E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Studien - Frühjahrsprognose: Leichter Aufschwung
Quelle: Shutterstock
Studien

Frühjahrsprognose: Leichter Aufschwung

Die befürchtete Rezession fällt aus: Die Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute für 2023 sieht ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent. Sorgen macht die hohe Inflation.
In ihrer Frühjahrsprognose geben sich die führenden deutschen Konjunkturforschenden optimistischer als im Herbst 2022. Die befürchtete Rezession von 0,4 Prozent sei ausgeblieben, hieß es am 5. April. Stattdessen könne ein kleines Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 Prozent erwartet werden.

Ein Faktor dafür seien nachlassende Lieferkettenprobleme. Für 2024 wird nun auch wegen der nachlassenden Inflation ein Wachstum von 1,5 Prozent erwartet, nach bislang 1,9 Prozent. Allerdings appellierten die Vertreter der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute an die Politik, nicht mit immer neuen Förderprogrammen die Inflation anzuheizen.

„Maßgeblich ist ein geringerer Kaufkraftentzug infolge deutlich rückläufiger Energiepreise“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zur Begründung. Dennoch werde die Inflationsrate nur langsam zurückgehen, von 6,9 Prozent im vergangenen auf 6,0 Prozent in diesem Jahr. Staatliche Entlastungsmaßnahmen und absehbar hohe Lohnsteigerungen stärkten zwar die Binnennachfrage, hielten aber auch den heimischen Preisauftrieb hoch.

2024 Schuldenbremse wieder einhalten

Erst für kommendes Jahr rechnen die Wirtschaftsweisen mit einem nachlassenden Inflationsdruck: Die Inflationsrate bilde sich spürbar auf 2,4 Prozent zurück. Der Staat werde sein Finanzierungsdefizit im laufenden Jahr nur leicht auf 2,2 Prozent in Relation zum nominellen BIP verringern, weil die Finanzpolitik zunächst expansiv ausgerichtet bleibt. Erst im kommenden Jahr wird der Kurs deutlicher gestrafft und das Defizit auf 0,9 Prozent sinken. Die Experten mahnten die Bundesregierung, spätestens 2024 die Schuldenbremse wieder einzuhalten. Zudem sollten die Zusatzschulden aus den „Sondervermögen“ nur sehr gezielt eingesetzt werden, mahnte Oliver Holtemöller vom IWH.
 
Eckdaten der Frühjahrsprognose 2023
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Quelle: Gemeinschaftsdiagnose

Warnung vor zu hoher Förderung

Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte zwar weiter zunehmen, von 45,6 Millionen dieses Jahr auf 45,9 Millionen im Jahr 2023 und 46,0 Millionen 2024. Doch die Zahl der Arbeitslosen steige in diesem Jahr von 2,42 auf 2,48 Millionen - vorübergehend, da die ukrainischen Flüchtlinge nicht sofort auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Im kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosigkeit dann allerdings wieder sinken auf dann 2,41 Millionen Personen.

Auch vor diesem Hintergrund halten die Experten eine zu hohe Förderung beispielsweise von energetischer Sanierung für unrealistisch, da schlicht die Arbeitskräfte zur Ausführung fehlten.
 
Die Wirtschaftsweisen bei der Frühjahrsprognose (von links): Stefan Ederer (Wifo), Timo Wollmershäuser (Ifo), Stefan Kooths (IfW), Torsten Schmidt (RWI), Oliver Holtemöller (IWH)
Quelle: E&M / Harmsen

Energiepreis-Entlastungen "kontraproduktiv" für den Klimaschutz

Stefan Kooths vom IfW Kiel riet von ungezielten Förderungen ab. So gebe es bei der Heizungsumstellung durchaus auch achtzigjährige Hausbesitzer, die sich eine neue Anlage leisten könnten. Oliver Holtemöller vom IWH riet dazu, die sozialen Hilfssysteme zu nutzen und nicht die Breite der Bevölkerung mit staatlichen Subventionen zu entlasten, die nur die Staatsverschuldung und damit die Inflation anheizten. Auch Energiepreisentlastungen für die Industrie seien nur bedingt sinnvoll für eine kurze Krisenzeit, da ansonsten der Druck zu mehr Effizienz und Dekarbonisierung fehle, schlossen die Wirtschaftsweisen.

Die Gemeinschaftsdiagnose wird erarbeitet vom
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (Ifo),
  • Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel),
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
  • und vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen (RWI).
Für den weltwirtschaftlichen Überblick war Stefan Ederer vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) Wien eingeladen.

Die Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2023 steht im Internet bereit.

Mittwoch, 5.04.2023, 13:46 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Studien - Frühjahrsprognose: Leichter Aufschwung
Quelle: Shutterstock
Studien
Frühjahrsprognose: Leichter Aufschwung
Die befürchtete Rezession fällt aus: Die Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute für 2023 sieht ein leichtes Wachstum von 0,3 Prozent. Sorgen macht die hohe Inflation.
In ihrer Frühjahrsprognose geben sich die führenden deutschen Konjunkturforschenden optimistischer als im Herbst 2022. Die befürchtete Rezession von 0,4 Prozent sei ausgeblieben, hieß es am 5. April. Stattdessen könne ein kleines Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,3 Prozent erwartet werden.

Ein Faktor dafür seien nachlassende Lieferkettenprobleme. Für 2024 wird nun auch wegen der nachlassenden Inflation ein Wachstum von 1,5 Prozent erwartet, nach bislang 1,9 Prozent. Allerdings appellierten die Vertreter der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute an die Politik, nicht mit immer neuen Förderprogrammen die Inflation anzuheizen.

„Maßgeblich ist ein geringerer Kaufkraftentzug infolge deutlich rückläufiger Energiepreise“, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zur Begründung. Dennoch werde die Inflationsrate nur langsam zurückgehen, von 6,9 Prozent im vergangenen auf 6,0 Prozent in diesem Jahr. Staatliche Entlastungsmaßnahmen und absehbar hohe Lohnsteigerungen stärkten zwar die Binnennachfrage, hielten aber auch den heimischen Preisauftrieb hoch.

2024 Schuldenbremse wieder einhalten

Erst für kommendes Jahr rechnen die Wirtschaftsweisen mit einem nachlassenden Inflationsdruck: Die Inflationsrate bilde sich spürbar auf 2,4 Prozent zurück. Der Staat werde sein Finanzierungsdefizit im laufenden Jahr nur leicht auf 2,2 Prozent in Relation zum nominellen BIP verringern, weil die Finanzpolitik zunächst expansiv ausgerichtet bleibt. Erst im kommenden Jahr wird der Kurs deutlicher gestrafft und das Defizit auf 0,9 Prozent sinken. Die Experten mahnten die Bundesregierung, spätestens 2024 die Schuldenbremse wieder einzuhalten. Zudem sollten die Zusatzschulden aus den „Sondervermögen“ nur sehr gezielt eingesetzt werden, mahnte Oliver Holtemöller vom IWH.
 
Eckdaten der Frühjahrsprognose 2023
Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken
Quelle: Gemeinschaftsdiagnose

Warnung vor zu hoher Förderung

Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte zwar weiter zunehmen, von 45,6 Millionen dieses Jahr auf 45,9 Millionen im Jahr 2023 und 46,0 Millionen 2024. Doch die Zahl der Arbeitslosen steige in diesem Jahr von 2,42 auf 2,48 Millionen - vorübergehend, da die ukrainischen Flüchtlinge nicht sofort auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Im kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosigkeit dann allerdings wieder sinken auf dann 2,41 Millionen Personen.

Auch vor diesem Hintergrund halten die Experten eine zu hohe Förderung beispielsweise von energetischer Sanierung für unrealistisch, da schlicht die Arbeitskräfte zur Ausführung fehlten.
 
Die Wirtschaftsweisen bei der Frühjahrsprognose (von links): Stefan Ederer (Wifo), Timo Wollmershäuser (Ifo), Stefan Kooths (IfW), Torsten Schmidt (RWI), Oliver Holtemöller (IWH)
Quelle: E&M / Harmsen

Energiepreis-Entlastungen "kontraproduktiv" für den Klimaschutz

Stefan Kooths vom IfW Kiel riet von ungezielten Förderungen ab. So gebe es bei der Heizungsumstellung durchaus auch achtzigjährige Hausbesitzer, die sich eine neue Anlage leisten könnten. Oliver Holtemöller vom IWH riet dazu, die sozialen Hilfssysteme zu nutzen und nicht die Breite der Bevölkerung mit staatlichen Subventionen zu entlasten, die nur die Staatsverschuldung und damit die Inflation anheizten. Auch Energiepreisentlastungen für die Industrie seien nur bedingt sinnvoll für eine kurze Krisenzeit, da ansonsten der Druck zu mehr Effizienz und Dekarbonisierung fehle, schlossen die Wirtschaftsweisen.

Die Gemeinschaftsdiagnose wird erarbeitet vom
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (Ifo),
  • Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel),
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
  • und vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen (RWI).
Für den weltwirtschaftlichen Überblick war Stefan Ederer vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) Wien eingeladen.

Die Gemeinschaftsdiagnose Frühjahr 2023 steht im Internet bereit.

Mittwoch, 5.04.2023, 13:46 Uhr
Susanne Harmsen

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.