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Energie & Management > E-World - Parkhaus als intelligente Ladestation
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
E-World

Parkhaus als intelligente Ladestation

Die Stadtwerke Schwäbisch Hall wollen ein örtliches Parkhaus zu einem virtuellen Stromspeicher machen.
Seit der Sanierung des Parkhauses "Langer Graben" und der Wiedereröffnung im Oktober des vergangenen Jahres sind rund 100 der insgesamt knapp 500 Parkplätze mit jeweils 22-kW-Ladepunkten ausgestattet. Da der Trafo am Parkhaus für eine Leistung von maximal 1 MW ausgelegt ist, können nicht alle Ladevorgänge gleichzeitig stattfinden. Daher sei eine intelligente Steuerung notwendig, um Ladekapazität, Stromangebot und -nachfrage in Einklang zu bringen und aus dem Ladebetrieb ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell zu machen, erläutert Prof. Bastian Schröter von der Hochschule für Technik in Stuttgart (HTF). Er und sein Team begleiten als wissenschaftliche Partner gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Enisyst, an dem die Stadtwerke beteiligt sind, das Projekt "Smart_E_Park".

Laut einer Mitteilung der Stadtwerke haben die Projektpartner festgestellt, dass die E-Ladeplätze bislang in der Spitze zu maximal einem Drittel belegt waren. Entsprechend habe man die Erkenntnis gewonnen, dass das Ladeverhalten bei E-Autos gänzlich anders als bei Verbrennern ist.
 
Das Lademanagement ist darauf ausgelegt, Lasten auszugleichen und zu verteilen
Quelle: Stadtwerke Schwäbisch Hall

"Die Leute fahren das Auto nicht leer und tanken dann wieder voll. Es wird viel öfter und auch nur teilaufgeladen – selbst bei noch hohen Ladeständen. Das macht Prognosen natürlich sehr kompliziert", so Schröter. Mittlerweile sei es aber gelungen, mit KI-basierten Algorithmen eine realitätsnahe Auslastungsprognose zu erzeugen.
 
Priorisierung der Ladevorgänge möglich
 
"Ein kaskadierendes Anschlusssystem mit intelligenten Verteilerboxen ist die Basis für ein hocheffizientes Ladelastmanagement", sagt Dirk Pietruschka. Das System sei darauf ausgelegt, Lasten auszugleichen und zu verteilen, so der Geschäftsführer von Enisyst. Das Unternehmen hat die IT-Lösung entwickelt. Sie regelt beispielsweise die spezifische Ladeleistung herunter, wenn Gefahr besteht, dass der Netzanschluss durch zu viele gleichzeitige Ladevorgänge überlastet wird. Sie sei aber beispielsweise auch in der Lage, Ladestellen zu priorisieren. "So könnte man Kunden, die bereit sind, etwas mehr zu bezahlen, eine höhere Ladeleistung zur Verfügung stellen", betont Pietruschka.

Als "Fernziel" planen die Stadtwerke und ihre Partner die Nutzung des Parkhauses als virtuellen Stromspeicher. Die Speicherkapazität von 100 Fahrzeugen veranschlagen sie – vereinfacht gerechnet – mit bis zu 8 MW. Und selbst, wenn diese Energiemenge nur zum Teil zur Verfügung stünde, wäre es ein attraktives Szenario, wie es in der Mitteilung weiter heißt.

"Letztlich geht es darum, Lösungen zu finden, die das Parkhaus zum Erbringer netzdienlicher Leistungen machen", sagt Thomas Deeg. Der Abteilungsleiter Energiehandel, Marketing und Vertrieb bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall sieht deshalb das E-Parkhaus perspektivisch auch als Instrument für das Redispatch. Dafür sei aber das bidirektionale Laden und Entladen von Fahrzeugen eine Grundvoraussetzung. Technisch ist dies bereits möglich. Allerdings stehen rechtliche und regulatorische Hürden einer großflächigen Umsetzung in der Praxis noch im Weg.

Wer einen Ladepunkt im E-Parkhaus nutzt, soll künftig den dort geladenen Strom zusammen mit seinem Verbrauch zu Hause auf einer einzigen monatlichen Abrechnung sehen. Dies wird nach Überzeugung von Matthias Knödler "die Zukunft" sein. Die technischen Voraussetzungen dafür schaffe der Rollout intelligenter Messsysteme, so der Bereichsleiter Energiewirtschaft und Prokurist der Stadtwerke Schwäbisch Hall. Gleiches gelte für das Angebot flexibler Ladetarife im Viertelstundenraster. Auch sie seien ein Instrument, um netzdienliches Verhalten anzureizen.

"Heute reden wir über eine Auslastung der Ladepunkte von vielleicht 20 Prozent, nächstes Jahr können es schon 80 Prozent sein", sagt Thomas Deeg. Darauf wollen die Stadtwerke netztechnisch vorbereitet sein und gleichzeitig aber auch aus dem Betrieb des E-Parkhauses ein Geschäftsmodell entwickeln.

Nähere Informationen zum Projekt von den Stadtwerken Schwäbisch Hall gibt es bei der diesjährigen E-world in Essen.

Dienstag, 21.06.2022, 13:43 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > E-World - Parkhaus als intelligente Ladestation
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
E-World
Parkhaus als intelligente Ladestation
Die Stadtwerke Schwäbisch Hall wollen ein örtliches Parkhaus zu einem virtuellen Stromspeicher machen.
Seit der Sanierung des Parkhauses "Langer Graben" und der Wiedereröffnung im Oktober des vergangenen Jahres sind rund 100 der insgesamt knapp 500 Parkplätze mit jeweils 22-kW-Ladepunkten ausgestattet. Da der Trafo am Parkhaus für eine Leistung von maximal 1 MW ausgelegt ist, können nicht alle Ladevorgänge gleichzeitig stattfinden. Daher sei eine intelligente Steuerung notwendig, um Ladekapazität, Stromangebot und -nachfrage in Einklang zu bringen und aus dem Ladebetrieb ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell zu machen, erläutert Prof. Bastian Schröter von der Hochschule für Technik in Stuttgart (HTF). Er und sein Team begleiten als wissenschaftliche Partner gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Enisyst, an dem die Stadtwerke beteiligt sind, das Projekt "Smart_E_Park".

Laut einer Mitteilung der Stadtwerke haben die Projektpartner festgestellt, dass die E-Ladeplätze bislang in der Spitze zu maximal einem Drittel belegt waren. Entsprechend habe man die Erkenntnis gewonnen, dass das Ladeverhalten bei E-Autos gänzlich anders als bei Verbrennern ist.
 
Das Lademanagement ist darauf ausgelegt, Lasten auszugleichen und zu verteilen
Quelle: Stadtwerke Schwäbisch Hall

"Die Leute fahren das Auto nicht leer und tanken dann wieder voll. Es wird viel öfter und auch nur teilaufgeladen – selbst bei noch hohen Ladeständen. Das macht Prognosen natürlich sehr kompliziert", so Schröter. Mittlerweile sei es aber gelungen, mit KI-basierten Algorithmen eine realitätsnahe Auslastungsprognose zu erzeugen.
 
Priorisierung der Ladevorgänge möglich
 
"Ein kaskadierendes Anschlusssystem mit intelligenten Verteilerboxen ist die Basis für ein hocheffizientes Ladelastmanagement", sagt Dirk Pietruschka. Das System sei darauf ausgelegt, Lasten auszugleichen und zu verteilen, so der Geschäftsführer von Enisyst. Das Unternehmen hat die IT-Lösung entwickelt. Sie regelt beispielsweise die spezifische Ladeleistung herunter, wenn Gefahr besteht, dass der Netzanschluss durch zu viele gleichzeitige Ladevorgänge überlastet wird. Sie sei aber beispielsweise auch in der Lage, Ladestellen zu priorisieren. "So könnte man Kunden, die bereit sind, etwas mehr zu bezahlen, eine höhere Ladeleistung zur Verfügung stellen", betont Pietruschka.

Als "Fernziel" planen die Stadtwerke und ihre Partner die Nutzung des Parkhauses als virtuellen Stromspeicher. Die Speicherkapazität von 100 Fahrzeugen veranschlagen sie – vereinfacht gerechnet – mit bis zu 8 MW. Und selbst, wenn diese Energiemenge nur zum Teil zur Verfügung stünde, wäre es ein attraktives Szenario, wie es in der Mitteilung weiter heißt.

"Letztlich geht es darum, Lösungen zu finden, die das Parkhaus zum Erbringer netzdienlicher Leistungen machen", sagt Thomas Deeg. Der Abteilungsleiter Energiehandel, Marketing und Vertrieb bei den Stadtwerken Schwäbisch Hall sieht deshalb das E-Parkhaus perspektivisch auch als Instrument für das Redispatch. Dafür sei aber das bidirektionale Laden und Entladen von Fahrzeugen eine Grundvoraussetzung. Technisch ist dies bereits möglich. Allerdings stehen rechtliche und regulatorische Hürden einer großflächigen Umsetzung in der Praxis noch im Weg.

Wer einen Ladepunkt im E-Parkhaus nutzt, soll künftig den dort geladenen Strom zusammen mit seinem Verbrauch zu Hause auf einer einzigen monatlichen Abrechnung sehen. Dies wird nach Überzeugung von Matthias Knödler "die Zukunft" sein. Die technischen Voraussetzungen dafür schaffe der Rollout intelligenter Messsysteme, so der Bereichsleiter Energiewirtschaft und Prokurist der Stadtwerke Schwäbisch Hall. Gleiches gelte für das Angebot flexibler Ladetarife im Viertelstundenraster. Auch sie seien ein Instrument, um netzdienliches Verhalten anzureizen.

"Heute reden wir über eine Auslastung der Ladepunkte von vielleicht 20 Prozent, nächstes Jahr können es schon 80 Prozent sein", sagt Thomas Deeg. Darauf wollen die Stadtwerke netztechnisch vorbereitet sein und gleichzeitig aber auch aus dem Betrieb des E-Parkhauses ein Geschäftsmodell entwickeln.

Nähere Informationen zum Projekt von den Stadtwerken Schwäbisch Hall gibt es bei der diesjährigen E-world in Essen.

Dienstag, 21.06.2022, 13:43 Uhr
Fritz Wilhelm

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