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Energie & Management > Bilanz - Kieler Millionengewinn landet auf der hohen Kante
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz

Kieler Millionengewinn landet auf der hohen Kante

Die Stadtwerke Kiel haben ein Rekordjahr hinter sich. Allerdings ist der Gewinn von gut 123 Millionen Euro durch Sondereffekte begünstigt. Der Großteil landet in den Rücklagen.
Der Versorger an der Kieler Förde schwimmt im Geld. Diesen Eindruck vermittelt der Blick auf das vergangene Geschäftsjahr, das die Stadtwerke Kiel AG mit einem Rekordergebnis von 123,3 Millionen Euro Gewinn abgeschlossen hat.

Das ist erheblich mehr als in den Vorjahren, als die Stadtwerke 41 Millionen Euro (2022) und 52 Millionen Euro (2021) erwirtschaftet hatten. Doch von Finanzmitteln im Überfluss will Unternehmenschef Frank Meier nichts wissen: Einmalige Sondereffekte hätten zu dem sehr guten Ergebnis geführt.

Die Bilanz in Kiel erfasst den Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende September eines jeden Jahres. Mit dem Gewinnvortrag aus dem vorigen Geschäftsjahr (71,5 Millionen Euro) summiert der Überschuss sich gar auf rund 195 Millionen Euro. Davon wandern insgesamt etwas mehr als 33 Millionen Euro an die Eigner gemäß ihren Anteilen – die Mannheimer MVV Energie AG (51 Prozent) und die Stadt Kiel (49 Prozent).

153 Millionen Euro wandern für künftige Ausgaben in die Rücklagen

Als neuer Gewinnvortrag verbleiben etwa 8 Millionen Euro. Mit 153 Millionen Euro geht der Großteil des erwirtschafteten Geldes in die Rücklagen der Stadtwerke Kiel. Der Versorger will und muss Speck ansetzen, stehen doch in den kommenden zehn Jahren Investitionen von bis zu 1,5 Milliarden Euro an. Auf der abzuarbeitenden Liste vermerkt sind
  • die klimaneutrale Fernwärmeerzeugung,
  • der Ausbau der Fernwärme
  • oder auch zu verstärkende Stromnetze für die wachsende Zahl an Wärmepumpen und Elektroautos.
Neun weitere, ähnlich fette Jahre wie das Geschäftsjahr 2022/23 würden also einen erheblichen Teil der erwarteten Ausgaben auffangen. Doch so einfach ist die Rechnung in Holstein nicht. Das zuletzt brillante Großhandelsgeschäft mit den Erdgaskavernen im Stadtteil Rönne sowie der Vermarktung des Stroms aus dem Küstenkraftwerk seien Sondereffekte, die laut Frank Meier „in diesem Ausmaß bisher nicht aufgetreten sind und in den kommenden Jahren auch wieder fehlen werden“.

Auf Nachfrage unserer Redaktion präzisierte ein Stadtwerke-Sprecher, dass positive Entwicklungen auch auf den Unterschied von Geschäfts- und Kalenderjahr zurückzuführen seien. Es handele sich um eine Verlagerung von positiven und negativen Effekten auf zwei aufeinanderfolgende Geschäftsjahre. Die Gewinne aus den Sondereffekten an den Energiebörsen seien mithin eine „Momentaufnahme“. Ohne diese einmaligen Entwicklungen wäre der Überschuss mit etwa 50 Millionen Euro nicht halb so hoch ausgefallen.

In der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins gibt es ambitionierte Ziele. Bis 2035 will der Versorger Strom und Fernwärme vollständig klimaneutral erzeugen – und damit zehn Jahre eher als die Vorgabe der Bundesregierung für ganz Deutschland. Hierzu haben die Stadtwerke ein „Acht-Punkte-Programm“ für Infrastrukturmaßnahmen entwickelt.

Großwärmepumpen, Speicher, grüne Gase und Geothermie im Blick

Ein Teil des Investitionsprogramms entfällt auf den Umbau der Wärmeproduktion. Hier integriert der Versorger bis 2027 die Abwärme aus der Klärschlammverbrennung innerhalb der Kieler Müllverbrennung. Ein Jahr später wollen die Stadtwerke die erste Großwärmepumpe in Betrieb nehmen, an die der zweite Wärmespeicher der Stadt angeschlossen sein wird. Eine weitere derartige Kombination soll 2032 folgen.

Um noch mehr CO2 einzusparen, prüfen die Stadtwerke mit dem dänischen Spezialunternehmen Innargi das Erdreich der Stadt auf sein Erdwärme-Potenzial. Im Idealfall soll Kiel die Fernwärme aus Geothermie gewinnen und dazu bis 2030 mehrere Erdwärme-Heizwerke in Betrieb nehmen. Ein weiterer wesentlicher Punkt der Klimaneutralitäts-Pläne ist das Umstellen der Heiz- und Heizkraftwerke auf grüne Gase. Dies soll bis 2034 erfolgen.

Die Stadtwerke gehen diese Aufgaben mit einem Stamm von aktuell etwa 1.000 Beschäftigten an. Das Unternehmen versorgt Kommune und Region mit Strom, Gas, Wasser und Wärme. Allein im Strombereich beliefern die Stadtwerke etwa 150.000 gewerbliche und private Anschlüsse.

Donnerstag, 4.01.2024, 15:32 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Bilanz - Kieler Millionengewinn landet auf der hohen Kante
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz
Kieler Millionengewinn landet auf der hohen Kante
Die Stadtwerke Kiel haben ein Rekordjahr hinter sich. Allerdings ist der Gewinn von gut 123 Millionen Euro durch Sondereffekte begünstigt. Der Großteil landet in den Rücklagen.
Der Versorger an der Kieler Förde schwimmt im Geld. Diesen Eindruck vermittelt der Blick auf das vergangene Geschäftsjahr, das die Stadtwerke Kiel AG mit einem Rekordergebnis von 123,3 Millionen Euro Gewinn abgeschlossen hat.

Das ist erheblich mehr als in den Vorjahren, als die Stadtwerke 41 Millionen Euro (2022) und 52 Millionen Euro (2021) erwirtschaftet hatten. Doch von Finanzmitteln im Überfluss will Unternehmenschef Frank Meier nichts wissen: Einmalige Sondereffekte hätten zu dem sehr guten Ergebnis geführt.

Die Bilanz in Kiel erfasst den Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende September eines jeden Jahres. Mit dem Gewinnvortrag aus dem vorigen Geschäftsjahr (71,5 Millionen Euro) summiert der Überschuss sich gar auf rund 195 Millionen Euro. Davon wandern insgesamt etwas mehr als 33 Millionen Euro an die Eigner gemäß ihren Anteilen – die Mannheimer MVV Energie AG (51 Prozent) und die Stadt Kiel (49 Prozent).

153 Millionen Euro wandern für künftige Ausgaben in die Rücklagen

Als neuer Gewinnvortrag verbleiben etwa 8 Millionen Euro. Mit 153 Millionen Euro geht der Großteil des erwirtschafteten Geldes in die Rücklagen der Stadtwerke Kiel. Der Versorger will und muss Speck ansetzen, stehen doch in den kommenden zehn Jahren Investitionen von bis zu 1,5 Milliarden Euro an. Auf der abzuarbeitenden Liste vermerkt sind
  • die klimaneutrale Fernwärmeerzeugung,
  • der Ausbau der Fernwärme
  • oder auch zu verstärkende Stromnetze für die wachsende Zahl an Wärmepumpen und Elektroautos.
Neun weitere, ähnlich fette Jahre wie das Geschäftsjahr 2022/23 würden also einen erheblichen Teil der erwarteten Ausgaben auffangen. Doch so einfach ist die Rechnung in Holstein nicht. Das zuletzt brillante Großhandelsgeschäft mit den Erdgaskavernen im Stadtteil Rönne sowie der Vermarktung des Stroms aus dem Küstenkraftwerk seien Sondereffekte, die laut Frank Meier „in diesem Ausmaß bisher nicht aufgetreten sind und in den kommenden Jahren auch wieder fehlen werden“.

Auf Nachfrage unserer Redaktion präzisierte ein Stadtwerke-Sprecher, dass positive Entwicklungen auch auf den Unterschied von Geschäfts- und Kalenderjahr zurückzuführen seien. Es handele sich um eine Verlagerung von positiven und negativen Effekten auf zwei aufeinanderfolgende Geschäftsjahre. Die Gewinne aus den Sondereffekten an den Energiebörsen seien mithin eine „Momentaufnahme“. Ohne diese einmaligen Entwicklungen wäre der Überschuss mit etwa 50 Millionen Euro nicht halb so hoch ausgefallen.

In der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins gibt es ambitionierte Ziele. Bis 2035 will der Versorger Strom und Fernwärme vollständig klimaneutral erzeugen – und damit zehn Jahre eher als die Vorgabe der Bundesregierung für ganz Deutschland. Hierzu haben die Stadtwerke ein „Acht-Punkte-Programm“ für Infrastrukturmaßnahmen entwickelt.

Großwärmepumpen, Speicher, grüne Gase und Geothermie im Blick

Ein Teil des Investitionsprogramms entfällt auf den Umbau der Wärmeproduktion. Hier integriert der Versorger bis 2027 die Abwärme aus der Klärschlammverbrennung innerhalb der Kieler Müllverbrennung. Ein Jahr später wollen die Stadtwerke die erste Großwärmepumpe in Betrieb nehmen, an die der zweite Wärmespeicher der Stadt angeschlossen sein wird. Eine weitere derartige Kombination soll 2032 folgen.

Um noch mehr CO2 einzusparen, prüfen die Stadtwerke mit dem dänischen Spezialunternehmen Innargi das Erdreich der Stadt auf sein Erdwärme-Potenzial. Im Idealfall soll Kiel die Fernwärme aus Geothermie gewinnen und dazu bis 2030 mehrere Erdwärme-Heizwerke in Betrieb nehmen. Ein weiterer wesentlicher Punkt der Klimaneutralitäts-Pläne ist das Umstellen der Heiz- und Heizkraftwerke auf grüne Gase. Dies soll bis 2034 erfolgen.

Die Stadtwerke gehen diese Aufgaben mit einem Stamm von aktuell etwa 1.000 Beschäftigten an. Das Unternehmen versorgt Kommune und Region mit Strom, Gas, Wasser und Wärme. Allein im Strombereich beliefern die Stadtwerke etwa 150.000 gewerbliche und private Anschlüsse.

Donnerstag, 4.01.2024, 15:32 Uhr
Volker Stephan

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