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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Plug-in-Hybride gefährden Klimaziele im Verkehr
Bild: Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge

Plug-in-Hybride gefährden Klimaziele im Verkehr

Die neu zugelassenen Elektroautos in Deutschland sind zumeist große Plug-in-Hybridfahrzeuge. Das Ökoinstitut kritisiert, dass diese zu oft im klimaschädlichen Verbrennermodus fahren.
Im täglichen Betrieb nutzen große Plug-in-Hybridfahrzeuge in der Regel überwiegend den Verbrennungsmotor. Damit emittieren sie deutlich mehr CO2 als für die Berechnungen der deutschen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 bisher angenommen wurde. Das ist das Ergebnis einer Studie von Ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung, Öko-Institut und „Transport & Environment“ im Auftrag des Bundesumweltministeriums.

„Unsere Berechnungen zeigen, dass wir angesichts der Marktprognosen von bis zu 4,3 Millionen Tonnen zusätzlichen CO2-Emissionen im Jahr 2030 für den Verkehrssektor durch Plug-in-Hybride ausgehen müssen, wenn die elektrischen Fahranteile so niedrig bleiben wie heute“, so Ruth Blank, Senior Researcher am Öko-Institut. Bereits nach bisherigen Abschätzungen werde aber das CO2-Ziel im Verkehrssektor von 95 Mio. t CO2 für das Jahr 2030 um etwa 30 Mio. t CO2 überschritten.

Hybride führen zu Mehremissionen

In bisherigen Szenarien zur Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrssektors seien diese höheren Emissionen meist nicht enthalten, da hier mit den Emissionen nach Typgenehmigung gerechnet wird. Die realen Emissionen liegen – insbesondere bei schweren Plug-in-Elektrofahrzeugen – jedoch oft um ein Mehrfaches über diesen Werten. Die ohnehin herausfordernde Erreichung des Klimaschutzziels 2030 werde so noch schwieriger, warnen die Wissenschaftler.

Ursache für den geringen Anteil an elektrischem Fahrten sind vor allem fehlende wirtschaftliche Anreize zum elektrischen Laden und eine oftmals hohe tägliche Fahrleistung. Hinzu komme laut Studie, dass zu Hause und am Arbeitsplatz mitunter keine Lademöglichkeiten vorhanden sind. Zudem haben Plug-in-Hybride wegen Bauform, Motorisierung und Gewicht oft einen überdurchschnittlichen Energiebedarf. Etwa ein Drittel der neu zugelassenen Plug-in-Hybride sind SUVs oder Geländewagen.

Förderung von Hybriden überdenken

In vielen Fällen reichten bei solch schweren Fahrzeugen der Akku für die Tageskilometer nicht aus. Und bei schnellem Fahren oder starker Beschleunigung schalte sich der Verbrennungsmotor auch dann zu, wenn der Akku noch voll ist. Der Grund: Der Elektromotor hat meist nur einen Anteil von etwa einem Drittel an der maximalen Motorleistung und kann allein nicht genügend Antriebskraft liefern. Nur wenn die Fahrzeuge mit CO2-armem Strom betankt und defensiv überwiegend im Elektromodus gefahren werden, sinken die CO2-Emissionen deutlich.

Für einen mittleren Plug-in-Hybriden im Jahr 2030 ergeben sich real etwa 130 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer (g/km), während der zu erreichende Flottenmittelwert bei ungefähr 60 g/km liegt. „Bei derzeitigen Rahmenbedingungen gefährdet der weitere Markthochlauf von Plug-in-Hybridfahrzeugen die deutschen Klimaziele 2030 im Verkehrsbereich. Aus umweltpolitischer Sicht sollte die Förderung aus Kaufprämie und Steuervorteilen dringend überprüft werden“, so Studienleiter Julius Jöhrens vom Ifeu.

Tägliches Laden entscheidend für CO2-Bilanz

Vor allem bei privaten Plug-in-Hybriden zahle sich Ladedisziplin für die CO2-Bilanz aus. Gelänge es, alle privaten Plug-in-Hybride täglich aufzuladen, so würden diese Fahrzeuge ungefähr so viele CO2-Emissionen einsparen, wie in den Emissionsberechnungen für das Jahr 2030 bisher angenommen wurde. Bei Dienstwagen blieben die realen CO2-Emissionen hingegen auch unter sehr optimistischen Annahmen für die Ladedisziplin in 2030 etwa doppelt so hoch wie in den Standard-Testverfahren.

Vor allem hier wären zur Verbesserung der Situation deutlich höhere elektrische Reichweiten notwendig. „Vergünstigungen für Plug-in-Hybride sollten an harte Kriterien für die elektrische Reichweite, die elektrische Leistung und den Nachweis einer regelmäßigen Lademöglichkeit geknüpft sein“, erklärt Julius Jöhrens. Zudem sollte elektrisches Fahren für die Nutzer finanziell attraktiv gemacht werden, empfiehlt die Studie.

Die Studie „Plug-in hybrid electric cars: Market development, technical analysis and CO₂ emission scenarios for Germany“ von Öko-Institut, Ifeu und Transport & Environment steht kostenlos als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 12.01.2021, 13:01 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Plug-in-Hybride gefährden Klimaziele im Verkehr
Bild: Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge
Plug-in-Hybride gefährden Klimaziele im Verkehr
Die neu zugelassenen Elektroautos in Deutschland sind zumeist große Plug-in-Hybridfahrzeuge. Das Ökoinstitut kritisiert, dass diese zu oft im klimaschädlichen Verbrennermodus fahren.
Im täglichen Betrieb nutzen große Plug-in-Hybridfahrzeuge in der Regel überwiegend den Verbrennungsmotor. Damit emittieren sie deutlich mehr CO2 als für die Berechnungen der deutschen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 bisher angenommen wurde. Das ist das Ergebnis einer Studie von Ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung, Öko-Institut und „Transport & Environment“ im Auftrag des Bundesumweltministeriums.

„Unsere Berechnungen zeigen, dass wir angesichts der Marktprognosen von bis zu 4,3 Millionen Tonnen zusätzlichen CO2-Emissionen im Jahr 2030 für den Verkehrssektor durch Plug-in-Hybride ausgehen müssen, wenn die elektrischen Fahranteile so niedrig bleiben wie heute“, so Ruth Blank, Senior Researcher am Öko-Institut. Bereits nach bisherigen Abschätzungen werde aber das CO2-Ziel im Verkehrssektor von 95 Mio. t CO2 für das Jahr 2030 um etwa 30 Mio. t CO2 überschritten.

Hybride führen zu Mehremissionen

In bisherigen Szenarien zur Entwicklung der CO2-Emissionen des Verkehrssektors seien diese höheren Emissionen meist nicht enthalten, da hier mit den Emissionen nach Typgenehmigung gerechnet wird. Die realen Emissionen liegen – insbesondere bei schweren Plug-in-Elektrofahrzeugen – jedoch oft um ein Mehrfaches über diesen Werten. Die ohnehin herausfordernde Erreichung des Klimaschutzziels 2030 werde so noch schwieriger, warnen die Wissenschaftler.

Ursache für den geringen Anteil an elektrischem Fahrten sind vor allem fehlende wirtschaftliche Anreize zum elektrischen Laden und eine oftmals hohe tägliche Fahrleistung. Hinzu komme laut Studie, dass zu Hause und am Arbeitsplatz mitunter keine Lademöglichkeiten vorhanden sind. Zudem haben Plug-in-Hybride wegen Bauform, Motorisierung und Gewicht oft einen überdurchschnittlichen Energiebedarf. Etwa ein Drittel der neu zugelassenen Plug-in-Hybride sind SUVs oder Geländewagen.

Förderung von Hybriden überdenken

In vielen Fällen reichten bei solch schweren Fahrzeugen der Akku für die Tageskilometer nicht aus. Und bei schnellem Fahren oder starker Beschleunigung schalte sich der Verbrennungsmotor auch dann zu, wenn der Akku noch voll ist. Der Grund: Der Elektromotor hat meist nur einen Anteil von etwa einem Drittel an der maximalen Motorleistung und kann allein nicht genügend Antriebskraft liefern. Nur wenn die Fahrzeuge mit CO2-armem Strom betankt und defensiv überwiegend im Elektromodus gefahren werden, sinken die CO2-Emissionen deutlich.

Für einen mittleren Plug-in-Hybriden im Jahr 2030 ergeben sich real etwa 130 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer (g/km), während der zu erreichende Flottenmittelwert bei ungefähr 60 g/km liegt. „Bei derzeitigen Rahmenbedingungen gefährdet der weitere Markthochlauf von Plug-in-Hybridfahrzeugen die deutschen Klimaziele 2030 im Verkehrsbereich. Aus umweltpolitischer Sicht sollte die Förderung aus Kaufprämie und Steuervorteilen dringend überprüft werden“, so Studienleiter Julius Jöhrens vom Ifeu.

Tägliches Laden entscheidend für CO2-Bilanz

Vor allem bei privaten Plug-in-Hybriden zahle sich Ladedisziplin für die CO2-Bilanz aus. Gelänge es, alle privaten Plug-in-Hybride täglich aufzuladen, so würden diese Fahrzeuge ungefähr so viele CO2-Emissionen einsparen, wie in den Emissionsberechnungen für das Jahr 2030 bisher angenommen wurde. Bei Dienstwagen blieben die realen CO2-Emissionen hingegen auch unter sehr optimistischen Annahmen für die Ladedisziplin in 2030 etwa doppelt so hoch wie in den Standard-Testverfahren.

Vor allem hier wären zur Verbesserung der Situation deutlich höhere elektrische Reichweiten notwendig. „Vergünstigungen für Plug-in-Hybride sollten an harte Kriterien für die elektrische Reichweite, die elektrische Leistung und den Nachweis einer regelmäßigen Lademöglichkeit geknüpft sein“, erklärt Julius Jöhrens. Zudem sollte elektrisches Fahren für die Nutzer finanziell attraktiv gemacht werden, empfiehlt die Studie.

Die Studie „Plug-in hybrid electric cars: Market development, technical analysis and CO₂ emission scenarios for Germany“ von Öko-Institut, Ifeu und Transport & Environment steht kostenlos als PDF zum Download bereit.

Dienstag, 12.01.2021, 13:01 Uhr
Susanne Harmsen

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