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Energie & Management > Beteiligung - Leipziger VNG AG führt insolvente BMP Greengas fort
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Beteiligung

Leipziger VNG AG führt insolvente BMP Greengas fort

Die Zukunft von BMP Greengas ist geklärt. Der insolvente Biomethan-Händler geht an ein anderes Unternehmen des Mutterkonzerns EnBW − an die Leipziger VNG Handel & Vertrieb GmbH.
Die Gläubigerversammlung des insolventen Biomethan-Lieferanten BMP Greengas hat beim Amtsgericht Karlsruhe den Weg für eine Lösung innerhalb von Energie Baden-Württemberg (EnBW) freigemacht. Am 12. Dezember erhielt der Vorschlag der Karlsruher Konzernmutter den Segen, nach dem künftig die VNG Handel & Vertrieb GmbH (VNG H&V) vollständig die Verantwortung für BMP Greengas übernehmen soll.

VNG H&V ist eine hundertprozentige Tochter des Leipziger Gaskonzerns VNG AG, an dem die EnBW wiederum die Mehrheit hält. In einer gemeinsamen Mitteilung sprechen VNG AG und EnBW davon, die Gläubigerversammlung habe dem Insolvenz- und Übernahmeplan „mit breiter Mehrheit“ zugestimmt. Damit seien die Weichen für die Fortführung von BMP Greengas gesichert, heißt es von Seiten der EnBW. Das Amtsgericht muss allerdings noch offiziell zustimmen.

Angebot von Landwärme blieb unverbindlich und erfolglos

Ein zuletzt offenkundig gewordenes Übernahme-Interesse des BMP-Greengas-Wettbewerbers Landwärme aus München hat offenbar für die Gläubiger keine Rolle gespielt. Landwärme, so hieß es, habe das – von EnBW unbestätigte – Übernahme-Angebot in Höhe von 120 Millionen Euro überboten, aber mit dem Etikett „unverbindlich“ versehen. Entsprechend spricht EnBW nun davon, als „einzige Bieterin ein verbindliches Angebot zur Finanzierung des Insolvenzplans vorgelegt“ zu haben.

Der für BMP Greengas bestellte Sanierungsgeschäftsführer, Jochen Sedlitz von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger, meldete sich ebenfalls zu Wort. Er würdigt das „frühzeitig angestoßene und umgesetzte Sanierungskonzept“ sowie die „konstruktive Zusammenarbeit“ aller Beteiligten. Dies habe die Grundlage „für die breite Zustimmung zum Insolvenzplan über alle Gläubigergruppen hinweg“ geschaffen.

Die künftige BMP-Greengas-Mutter VNG H&V sieht in der Übernahme eine signifikante Erweiterung ihres Biogasgeschäfts und eine Beschleunigung ihres Transformationspfads hin zu grünen Gasen. Alle Wertschöpfungsstufen von Biomethan würden so im VNG-Konzern gebündelt. Die VNG-Tochter Balance Erneuerbare Energien GmbH zum Beispiel betreibt und entwickelt derzeit 40 Biogasanlagen in Nord- und Ostdeutschland.

EnBW geht davon aus, das für BMP Greengas laufende Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung jetzt bald abschließen zu können. Der Biomethan-Händler soll nach Übernahme als eigenständige Tochtergesellschaft von VNG H&V erhalten bleiben und „wieder zur regulären Marktteilnehmerin werden“, heißt es in der Mitteilung. Auch die etwa 60 Mitarbeitenden sollen ihren Arbeitsplatz behalten.

Forderungen der Gläubiger lagen bei 700 Millionen Euro

Im Raum standen Forderungen von 235 Gläubigern in einer Gesamthöhe von 700 Millionen Euro. So sollen etwa allein die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen einen Schaden in Höhe von 70 Millionen Euro erlitten haben. Die Verluste kann der Insolvenzplan erwartbar nicht vollständig auffangen.

BMP Greengas hatte im Juni 2023 einen Antrag gestellt, unter den staatlichen Schutzschirm zu kommen, um sich sanieren zu können. Dem Gesuch kam das Amtsgericht Karlsruhe nach, seit August läuft das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Auslöser für die Schieflage war, dass der Biomethan-Vermarkter abgeschlossene Lieferverträge nicht einhalten konnte. Verwerfungen auf dem Weltmarkt machten das Unternehmen und später auch EnBW öffentlich dafür verantwortlich.

BMP Greengas war fortan nicht mehr in der Lage, die vereinbarten Mengen Biomethan zu den verabredeten Bedingungen zu beschaffen. Viele Stadtwerke gerieten dadurch unter immensen wirtschaftlichen Druck, einige legten zwangsweise Blockheizkraftwerke (BHKW) still. Ein Großteil der kommunalen Versorger musste sich nach Ersatz umsehen und für das so beschaffte Biomethan viel mehr bezahlen. BMP Greengas hatte zuvor Änderungsverträge angeboten, stieß aber mit geringeren Liefermengen zu höheren kWh-Preisen weitgehend auf Ablehnung.

Dienstag, 12.12.2023, 18:25 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Beteiligung - Leipziger VNG AG führt insolvente BMP Greengas fort
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Leipziger VNG AG führt insolvente BMP Greengas fort
Die Zukunft von BMP Greengas ist geklärt. Der insolvente Biomethan-Händler geht an ein anderes Unternehmen des Mutterkonzerns EnBW − an die Leipziger VNG Handel & Vertrieb GmbH.
Die Gläubigerversammlung des insolventen Biomethan-Lieferanten BMP Greengas hat beim Amtsgericht Karlsruhe den Weg für eine Lösung innerhalb von Energie Baden-Württemberg (EnBW) freigemacht. Am 12. Dezember erhielt der Vorschlag der Karlsruher Konzernmutter den Segen, nach dem künftig die VNG Handel & Vertrieb GmbH (VNG H&V) vollständig die Verantwortung für BMP Greengas übernehmen soll.

VNG H&V ist eine hundertprozentige Tochter des Leipziger Gaskonzerns VNG AG, an dem die EnBW wiederum die Mehrheit hält. In einer gemeinsamen Mitteilung sprechen VNG AG und EnBW davon, die Gläubigerversammlung habe dem Insolvenz- und Übernahmeplan „mit breiter Mehrheit“ zugestimmt. Damit seien die Weichen für die Fortführung von BMP Greengas gesichert, heißt es von Seiten der EnBW. Das Amtsgericht muss allerdings noch offiziell zustimmen.

Angebot von Landwärme blieb unverbindlich und erfolglos

Ein zuletzt offenkundig gewordenes Übernahme-Interesse des BMP-Greengas-Wettbewerbers Landwärme aus München hat offenbar für die Gläubiger keine Rolle gespielt. Landwärme, so hieß es, habe das – von EnBW unbestätigte – Übernahme-Angebot in Höhe von 120 Millionen Euro überboten, aber mit dem Etikett „unverbindlich“ versehen. Entsprechend spricht EnBW nun davon, als „einzige Bieterin ein verbindliches Angebot zur Finanzierung des Insolvenzplans vorgelegt“ zu haben.

Der für BMP Greengas bestellte Sanierungsgeschäftsführer, Jochen Sedlitz von der Stuttgarter Kanzlei Grub Brugger, meldete sich ebenfalls zu Wort. Er würdigt das „frühzeitig angestoßene und umgesetzte Sanierungskonzept“ sowie die „konstruktive Zusammenarbeit“ aller Beteiligten. Dies habe die Grundlage „für die breite Zustimmung zum Insolvenzplan über alle Gläubigergruppen hinweg“ geschaffen.

Die künftige BMP-Greengas-Mutter VNG H&V sieht in der Übernahme eine signifikante Erweiterung ihres Biogasgeschäfts und eine Beschleunigung ihres Transformationspfads hin zu grünen Gasen. Alle Wertschöpfungsstufen von Biomethan würden so im VNG-Konzern gebündelt. Die VNG-Tochter Balance Erneuerbare Energien GmbH zum Beispiel betreibt und entwickelt derzeit 40 Biogasanlagen in Nord- und Ostdeutschland.

EnBW geht davon aus, das für BMP Greengas laufende Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung jetzt bald abschließen zu können. Der Biomethan-Händler soll nach Übernahme als eigenständige Tochtergesellschaft von VNG H&V erhalten bleiben und „wieder zur regulären Marktteilnehmerin werden“, heißt es in der Mitteilung. Auch die etwa 60 Mitarbeitenden sollen ihren Arbeitsplatz behalten.

Forderungen der Gläubiger lagen bei 700 Millionen Euro

Im Raum standen Forderungen von 235 Gläubigern in einer Gesamthöhe von 700 Millionen Euro. So sollen etwa allein die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen einen Schaden in Höhe von 70 Millionen Euro erlitten haben. Die Verluste kann der Insolvenzplan erwartbar nicht vollständig auffangen.

BMP Greengas hatte im Juni 2023 einen Antrag gestellt, unter den staatlichen Schutzschirm zu kommen, um sich sanieren zu können. Dem Gesuch kam das Amtsgericht Karlsruhe nach, seit August läuft das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Auslöser für die Schieflage war, dass der Biomethan-Vermarkter abgeschlossene Lieferverträge nicht einhalten konnte. Verwerfungen auf dem Weltmarkt machten das Unternehmen und später auch EnBW öffentlich dafür verantwortlich.

BMP Greengas war fortan nicht mehr in der Lage, die vereinbarten Mengen Biomethan zu den verabredeten Bedingungen zu beschaffen. Viele Stadtwerke gerieten dadurch unter immensen wirtschaftlichen Druck, einige legten zwangsweise Blockheizkraftwerke (BHKW) still. Ein Großteil der kommunalen Versorger musste sich nach Ersatz umsehen und für das so beschaffte Biomethan viel mehr bezahlen. BMP Greengas hatte zuvor Änderungsverträge angeboten, stieß aber mit geringeren Liefermengen zu höheren kWh-Preisen weitgehend auf Ablehnung.

Dienstag, 12.12.2023, 18:25 Uhr
Volker Stephan

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