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Energie & Management > Gas - Europa kauft den LNG-Markt leer
Quelle: Shutterstock / Igor Grochev
Gas

Europa kauft den LNG-Markt leer

Im Bestreben unabhängig von russischen Gasimporten zu werden, deckt sich Europa weltweit mit Gas ein. Das hat unmittelbare Folgen für die Schwellen- und Entwicklungsländer.
Es ist ein düsteres Bild, welches der jüngste Gasmarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zeichnet: Europas steigender Bedarf an verflüssigtem Erdgas (Liquid Natural Gas, LNG), heißt es dort, habe zu einer außergewöhnlich angespannten globalen Marktsituation geführt. Die Rekordpreise für Gas auf dem europäischen Markt hätten den Kontinent zu einem Premiummarkt für LNG werden lassen und zögen Lieferungen aus anderen Regionen der Welt an. Das führe, so die IEA, zu Lieferschwierigkeiten und einer „Zerstörung“ der Nachfrage in verschiedenen Märkten.

So hätten die gestiegenen LNG-Preise schon zu Beginn des Jahres 2022 in den Schwellenländern Asiens zu zeitweiser Gasknappheit, Stromausfällen und in einigen Industrien zu einem Wechsel von Gas auf andere Energieträger geführt. Die Region ist bereits jetzt stark auf den Import von LNG angewiesen, um die immer größer werdende Lücke zwischen den sinkenden Produktionskapazitäten für Erdgas und der steigenden Nachfrage zu füllen. Stand Mitte 2022 seien rund 22 Mrd. m3 LNG-Import-Kapazitäten in Thailand, Vietnam, Indonesien und den Philippinen im Aufbau, weitere 25 Mrd. m3 seien in verschiedenen Stadien der Entwicklung mit geplanten Inbetriebnahmen vor 2025.

Keine langfristigen Lieferverträge

Dabei hätten allerdings beispielsweise weder Vietnam noch die Philippinen langfristige Lieferverträge für LNG abgeschlossen. So müssten sie nun mit Europa und den nordostasiatischen Ländern um die begrenzten kurzfristig lieferbaren LNG-Mengen konkurrieren. Sollten die Preise weiterhin so hoch bleiben, so die IEA, könne das langfristige Folgen für die Region haben: Große Teile der geplanten neuen LNG-to-Power-Infrastrukturprojekte könnten sich deutlich verzögern oder ganz unvollendet bleiben

Gleichzeitig werde sich auf der Angebotsseite weltweit der Ausbau der Kapazitäten für die Verflüssigung von Erdgas mittelfristig verlangsamen, so dass die globalen Märkte auch weiterhin belastet bleiben dürften, so die Agentur. Grund sei eine Kombination von verzögerten Investitionsentscheidungen während der Zeit der niedrigen Öl- und Gaspreise in der Mitte der 2010er Jahre und Bauverzögerungen aufgrund der Covid-19-Pandemie. Der weltweite Handel mit LNG werde, so die Prognose der Experten, zwischen 2021 und 2025 nur um jährlich etwas unter 4 % wachsen. Das Wachstum läge damit deutlich unter den jährlichen 7 % der vorangegangenen fünf Jahre.

Angesichts dieser Entwicklung nimmt die IEA die Politik in die Pflicht, weitergehende Maßnahmen zum Rückgang des Gasverbrauchs zu implementieren. Das würde, so die Experten, nicht nur den Preisdruck aus dem Markt nehmen und die Versorgung der preissensiblen Märkte in den Schwellenländern sichern, sondern diesen Ländern auch den schnelleren Kohleausstieg und damit die Reduktion ihres CO2-Ausstoßes ermöglichen.

 
Gas Market Report Q3-2022
Zur Vollansicht bitte auf das Bild klicken
Quelle: IEA




 

Donnerstag, 14.07.2022, 15:13 Uhr
Katia Meyer-Tien
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Im Bestreben unabhängig von russischen Gasimporten zu werden, deckt sich Europa weltweit mit Gas ein. Das hat unmittelbare Folgen für die Schwellen- und Entwicklungsländer.
Es ist ein düsteres Bild, welches der jüngste Gasmarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zeichnet: Europas steigender Bedarf an verflüssigtem Erdgas (Liquid Natural Gas, LNG), heißt es dort, habe zu einer außergewöhnlich angespannten globalen Marktsituation geführt. Die Rekordpreise für Gas auf dem europäischen Markt hätten den Kontinent zu einem Premiummarkt für LNG werden lassen und zögen Lieferungen aus anderen Regionen der Welt an. Das führe, so die IEA, zu Lieferschwierigkeiten und einer „Zerstörung“ der Nachfrage in verschiedenen Märkten.

So hätten die gestiegenen LNG-Preise schon zu Beginn des Jahres 2022 in den Schwellenländern Asiens zu zeitweiser Gasknappheit, Stromausfällen und in einigen Industrien zu einem Wechsel von Gas auf andere Energieträger geführt. Die Region ist bereits jetzt stark auf den Import von LNG angewiesen, um die immer größer werdende Lücke zwischen den sinkenden Produktionskapazitäten für Erdgas und der steigenden Nachfrage zu füllen. Stand Mitte 2022 seien rund 22 Mrd. m3 LNG-Import-Kapazitäten in Thailand, Vietnam, Indonesien und den Philippinen im Aufbau, weitere 25 Mrd. m3 seien in verschiedenen Stadien der Entwicklung mit geplanten Inbetriebnahmen vor 2025.

Keine langfristigen Lieferverträge

Dabei hätten allerdings beispielsweise weder Vietnam noch die Philippinen langfristige Lieferverträge für LNG abgeschlossen. So müssten sie nun mit Europa und den nordostasiatischen Ländern um die begrenzten kurzfristig lieferbaren LNG-Mengen konkurrieren. Sollten die Preise weiterhin so hoch bleiben, so die IEA, könne das langfristige Folgen für die Region haben: Große Teile der geplanten neuen LNG-to-Power-Infrastrukturprojekte könnten sich deutlich verzögern oder ganz unvollendet bleiben

Gleichzeitig werde sich auf der Angebotsseite weltweit der Ausbau der Kapazitäten für die Verflüssigung von Erdgas mittelfristig verlangsamen, so dass die globalen Märkte auch weiterhin belastet bleiben dürften, so die Agentur. Grund sei eine Kombination von verzögerten Investitionsentscheidungen während der Zeit der niedrigen Öl- und Gaspreise in der Mitte der 2010er Jahre und Bauverzögerungen aufgrund der Covid-19-Pandemie. Der weltweite Handel mit LNG werde, so die Prognose der Experten, zwischen 2021 und 2025 nur um jährlich etwas unter 4 % wachsen. Das Wachstum läge damit deutlich unter den jährlichen 7 % der vorangegangenen fünf Jahre.

Angesichts dieser Entwicklung nimmt die IEA die Politik in die Pflicht, weitergehende Maßnahmen zum Rückgang des Gasverbrauchs zu implementieren. Das würde, so die Experten, nicht nur den Preisdruck aus dem Markt nehmen und die Versorgung der preissensiblen Märkte in den Schwellenländern sichern, sondern diesen Ländern auch den schnelleren Kohleausstieg und damit die Reduktion ihres CO2-Ausstoßes ermöglichen.

 
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