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Energie & Management > Wasserstoff - Eon sieht deutlichen Anstieg bei der geplanten Elektrolysekapazität
Oberirdische Wasserstoffleitung im HYPOS-H2-Netz. Quelle: Zukunft Gas / Markus Kießling
Wasserstoff

Eon sieht deutlichen Anstieg bei der geplanten Elektrolysekapazität

Eon hat seine zweite H2-Bilanz veröffentlicht. Sie bescheinigt Deutschland Fortschritte bei der durch Projekte geplanten Elektrolysekapazität. Kritikpunkte gibt es jedoch weiterhin.
Zweimal im Jahr veröffentlicht der Eon-Konzern seine H2-Bilanz, zuletzt Anfang November vergangenen Jahres. Diese attestierte dem Hochlauf des Wasserstoffmarktes in Deutschland mehrere Unzulänglichkeiten. Die Ziele der Bundesregierung − 10.000 MW Elektrolysekapazität auf deutschem Boden bis 2030 − seien mit dem gegenwärtigen Tempo unrealistisch, hieß es damals (wir berichteten). Demgegenüber fällt die zweite H2-Bilanz, die Eon am 21. April veröffentlichte, positiver aus. 
 

Die H2-Bilanz von Eon

Mit seiner Bilanz will der Energiekonzern eigenen Angaben nach das Thema Wasserstoffwirtschaft wissenschaftlich und datenbasierte Herangehensweise angehen und dafür sorgen, dass an den richtigen Stellschrauben für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf gedreht ​wird.

Die Zahlen basieren auf Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI). In die Analyse fließen konkrete Projektvorhaben bis 2030 und Indikatoren wie die Erzeugungskapazität von grünem Wasserstoff, Importmengen, Infrastruktur und Kosten. 
 

Zu den Ergebnissen der zweiten H2-Bilanz:
  • Erzeugungskapazität: Die bis 2030 geplante H2-Erzeugungsleistung ist laut Eon von 5.600 MW im Juli 2022 auf 8.100 MW im Februar 2023 gestiegen. Ergo: Die Planungen zum Aufbau von Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff nehmen in Deutschland Fahrt auf. Die Kehrseite der Medaille: Bei den meisten Projekten, die jeweils immer größere Kapazitäten planen, ist noch keine finale Investitionsentscheidung gefällt worden. Die Steigerung der geplanten Elektrolysekapazität begründet Eon mit der Energiekrise: Die Notwendigkeit, möglichst schnell unabhängiger von Erdgas zu werden und eine stärkere Diversifizierung der Energiequellen zu erreichen, habe vielen Anlagenbetreibern einen Anreiz gegeben, Wasserstoffprojekte zu planen. 
  • Importbedarf: Bedingt durch die erhöhte Elektrolysekapazität hat sich die erwartete Importlücke verkleinert: Lag diese bei der ersten Veröffentlichung der H2-Bilanz noch bei 50,5 Milliarden kWh, rechnet Eon jetzt mit einer Lücke von 43,5 Milliarden kWh bis 2030. Die Berechnung legt bis zu diesem Jahr einen Wasserstoffbedarf von 66 Milliarden kWh zugrunde, ausgehend von der Leitstudie „Aufbruch Klimaneutralität“ der Deutschen Energieagentur (Dena).
  • Wasserstoffinfrastruktur: Keinen greifbaren Fortschritt gab es hingegen beim Aufbau der Infrastruktur. Zwar haben sich die geplanten Wasserstoffleitungen innerhalb eines halben Jahres erhöht: von 2.273 auf 2.813 Kilometer. Aktuell seien immer noch lediglich 417 Kilometer reine Wasserstoffleitungen deutschlandweit in Betrieb. 
„Es ist erfreulich, dass die geplante Erzeugungskapazität für Wasserstoff in Deutschland gestiegen und die erwartete Importlücke kleiner geworden ist. Auf diese zunächst positive Entwicklung dürfen wir uns aber nicht verlassen“, kommentierte Eon-Vorstand Patrick Lammers die Ergebnisse der zweiten H2-Bilanz. Vielmehr müssten die Planungen sogar noch ehrgeiziger werden. Sonst könnten nicht realisierte Projekte oder Bauverzögerungen das Erreichen des 10.000-MW-Ziels schnell vereiteln. „Darüber hinaus fehlt nach wie vor die Infrastruktur, mit der wir den Wasserstoff zu den Kunden transportieren können“, so Lammers.

Till Mansmann, Innovationsbeauftragter für grünen Wasserstoff im Bundesforschungsministerium, verwies auf die Bedeutung des aus erneuerbaren Energiequellen hergestellten Wasserstoffs: „Grüner Wasserstoff ist das noch fehlende Puzzleteil für die Energiewende. Deshalb brauchen wir Forschung und Entwicklung und treiben Innovationen entschlossen voran.“ Gleichzeitig hob Mansmann die Notwendigkeit der Technologieoffenheit hervor, um Industrie und Mittelstand den Weg für die Transformation zu ebenen. Mansmann: „Wir haben das Potenzial, Deutschland zu einer Wasserstoffrepublik zu machen. Diese Chance müssen wir nutzen.“

​Noch offene Baustellen

Dringenden Klärungsbedarf sieht Eon bei den Rahmenbedingungen für den Betrieb von Wasserstoff-Netzen. Langwierige Diskussionen würden Unsicherheit schüren und den Aufbau des Wasserstoffnetzes ausbremsen. Wichtig sei es jetzt, einen belastbaren, rechtlichen Rahmen zu schaffen, der dafür sorgt, dass konkrete Investitionen getätigt werden können. Eine weitere Baustelle sei nach wie vor die Förderkulisse in Deutschland und Europa. Diese müsste zügig weiterentwickelt werden, um dem Markthochlauf von Wasserstoff abseits der USA eine realistische Chance zu geben. Dafür brauche es pragmatische Förderinstrumente, die einfach zugänglich und schnell verfügbar sind.

Ein erster Schritt hin zu mehr Planungssicherheit aus Investorensicht ist laut Eon getan: Die EU-Kommission hat im Februar die lang erwartete Definition veröffentlicht, wann Wasserstoff als „grün“ gilt (wir berichteten). Zwar enthalte diese Definition nach Ansicht des Konzerns sehr komplexe Anforderungen, die ab 2029 noch verschärft werden. Investoren und Industrie hätten jedoch nun die nötige Grundlage, um einen Wasserstoffmarkt zu entwickeln.

Freitag, 21.04.2023, 12:51 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Eon sieht deutlichen Anstieg bei der geplanten Elektrolysekapazität
Oberirdische Wasserstoffleitung im HYPOS-H2-Netz. Quelle: Zukunft Gas / Markus Kießling
Wasserstoff
Eon sieht deutlichen Anstieg bei der geplanten Elektrolysekapazität
Eon hat seine zweite H2-Bilanz veröffentlicht. Sie bescheinigt Deutschland Fortschritte bei der durch Projekte geplanten Elektrolysekapazität. Kritikpunkte gibt es jedoch weiterhin.
Zweimal im Jahr veröffentlicht der Eon-Konzern seine H2-Bilanz, zuletzt Anfang November vergangenen Jahres. Diese attestierte dem Hochlauf des Wasserstoffmarktes in Deutschland mehrere Unzulänglichkeiten. Die Ziele der Bundesregierung − 10.000 MW Elektrolysekapazität auf deutschem Boden bis 2030 − seien mit dem gegenwärtigen Tempo unrealistisch, hieß es damals (wir berichteten). Demgegenüber fällt die zweite H2-Bilanz, die Eon am 21. April veröffentlichte, positiver aus. 
 

Die H2-Bilanz von Eon

Mit seiner Bilanz will der Energiekonzern eigenen Angaben nach das Thema Wasserstoffwirtschaft wissenschaftlich und datenbasierte Herangehensweise angehen und dafür sorgen, dass an den richtigen Stellschrauben für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf gedreht ​wird.

Die Zahlen basieren auf Daten des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln (EWI). In die Analyse fließen konkrete Projektvorhaben bis 2030 und Indikatoren wie die Erzeugungskapazität von grünem Wasserstoff, Importmengen, Infrastruktur und Kosten. 
 

Zu den Ergebnissen der zweiten H2-Bilanz:
  • Erzeugungskapazität: Die bis 2030 geplante H2-Erzeugungsleistung ist laut Eon von 5.600 MW im Juli 2022 auf 8.100 MW im Februar 2023 gestiegen. Ergo: Die Planungen zum Aufbau von Elektrolyseanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff nehmen in Deutschland Fahrt auf. Die Kehrseite der Medaille: Bei den meisten Projekten, die jeweils immer größere Kapazitäten planen, ist noch keine finale Investitionsentscheidung gefällt worden. Die Steigerung der geplanten Elektrolysekapazität begründet Eon mit der Energiekrise: Die Notwendigkeit, möglichst schnell unabhängiger von Erdgas zu werden und eine stärkere Diversifizierung der Energiequellen zu erreichen, habe vielen Anlagenbetreibern einen Anreiz gegeben, Wasserstoffprojekte zu planen. 
  • Importbedarf: Bedingt durch die erhöhte Elektrolysekapazität hat sich die erwartete Importlücke verkleinert: Lag diese bei der ersten Veröffentlichung der H2-Bilanz noch bei 50,5 Milliarden kWh, rechnet Eon jetzt mit einer Lücke von 43,5 Milliarden kWh bis 2030. Die Berechnung legt bis zu diesem Jahr einen Wasserstoffbedarf von 66 Milliarden kWh zugrunde, ausgehend von der Leitstudie „Aufbruch Klimaneutralität“ der Deutschen Energieagentur (Dena).
  • Wasserstoffinfrastruktur: Keinen greifbaren Fortschritt gab es hingegen beim Aufbau der Infrastruktur. Zwar haben sich die geplanten Wasserstoffleitungen innerhalb eines halben Jahres erhöht: von 2.273 auf 2.813 Kilometer. Aktuell seien immer noch lediglich 417 Kilometer reine Wasserstoffleitungen deutschlandweit in Betrieb. 
„Es ist erfreulich, dass die geplante Erzeugungskapazität für Wasserstoff in Deutschland gestiegen und die erwartete Importlücke kleiner geworden ist. Auf diese zunächst positive Entwicklung dürfen wir uns aber nicht verlassen“, kommentierte Eon-Vorstand Patrick Lammers die Ergebnisse der zweiten H2-Bilanz. Vielmehr müssten die Planungen sogar noch ehrgeiziger werden. Sonst könnten nicht realisierte Projekte oder Bauverzögerungen das Erreichen des 10.000-MW-Ziels schnell vereiteln. „Darüber hinaus fehlt nach wie vor die Infrastruktur, mit der wir den Wasserstoff zu den Kunden transportieren können“, so Lammers.

Till Mansmann, Innovationsbeauftragter für grünen Wasserstoff im Bundesforschungsministerium, verwies auf die Bedeutung des aus erneuerbaren Energiequellen hergestellten Wasserstoffs: „Grüner Wasserstoff ist das noch fehlende Puzzleteil für die Energiewende. Deshalb brauchen wir Forschung und Entwicklung und treiben Innovationen entschlossen voran.“ Gleichzeitig hob Mansmann die Notwendigkeit der Technologieoffenheit hervor, um Industrie und Mittelstand den Weg für die Transformation zu ebenen. Mansmann: „Wir haben das Potenzial, Deutschland zu einer Wasserstoffrepublik zu machen. Diese Chance müssen wir nutzen.“

​Noch offene Baustellen

Dringenden Klärungsbedarf sieht Eon bei den Rahmenbedingungen für den Betrieb von Wasserstoff-Netzen. Langwierige Diskussionen würden Unsicherheit schüren und den Aufbau des Wasserstoffnetzes ausbremsen. Wichtig sei es jetzt, einen belastbaren, rechtlichen Rahmen zu schaffen, der dafür sorgt, dass konkrete Investitionen getätigt werden können. Eine weitere Baustelle sei nach wie vor die Förderkulisse in Deutschland und Europa. Diese müsste zügig weiterentwickelt werden, um dem Markthochlauf von Wasserstoff abseits der USA eine realistische Chance zu geben. Dafür brauche es pragmatische Förderinstrumente, die einfach zugänglich und schnell verfügbar sind.

Ein erster Schritt hin zu mehr Planungssicherheit aus Investorensicht ist laut Eon getan: Die EU-Kommission hat im Februar die lang erwartete Definition veröffentlicht, wann Wasserstoff als „grün“ gilt (wir berichteten). Zwar enthalte diese Definition nach Ansicht des Konzerns sehr komplexe Anforderungen, die ab 2029 noch verschärft werden. Investoren und Industrie hätten jedoch nun die nötige Grundlage, um einen Wasserstoffmarkt zu entwickeln.

Freitag, 21.04.2023, 12:51 Uhr
Davina Spohn

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