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Energie & Management > Bayern - Freistaat fehlen bei Strom 3,6 Gigawatt Leistung
Quelle: Fotolia / saschi79
Bayern

Freistaat fehlen bei Strom 3,6 Gigawatt Leistung

Bayerns Energiewirtschaft rechnet in der Stromversorgung im Winter mit einem Defizit bei der gesicherten Leistung von 3.600 MW. Und beklagt, dass Kernkraft nicht adäquat ersetzt wurde.
“Das Bier war noch dunkel, die Menschen waren typisch, die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger. Es war halt noch vieles in Ordnung damals.“ So begann einst das „Königlich Bayerische Amtsgericht“, eine ZDF-Serie, die längst Geschichte ist. Ebenso Geschichte ist inzwischen offenbar auch die autarke Energieversorgung, mit der die Wirtschaft des Landes jetzt ins Gericht gegangen ist.
 
„In der Jahresbetrachtung konnte sich Bayern jahrzehntelang selbst durch eigene Kraftwerke mit Strom versorgen“, blickt der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) zurück. Dieser aus Sicht der Versorgungssicherheit komfortable Zustand sei seit einigen Jahren verloren. Bayern, so der VBEW, müsse im Winter „erhebliche Strommengen importieren“.

Situation „weiter verschärft“

Der Verband beziffert die gesicherte Leistung im Freistaat aktuell auf 9.900 MW, gerechnet mit „Rerservekarftwerke aller Art und besonderen netztechnischen Betriebsmitteln“. Den Leistungsbedarf in Spitzenzeiten veranschlagt er auf 13.500 MW, macht also eine potenzielle Lücke in Höhe von 3.600 MW. Mit dem Abschalten des Atomkraftwerkes Isar 2 im April dieses Jahres habe sich die Situation „weiter verschärft“, schreibt die Organisation.

Vor allem aufgrund des Photovoltaik-Ausbaus steige zwar die installierte Leistung seit Jahren deutlich an, zuletzt auf 35.800 MW. Der überwiegende Teil der Erzeugungsleistung sei aber von Wetter und Jahreszeit abhängig. Und „im Saldo ist für Bayern in den nächsten Jahren mit keiner entscheidenden Verbesserung bei der gesicherten Leistung zu rechnen“.

VBEW-Hauptgeschäftsführer Detlef Fischer weist auf den Handlungsbedarf hin: „Neben dem zweifelsfrei erforderlichen weiteren Zubau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen, geht es in den nächsten Jahren daher vor allem darum, die Netzeinbindung Bayerns weiter zu verbessern und den in unserem Bundesland erzeugten Wind- und Photovoltaikstrom insbesondere über Wasserstoff langfristig zu speichern und bei Bedarf wieder zu verstromen.“ Hierfür braucht es auch neue „H2-ready-Gaskraftwerke“, so Fischer.

Der Bedarf an „gesicherter elektrischer Leistung“ werde voraussichtlich allein durch Elektromobilität in den nächsten Jahren um 5.500 MW steigen. Hinzu kämen 1.000 MW für schätzungsweise 500.000 neue Wärmepumpen. „Es macht kein gutes Gefühl, dass unser Bundesland gerade im Winter, wenn es überall knapp wird, in erheblichem Umfang auf Stromimporte angewiesen ist“, so der Verbandsgeschäftsführer. Und Fischer mahnt: „“Wir sollten uns auch nicht allzeit darauf verlassen, dass in den Nachbarländern freie Kapazitäten zum Export vorhanden sind.“

Montag, 11.12.2023, 14:17 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Bayern - Freistaat fehlen bei Strom 3,6 Gigawatt Leistung
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Freistaat fehlen bei Strom 3,6 Gigawatt Leistung
Bayerns Energiewirtschaft rechnet in der Stromversorgung im Winter mit einem Defizit bei der gesicherten Leistung von 3.600 MW. Und beklagt, dass Kernkraft nicht adäquat ersetzt wurde.
“Das Bier war noch dunkel, die Menschen waren typisch, die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger. Es war halt noch vieles in Ordnung damals.“ So begann einst das „Königlich Bayerische Amtsgericht“, eine ZDF-Serie, die längst Geschichte ist. Ebenso Geschichte ist inzwischen offenbar auch die autarke Energieversorgung, mit der die Wirtschaft des Landes jetzt ins Gericht gegangen ist.
 
„In der Jahresbetrachtung konnte sich Bayern jahrzehntelang selbst durch eigene Kraftwerke mit Strom versorgen“, blickt der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) zurück. Dieser aus Sicht der Versorgungssicherheit komfortable Zustand sei seit einigen Jahren verloren. Bayern, so der VBEW, müsse im Winter „erhebliche Strommengen importieren“.

Situation „weiter verschärft“

Der Verband beziffert die gesicherte Leistung im Freistaat aktuell auf 9.900 MW, gerechnet mit „Rerservekarftwerke aller Art und besonderen netztechnischen Betriebsmitteln“. Den Leistungsbedarf in Spitzenzeiten veranschlagt er auf 13.500 MW, macht also eine potenzielle Lücke in Höhe von 3.600 MW. Mit dem Abschalten des Atomkraftwerkes Isar 2 im April dieses Jahres habe sich die Situation „weiter verschärft“, schreibt die Organisation.

Vor allem aufgrund des Photovoltaik-Ausbaus steige zwar die installierte Leistung seit Jahren deutlich an, zuletzt auf 35.800 MW. Der überwiegende Teil der Erzeugungsleistung sei aber von Wetter und Jahreszeit abhängig. Und „im Saldo ist für Bayern in den nächsten Jahren mit keiner entscheidenden Verbesserung bei der gesicherten Leistung zu rechnen“.

VBEW-Hauptgeschäftsführer Detlef Fischer weist auf den Handlungsbedarf hin: „Neben dem zweifelsfrei erforderlichen weiteren Zubau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen, geht es in den nächsten Jahren daher vor allem darum, die Netzeinbindung Bayerns weiter zu verbessern und den in unserem Bundesland erzeugten Wind- und Photovoltaikstrom insbesondere über Wasserstoff langfristig zu speichern und bei Bedarf wieder zu verstromen.“ Hierfür braucht es auch neue „H2-ready-Gaskraftwerke“, so Fischer.

Der Bedarf an „gesicherter elektrischer Leistung“ werde voraussichtlich allein durch Elektromobilität in den nächsten Jahren um 5.500 MW steigen. Hinzu kämen 1.000 MW für schätzungsweise 500.000 neue Wärmepumpen. „Es macht kein gutes Gefühl, dass unser Bundesland gerade im Winter, wenn es überall knapp wird, in erheblichem Umfang auf Stromimporte angewiesen ist“, so der Verbandsgeschäftsführer. Und Fischer mahnt: „“Wir sollten uns auch nicht allzeit darauf verlassen, dass in den Nachbarländern freie Kapazitäten zum Export vorhanden sind.“

Montag, 11.12.2023, 14:17 Uhr
Manfred Fischer

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