E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Windkraft Onshore - Wo Bayern bei der Windkraft vorne liegt
Quelle: Fotolia / Mellimage
Windkraft Onshore

Wo Bayern bei der Windkraft vorne liegt

Bayern Schlusslicht bei Windkraft? Nicht in jeder Hinsicht. Bei den kleinsten Kleinwindenergie-Anlagen ist der Freistaat Länderprimus. Nur spielen sie halt systemisch quasi keine Rolle.
Das von CSU und Freien Wählern regierte Bayern gilt als das Bundesland, das weit unter seinen Windenergie-Potenzialen bleibt. So hat es die restriktivste Abstandsregelung bundesweit, wonach Windräder zu Siedlungen in der Regel den zehnfachen Abstand ihrer Höhe einzuhalten haben, auch wenn sie entschärft wurde (10H). Ergebnis: mehr oder weniger die rote Laterne im Bestand, im Neubau und bei den Genehmigungen. Bayern kam Ende März auf 37 kW Windkraft pro Quadratkilometer, während der Bundesdurchschnitt bei 172 kW liegt und Spitzenreiter Schleswig-Holstein 540 kW leistet.

In einer Windkraft-Disziplin läuft Bayern als Erster ins Ziel: bei den Klein-Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von weniger als 5 kW, die auch an windstarken Standorten gerade mal dazu ausreicht, um überhaupt Strom zu haben. Zum Vergleich: Im ersten Quartal leisteten neu installierte Windturbinen im Schnitt 5,16 MW, so die Fachagentur Wind- und Solarenergie (wir berichteten).

Bei den Kleinstanlagen kommt der Süden stark heraus

Bei den kleinsten Windrädern kam Bayern Ende April auf 53 in Betrieb befindliche und vom Netzbetreiber geprüfte Anlagen, teilte Windkraft-Referentin Vera Kragl vom bayerischen Agrarnetzwerk Carmen am 7. Mai in einem Webinar mit. Sie berief sich dabei auf das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. 

Baden-Württemberg, in dem ebenfalls bei der großen Windkraft Flaute herrscht, kommt laut Carmen bei den Kleinstanlagen mit 22 Kleinstanlagen als Zweiter ins Ziel, Sachsen als Dritter mit 20. Erst danach reihen sich die vier windkraftstarken Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein, NRW und Brandenburg in das Bonsai-Ranking ein.

In der Anlagenklasse von 5 bis 30 kW dagegen führt Schleswig-Holstein mit weitem Abstand. Das nördlichste Bundesland kommt auf 165 aktive und geprüfte Anlagen, gefolgt von 63 in Niedersachsen und 39 in − ja − wieder Bayern. Vier Bundesländer weisen in der Kategorie nichts auf, darunter sind aber nur zwei Stadtstaaten.

Und in der größten Leistungsklasse der kleinen Windkraft − oberhalb von 30 kW − führt Niedersachsen die Länder-Reihenfolge an (51), dann kommt knapp dahinter NRW mit 43, gefolgt von Schleswig-Holstein (20) und dann − immerhin auf dem vierten Platz − erneut Bayern (sechs). Die meisten Kleinwindanlagen sind nach Auskunft der FA Wind & Solar neu und gehörten Privatpersonen. Es seien aber auch bestimmte bis zu 30 Jahre alte und ältere Typen dabei, die immer noch zuverlässig weiterliefen oder leicht reparabel seien.

Wo die Kleinwindkraft aufhört und wie sie sich rechnet

Und wo hört „Kleinwindkraft“ nach oben auf? Jürgen Quentin, Referent bei der FA Wind & Solar, zieht die Grenze bei 80 kW, weil die Windenergieanlagen dann eine Gesamthöhe von 50 Meter aufwärts aufweisen und daher eine immissionsrechtliche Genehmigung mit allerlei Nebengenehmigungsverfahren brauchen. Carmen ging von einer Obergrenze von 100 kW aus.

Ein Kleinwindrad amortisiert sich tendenziell nur in der Eigenversorgung, die den teuren Netzstrom-Bezug für gut 37 Cent/kWh (brutto, Januar 2024) ersetzt, rechnete Vera Kragl von Carmen vor. Für die Einspeisung ins Netz winken demgegenüber nur 8,71 Cent/kWh garantierter EEG-Erlös. Das bedeutet für ein 10-kW-Windrad bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 5 Metern pro Sekunde und komplettem Eigenverbrauch. Nach der Hälfte der 20 Betriebsjahre ist es abbezahlt und wirft Geld ab. Bei 50 Prozent Einspeisung ins Netz ist es erst ziemlich am Ende so weit.

Beträgt die Windgeschwindigkeit aber im Mittel nur 4 Meter pro Sekunde, wird die Beispielanlage nie rentabel, wenn sie nennenswert ins Stromnetz der allgemeinen Versorgung einspeist.

In Deutschland 885 Mal Kleinwind

Kleinwind mag einer autarken und CO2-armen Strom-Eigenversorgung dienen, erst recht, wenn eine Liegenschaft keinen Stromanschluss hat − allein, für das deutsche Energiesystem fallen sie nicht ins Gewicht. Nach den Daten von Jürgen Quentin leisten bundesweit 885 Klein-Windenergieanlagen zusammen 8,3 MW. Das ist weniger als das, was nur zwei durchschnittliche Windräder leisten, die im ersten Quartal neu installiert wurden. An dessen Ende lag onshore die installierte Leistung bundesweit bei 61.500 MW.

Mittwoch, 8.05.2024, 16:59 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Wo Bayern bei der Windkraft vorne liegt
Quelle: Fotolia / Mellimage
Windkraft Onshore
Wo Bayern bei der Windkraft vorne liegt
Bayern Schlusslicht bei Windkraft? Nicht in jeder Hinsicht. Bei den kleinsten Kleinwindenergie-Anlagen ist der Freistaat Länderprimus. Nur spielen sie halt systemisch quasi keine Rolle.
Das von CSU und Freien Wählern regierte Bayern gilt als das Bundesland, das weit unter seinen Windenergie-Potenzialen bleibt. So hat es die restriktivste Abstandsregelung bundesweit, wonach Windräder zu Siedlungen in der Regel den zehnfachen Abstand ihrer Höhe einzuhalten haben, auch wenn sie entschärft wurde (10H). Ergebnis: mehr oder weniger die rote Laterne im Bestand, im Neubau und bei den Genehmigungen. Bayern kam Ende März auf 37 kW Windkraft pro Quadratkilometer, während der Bundesdurchschnitt bei 172 kW liegt und Spitzenreiter Schleswig-Holstein 540 kW leistet.

In einer Windkraft-Disziplin läuft Bayern als Erster ins Ziel: bei den Klein-Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von weniger als 5 kW, die auch an windstarken Standorten gerade mal dazu ausreicht, um überhaupt Strom zu haben. Zum Vergleich: Im ersten Quartal leisteten neu installierte Windturbinen im Schnitt 5,16 MW, so die Fachagentur Wind- und Solarenergie (wir berichteten).

Bei den Kleinstanlagen kommt der Süden stark heraus

Bei den kleinsten Windrädern kam Bayern Ende April auf 53 in Betrieb befindliche und vom Netzbetreiber geprüfte Anlagen, teilte Windkraft-Referentin Vera Kragl vom bayerischen Agrarnetzwerk Carmen am 7. Mai in einem Webinar mit. Sie berief sich dabei auf das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. 

Baden-Württemberg, in dem ebenfalls bei der großen Windkraft Flaute herrscht, kommt laut Carmen bei den Kleinstanlagen mit 22 Kleinstanlagen als Zweiter ins Ziel, Sachsen als Dritter mit 20. Erst danach reihen sich die vier windkraftstarken Länder Niedersachsen, Schleswig-Holstein, NRW und Brandenburg in das Bonsai-Ranking ein.

In der Anlagenklasse von 5 bis 30 kW dagegen führt Schleswig-Holstein mit weitem Abstand. Das nördlichste Bundesland kommt auf 165 aktive und geprüfte Anlagen, gefolgt von 63 in Niedersachsen und 39 in − ja − wieder Bayern. Vier Bundesländer weisen in der Kategorie nichts auf, darunter sind aber nur zwei Stadtstaaten.

Und in der größten Leistungsklasse der kleinen Windkraft − oberhalb von 30 kW − führt Niedersachsen die Länder-Reihenfolge an (51), dann kommt knapp dahinter NRW mit 43, gefolgt von Schleswig-Holstein (20) und dann − immerhin auf dem vierten Platz − erneut Bayern (sechs). Die meisten Kleinwindanlagen sind nach Auskunft der FA Wind & Solar neu und gehörten Privatpersonen. Es seien aber auch bestimmte bis zu 30 Jahre alte und ältere Typen dabei, die immer noch zuverlässig weiterliefen oder leicht reparabel seien.

Wo die Kleinwindkraft aufhört und wie sie sich rechnet

Und wo hört „Kleinwindkraft“ nach oben auf? Jürgen Quentin, Referent bei der FA Wind & Solar, zieht die Grenze bei 80 kW, weil die Windenergieanlagen dann eine Gesamthöhe von 50 Meter aufwärts aufweisen und daher eine immissionsrechtliche Genehmigung mit allerlei Nebengenehmigungsverfahren brauchen. Carmen ging von einer Obergrenze von 100 kW aus.

Ein Kleinwindrad amortisiert sich tendenziell nur in der Eigenversorgung, die den teuren Netzstrom-Bezug für gut 37 Cent/kWh (brutto, Januar 2024) ersetzt, rechnete Vera Kragl von Carmen vor. Für die Einspeisung ins Netz winken demgegenüber nur 8,71 Cent/kWh garantierter EEG-Erlös. Das bedeutet für ein 10-kW-Windrad bei einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 5 Metern pro Sekunde und komplettem Eigenverbrauch. Nach der Hälfte der 20 Betriebsjahre ist es abbezahlt und wirft Geld ab. Bei 50 Prozent Einspeisung ins Netz ist es erst ziemlich am Ende so weit.

Beträgt die Windgeschwindigkeit aber im Mittel nur 4 Meter pro Sekunde, wird die Beispielanlage nie rentabel, wenn sie nennenswert ins Stromnetz der allgemeinen Versorgung einspeist.

In Deutschland 885 Mal Kleinwind

Kleinwind mag einer autarken und CO2-armen Strom-Eigenversorgung dienen, erst recht, wenn eine Liegenschaft keinen Stromanschluss hat − allein, für das deutsche Energiesystem fallen sie nicht ins Gewicht. Nach den Daten von Jürgen Quentin leisten bundesweit 885 Klein-Windenergieanlagen zusammen 8,3 MW. Das ist weniger als das, was nur zwei durchschnittliche Windräder leisten, die im ersten Quartal neu installiert wurden. An dessen Ende lag onshore die installierte Leistung bundesweit bei 61.500 MW.

Mittwoch, 8.05.2024, 16:59 Uhr
Georg Eble

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.