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Energie & Management > Österreich - Verbund AG profitiert von Großhandelspreisen
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
Österreich

Verbund AG profitiert von Großhandelspreisen

Der Stromkonzern steigerte den Gewinn in den ersten drei Quartalen um 81,4 Prozent. Wegen geringerer Wasserkraft-Ausbeute und kommenden Gewinnabschöpfungen senkt er die Prognose.
Der Verbund, der größte Stromkonzern Österreichs, erzielte in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2022 Umsatzerlöse von rund 7,62 Milliarden Euro, um 170 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2021. Der Gewinn (Konzernergebnis) erhöhte sich um 81,4 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 68 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 92,2 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro.

Als Grund für das deutlich verbesserte Resultat nennt der Verbund die „gestiegenen Großhandelspreise für Strom“. Der durchschnittliche Preis, den der Verbund für Strom aus den bei weitem dominierenden Wasserkraftwerken erzielte, stieg um 60,3 Euro/MWh auf 111,6 Euro/MWh. Ferner ergaben sich positive Einmaleffekte in der Gesamthöhe von 82,6 Millionen Euro, verglichen mit 21,2 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2021. Wesentlich zu diesen Effekten trug die Aufwertung des Gaskraftwerks Mellach um 31,5 Millionen Euro auf 56 Millionen Euro bei.

Negative Entwicklungen

Allerdings sah sich der Verbund auch mit negativen Entwicklungen konfrontiert. Die Stromerzeugung mittels Wasserkraftwerken war wegen der Trockenheit im Sommer „stark unterdurchschnittlich“. Im Juli lag der Erzeugungskoeffizent der Anlagen bei nur 0,75, im August sogar bei nur 0,69. Somit erzeugte der Verbund im Juli um rund ein Viertel weniger Strom mit Wasserkraftwerken als in einem durchschnittlichen Jahr, im August sogar um fast ein Drittel. Insgesamt verringerte sich die Stromerzeugung aus Wasserkraft in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 um 12,0 Prozent auf 20,84 Milliarden kWh. Jedes Prozent an Mindererzeugung aus Wasserkraft verringert das Konzernergebnis um 18,5 Millionen Euro. Für das Ebitda ergab sich somit ein negativer Effekt von rund 640 Millionen Euro, teilte der Verbund mit.

Überdies musste der Konzern mehr Strom im Großhandel beschaffen, was das Ergebnis zusätzlich belastete. Betroffen war der Verbund auch von den Absicherungen für den börsenbasierten Stromhandel. Nach eigenen Angaben konnte er diese Herausforderung jedoch infolge der „vorausschauenden Finanzplanung, der sehr guten Bonität und der rechtzeitigen Erhöhung von Kreditlinien ohne negative Auswirkungen bewältigen.“

Aufgrund der schwächeren Wasserführung im dritten Quartal und den „Maßnahmen der EU zur Gewinnabschöpfung bei Energieunternehmen, welche ab Dezember 2022 umgesetzt werden“, senkt der Verbund seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2022. Er erwartet nun ein Ebitda zwischen 2,80 und 3,30 Milliarden Euro. Das berichtete Konzernergebnis soll zwischen 1,53 und 1,88 Milliarden Euro liegen. Zum Vergleich: Bei der Bekanntgabe des Halbjahresergebnisses Ende Juli hatte der Verbund das voraussichtliche Ebitda für 2022 noch mit 3,0 bis 3,50 Milliarden Euro und das berichtete Konzernergebnis mit 1,68 bis 2,03 Milliarden Euro beziffert. Im Jahr 2021 belief sich das Ebitda auf 1,58 Milliarden Euro, das Konzernergebnis betrug 873,6 Millionen Euro.

Kontrahierungsfragen

Detail am Rande: Im August nahm der im Eigentum des Verbunds stehende Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) eine der beiden 400-MW-Linien des Gasdampfkraftwerks Mellach zur Netzstützung für 1. April bis 30. September 2023 unter Vertrag. Ferner kontrahierte die APG für denselben Zeitraum das Fernheizkraftwerk Mellach (FHKW). Wie berichtet, soll das FHKW im Auftrag der österreichischen Bundesregierung auf den Betrieb mit Steinkohle zurückgerüstet werden. Dies kann nun offenbar erst nach dem 30. September des kommenden Jahres erfolgen. Laut seinem Quartalsbericht hat der Verbund „die Arbeiten zur Reaktivierung des Kohlebetriebs aufgrund des fehlenden Rechtsrahmens gestoppt.“

Mit dem „fehlendem Rechtsrahmen“ ist die Energielenkungsverordnung des Energieministeriums unter Leonore Gewessler (Grüne) gemeint. Am 28. August erhielt die Verordnung als rechtliche Basis für die Umstellung des FHKW nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit im Hauptausschuss des Nationalrates, der ersten Kammer des österreichischen Bundesparlaments. Wäre die Mehrheit zustande gekommen, wäre die Kontrahierung des FHKW durch die APG hinfällig gewesen, teilte der Verbund der Redaktion auf Anfrage mit: Pflichten im Zuge der Energielenkung hätten stets Vorrang gegenüber privatwirtschaftlichen Vereinbarungen. Dies sei der APG selbstverständlich bekannt.

Donnerstag, 3.11.2022, 13:09 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Verbund AG profitiert von Großhandelspreisen
Quelle: Pixabay / Jürgen Sieber
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Verbund AG profitiert von Großhandelspreisen
Der Stromkonzern steigerte den Gewinn in den ersten drei Quartalen um 81,4 Prozent. Wegen geringerer Wasserkraft-Ausbeute und kommenden Gewinnabschöpfungen senkt er die Prognose.
Der Verbund, der größte Stromkonzern Österreichs, erzielte in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2022 Umsatzerlöse von rund 7,62 Milliarden Euro, um 170 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2021. Der Gewinn (Konzernergebnis) erhöhte sich um 81,4 Prozent auf 1,06 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 68 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 92,2 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro.

Als Grund für das deutlich verbesserte Resultat nennt der Verbund die „gestiegenen Großhandelspreise für Strom“. Der durchschnittliche Preis, den der Verbund für Strom aus den bei weitem dominierenden Wasserkraftwerken erzielte, stieg um 60,3 Euro/MWh auf 111,6 Euro/MWh. Ferner ergaben sich positive Einmaleffekte in der Gesamthöhe von 82,6 Millionen Euro, verglichen mit 21,2 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2021. Wesentlich zu diesen Effekten trug die Aufwertung des Gaskraftwerks Mellach um 31,5 Millionen Euro auf 56 Millionen Euro bei.

Negative Entwicklungen

Allerdings sah sich der Verbund auch mit negativen Entwicklungen konfrontiert. Die Stromerzeugung mittels Wasserkraftwerken war wegen der Trockenheit im Sommer „stark unterdurchschnittlich“. Im Juli lag der Erzeugungskoeffizent der Anlagen bei nur 0,75, im August sogar bei nur 0,69. Somit erzeugte der Verbund im Juli um rund ein Viertel weniger Strom mit Wasserkraftwerken als in einem durchschnittlichen Jahr, im August sogar um fast ein Drittel. Insgesamt verringerte sich die Stromerzeugung aus Wasserkraft in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 um 12,0 Prozent auf 20,84 Milliarden kWh. Jedes Prozent an Mindererzeugung aus Wasserkraft verringert das Konzernergebnis um 18,5 Millionen Euro. Für das Ebitda ergab sich somit ein negativer Effekt von rund 640 Millionen Euro, teilte der Verbund mit.

Überdies musste der Konzern mehr Strom im Großhandel beschaffen, was das Ergebnis zusätzlich belastete. Betroffen war der Verbund auch von den Absicherungen für den börsenbasierten Stromhandel. Nach eigenen Angaben konnte er diese Herausforderung jedoch infolge der „vorausschauenden Finanzplanung, der sehr guten Bonität und der rechtzeitigen Erhöhung von Kreditlinien ohne negative Auswirkungen bewältigen.“

Aufgrund der schwächeren Wasserführung im dritten Quartal und den „Maßnahmen der EU zur Gewinnabschöpfung bei Energieunternehmen, welche ab Dezember 2022 umgesetzt werden“, senkt der Verbund seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2022. Er erwartet nun ein Ebitda zwischen 2,80 und 3,30 Milliarden Euro. Das berichtete Konzernergebnis soll zwischen 1,53 und 1,88 Milliarden Euro liegen. Zum Vergleich: Bei der Bekanntgabe des Halbjahresergebnisses Ende Juli hatte der Verbund das voraussichtliche Ebitda für 2022 noch mit 3,0 bis 3,50 Milliarden Euro und das berichtete Konzernergebnis mit 1,68 bis 2,03 Milliarden Euro beziffert. Im Jahr 2021 belief sich das Ebitda auf 1,58 Milliarden Euro, das Konzernergebnis betrug 873,6 Millionen Euro.

Kontrahierungsfragen

Detail am Rande: Im August nahm der im Eigentum des Verbunds stehende Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) eine der beiden 400-MW-Linien des Gasdampfkraftwerks Mellach zur Netzstützung für 1. April bis 30. September 2023 unter Vertrag. Ferner kontrahierte die APG für denselben Zeitraum das Fernheizkraftwerk Mellach (FHKW). Wie berichtet, soll das FHKW im Auftrag der österreichischen Bundesregierung auf den Betrieb mit Steinkohle zurückgerüstet werden. Dies kann nun offenbar erst nach dem 30. September des kommenden Jahres erfolgen. Laut seinem Quartalsbericht hat der Verbund „die Arbeiten zur Reaktivierung des Kohlebetriebs aufgrund des fehlenden Rechtsrahmens gestoppt.“

Mit dem „fehlendem Rechtsrahmen“ ist die Energielenkungsverordnung des Energieministeriums unter Leonore Gewessler (Grüne) gemeint. Am 28. August erhielt die Verordnung als rechtliche Basis für die Umstellung des FHKW nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit im Hauptausschuss des Nationalrates, der ersten Kammer des österreichischen Bundesparlaments. Wäre die Mehrheit zustande gekommen, wäre die Kontrahierung des FHKW durch die APG hinfällig gewesen, teilte der Verbund der Redaktion auf Anfrage mit: Pflichten im Zuge der Energielenkung hätten stets Vorrang gegenüber privatwirtschaftlichen Vereinbarungen. Dies sei der APG selbstverständlich bekannt.

Donnerstag, 3.11.2022, 13:09 Uhr
Klaus Fischer

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