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Energie & Management > Photovoltaik - Diebe machen große Beute in ostdeutschen Solarparks
Bild: Jonas Rosenberger
Photovoltaik

Diebe machen große Beute in ostdeutschen Solarparks

Mit Solarparks lässt sich Geld verdienen. Das wissen auch Verbrecher. In Thüringen fielen Plünderer über drei Sonnenfarmen her. Der Schaden geht in die Hunderttausende.
Sie kommen unerkannt in der Nacht, vermutlich in der Größe einer Fußballmannschaft und mit Transportern und Lkw. Wenn sie wieder fahren, ist es noch dunkel. Düster wird es bei Sonnenaufgang für die Betreiber der heimgesuchten Solarparks. In Thüringen haben Diebe binnen drei Wochen reichlich Beute in drei verschiedenen Freiflächenanlagen gemacht. Zuletzt am frühen Morgen des 12. April verschwanden 32 Wechselrichter aus einem Solarpark in Weißensee, das im Landkreis Sömmerda liegt.

32 Wechselrichter über Nacht verschwunden − 200.000 Euro Schaden

Andre Hüter, Betreiber des Solarparks auf dem Areal einer ehemaligen Kiesgrube, rechnet mit einem Schaden von etwa 200.000 Euro. Eingerechnet hat der Geschäftsführer des Unternehmens Innosun neben dem Ersatz des technischen Geräts und den Reparaturen an Zäunen, Tor und Kabelsträngen auch den Ertragsausfall. Voraussichtlich sechs Wochen lang ist in dem 1,5-MW-Park kein Sonnenstrahl in Energie umzuwandeln.

„Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass jemand einen fest installierten Park über Nacht demontiert“, so Hüter im Gespräch mit unserer Redaktion. „Da müssen elektrotechnische Kenntnisse vorhanden sein.“ Das schließt Hüter auch daraus, dass die Eindringlinge zuerst den Park vom Strom nahmen. Andernfalls hätte sie beim Kappen der Verbindungskabel zu den Wechselrichtern der Schlag getroffen.

Für die Polizei im Landkreis Sömmerda sind Beutezüge durch Solarparks nichts Ungewohntes, „der Diebstahl von Wechselrichtern in der Häufung aber schon“, so ein Sprecher zu unserer Redaktion. Im Kyffhäuser-Kreis, der an Sömmerda grenzt, seien in den drei Wochen zuvor Wechselrichter bereits aus zwei Solarparks verschwunden. Der Schluss liegt nahe, dass hinter den Einbrüchen Methode steckt. Und kein Einzeltäter. Denn die Wechselrichter wiegen jeweils 60 kg und müssen in Windeseile abgeschraubt und auf Lastwagen verstaut worden sein.
 


In Brandenburg nimmt das LKA wieder zentrale Ermittlungen auf

„Selten und erstaunlich“ findet Karsten Schäfer die Vorfälle in Thüringen. Der Sprecher des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) erklärt sich die Fokussierung der Täter auf Wechselrichter auch damit, dass die früher vornehmlich entwendeten Solarmodule durch den Preisverfall offenbar weniger attraktiv seien. Schäfer verweist darauf, dass Anlagenbetreiber in der Regel gegen Diebstahl versichert seien. So könnten Einbrüche für die Eigentümer doch noch ein glimpfliches Ende finden.

Schutzmaßnahmen für Solarparks gibt es etliche, Befestigungen, Kamerasysteme und Melde- oder Alarmsignale. Da Solarfarmen sich aber häufig in abgelegenen Bereichen befinden, so wie in Weißensee, oder nicht einsehbar sind, fallen Warnhinweise zu spät auf. Kleinere Anlagen durch Personal sichern zu lassen, so Karsten Schäfer, sei betriebswirtschaftlich nicht darstellbar.

Einbrüche in Solarparks beschäftigen die Polizei inzwischen wieder häufiger. Auch im Bundesland Brandenburg seien die Fallzahlen 2020 wieder angestiegen, erklärte der Sprecher des Polizeipräsidiums des Landes gegenüber unserer Redaktion. Im Landeskriminalamt würden daher aktuell wieder zentrale Ermittlungen zu Solarparküberfällen geführt. Schon einmal hatte Brandenburg auf diesem Gebiet Schlagzeilen gemacht, als eine extra gebildete Sonderkommission (Soko) „Sonne“ einer polnischen Tätergruppe das Handwerk legen konnte.

Die Soko Sonne war im Juli 2012 gebildet worden, nachdem es im ersten Halbjahr 2012 zu einem Anstieg von Einbrüchen in Solarparks gekommen war. Bei 71 Vorfällen war damals ein Schaden von 1,2 Mio. Euro entstanden, so die Polizei. Die Soko konnte sich wegen der Ermittlungserfolge im Oktober 2013 wieder auflösen. Die Brandenburger Polizei steht bei entsprechenden Verdachtsfällen in engem Austausch mit den polnischen Behörden und hat mit ihnen in der Vergangenheit bereits binationale Ermittlungsgruppen gebildet.

In einem Leitfaden gibt zum Beispiel die Polizei in Brandenburg Anlagenbetreibern Sicherungsempfehlungen an die Hand. Sie reichen von starker Befestigung über Zufahrtsbarrieren, Zäune bis hin zu Überwachungsanlagen. Ihre Effizienz hängt allerdings, wissen nicht nur die Verbrechensbekämpfer, von den örtlichen Gegebenheiten ab. Wichtig sei der Faktor Zeit. Diebe müssten es so schwer wie möglich haben, sich in den Solarparks zu bedienen.

Dienstag, 13.04.2021, 16:30 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Photovoltaik - Diebe machen große Beute in ostdeutschen Solarparks
Bild: Jonas Rosenberger
Photovoltaik
Diebe machen große Beute in ostdeutschen Solarparks
Mit Solarparks lässt sich Geld verdienen. Das wissen auch Verbrecher. In Thüringen fielen Plünderer über drei Sonnenfarmen her. Der Schaden geht in die Hunderttausende.
Sie kommen unerkannt in der Nacht, vermutlich in der Größe einer Fußballmannschaft und mit Transportern und Lkw. Wenn sie wieder fahren, ist es noch dunkel. Düster wird es bei Sonnenaufgang für die Betreiber der heimgesuchten Solarparks. In Thüringen haben Diebe binnen drei Wochen reichlich Beute in drei verschiedenen Freiflächenanlagen gemacht. Zuletzt am frühen Morgen des 12. April verschwanden 32 Wechselrichter aus einem Solarpark in Weißensee, das im Landkreis Sömmerda liegt.

32 Wechselrichter über Nacht verschwunden − 200.000 Euro Schaden

Andre Hüter, Betreiber des Solarparks auf dem Areal einer ehemaligen Kiesgrube, rechnet mit einem Schaden von etwa 200.000 Euro. Eingerechnet hat der Geschäftsführer des Unternehmens Innosun neben dem Ersatz des technischen Geräts und den Reparaturen an Zäunen, Tor und Kabelsträngen auch den Ertragsausfall. Voraussichtlich sechs Wochen lang ist in dem 1,5-MW-Park kein Sonnenstrahl in Energie umzuwandeln.

„Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass jemand einen fest installierten Park über Nacht demontiert“, so Hüter im Gespräch mit unserer Redaktion. „Da müssen elektrotechnische Kenntnisse vorhanden sein.“ Das schließt Hüter auch daraus, dass die Eindringlinge zuerst den Park vom Strom nahmen. Andernfalls hätte sie beim Kappen der Verbindungskabel zu den Wechselrichtern der Schlag getroffen.

Für die Polizei im Landkreis Sömmerda sind Beutezüge durch Solarparks nichts Ungewohntes, „der Diebstahl von Wechselrichtern in der Häufung aber schon“, so ein Sprecher zu unserer Redaktion. Im Kyffhäuser-Kreis, der an Sömmerda grenzt, seien in den drei Wochen zuvor Wechselrichter bereits aus zwei Solarparks verschwunden. Der Schluss liegt nahe, dass hinter den Einbrüchen Methode steckt. Und kein Einzeltäter. Denn die Wechselrichter wiegen jeweils 60 kg und müssen in Windeseile abgeschraubt und auf Lastwagen verstaut worden sein.
 


In Brandenburg nimmt das LKA wieder zentrale Ermittlungen auf

„Selten und erstaunlich“ findet Karsten Schäfer die Vorfälle in Thüringen. Der Sprecher des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) erklärt sich die Fokussierung der Täter auf Wechselrichter auch damit, dass die früher vornehmlich entwendeten Solarmodule durch den Preisverfall offenbar weniger attraktiv seien. Schäfer verweist darauf, dass Anlagenbetreiber in der Regel gegen Diebstahl versichert seien. So könnten Einbrüche für die Eigentümer doch noch ein glimpfliches Ende finden.

Schutzmaßnahmen für Solarparks gibt es etliche, Befestigungen, Kamerasysteme und Melde- oder Alarmsignale. Da Solarfarmen sich aber häufig in abgelegenen Bereichen befinden, so wie in Weißensee, oder nicht einsehbar sind, fallen Warnhinweise zu spät auf. Kleinere Anlagen durch Personal sichern zu lassen, so Karsten Schäfer, sei betriebswirtschaftlich nicht darstellbar.

Einbrüche in Solarparks beschäftigen die Polizei inzwischen wieder häufiger. Auch im Bundesland Brandenburg seien die Fallzahlen 2020 wieder angestiegen, erklärte der Sprecher des Polizeipräsidiums des Landes gegenüber unserer Redaktion. Im Landeskriminalamt würden daher aktuell wieder zentrale Ermittlungen zu Solarparküberfällen geführt. Schon einmal hatte Brandenburg auf diesem Gebiet Schlagzeilen gemacht, als eine extra gebildete Sonderkommission (Soko) „Sonne“ einer polnischen Tätergruppe das Handwerk legen konnte.

Die Soko Sonne war im Juli 2012 gebildet worden, nachdem es im ersten Halbjahr 2012 zu einem Anstieg von Einbrüchen in Solarparks gekommen war. Bei 71 Vorfällen war damals ein Schaden von 1,2 Mio. Euro entstanden, so die Polizei. Die Soko konnte sich wegen der Ermittlungserfolge im Oktober 2013 wieder auflösen. Die Brandenburger Polizei steht bei entsprechenden Verdachtsfällen in engem Austausch mit den polnischen Behörden und hat mit ihnen in der Vergangenheit bereits binationale Ermittlungsgruppen gebildet.

In einem Leitfaden gibt zum Beispiel die Polizei in Brandenburg Anlagenbetreibern Sicherungsempfehlungen an die Hand. Sie reichen von starker Befestigung über Zufahrtsbarrieren, Zäune bis hin zu Überwachungsanlagen. Ihre Effizienz hängt allerdings, wissen nicht nur die Verbrechensbekämpfer, von den örtlichen Gegebenheiten ab. Wichtig sei der Faktor Zeit. Diebe müssten es so schwer wie möglich haben, sich in den Solarparks zu bedienen.

Dienstag, 13.04.2021, 16:30 Uhr
Volker Stephan

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