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Energie & Management > Studien - Strategieplanung im Zeichen des Pentagons
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Studien

Strategieplanung im Zeichen des Pentagons

Wie beurteilen Stadtwerke-Chefs die wichtigsten makroökonomischen Trends in der Energiewirtschaft? Und wie gehen sie damit um? Eine Studie liefert Antworten.
Geometrisch betrachtet hat die Welt der Energiewirtschaft Ecken bekommen. Die Münchner Unternehmensberatung Rödl und Partner stellt diese Welt jetzt als Pentagon dar – als Fünfeck. In einer neuen Studie haben die Experten Chefs von Stadtwerken und anderen Versorgern nach den Auswirkungen der fünf wichtigsten makroökonomischen Trends auf die Branche gefragt. Und wie sich diese in der Strategieplanung niederschlagen. Zentrales Ergebnis: Eine Mehrheit der Vorstände, Geschäftsführer und Werkleiter räumt angesichts der Herausforderungen, denen sie ihre Unternehmen gegenübersehen, der strategischen Planung „hohe Priorität“ ein. Doch es hakt bei vielen Punkten.

Die Unternehmensberater bringen die neue Welt der Versorger auf Formel „5-D“: Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Digitalisierung, Demografie und Diversifizierung bilden zunehmend das Spannungsfeld. Obgleich die befragten Energiemanager die wirtschaftliche Lage des Unternehmens als „sehr gut“ oder „gut“ einstuften, gebe knapp die Hälfte an, „die Renditeforderungen der Gesellschafter vor dem Hintergrund des tiefgreifenden strukturellen Umbaus des Energieversorgungssystems sowie sinkender Netzrenditen kaum beziehungsweise nicht mehr erfüllen zu können“, teilt Rödl und Partner mit. Die Auswirkungen der „5-D“ würden „mitunter als gravierend“ bezeichnet.

Große Seltenheit: kommuale Wärmeplanung

Im Hinblick auf die Dekarbonisierung und Dezentralisierung sehen sich Stadtwerke der Studie zufolge „überwiegend als entscheidender Akteur des kommunalen Klimaschutzes“. Die Dekarbonisierung, so der Tenor, wirke sich, langfristig betrachtet, positiv auf den wirtschaftlichen Unternehmenserfolg aus. Allerdings befände sich die Mehrzahl der Versorger erst noch in der Planungs- und Findungsphase für eine kommunale Klimaschutzstrategie. In den seltensten Fällen existiere bereits eine kommunale Wärmeplanung. Das größte technologiebasierte Potenzial zur CO2-Reduktion in der Wärmeversorgung werde in der Fernwärme, der Solarthermie und in Wärmepumpen gesehen, Investitionen fließen aktuell primär in Photovoltaik, Fern- und Nahwärme sowie den Stromnetzausbau, heißt es.

Digitalisierung steht bei den meisten Studienteilnehmern in erster Linie für „Mobile- und Social-Media-Technologien“. Weniger als die Hälfte beschäftigt sich demnach mit Cloud-Computing, Internet of Things (IoT), KI, Big Data oder Blockchain. Ein „strukturiertes Innovationsmanagement“ sei bei kaum einem der Energieversorger vorhanden, schreiben die Studienautoren. Was die Anforderungen an eine agile Unternehmenskultur betrifft, seien die Unternehmen noch am Anfang einer „kulturellen Transformation.“ Das gelte auch für die Entwicklung von Führungskräften zu „digitalen Leadern“ und entsprechende Kompetenzen von Mitarbeitern.

Gehaltniveau "überwiegend wettbewerbsfähig"

Das „D“, das für den größer werdenden Fachkräftemangel steht, überschattet bei Stadtwerken vor allem den „technischen Bereich“, so ein weiteres Umfrageergebnis. Für vakante Stellen fänden sich geeignete Kräfte hauptsächlich „über persönliche Empfehlungen der Mitarbeiter“. Darüber hinaus seien Social Media Marketing und Tageszeitungen die beliebtesten Recruiting-Kanäle. Ihr Gehaltsniveau halte das Gros der Unternehmen für „überwiegend wettbewerbsfähig“, eine „teilweise Überprüfung“ sei jedoch erforderlich.

Die Diversifizierung stehe besonders im Zeichen integrierter Versorgungslösungen, allen voran Lösungen für Mobilität, Strom und Wärme. Danach richte sich das Augenmerk auf Ladeinfrastruktur und Quartiersentwicklung. Beim Thema „Smart City“ erkennen die Unternehmensberater bei Energieversorgern „nur teilweise Know-how zur Planung und Umsetzung“. Dabei gebe es „großes Potenzial“.

„Wir empfehlen, die Herausforderungen und Potenziale der 5-D vor dem Hintergrund der unternehmensindividuellen, insbesondere personellen und finanziellen Ressourcen zu reflektieren und eine passgenaue Unternehmensstrategie abzuleiten“, sagt Anton Berger, Leiter des Geschäftsbereichs Energie von Rödl und Partner mit Blick auf die Ergebnisse.

An der Studie haben nach Angaben des Beratungshauses 45 Unternehmen teilgenommen. Die Befragungen fanden zwischen September 2022 und Januar 2023 statt.

Montag, 15.05.2023, 15:33 Uhr
Manfred Fischer
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Strategieplanung im Zeichen des Pentagons
Wie beurteilen Stadtwerke-Chefs die wichtigsten makroökonomischen Trends in der Energiewirtschaft? Und wie gehen sie damit um? Eine Studie liefert Antworten.
Geometrisch betrachtet hat die Welt der Energiewirtschaft Ecken bekommen. Die Münchner Unternehmensberatung Rödl und Partner stellt diese Welt jetzt als Pentagon dar – als Fünfeck. In einer neuen Studie haben die Experten Chefs von Stadtwerken und anderen Versorgern nach den Auswirkungen der fünf wichtigsten makroökonomischen Trends auf die Branche gefragt. Und wie sich diese in der Strategieplanung niederschlagen. Zentrales Ergebnis: Eine Mehrheit der Vorstände, Geschäftsführer und Werkleiter räumt angesichts der Herausforderungen, denen sie ihre Unternehmen gegenübersehen, der strategischen Planung „hohe Priorität“ ein. Doch es hakt bei vielen Punkten.

Die Unternehmensberater bringen die neue Welt der Versorger auf Formel „5-D“: Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Digitalisierung, Demografie und Diversifizierung bilden zunehmend das Spannungsfeld. Obgleich die befragten Energiemanager die wirtschaftliche Lage des Unternehmens als „sehr gut“ oder „gut“ einstuften, gebe knapp die Hälfte an, „die Renditeforderungen der Gesellschafter vor dem Hintergrund des tiefgreifenden strukturellen Umbaus des Energieversorgungssystems sowie sinkender Netzrenditen kaum beziehungsweise nicht mehr erfüllen zu können“, teilt Rödl und Partner mit. Die Auswirkungen der „5-D“ würden „mitunter als gravierend“ bezeichnet.

Große Seltenheit: kommuale Wärmeplanung

Im Hinblick auf die Dekarbonisierung und Dezentralisierung sehen sich Stadtwerke der Studie zufolge „überwiegend als entscheidender Akteur des kommunalen Klimaschutzes“. Die Dekarbonisierung, so der Tenor, wirke sich, langfristig betrachtet, positiv auf den wirtschaftlichen Unternehmenserfolg aus. Allerdings befände sich die Mehrzahl der Versorger erst noch in der Planungs- und Findungsphase für eine kommunale Klimaschutzstrategie. In den seltensten Fällen existiere bereits eine kommunale Wärmeplanung. Das größte technologiebasierte Potenzial zur CO2-Reduktion in der Wärmeversorgung werde in der Fernwärme, der Solarthermie und in Wärmepumpen gesehen, Investitionen fließen aktuell primär in Photovoltaik, Fern- und Nahwärme sowie den Stromnetzausbau, heißt es.

Digitalisierung steht bei den meisten Studienteilnehmern in erster Linie für „Mobile- und Social-Media-Technologien“. Weniger als die Hälfte beschäftigt sich demnach mit Cloud-Computing, Internet of Things (IoT), KI, Big Data oder Blockchain. Ein „strukturiertes Innovationsmanagement“ sei bei kaum einem der Energieversorger vorhanden, schreiben die Studienautoren. Was die Anforderungen an eine agile Unternehmenskultur betrifft, seien die Unternehmen noch am Anfang einer „kulturellen Transformation.“ Das gelte auch für die Entwicklung von Führungskräften zu „digitalen Leadern“ und entsprechende Kompetenzen von Mitarbeitern.

Gehaltniveau "überwiegend wettbewerbsfähig"

Das „D“, das für den größer werdenden Fachkräftemangel steht, überschattet bei Stadtwerken vor allem den „technischen Bereich“, so ein weiteres Umfrageergebnis. Für vakante Stellen fänden sich geeignete Kräfte hauptsächlich „über persönliche Empfehlungen der Mitarbeiter“. Darüber hinaus seien Social Media Marketing und Tageszeitungen die beliebtesten Recruiting-Kanäle. Ihr Gehaltsniveau halte das Gros der Unternehmen für „überwiegend wettbewerbsfähig“, eine „teilweise Überprüfung“ sei jedoch erforderlich.

Die Diversifizierung stehe besonders im Zeichen integrierter Versorgungslösungen, allen voran Lösungen für Mobilität, Strom und Wärme. Danach richte sich das Augenmerk auf Ladeinfrastruktur und Quartiersentwicklung. Beim Thema „Smart City“ erkennen die Unternehmensberater bei Energieversorgern „nur teilweise Know-how zur Planung und Umsetzung“. Dabei gebe es „großes Potenzial“.

„Wir empfehlen, die Herausforderungen und Potenziale der 5-D vor dem Hintergrund der unternehmensindividuellen, insbesondere personellen und finanziellen Ressourcen zu reflektieren und eine passgenaue Unternehmensstrategie abzuleiten“, sagt Anton Berger, Leiter des Geschäftsbereichs Energie von Rödl und Partner mit Blick auf die Ergebnisse.

An der Studie haben nach Angaben des Beratungshauses 45 Unternehmen teilgenommen. Die Befragungen fanden zwischen September 2022 und Januar 2023 statt.

Montag, 15.05.2023, 15:33 Uhr
Manfred Fischer

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