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Energie & Management > Gastbeitrag - Die richtige Strategie in schwierigen Zeiten
Quelle: E&M
Gastbeitrag

Die richtige Strategie in schwierigen Zeiten

Eine Checkliste für Stadtwerke, Regionalversorger und ihre Netzbetreiber in Krisenzeiten stellt *Christof Spangenberg, Geschäftsführer der K.Group, vor.
Die menschlichen und politischen Folgen des Krieges in der Ukraine sind unvorstellbar und in Ihrer Gesamtheit kaum zu erfassen. Aus energiewirtschaftlicher Perspektive sind diverse Szenarien zur Zukunft der Gasversorgung aus Russland denkbar. Allen gemeinsam ist, dass Gas in Zukunft deutlich teurer sein wird als in der Vergangenheit – ebenso klar ist, dass auf die Gasversorgung in ihrer Gesamtheit in absehbarer Zeit nicht verzichtet werden kann und wird. 

Unabhängig vom eintretenden Szenario ist ein breites Portfolio an Maßnahmen zu erwarten, um alternative und bevorzugt regenerative Energiequellen noch schneller zu nutzen und die Last nach den verfügbaren Kapazitäten zu steuern. Die Folgen dieser Entwicklung sind: 
  • Power-to-Gas (P2G) wird massiv ausgebaut, H2 aus regenerativem Strom wird relevant; 
  • Smart Grid im Strom, Gas- und Wärmenetz sowie bidirektionales Laden, intelligentes Messwesen und aktives Lastmanagement werden konsequent eingeführt und vor allem auch genutzt; 
  • Energieeffizienz, Autonomie etc. werden massiv beschleunigt und gefördert; 
  • E-Mobilität wird weiter beschleunigt ausgebaut.
Mit welchen Maßnahmen sollten Stadtwerke, Regionalversorger und Netzbetreiber hierauf reagieren? Die folgenden Punkte sind in allen realistischen Szenarien sinnvoll. Mit ihnen werden Energie-Autonomie, Unabhängigkeit von Commodity-Produkten und Energiewende vorangetrieben:

Kunden und Beschaffung
  • Preissteigerungen für Kunden verkraftbar machen – und die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in Richtung Energiedienstleistungen (EDL) beschleunigen. 
  • Sozial schwache Haushalte unterstützen, etwa mittels Erwartungsmanagement, Energiesparberatung und weiteren Lösungen wie Sozialfonds oder Lösungsmodellen mit Sozialämtern. Eine risikoreduzierende Beratung für Betriebe ist ebenfalls empfehlenswert. 
  • EDL- und Autonomieprodukte sowie Förderoptionen kennen und einbinden. 
  • Handwerkerkapazitäten optionieren, um den Einbau von PV, Speichern, Wärmepumpen etc. zu ermöglichen. 
  • Produkte mit Abschalt-/Kapazitätsoptionen und entsprechender Preisdifferenzierung einführen. 
  • Produkte beziehungsweise Plattformen zur Vermarktung von Überschussmengen bereitstellen. Bei Strom/Gas zum Beispiel von einer Provision auf Rückvermarktung profitieren, bei Wärme gegebenenfalls auch die Einspeiseoption berücksichtigen. 
  • Das Beschaffungs-Risikomanagement engmaschig und professionell durchführen. 
Stromnetz 
  • Den Netzausbau für E-Mobilität und dezentrale Erzeugung intensivieren. 
  • Smart Grid sowie ein iMSB-basiertes Lastmanagement aufbauen. 
  • Stromspeicher (dezentral und zentral) aktiv einbinden und managen. 
Gasnetz 
  • Ein differenziertes Netzentwicklungskonzept erstellen, insbondere in Hinblick auf: Wo muss Gas lange bleiben? An welchen Stellen kann es durch Nah-/Fernwärme abgelöst werden? Und wo ist eine Ablösung durch kundenindividuelle EDL-Lösungen machbar? 
  • Ein kundendifferenziertes Lastreduzierungsmanagement ermöglichen. 
  • Baukapazitäten für alternative Aufgaben umsteuern, etwa in Wärmenetzen.
Gasnetz / Einsatzfall Wärme 
  • Mit einer "Quick-Hit-Ausbauplanung" identifizieren, wo sich neue Anschlüsse schnell generieren lassen. 
  • Ein smartes Wärmenetzmanagement betreiben. 
  • Die Einspeisung von dezentralen, dritten Wärmeerzeugern ermöglichen. 
Übergreifend gilt:
  • Montage und Tiefbaukapazitäten sind mittel- und langfristig zu sichern. Außerdem sollte man seine Wertschöpfungsstrategie auf die neuen Aufgaben und Volumen hin ausrichten. 
  • Es kann sich rentieren, langfristige Partnerschaften mit Dienstleistern einzugehen und dabei Kapazitäten zu optionieren. 
Allerdings sollte man mit einer realistischen Erwartungshaltung vorgehen. Keiner dieser Ansatzpunkte löst das aktuelle Problem kurzfristig – in der Summe und mittelfristig können alle Punkte jedoch einen wesentlichen, wirksamen Beitrag dazu leisten. 

*Dr. Christof Spangenberg, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft K.Group, München 

 
Christof Spangenberg
Quelle: K.Goup

 

Donnerstag, 21.04.2022, 10:40 Uhr
Redaktion
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Quelle: E&M
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Die richtige Strategie in schwierigen Zeiten
Eine Checkliste für Stadtwerke, Regionalversorger und ihre Netzbetreiber in Krisenzeiten stellt *Christof Spangenberg, Geschäftsführer der K.Group, vor.
Die menschlichen und politischen Folgen des Krieges in der Ukraine sind unvorstellbar und in Ihrer Gesamtheit kaum zu erfassen. Aus energiewirtschaftlicher Perspektive sind diverse Szenarien zur Zukunft der Gasversorgung aus Russland denkbar. Allen gemeinsam ist, dass Gas in Zukunft deutlich teurer sein wird als in der Vergangenheit – ebenso klar ist, dass auf die Gasversorgung in ihrer Gesamtheit in absehbarer Zeit nicht verzichtet werden kann und wird. 

Unabhängig vom eintretenden Szenario ist ein breites Portfolio an Maßnahmen zu erwarten, um alternative und bevorzugt regenerative Energiequellen noch schneller zu nutzen und die Last nach den verfügbaren Kapazitäten zu steuern. Die Folgen dieser Entwicklung sind: 
  • Power-to-Gas (P2G) wird massiv ausgebaut, H2 aus regenerativem Strom wird relevant; 
  • Smart Grid im Strom, Gas- und Wärmenetz sowie bidirektionales Laden, intelligentes Messwesen und aktives Lastmanagement werden konsequent eingeführt und vor allem auch genutzt; 
  • Energieeffizienz, Autonomie etc. werden massiv beschleunigt und gefördert; 
  • E-Mobilität wird weiter beschleunigt ausgebaut.
Mit welchen Maßnahmen sollten Stadtwerke, Regionalversorger und Netzbetreiber hierauf reagieren? Die folgenden Punkte sind in allen realistischen Szenarien sinnvoll. Mit ihnen werden Energie-Autonomie, Unabhängigkeit von Commodity-Produkten und Energiewende vorangetrieben:

Kunden und Beschaffung
  • Preissteigerungen für Kunden verkraftbar machen – und die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in Richtung Energiedienstleistungen (EDL) beschleunigen. 
  • Sozial schwache Haushalte unterstützen, etwa mittels Erwartungsmanagement, Energiesparberatung und weiteren Lösungen wie Sozialfonds oder Lösungsmodellen mit Sozialämtern. Eine risikoreduzierende Beratung für Betriebe ist ebenfalls empfehlenswert. 
  • EDL- und Autonomieprodukte sowie Förderoptionen kennen und einbinden. 
  • Handwerkerkapazitäten optionieren, um den Einbau von PV, Speichern, Wärmepumpen etc. zu ermöglichen. 
  • Produkte mit Abschalt-/Kapazitätsoptionen und entsprechender Preisdifferenzierung einführen. 
  • Produkte beziehungsweise Plattformen zur Vermarktung von Überschussmengen bereitstellen. Bei Strom/Gas zum Beispiel von einer Provision auf Rückvermarktung profitieren, bei Wärme gegebenenfalls auch die Einspeiseoption berücksichtigen. 
  • Das Beschaffungs-Risikomanagement engmaschig und professionell durchführen. 
Stromnetz 
  • Den Netzausbau für E-Mobilität und dezentrale Erzeugung intensivieren. 
  • Smart Grid sowie ein iMSB-basiertes Lastmanagement aufbauen. 
  • Stromspeicher (dezentral und zentral) aktiv einbinden und managen. 
Gasnetz 
  • Ein differenziertes Netzentwicklungskonzept erstellen, insbondere in Hinblick auf: Wo muss Gas lange bleiben? An welchen Stellen kann es durch Nah-/Fernwärme abgelöst werden? Und wo ist eine Ablösung durch kundenindividuelle EDL-Lösungen machbar? 
  • Ein kundendifferenziertes Lastreduzierungsmanagement ermöglichen. 
  • Baukapazitäten für alternative Aufgaben umsteuern, etwa in Wärmenetzen.
Gasnetz / Einsatzfall Wärme 
  • Mit einer "Quick-Hit-Ausbauplanung" identifizieren, wo sich neue Anschlüsse schnell generieren lassen. 
  • Ein smartes Wärmenetzmanagement betreiben. 
  • Die Einspeisung von dezentralen, dritten Wärmeerzeugern ermöglichen. 
Übergreifend gilt:
  • Montage und Tiefbaukapazitäten sind mittel- und langfristig zu sichern. Außerdem sollte man seine Wertschöpfungsstrategie auf die neuen Aufgaben und Volumen hin ausrichten. 
  • Es kann sich rentieren, langfristige Partnerschaften mit Dienstleistern einzugehen und dabei Kapazitäten zu optionieren. 
Allerdings sollte man mit einer realistischen Erwartungshaltung vorgehen. Keiner dieser Ansatzpunkte löst das aktuelle Problem kurzfristig – in der Summe und mittelfristig können alle Punkte jedoch einen wesentlichen, wirksamen Beitrag dazu leisten. 

*Dr. Christof Spangenberg, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft K.Group, München 

 
Christof Spangenberg
Quelle: K.Goup

 

Donnerstag, 21.04.2022, 10:40 Uhr
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