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Energie & Management > Klimaschutz - Bundesregierung muss das Land besser vor künftigen Hochwassern wappnen
Bild: Fotolia, frenta
Klimaschutz

Bundesregierung muss das Land besser vor künftigen Hochwassern wappnen

Laut einer Studie mit Hilfe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erhöht der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit extremer Regenfälle und damit von Hochwasserkatastrophen wie im Juli 2021.
Die World Weather Attribution Initiative (WWA), ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Beteiligung des Deutschen Wetterdienstes (DWD), kommt zu dem Schluss, dass die Klimaerwärmung zu mehr Wasserdampf in der Atmosphäre führt. Damit steige das Risiko extremer Regenfälle, wie sie vor kurzem im Westen Deutschlands 180 Menschen das Leben kosteten und Milliardenschäden anrichteten. Die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Katastrophen hat sich demnach im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts um einen Faktor zwischen 1,2 und 9 erhöht, die maximale Regenmenge ist zwischen 3 und 19 % größer.

Unter den derzeitigen Klimabedingungen sei laut WWA zu erwarten, dass eine bestimmte Region in Westeuropa etwa einmal in 400 Jahren von einem solch verheerenden Ereignis heimgesucht werde. Mit weiter steigenden Durchschnittstemperaturen ereigne sich derart extremer Starkregen häufiger: Werde es nochmals 0,8 Grad wärmer, erhöhe sich die Häufigkeit auf alle 300 Jahre, auch die Intensität des Starkregens steige weiter, warnt die WWA.

Umweltverbände fordern mehr Vorsorge

Um die Schäden durch das Juli-Hochwasser insbesondere in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu bewältigen, soll ein Sondervermögen „Aufbauhilfe 2021“ errichtet werden. Außerdem soll die Insolvenzantragspflicht in den betroffenen Gebieten ausgesetzt werden. Dies sieht ein Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD (19/32039) vor, der am 24. August im Bundestag beraten wird. Der Aufbaufonds soll mit bis zu 30 Mrd. Euro ausgestattet werden. Das Geld soll geschädigten Privathaushalten, Unternehmen und anderen Einrichtungen zugutekommen sowie zur Wiederherstellung der Infrastruktur eingesetzt werden.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte vor dem Hintergrund der Studie den Bundestag zur Nachbesserung seiner Wiederaufbauhilfen auf. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH sagte: „Alles am selben Ort wiederaufzubauen hieße, Menschen und Gebäude erneut dem Risiko der Zerstörung auszusetzen.“ Der Bundestag müsse deshalb den Regierungsentwurf nachbessern. Natürliche Überflutungsflächen, renaturierte Gewässer und angepasste Bewirtschaftung könnten künftige Katastrophen abmildern.

Mehr Wasserspeicherung in der Fläche

Ein gutes Wiederaufbauprogramm halte die natürlichen Überflutungsflächen frei von Bebauung und wandele Äcker und intensiv genutzte Wiesen wieder in Feuchtgrünland um, das Wasser in der Landschaft hält und Kohlenstoff bindet.
Zudem müsse die Bundesregierung die Anstrengungen für Klimaschutz und Wiederherstellung von Ökosystemen verdoppeln, um nächsten Extremwettereignisse vorzubeugen, forderte die DUH.

Auch Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), mahnte: „Konkrete Schritte, um den Hochwasserschutz ökologischer zu gestalten, Überschwemmungsfläche von Bebauung freizuhalten und die Versieglung zu verhindern, sind keine Frage der Freiwilligkeit mehr.“ Hinzukommen müssten ein funktionierendes Warnsystem und ein funktionierender Katastrophenschutz, forderte der BUND.

Klimaschutz ist Katastrophenschutz

Für den Naturschutzbund (Nabu) sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller „Nun wurde wissenschaftlich belegt, dass das Ausmaß der Tragödie ohne die Erderhitzung deutlich unwahrscheinlicher gewesen wäre.“ Deshalb müsse die Politik Treibhausgasemissionen endlich durch wirksame Maßnahmen mindern, anstatt Klimaschutz durch bloße Zieldefinitionen zu betreiben. „Wenn die Treibhausgase bis zum Jahr 2030 wirklich um 65 Prozent gemindert werden sollen, ist der Kohleausstieg bis 2030 alternativlos“, forderte Miller.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid kritisierte: „Die gesellschaftlichen Kosten der Klimakrise wurden von der Großen Koalition bislang systematisch unterschätzt und heruntergespielt.“ Nötige Schritte zum Schutz des Klimas, wie ein Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor, könnten dem Staat viel Geld und der Bevölkerung viel Leid ersparen. „Die nächste Bundesregierung wird an solchen Schritten nicht vorbei kommen. Nur so kann sie die Sicherheit der jungen Generationen gewährleisten”, mahnte Smid.

Das 10-Punkte-Programm der DUH zur Hochwasservorsorge steht im Internet bereit.

Dienstag, 24.08.2021, 14:19 Uhr
Susanne Harmsen
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Bundesregierung muss das Land besser vor künftigen Hochwassern wappnen
Laut einer Studie mit Hilfe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) erhöht der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit extremer Regenfälle und damit von Hochwasserkatastrophen wie im Juli 2021.
Die World Weather Attribution Initiative (WWA), ein internationales Team von Wissenschaftlern unter Beteiligung des Deutschen Wetterdienstes (DWD), kommt zu dem Schluss, dass die Klimaerwärmung zu mehr Wasserdampf in der Atmosphäre führt. Damit steige das Risiko extremer Regenfälle, wie sie vor kurzem im Westen Deutschlands 180 Menschen das Leben kosteten und Milliardenschäden anrichteten. Die Eintrittswahrscheinlichkeit solcher Katastrophen hat sich demnach im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts um einen Faktor zwischen 1,2 und 9 erhöht, die maximale Regenmenge ist zwischen 3 und 19 % größer.

Unter den derzeitigen Klimabedingungen sei laut WWA zu erwarten, dass eine bestimmte Region in Westeuropa etwa einmal in 400 Jahren von einem solch verheerenden Ereignis heimgesucht werde. Mit weiter steigenden Durchschnittstemperaturen ereigne sich derart extremer Starkregen häufiger: Werde es nochmals 0,8 Grad wärmer, erhöhe sich die Häufigkeit auf alle 300 Jahre, auch die Intensität des Starkregens steige weiter, warnt die WWA.

Umweltverbände fordern mehr Vorsorge

Um die Schäden durch das Juli-Hochwasser insbesondere in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu bewältigen, soll ein Sondervermögen „Aufbauhilfe 2021“ errichtet werden. Außerdem soll die Insolvenzantragspflicht in den betroffenen Gebieten ausgesetzt werden. Dies sieht ein Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD (19/32039) vor, der am 24. August im Bundestag beraten wird. Der Aufbaufonds soll mit bis zu 30 Mrd. Euro ausgestattet werden. Das Geld soll geschädigten Privathaushalten, Unternehmen und anderen Einrichtungen zugutekommen sowie zur Wiederherstellung der Infrastruktur eingesetzt werden.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte vor dem Hintergrund der Studie den Bundestag zur Nachbesserung seiner Wiederaufbauhilfen auf. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH sagte: „Alles am selben Ort wiederaufzubauen hieße, Menschen und Gebäude erneut dem Risiko der Zerstörung auszusetzen.“ Der Bundestag müsse deshalb den Regierungsentwurf nachbessern. Natürliche Überflutungsflächen, renaturierte Gewässer und angepasste Bewirtschaftung könnten künftige Katastrophen abmildern.

Mehr Wasserspeicherung in der Fläche

Ein gutes Wiederaufbauprogramm halte die natürlichen Überflutungsflächen frei von Bebauung und wandele Äcker und intensiv genutzte Wiesen wieder in Feuchtgrünland um, das Wasser in der Landschaft hält und Kohlenstoff bindet.
Zudem müsse die Bundesregierung die Anstrengungen für Klimaschutz und Wiederherstellung von Ökosystemen verdoppeln, um nächsten Extremwettereignisse vorzubeugen, forderte die DUH.

Auch Olaf Bandt, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), mahnte: „Konkrete Schritte, um den Hochwasserschutz ökologischer zu gestalten, Überschwemmungsfläche von Bebauung freizuhalten und die Versieglung zu verhindern, sind keine Frage der Freiwilligkeit mehr.“ Hinzukommen müssten ein funktionierendes Warnsystem und ein funktionierender Katastrophenschutz, forderte der BUND.

Klimaschutz ist Katastrophenschutz

Für den Naturschutzbund (Nabu) sagte Bundesgeschäftsführer Leif Miller „Nun wurde wissenschaftlich belegt, dass das Ausmaß der Tragödie ohne die Erderhitzung deutlich unwahrscheinlicher gewesen wäre.“ Deshalb müsse die Politik Treibhausgasemissionen endlich durch wirksame Maßnahmen mindern, anstatt Klimaschutz durch bloße Zieldefinitionen zu betreiben. „Wenn die Treibhausgase bis zum Jahr 2030 wirklich um 65 Prozent gemindert werden sollen, ist der Kohleausstieg bis 2030 alternativlos“, forderte Miller.

Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid kritisierte: „Die gesellschaftlichen Kosten der Klimakrise wurden von der Großen Koalition bislang systematisch unterschätzt und heruntergespielt.“ Nötige Schritte zum Schutz des Klimas, wie ein Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor, könnten dem Staat viel Geld und der Bevölkerung viel Leid ersparen. „Die nächste Bundesregierung wird an solchen Schritten nicht vorbei kommen. Nur so kann sie die Sicherheit der jungen Generationen gewährleisten”, mahnte Smid.

Das 10-Punkte-Programm der DUH zur Hochwasservorsorge steht im Internet bereit.

Dienstag, 24.08.2021, 14:19 Uhr
Susanne Harmsen

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