasmangellage nicht gebannt, und für das Genehmigungsverfahren sei das LNG-Beschleunigungsgesetz maßgeblich gewesen. Es gehe darum, Bürger und Wirtschaft verlässlich mit Gas zu versorgen. 

Vorwürfe von Terminalgegnern, das Verfahren sei ohne Rücksicht auf ökologische Folgen durchgepeitscht worden, wies der Minister zurück. Alle 156 Einwendungen seien geprüft und im Ergebnis 190 Auflagen für Bau und Betrieb erteilt worden. Dazu gehörten das Lärm- und Wassermonitoring sowie Anforderungen an die Sicherheit.

Zudem gebe es die Gewähr, dass Terminal und Leitung später auch für Wasserstoff als alternativem Energieträger genutzt werden können. „Ich hoffe, dass die LNG-Phase kurz ist“, sagte der Minister. Die Genehmigung für Flüssigerdgas sei bis maximal 2043 befristet. Mit der Anbindung des Tiefseehafens Mukran an das deutsche Gasnetz eröffneten sich für den Standort neue Chancen. 

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, kommentierte: „Die Errichtung des Terminals und die Verlegung der Pipeline zum Festland innerhalb weniger Monate ist zugleich ein Beitrag zur Stabilisierung und weiteren Senkung der Energiepreise für Bürgerinnen und Bürger und sichert so auch die Wettbewerbsfähigkeit (...) vieler Unternehmen“, meinte der Staatsminister.

DUH versucht weiter, Mukran zu verhindern

Von Umweltverbänden und auch aus der Politik kam unterdessen erneut Kritik. „Für das LNG-Terminal in Mukran haben Landes- und Bundespolitik den Naturschutz auf ganzer Linie geopfert“, erklärte Finn Viehberg, Leiter des WWF-Büros Ostsee. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte weitere juristische Schritte an, um die Nutzung des LNG-Terminals doch noch zu unterbinden. Das strebt auch das Ostseebad Binz südlich von Mukran weiter an. Nach Zustellung des Genehmigungsbescheides werde der Rechtsbeistand der Gemeinde vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig den angekündigten Antrag auf Untersagung der Inbetriebnahme des LNG-Terminals stellen, sagte ein Sprecher. 

Nach Angaben von Regas-Aufsichtsratschef Knabe ist der Bau des Terminals auf Rügen privat finanziert und eine gute Auslastung in diesem und im kommenden Jahr bereits vertraglich fixiert. 

Donnerstag, 11.04.2024, 17:34 Uhr
dpa
Energie & Management > Gas - LNG-Anleger Brunsbüttel im Bau, Terminal Mukran vor Regelbetrieb
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LNG-Anleger Brunsbüttel im Bau, Terminal Mukran vor Regelbetrieb
Zwei Flüssigerdgas-Infrastruktureinrichtungen in Deutschland machen Fortschritte. In Schleswig-Holstein verläuft der Baubeginn eines Jettys reibungslos, und auf Rügen gibt es Konflikte.
In Brunsbüttel haben die Bauarbeiten am neuen Anleger für das schwimmende Flüssigerdgas-Terminal der Elbehafen Energy Port und Logistics GmbH begonnen. Der Baubeginn der sogenannten „Jetty“, wie der Anleger auch genannt wird, sei für den Verbleib der schwimmenden LNG-Terminals erforderlich und damit auch von Bedeutung für die nationale Versorgungssicherheit mit Erdgas, sagte GmbH-Geschäftsführer Frank Schnabel.

Der derzeitige Liegeplatz des Terminalschiffs „Hoegh Gannet“ am bestehenden Gefahrgutliegeplatz des Elbehafens war nur als Übergangslösung geplant, betonte Schnabel. Damit konnte die Inbetriebnahme des schwimmenden LNG-Terminals seinerzeit umgehend ermöglicht werden. Die „Hoegh Gannet“ liegt seit Januar 2023 im Hafen von Brunsbüttel und soll später an den im Bau befindlichen Anleger verlegt werden. 

Mit dem Baubeginn werde Brunsbüttel zum zentralen Energie-Hotspot für die Industrie des Nordens, erklärte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU).

Derweil will die Deutsche Regas nach der behördlichen Genehmigung des Flüssigerdgas-Terminals in Mukran auf Rügen (wir berichteten) spätestens am 15. Mai mit dem Regelbetrieb beginnen und bis zum Sommer die volle Leistungsfähigkeit erreichen. Die Inbetriebnahme der Anlandestation für tiefgekühltes Erdgas (LNG) sei für die Energieversorgung Ost- und Süddeutschlands sowie der Nachbarstaaten von großer Bedeutung, sagte Aufsichtsratschef Stephan Knabe am 10. April in Schwerin. Gemeinsam mit Regas-Geschäftsführer Ingo Wagner nahm er von Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) die Genehmigungsunterlagen entgegen. 

Im Hafen von Mukran liegt bereits das Spezialschiff „Energos Power“, das seit Anfang März im Probebetrieb läuft. Künftig sollen zwei sogenannte Regasifizierungsschiffe Flüssigerdgas aufnehmen, umwandeln und über eine etwa 50 Kilometer lange Pipeline in der Ostsee zum Einspeisepunkt in Lubmin bei Greifswald leiten. Die Gesamtkapazität bezifferte Knabe mit 13,5 Milliarden Kubikmetern pro Jahr, was in etwa 15 Prozent des deutschen Jahresverbrauchs entspräche. Die Investitionskosten beliefen sich nach seinen Angaben auf 200 Millionen Euro. 

Backhaus wiederholte bei dem Ortstermin, dass er - wie die gesamte Landesregierung - dem Terminal skeptisch gegenüberstehe und in der Nutzung von Flüssigerdgas keine Zukunftstechnologie sehe. Doch sei nach Einschätzung der Bundesregierung und der Bundesnetzagentur die Gefahr einer Gasmangellage nicht gebannt, und für das Genehmigungsverfahren sei das LNG-Beschleunigungsgesetz maßgeblich gewesen. Es gehe darum, Bürger und Wirtschaft verlässlich mit Gas zu versorgen. 

Vorwürfe von Terminalgegnern, das Verfahren sei ohne Rücksicht auf ökologische Folgen durchgepeitscht worden, wies der Minister zurück. Alle 156 Einwendungen seien geprüft und im Ergebnis 190 Auflagen für Bau und Betrieb erteilt worden. Dazu gehörten das Lärm- und Wassermonitoring sowie Anforderungen an die Sicherheit.

Zudem gebe es die Gewähr, dass Terminal und Leitung später auch für Wasserstoff als alternativem Energieträger genutzt werden können. „Ich hoffe, dass die LNG-Phase kurz ist“, sagte der Minister. Die Genehmigung für Flüssigerdgas sei bis maximal 2043 befristet. Mit der Anbindung des Tiefseehafens Mukran an das deutsche Gasnetz eröffneten sich für den Standort neue Chancen. 

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, kommentierte: „Die Errichtung des Terminals und die Verlegung der Pipeline zum Festland innerhalb weniger Monate ist zugleich ein Beitrag zur Stabilisierung und weiteren Senkung der Energiepreise für Bürgerinnen und Bürger und sichert so auch die Wettbewerbsfähigkeit (...) vieler Unternehmen“, meinte der Staatsminister.

DUH versucht weiter, Mukran zu verhindern

Von Umweltverbänden und auch aus der Politik kam unterdessen erneut Kritik. „Für das LNG-Terminal in Mukran haben Landes- und Bundespolitik den Naturschutz auf ganzer Linie geopfert“, erklärte Finn Viehberg, Leiter des WWF-Büros Ostsee. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kündigte weitere juristische Schritte an, um die Nutzung des LNG-Terminals doch noch zu unterbinden. Das strebt auch das Ostseebad Binz südlich von Mukran weiter an. Nach Zustellung des Genehmigungsbescheides werde der Rechtsbeistand der Gemeinde vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig den angekündigten Antrag auf Untersagung der Inbetriebnahme des LNG-Terminals stellen, sagte ein Sprecher. 

Nach Angaben von Regas-Aufsichtsratschef Knabe ist der Bau des Terminals auf Rügen privat finanziert und eine gute Auslastung in diesem und im kommenden Jahr bereits vertraglich fixiert. 

Donnerstag, 11.04.2024, 17:34 Uhr
dpa

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